Fruchtblase
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Während der Schwangerschaft wächst der Fötus im Bauch der Mutter heran. Dort ist er von der so genannten Fruchtblase umgeben, die ihn schützt. Unter dem Geburtsvorgang platzt sie.
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Was ist die Fruchtblase?
Die Fruchtblase ist ein Gewebesack. Er dient als Schutzraum für den heranwachsenden Fötus im Mutterleib. Bis zur achten Woche bildet sich der Embryo aus, was medizinisch als Embryogenese bezeichnet wird. Diese Zeit, die Embryonalperiode genannt wird, umfasst die Befruchtung des Eis über die Einnistung in die Schleimhaut der Gebärmutter bis hin zur Entwicklung der Anlagen für die Organe.
Ab dem dritten Monat der Schwangerschaft, der so genannten Fetogenese, entwickelt sich die Fruchtblase durch eine Auffaltung des mittleren und des äußeren Keimblatts. Sie besteht aus zwei Häuten, Amnion und Chorion genannt. Diese Häute sind zwei dünne, aber sehr stabile Membranen. Sie wachsen mit dem Fötus bis zur Geburt mit und geben ihm einen eigenen Raum, in dem er sich entwickeln kann.
Dieser Raum ist mit Fruchtwasser gefüllt. Dieses dient dazu, dass das Gewebe der Fruchtblase nicht mit dem sich entwickelnden Embryo und später dem Fötus verwächst. Bis zur Geburt hat das Fruchtwasser ein Volumen von ca. einem bis 1,5 Liter. Unter der Geburt reißt die Fruchtblase und das Fruchtwasser tritt aus.
Anatomie & Aufbau
Die Fruchtblase bildet sich ab der achten Woche der Schwangerschaft aus zwei Membranen. Die innere Membran heißt Amnion. Sie umschließt das Fruchtwasser und den Fötus. Die äußere wird Chorion genannt. Sie ist ein Teil der Plazenta und über die Nabelschnur mit ihr verbunden. Über das Chorion findet der Austausch mit der Mutter statt. Die Fruchtblase weist keine Gefäße auf. Sie ist sehr dünn, aber äußerst strapazierfähig.
Das Fruchtwasser ist eine klare Flüssigkeit, die aus Wasser, Kalium, Natrium, Eiweißen, Fett und Glukose besteht. Sie umgibt den Fötus vollständig und wird an der inneren Wand des Amnion gebildet. Je weiter die Schwangerschaft voranschreitet und je mehr sich das Kind entwickelt, desto höher ist der Anteil von anderen Stoffen im Fruchtwasser.
So verliert der Fötus beispielsweise Haare und Hautschuppen. Daher wird es alle drei Stunden erneuert. Ab der zwölften Woche beginnt der Fötus, das Fruchtwasser zu trinken. Auf diese Weise trainiert er die Lunge und das Verdauungssystem. So gibt das Kind den ersten Urin bereits im Mutterleib ab.
Aufgaben & Funktionen
Die Funktionen der Fruchtblase lassen sich als Schutzmembran für den Fötus zusammenfassen. Sie fängt Stöße vom Fötus und von außen ab. Gleichzeitig schützt sie vor Lärm, der ihn nur gedämpft erreicht. Außerdem ist sie eine Barriere für eindringende Keime. So soll sie vor Infektionen schützen.
Eine weitere Aufgabe der Fruchtblase ist der Austausch des Fruchtwassers sowie der Abtransport von Schadstoffen. Mit der fortschreitenden Schwangerschaft erhöht sich zudem die Menge des Fruchtwassers, damit der Fötus auch weiterhin ganz von der Flüssigkeit umgeben ist. So sorgt die Fruchtblase für die Zunahme der Produktion spätestens ab der 15. Schwangerschaftswoche. Da der Fötus beginnt, das Fruchtwasser zu trinken, ist eine Erhöhung der Wassermenge unerlässlich.
Eine wichtige und ihre letzte Funktion übernimmt die Fruchtblase bei der Geburt. Platzt sie, setzt sie das Startsignal für die Niederkunft. Im normalen Fall ist der Blasensprung spontan. Er geschieht in Verbindung mit den Geburtswehen und kann zu unterschiedlichen Zeitpunkten passieren.
Setzt er vor den Wehen ein, sprechen die Mediziner von einem vorzeitigen Blasensprung. Geschieht er zu Beginn, wird er als frühzeitig kategorisiert. Geht das Wasser am Ende der Eröffnungsphase ab, kommt er rechtzeitig. Als verspätet wird er klassifiziert, wenn er bis zur Austreibungsphase intakt bleibt oder sogar die Geburt übersteht. Um den Geburtsvorgang zu beschleunigen, ist es zudem in manchen Fällen angeraten, die Fruchtblase zum Platzen zu bringen. Das wird Blasensprengung genannt.
Die Farbe des Fruchtwassers gibt zudem einen Aufschluss, ob eine Überreife des Kindes vorliegt. Ist es grün gefärbt, wird die Geburt eingeleitet, um weder das Kind noch die Mutter zu gefährden.
Krankheiten & Beschwerden
In der Hälfte der Fälle findet die Geburt des Kindes innerhalb der 48 folgenden Stunden nach dem Blasensprung statt. Eine Komplikation durch den Verlust des Fruchtwasser ist eine höhere Anfälligkeit für Infektionen. Je nach Schwangerschaftswoche kann der Fötus Fehlbildungen der Lunge entwickeln. Zudem ist die Bewegungsfreiheit für ihn eingeschränkt. Die größte Gefahr ist die einer Fehl- oder Frühgeburt, wenn die Wehen ausgelöst werden.
Die mit dem medizinisch Fachterminus versehene Chorioamnionitis ist eine Entzündung der Membran der Fruchtblase, die auf das Fruchtwasser übergreifen kann. Ihr Vorkommen ist mit einem bis fünf Prozent aller Schwangerschaften gering. Verursacht wird sie, wenn Bakterien aus dem Mastdarm der Mutter in die Vagina ein- und bis zur Fruchtblase vordringen. Tritt sie auf, kann sie nicht nur zu einer Früh- oder Fehlgeburt des Kindes führen, sondern auch eine Blutvergiftung bei der Mutter verursachen.
Quellen
- Bommas-Ebert, U. et al.: Kurzlehrbuch Anatomie. Und Embryologie. Thieme, Stuttgart 2011
- Drenckhahn, D.: Anatomie. Band 1: Makroskopische Anatomie, Histologie, Embryologie, Zellbiologie. Urban & Fischer, München 2008
- Lohr, M., Keppler, B. (Hrsg.): Innere Medizin – Kompendium für Studium und Klinik. Urban & Fischer, München 2005