Gallenblasenpolypen
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Gallenblasenpolypen sind meist gutartige Geschwülste, die in vielen Fällen völlig beschwerdefrei verlaufen und deshalb nicht selten nur zufällig im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung entdeckt werden. Kleinere Polypen bedürfen in der Regel keine Therapie, sollten aber regelmäßig sonografisch kontrolliert werden. Bei Befunden ab einer Größe von zehn Millimetern empfiehlt sich jedoch die (meist laparoskopische) Entfernung der gesamten Gallenblase, da bei größeren Gallenblasenpolypen das seltene Risiko der Entartung in ein Karzinom besteht.
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Was sind Gallenblasenpolypen?
Gallenblasenpolypen gehören zu den meist gutartigen Geschwülsten der Gallenblase, die aufgrund ihrer häufigen Symptomlosigkeit oft nur durch Zufall bei routinemäßigen Ultraschalluntersuchungen entdeckt werden.
Nicht selten enthalten die Gallenblasenpolypen neben Schleimhautzellen auch Cholesterin, was sie in der sonografischen Diagnostik unter Umständen schwer unterscheidbar von Gallensteinen macht. Medizinische Relevanz bekommen sie meist erst ab einer Größe von etwa zehn Millimetern oder einer schnellen Wachstumstendenz.
In diesen Fällen wird man sich aufgrund der Gefahr der (seltenen) Entartung der Polypen in ein Karzinom für die vorsorgliche Entfernung der gesamten Gallenblase mit der anschließenden histologischen Untersuchung des Gewebes entscheiden. Ungefähr jeder Zwanzigste – Männer eher als Frauen – wird im Laufe des Lebens mit Gallenblasenpolypen konfrontiert.
Ursachen
Zu den Hauptursachen von Gallenblasenpolypen gehört – vergleichbar dem typischen Gallenstein – ein erhöhter Gehalt an Cholesterin in der Galle. Neben Ablagerungen an der Schleimhaut der Gallenblase (Cholesteatose) werden dadurch auch cholesterinhaltige Vorwölbungen der Schleimhaut, die sogenannten Cholesterinpolypen verursacht.
Interessanterweise kommt es in derselben Gallenblase fast nie zur gemeinsamen Bildung von Steinen und Polypen – bei dem meisten Patienten findet man diagnostisch immer nur eine der beiden Strukturen vor. Da in beiden Fällen ein Überangebot an Cholesterin zur Entstehung führt, muss auch eine fehlerhafte Ernährung als primäre Ursache berücksichtigt werden.
Auch andere Wucherungen in der Gallenblase können die Bildung von Polypen begünstigen. In der Regel sind es gutartige Adenome, die sich entweder aus der Schleimhaut der Gallenblase oder aus Drüsengewebe (Zystadenome) entwickeln und zur Entstehung von Gallenblasenpolypen beitragen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Gallenblasenpolypen bleiben häufig symptomfrei oder rufen ähnliche Symptome wie Gallensteine hervor. Es handelt sich um gutartige Wucherungen an der Gallenblase, die in seltenen Fällen aber auch mal bösartig entarten. Es wurde beobachtet, dass Menschen, die an Gallensteinen leiden, keine Gallenpolypen entwickeln.
Umgekehrt bilden sich bei Patienten mit Gallenpolypen unabhängig davon, ob ohne oder mit Symptomen, keine Gallensteine. Ob es bei Gallenblasenpolypen zu Beschwerden kommt, hängt von der Größe der Polypen und dem Entwicklungsstadium der Erkrankung ab. Isolierte Gallenblasenpolypen zeigen häufig keine Symptome. Treten sie jedoch im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen auf, kann es zu Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen im rechten Oberbauch mit Ausstrahlung in den Schultergürtel, Völlegefühl, Blähungen und Koliken kommen.
Das sind Beschwerden, die in ähnlicher Weise auch bei Gallensteinen vorkommen können. Bei ausgedehnter Polypenbildung können auch Gallenwege und Gefäßversorgung blockiert werden. Ein Verschluss der Gallenweg führt zu einer Gelbsucht, die sich durch Gelbfärbung der Haut und der Augen bemerkbar macht. Des Weiteren kommt es zu quälenden Juckreiz und Müdigkeit.
Die Leberfunktion kann so beeinträchtigt werden, dass deren Entgiftungsfunktion ausfällt. Im Körper reichern sich dann giftige Stoffwechselprodukte an. Nach der Entfernung der betroffenen Gallenblase bilden sich die Symptome meist vollständig zurück. Gleichzeitig wird dadurch auch das Risiko für die Entartung von Gallenblasenpolypen zu Gallenblasenkrebs beseitigt.
