Fruchtwasser

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Fruchtwasser wird klare, wässrige Körperflüssigkeit bezeichnet, die die Amnionhöhle – Fruchtblase – füllt und von dieser gebildet wird. Die Fruchtblase wie das Fruchtwasser gehören zum Gewebe des Embryos, nicht zu dem Gewebe der Mutter.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Fruchtwasser?

Das Fruchtwasser ist für die Entwicklung des Kindes und eine normal fortschreitende Schwangerschaft von immenser Bedeutung. Bei jeder Vorsorgeuntersuchung ist die vorhandene Fruchtwassermenge ein wichtiges Merkmal, das sonografisch mit einem Fruchtwasserindex gemessen wird.
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In der Amnionflüssigkeit, dem Fruchtwasser, schwimmt das Ungeborene. Sie enthält wichtige Stoffe wie Eiweiß, Kalium, Natrium, Spurenelemente sowie Hautzellen und Härchen des Ungeborenen. Gebildet wird das Fruchtwasser von inneren Eihäuten. Von diesem Fruchtwasser trinkt das Ungeborene schluckweise ab der 14. Schwangerschaftswoche – bis zu drei Liter täglich.

Das verbrauchte Fruchtwasser wird fortlaufend erneuert. In den letzten Schwangerschaftswochen wird alle drei Stunden das Fruchtwasser ausgetauscht. Das funktioniert über die Harnwege, sobald die Nieren des Kindes funktionieren. Die Flüssigkeitsmenge von Fruchtwasser wird über den Darm des Kindes resorbiert und gelangt über die Plazenta dann in den mütterlichen Blutkreislauf.

Die durchschnittliche Fruchtwassermenge beträgt bis zu zwei Liter – jede Abweichung kann möglicherweise auf eine Fehlbildung des ungeborenen Kindes oder eine Erkrankung der werdenden Mutter hindeuten. Normales Fruchtwasser weist eine klare bis milchig-gelbliche Farbe auf, bei einer Übertragung färbt es sich grünlich oder trübt durch Stuhlausscheidungen ein. Bei einer Übertragung und Gefahr für Mutter und Kind ist oftmals die Einleitung der Geburt notwendig.

Beschaffenheit

In den ersten Wochen der Schwangerschaft bilden sich die Fruchtblase (Amnion) und die Chorionhöhle, die ab dem dritten Schwangerschaftsmonat miteinander verschmelzen und das Kind bis zur Geburt in der Fruchtblase schützen. Die Chorion, ein Teil der Plazenta, ist über die Nabelschnur mit der Chorion verbunden, über die der Austausch mit der Mutter erfolgt. Die Fruchtblase sehr dünn, aber extrem strapazierfähig.

Das Fruchtwasser wird durch ein einschichtiges und fruchtseitig liegendes Epithel der Fruchtblase abgesondert. Das Fruchtwasser und die Fruchtblase zählen zum Gewebe des Kindes, nicht zu dem der Mutter, bildet sich aber aus Anteilen von beiden. In der Amnionflüssigkeit sind Wasser, Proteine, Harnstoff, Laktat, Glukose sowie Kalium, Natrium und fetale Epithelzellen vorhanden. Gebildet wird die Fruchtblase mit dem Fruchtwasser an der inneren Wand des Amnions. Darum auch die zunehmende Menge an Fruchtwasser im Vergleich zu dem ebenfalls wachsenden Embryo.

Funktion & Aufgaben

Das Fruchtwasser schützt die Mutter, die durch das Fruchtwasser, in dem das Ungeborene schwerelos schwebt, vor den Bewegungen des Kindes wie ein Stoßdämpfer geschützt ist. Gleichzeitig erfährt auch das Kind durch das Fruchtwasser genug Platz sich zu bewegen und ungehindert zu entwickeln.

Die für eine gesunde Entwicklung des ungeborenen Kindes wichtige Flüssigkeitszufuhr verläuft mit bis zu drei Litern täglich über das Fruchtwasser, sodass der Embryo alle wichtigen Nährstoffe erhält. Durch das Fruchtwasser wird die Nabelschnur geschützt und verhindert, dass die lebenswichtige Blutzirkulation über die Nabelschnur unterbrochen wird.

