Gonokokken

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. September 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Gonokokken sind Bakterien, deren medizinische Bedeutung darin liegt, dass sie die Geschlechtskrankheit Gonorrhoe verursachen können. Die Gonorrhoe wird durch Geschlechtsverkehr übertragen und äußert sich typischerweise durch einen eitrigen Ausfluss aus der Harnröhre beim Mann bzw. aus der Vagina bei der Frau. Mit einer antibiotischen Behandlung kann diese Gonokokken-Infektion geheilt und Spätfolgen wie eine drohende Unfruchtbarkeit verhindert werden.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Gonokokken?

Beim Mann kann sich die Entzündung auf die Nebenhoden und auf die Prostata ausbreiten, was man als Epididymitis bzw. als Prostatitis bezeichnet. Bei der Frau kann eine Mitinfektion der Eileiter (Salpingitis) entstehen.
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Neisseria gonorrhoeae, so lautet der wissenschaftlich exakte Name für Gonokokken, ist ein etwa einen tausendstel Millimeter großes kugelförmiges Bakterium, das sich mit Hilfe von Geißeln fortbewegen kann.

Sein bevorzugter Lebensraum sind die Schleimhäute des Harntraktes und der Geschlechtsorgane. Da die Infektion mit Gonokokken, Gonorrhoe oder umgangssprachlich „Tripper“ genannt, nur durch direkten Kontakt von bakterienhaltigem Material mit Schleimhäuten übertragen wird, zählt sie zu den klassischen Geschlechtskrankheiten.

Die Bakterien befallen die Harnröhre des Mannes und den Muttermund der Frau. Im Rahmen von oralen oder analen Sexualpraktiken kann es auch zu einem Befall der Mundschleimhaut oder der Schleimhaut des Enddarms mit Gonokokken kommen.

Biologische Eigenschaften

Gonokokken, wissenschaftlich bekannt als Neisseria gonorrhoeae, sind gramnegative Bakterien und die Erreger der sexuell übertragbaren Infektion Gonorrhoe. Sie gehören zur Familie der Neisseriaceae und zur Klasse der Betaproteobacteria. Gonokokken sind Kokken (kugelförmig) und treten typischerweise in Paaren auf, wodurch sie als diplokokkige Bakterien klassifiziert werden.

Morphologisch sind Gonokokken kleine, bohnenförmige Bakterien mit einem Durchmesser von etwa 0,6 bis 1,0 µm. Sie besitzen eine äußere Membran, die aus Lipooligosacchariden besteht, die als Virulenzfaktoren dienen. Ihre Bewegung erfolgt über Pili (Haarähnliche Strukturen), die sie auch zur Anheftung an Epithelzellen verwenden, was eine wichtige Rolle bei der Infektion spielt.

Gonokokken sind anspruchsvolle Organismen, die spezielle Nährmedien wie Schokoladenagar für ihr Wachstum benötigen. Sie sind obligat aerob, wachsen jedoch unter mikroaerophilen Bedingungen besser. Die Vermehrung erfolgt bei Temperaturen um 35-37°C, was die menschlichen Körperbedingungen reflektiert.

Das Genom von Neisseria gonorrhoeae umfasst etwa 2,2 Millionen Basenpaare und ist hochvariabel. Diese Variabilität resultiert aus der Fähigkeit des Bakteriums, seine Oberflächenproteine durch genetische Rekombination ständig zu verändern, um dem Immunsystem des Wirts zu entgehen. Dies macht die Bekämpfung der Infektion und die Entwicklung eines Impfstoffs schwierig. Gonokokken sind zudem für die schnelle Entwicklung von Antibiotikaresistenzen bekannt, was die Behandlung komplizierter macht.

Vorkommen & Verbreitung

Gonokokken (Neisseria gonorrhoeae) kommen primär im menschlichen Genitaltrakt vor und sind die Erreger der sexuell übertragbaren Infektion Gonorrhoe. Im Gegensatz zu vielen anderen Bakterien haben Gonokokken kein natürliches Vorkommen in der Umwelt oder in der normalen Darmflora. Sie sind streng an den menschlichen Wirt angepasst und überleben außerhalb des menschlichen Körpers nur für kurze Zeit, da sie spezifische Bedingungen für Wachstum und Vermehrung benötigen.

Die Übertragung erfolgt fast ausschließlich durch sexuellen Kontakt, einschließlich vaginaler, oraler und analer Geschlechtsverkehr. Dabei besiedeln Gonokokken die Schleimhäute des Urogenitaltrakts, des Rachens oder des Enddarms. Eine vertikale Übertragung von Mutter zu Kind kann während der Geburt stattfinden, wobei Gonokokken eine Neugeborenen-Konjunktivitis verursachen können, die ohne Behandlung zu Blindheit führen kann.

In der Umwelt spielen Gonokokken kaum eine Rolle, da sie außerhalb des menschlichen Körpers nicht lange überleben. Sie benötigen feuchte, warme Umgebungen wie Schleimhäute zur Vermehrung. Da sie weder in der Umwelt noch in tierischen Wirten vorkommen, gibt es keine ökologischen Reservoire. Dies bedeutet, dass die Infektion ausschließlich auf den Menschen beschränkt ist, und die Verbreitung vollständig von menschlichem Verhalten abhängt.

