Gonokokken

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Gonokokken sind Bakterien, deren medizinische Bedeutung darin liegt, dass sie die Geschlechtskrankheit Gonorrhoe verursachen können. Die Gonorrhoe wird durch Geschlechtsverkehr übertragen und äußert sich typischerweise durch einen eitrigen Ausfluss aus der Harnröhre beim Mann bzw. aus der Vagina bei der Frau. Mit einer antibiotischen Behandlung kann diese Gonokokken-Infektion geheilt und Spätfolgen wie eine drohende Unfruchtbarkeit verhindert werden.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Gonokokken?

Beim Mann kann sich die Entzündung auf die Nebenhoden und auf die Prostata ausbreiten, was man als Epididymitis bzw. als Prostatitis bezeichnet. Bei der Frau kann eine Mitinfektion der Eileiter (Salpingitis) entstehen.
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Neisseria gonorrhoeae, so lautet der wissenschaftlich exakte Name für Gonokokken, ist ein etwa einen tausendstel Millimeter großes kugelförmiges Bakterium, das sich mit Hilfe von Geißeln fortbewegen kann.

Sein bevorzugter Lebensraum sind die Schleimhäute des Harntraktes und der Geschlechtsorgane. Da die Infektion mit Gonokokken, Gonorrhoe oder umgangssprachlich „Tripper“ genannt, nur durch direkten Kontakt von bakterienhaltigem Material mit Schleimhäuten übertragen wird, zählt sie zu den klassischen Geschlechtskrankheiten.

Die Bakterien befallen die Harnröhre des Mannes und den Muttermund der Frau. Im Rahmen von oralen oder analen Sexualpraktiken kann es auch zu einem Befall der Mundschleimhaut oder der Schleimhaut des Enddarms mit Gonokokken kommen.

Bedeutung & Funktion

Nach einer Inkubationszeit von wenigen Tagen, gerechnet vom Zeitpunkt der Ansteckung mit Gonokokken, kommt es beim Mann zu einer juckenden Harnröhrenentzündung mit Schmerzen beim Wasserlassen und eitrigem Ausfluss. Dieser Ausfluss tritt typischerweise morgens nach dem Aufstehen auf und wird daher auch als „Bonjour-Tropfen“ bezeichnet.

Bei der Frau kann es im Rahmen einer Infektion des Gebärmutterhalses ebenfalls zu einem eitrigen Ausfluss aus der Vagina kommen. Die Krankheit kann jedoch auch ohne ausgeprägte Symptome verlaufen. Unbehandelt klingen die Beschwerden meistens nach einigen Monaten ab. Die Gonorrhoe spricht normalerweise gut auf eine antibiotische Behandlung an. Das Antibiotikum der Wahl war lange Zeit Penicillin, eines der ersten verfügbaren Antibiotika überhaupt.

Inzwischen finden sich allerdings in zunehmendem Maße Gonokokken-Stämme, die gegen Penicillin resistent sind. Daher besteht die bevorzugte Therapie heutzutage in der Gabe anderer Antibiotika, z. B. aus der Gruppe der Cephalosporine. Bei einem unkomplizierten Krankheitsverlauf genügt eine Behandlung über einige Tage. Komplizierte Verläufe können auch eine Therapiedauer bis zu einem Monat erfordern. Bei Diagnosestellung sollte der Patient immer darauf hingewiesen werden, dass seine Geschlechtspartner untersucht und gegebenenfalls auch behandelt werden sollten.

Seit Einführung des Infektionsschutzgesetzes im Jahr 2000 muss der behandelnde Arzt Erkrankungsfälle nicht mehr dem Gesundheitsamt melden. Eine Ansteckung lässt sich durch die Verwendung von Kondomen beim Geschlechtsverkehr verhindern. Trotz der Propagation von „Safer Sex“ ist die Gonorrhoe auch heute noch eine bedeutende sexuell übertragbare Erkrankung mit etwa 15.000 Fällen pro Jahr in Deutschland. Häufig werden gleichzeitig mit den Gonokokken andere sexuell übertragbare Erreger wie z. B. Chlamydien übertragen.


Krankheiten

Gefürchtet sind die Gonokokken wegen der Komplikationen, die bei schweren Krankheitsverläufen einer Gonorrhoe auftreten können. Beim Mann kann sich die Entzündung auf die Nebenhoden und auf die Prostata ausbreiten, was man als Epididymitis bzw. als Prostatitis bezeichnet.

Bei der Frau kann eine Mitinfektion der Eileiter (Salpingitis) entstehen. Bei beiden Geschlechtern können diese Komplikationen zur Unfruchtbarkeit führen. Die Infektion kann auch das Auge befallen, wenn mit der Hand, die zuvor Kontakt mit den Genitalien hatte, das Auge gerieben wird. Im schlimmsten Fall kann dies unbehandelt zur Blindheit auf dem betroffenen Auge führen. Eine Gefährdung besteht auch für das Auge eines Neugeborenen, wenn der Genitaltrakt der Mutter – und somit der Geburtskanal – infiziert ist. Früher hat man zur Vermeidung einer solchen Neugeboreneninfektion mit Gonokokken, Gonoblenorrhoe genannt, allen Kindern direkt nach der Geburt antibakterielle Augentropfen verabreicht.

Da heute werdende Mütter routinemäßig auf Gonorrhoe untersucht und gegebenenfalls behandelt werden, ist diese sogenannte Credé-Prophylaxe heute weitgehend verlassen worden. Die schwerwiegendste Komplikation einer Gonokokken-Infektion ist eine sogenannte Gonokokken-Sepsis, bei der der Erregerbefall nicht mehr lokal auf bestimmte Schleimhäute begrenzt ist, sondern Gonokokken über die Blutbahn im ganzen Körper verstreut werden können. Die gefürchtetsten Folgen sind lebensbedrohliche Entzündungen der Herzklappen (Gonokokken-Endokarditis) oder der Hirnhäute (Gonokokken-Meningitis).

Quellen

  • Kayser, F. H. et al.: Medizinische Mikrobiologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Studt, H. H.: Allgemeine und spezielle Infektionslehre. Lehrbuch für Pflegeberufe. Kohlhammer, Stuttgart 2003
  • Weiß, A., Barth, H., Schmidt, H.: Bakterielle Toxine. Behr's Verlag, Hamburg 2018

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