Eine weitere sehr wichtige Aufgabe des Fruchtwassers ist nicht nur der Schutz der Mutter vor den manchmal heftigen Kindsbewegungen, sondern auch der Schutz des Kindes vor äußerer Gewalteinwirkung wie ein Schlag oder Stoß. Zusätzlich bildet das Fruchtwasser einen guten Schutz vor Temperaturschwankungen und unterstützt so eine stabile Entwicklungsbasis für das Ungeborene.

Das bereits in der vierten Schwangerschaftswoche gebildete Fruchtwasser, in dem der Embryo sich in geschützter Position befindet, verhindert eine Verwachsung des Embryos mit der Fruchtblase. Außerdem unterstützt es bei intakter Fruchtblase in der Eröffnungsphase der Geburt, dass der Gebärmutterhalskanal seit weitet und wie ein Keil unterstützt.

Der Fötus lernt ab der zwölften Woche, dieses Fruchtwasser zu trinken, was die Lunge und das Verdauungssystem des Ungeborenen trainiert. Eine weitere wichtige Schutzfunktion des Fruchtwassers ist die Barriere für eindringende Keime, um das Ungeborene vor Infektionen zu schützen sowie seine lärmreduzierende Wirkung. Mit dem Austausch des Fruchtwassers werden gleichzeitig Schadstoffe abtransportiert.


Krankheiten & Beschwerden

Das Fruchtwasser ist für die Entwicklung des Kindes und eine normal fortschreitende Schwangerschaft von immenser Bedeutung. Bei jeder Vorsorgeuntersuchung ist die vorhandene Fruchtwassermenge ein wichtiges Merkmal, das sonografisch mit einem Fruchtwasserindex gemessen wird.

30 Milliliter Fruchtwasser durchschnittlich sind in der 10. Schwangerschaftswoche üblich, in der 20. Schwangerschaftswoche ungefähr 350 Milliliter, in der 30. – 34. Woche sind es ungefähr 1.000 Milliliter Fruchtwasser und bis zur Geburt ungefähr 800 Milliliter Fruchtwasserflüssigkeit.

Eine Vermehrung des Fruchtwassers wird als Polyhydramnion bezeichnet, eine Reduktion auf weniger als 200 – 500 Milliliter als eine Oligoamnion. Bei zu wenig Fruchtwasser können sich Fehlbildungen am Schädel und dem Gesicht des ungeborenen Kindes entwickeln oder verschobene Hüften.

Auch eine Unterentwicklung der Lungen sowie eine Fehlbildungen an den Füßen wie Klumpfüße könnten mögliche negative Auswirkungen haben. Durch eine Fruchtwasseruntersuchung, die sogenannte Amniozentese, die nur im Notfall oder auf Verdacht durchgeführt wird, können bei einem erhöhten Schwangerschaftsrisiko, Erbkrankheiten und chromosal bedingten Auffälligkeiten Verdachtsmomente bestätigen.

Diese wird eine Probe des Fruchtwassers über die mütterliche Bauchdecke vorgenommen und die entnommene Probe des Fruchtwassers anschließend analysiert. Jede Erhöhung oder Verminderung der Menge des Fruchtwassers außerhalb der sonografischen Softmarker muss abgeklärt werden zur Sicherheit von Mutter und Kind. Tritt Fruchtwasser in den Kreislauf der Mutter, kann eine Fruchtwasserembolie entstehen.

Bei einer Erstinfektion mit Toxoplasmose während der Schwangerschaft tritt mit 50 Prozent Wahrscheinlichkeit der Erreger über die Plazenta, die Nabelschnur und damit auf den kindlichen Organismus, was erhebliche Schädigungen zur Folge haben kann.

Quellen

  • Bommas-Ebert, U. et al.: Kurzlehrbuch Anatomie. Und Embryologie. Thieme, Stuttgart 2011
  • Drenckhahn, D.: Anatomie. Band 1: Makroskopische Anatomie, Histologie, Embryologie, Zellbiologie. Urban & Fischer, München 2008
  • Lohr, M., Keppler, B. (Hrsg.): Innere Medizin – Kompendium für Studium und Klinik. Urban & Fischer, München 2005

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