Gonorrhoe bleibt eine global verbreitete Infektion, besonders in Regionen mit eingeschränktem Zugang zu Gesundheitsversorgung und geringem Bewusstsein für sexuelle Gesundheit.

Bedeutung & Funktion

Nach einer Inkubationszeit von wenigen Tagen, gerechnet vom Zeitpunkt der Ansteckung mit Gonokokken, kommt es beim Mann zu einer juckenden Harnröhrenentzündung mit Schmerzen beim Wasserlassen und eitrigem Ausfluss. Dieser Ausfluss tritt typischerweise morgens nach dem Aufstehen auf und wird daher auch als „Bonjour-Tropfen“ bezeichnet.

Bei der Frau kann es im Rahmen einer Infektion des Gebärmutterhalses ebenfalls zu einem eitrigen Ausfluss aus der Vagina kommen. Die Krankheit kann jedoch auch ohne ausgeprägte Symptome verlaufen. Unbehandelt klingen die Beschwerden meistens nach einigen Monaten ab. Die Gonorrhoe spricht normalerweise gut auf eine antibiotische Behandlung an. Das Antibiotikum der Wahl war lange Zeit Penicillin, eines der ersten verfügbaren Antibiotika überhaupt.

Inzwischen finden sich allerdings in zunehmendem Maße Gonokokken-Stämme, die gegen Penicillin resistent sind. Daher besteht die bevorzugte Therapie heutzutage in der Gabe anderer Antibiotika, z. B. aus der Gruppe der Cephalosporine. Bei einem unkomplizierten Krankheitsverlauf genügt eine Behandlung über einige Tage. Komplizierte Verläufe können auch eine Therapiedauer bis zu einem Monat erfordern. Bei Diagnosestellung sollte der Patient immer darauf hingewiesen werden, dass seine Geschlechtspartner untersucht und gegebenenfalls auch behandelt werden sollten.

Seit Einführung des Infektionsschutzgesetzes im Jahr 2000 muss der behandelnde Arzt Erkrankungsfälle nicht mehr dem Gesundheitsamt melden. Eine Ansteckung lässt sich durch die Verwendung von Kondomen beim Geschlechtsverkehr verhindern. Trotz der Propagation von „Safer Sex“ ist die Gonorrhoe auch heute noch eine bedeutende sexuell übertragbare Erkrankung mit etwa 15.000 Fällen pro Jahr in Deutschland. Häufig werden gleichzeitig mit den Gonokokken andere sexuell übertragbare Erreger wie z. B. Chlamydien übertragen.


Krankheiten

Gefürchtet sind die Gonokokken wegen der Komplikationen, die bei schweren Krankheitsverläufen einer Gonorrhoe auftreten können. Beim Mann kann sich die Entzündung auf die Nebenhoden und auf die Prostata ausbreiten, was man als Epididymitis bzw. als Prostatitis bezeichnet.

Bei der Frau kann eine Mitinfektion der Eileiter (Salpingitis) entstehen. Bei beiden Geschlechtern können diese Komplikationen zur Unfruchtbarkeit führen. Die Infektion kann auch das Auge befallen, wenn mit der Hand, die zuvor Kontakt mit den Genitalien hatte, das Auge gerieben wird. Im schlimmsten Fall kann dies unbehandelt zur Blindheit auf dem betroffenen Auge führen. Eine Gefährdung besteht auch für das Auge eines Neugeborenen, wenn der Genitaltrakt der Mutter – und somit der Geburtskanal – infiziert ist. Früher hat man zur Vermeidung einer solchen Neugeboreneninfektion mit Gonokokken, Gonoblenorrhoe genannt, allen Kindern direkt nach der Geburt antibakterielle Augentropfen verabreicht.

Da heute werdende Mütter routinemäßig auf Gonorrhoe untersucht und gegebenenfalls behandelt werden, ist diese sogenannte Credé-Prophylaxe heute weitgehend verlassen worden. Die schwerwiegendste Komplikation einer Gonokokken-Infektion ist eine sogenannte Gonokokken-Sepsis, bei der der Erregerbefall nicht mehr lokal auf bestimmte Schleimhäute begrenzt ist, sondern Gonokokken über die Blutbahn im ganzen Körper verstreut werden können. Die gefürchtetsten Folgen sind lebensbedrohliche Entzündungen der Herzklappen (Gonokokken-Endokarditis) oder der Hirnhäute (Gonokokken-Meningitis).

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung einer Infektion mit Gonokokken erfolgt typischerweise durch Antibiotika. Die aktuelle Standardtherapie umfasst eine Einzeldosis Ceftriaxon (ein Cephalosporin der dritten Generation) als intramuskuläre Injektion, oft kombiniert mit Azithromycin in oraler Form, um auch mögliche Co-Infektionen mit Chlamydien zu behandeln. Diese Kombinationstherapie wurde eingeführt, um der zunehmenden Antibiotikaresistenz von Gonokokken entgegenzuwirken.

Ein großes Problem bei der Behandlung von Gonorrhoe ist die rasante Entwicklung von antibiotikaresistenten Stämmen. Einige Gonokokkenstämme haben Resistenzmechanismen gegen frühere Standardbehandlungen wie Penicilline, Tetracycline, Chinolone und sogar Azithromycin entwickelt. Diese resistenten Stämme erschweren die erfolgreiche Behandlung erheblich und stellen eine wachsende Bedrohung für die öffentliche Gesundheit dar.

Alternativen zu den aktuellen Behandlungsprotokollen werden untersucht. Bei resistenten Stämmen könnten Kombinationstherapien mit neuen Antibiotika wie Cefixim oder Gentamicin in Betracht gezogen werden. Außerdem laufen Forschungen zu völlig neuen Antibiotikaklassen und experimentellen Therapien, um die Resistenzproblematik zu umgehen.

Langfristig wird auch die Entwicklung eines Impfstoffs gegen Gonokokken diskutiert, doch dieser Ansatz ist aufgrund der hohen genetischen Variabilität des Erregers komplex. Weitere experimentelle Ansätze beinhalten phytotherapeutische Mittel und die Erforschung von Bakteriophagen, die gezielt gegen Gonokokken wirken könnten, um Antibiotikaresistenzen zu umgehen.

Auswirkungen von Gonokokken auf die Fruchtbarkeit

Eine Infektion mit Gonokokken (Neisseria gonorrhoeae), dem Erreger der Gonorrhoe, kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben, insbesondere in Bezug auf die Fruchtbarkeit von Frauen und Männern. Unbehandelte Gonorrhoe-Infektionen können nicht nur akute Symptome wie Schmerzen und Ausfluss verursachen, sondern auch langfristige Komplikationen, die zu Unfruchtbarkeit führen.

Bei Frauen kann die Ausbreitung der Infektion von den Schleimhäuten des Gebärmutterhalses in die Gebärmutter, die Eileiter und die Eierstöcke zu einer Beckenentzündung (Pelvic Inflammatory Disease, PID) führen. Diese Entzündung kann Narbengewebe in den Eileitern verursachen, was deren Durchgängigkeit beeinträchtigt. Die vernarbten Eileiter können zu Eileiterschwangerschaften führen, bei denen sich die befruchtete Eizelle außerhalb der Gebärmutter ansiedelt, was ein medizinischer Notfall ist. Noch schwerwiegender ist die Tatsache, dass die vernarbten Eileiter die Fruchtbarkeit erheblich reduzieren oder sogar zu Unfruchtbarkeit führen können.

Bei Männern kann Gonorrhoe zu einer Entzündung der Hoden und Nebenhoden (Epididymitis) führen, die ebenfalls zu Narbenbildung und Verengung der Samenleiter führt. Dies kann zu einer Abnahme der Spermienproduktion und -qualität und somit zur Unfruchtbarkeit führen. Unbehandelte Infektionen können sich auf die Prostata und die Harnröhre ausbreiten und chronische Schmerzen sowie dauerhafte Schäden an den Fortpflanzungsorganen verursachen.

Neben den physischen Komplikationen kann die Unfruchtbarkeit, die durch Gonokokken verursacht wird, auch erhebliche psychologische und emotionale Belastungen nach sich ziehen. Paare, die sich Kinder wünschen und auf natürliche Weise keine Kinder bekommen können, erleben oft Stress, Depressionen und Beziehungsprobleme. Diese emotionale Belastung wird verstärkt, wenn die Infertilität vermeidbar gewesen wäre, da Gonorrhoe in den meisten Fällen durch frühzeitige Diagnose und Behandlung leicht zu verhindern ist.

Die Prävention spielt daher eine zentrale Rolle im Umgang mit den Auswirkungen von Gonokokken auf die Fruchtbarkeit. Safer-Sex-Praktiken, wie die Verwendung von Kondomen, sind die wirksamsten Mittel, um eine Infektion zu verhindern. Regelmäßige sexuelle Gesundheitsuntersuchungen, insbesondere bei Menschen mit wechselnden Sexualpartnern, sind ebenfalls wichtig, um Infektionen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, bevor sie zu schwerwiegenden Komplikationen führen können. Da Gonorrhoe oft asymptomatisch verläuft, können viele Menschen infiziert sein, ohne es zu wissen, was das Risiko der unbewussten Weiterverbreitung und der Entwicklung von Langzeitfolgen wie Unfruchtbarkeit erhöht.

Die Sensibilisierung für die Risiken, die Gonokokken für die Fruchtbarkeit darstellen, sowie für die Bedeutung von Prävention und frühzeitiger Behandlung, ist entscheidend, um die langfristigen gesundheitlichen und sozialen Auswirkungen dieser Infektion zu minimieren.

Quellen

  • Kayser, F. H. et al.: Medizinische Mikrobiologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Studt, H. H.: Allgemeine und spezielle Infektionslehre. Lehrbuch für Pflegeberufe. Kohlhammer, Stuttgart 2003
  • Weiß, A., Barth, H., Schmidt, H.: Bakterielle Toxine. Behr's Verlag, Hamburg 2018

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