Diagnose & Verlauf
Die Diagnose von Gallenblasenpolypen erfolgt durch die Sonografie, wobei die Unterschied zwischen cholesterinhaltigen Polypen und Gallensteinen aufgrund des ähnlichen Erscheinungsbildes im Ultraschall nicht immer eindeutig ist.
Auch ein Übersehen der Gallenblasenpolypen ist möglich – zum einen, wenn sie noch sehr klein sind, zum anderen, weil sie sich oft nicht hinreichend von den umliegenden Gewebsstrukturen abgegrenzt darstellen lassen. Auch einige Laborwerte (Gamma-GT, alkalische Phosphatase) können den Verdacht auf ein Geschehen in der Gallenblase bestärken.
Oft bleiben von Gallenblasenpolypen Betroffene komplett schmerzfrei, vor allem in Verbindung mit weiteren Gallenerkrankungen sind jedoch Symptome wie Schmerzen im rechten Oberbauch, die in die Schulter ziehen können, Übelkeit und Verdauungsbeschwerden möglich.
In Kombination mit anderen Störungen (Stein, Tumor) können Polypen über eine Stauung des Gallenflusses eine Gelbsucht auslösen. Bei größeren Gallenblasenpolypen muss zudem immer auch das – wenn auch eher seltene – Risiko einer Entartung in ein Karzinom bedacht werden.
Komplikationen
In der Regel kommt es durch die Gallenblasenpolypen selbst nicht zu Beschwerden, Schmerzen oder Komplikationen. Aus diesem Grund bleiben die Polypen auch sehr lange unentdeckt und werden in den meisten Fällen nur zufällig diagnostiziert. Sie können allerdings in Zusammenhang mit anderen Erkrankungen der Gallenblase zu Schmerzen oder zu einer Übelkeit führen.
Nicht selten treten auch Beschwerden bei der Verdauung oder Durchfall auf. In einigen Fällen tritt eine Gelbsucht auf. Die Behandlung findet aus diesem Grund nicht in jedem Falle statt. Sollten die Gallenblasenpolypen relativ klein sein und nicht zu Beschwerden oder zu Schmerzen führen, werden diese in der Regel auch nicht entfernt.
Dabei treten für den Patienten keine weiteren Komplikationen auf und die Polypen führen nicht zu Folgeschäden. Sollten die Gallenblasenpolypen allerdings groß sein und sich ausbreiten und wachsen, so muss in den meisten Fällen die komplette Gallenblase entfernt werden. Der Betroffene erleidet dabei einen relativ starken Gewichtsverlust und klangt über ein allgemeines Krankheitsgefühl. Es kommt außerdem zu einem erhöhten Krebsrisiko beim Patienten. Weiterhin treten allerdings keine besonderen Komplikationen auf.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Gallenblasenpolypen bleiben vom Patienten häufig unbemerkt, da sie oftmals symptomfrei sind. Meist fallen sie erst bei einer Kontrolluntersuchung durch Ultraschall auf. Daher empfiehlt es sich grundsätzlich, in regelmäßigen Abständen einen Check-up bei einem Hausarzt durchführen zu lassen. Routineuntersuchungen helfen bei der Früherkennung und sollten von Menschen in jeder Altersstufe genutzt werden. Zusätzlich ist ein Arzt zu konsultieren, sobald Beschwerden in der Nähe der Bauchregion auftreten.
Setzen Schmerzen oder ein Unwohlsein wiederholt ein, ist es ratsam, diese Hinweise ärztlich abklären zu lassen. Bei Übelkeit, Erbrechen oder einem Druckgefühl im Brustkorb, sollte ein Arzt konsultiert werden. Kommt es zu einer verminderten Leistungsfähigkeit, einem erhöhten Schlafbedürfnis oder Abgeschlagenheit trotz ausreichendem Nachtschlaf, sind diese Beobachtungen mit einem Arzt zu besprechen.
Bei Veränderungen der Verdauung, ist ein Arztbesuch notwendig, sobald die Beschwerden über mehrere Tage anhalten oder an Intensität zunehmen. Wiederholt auftretender Durchfall, Verstopfung oder ein Darmverschluss geben Anlass zur Sorge und sollten medizinisch abgeklärt werden.
Ärztliche Hilfe kann auch in Anspruch genommen werden, wenn der Betroffene ein diffuses Krankheitsgefühl hat oder eine innere Unruhe verspürt. Entsteht ein Engegefühl im Brustkorb oder kommt es zu ungewöhnlichen Gewichtsveränderungen, sollte die Rücksprache mit einem Arzt gesucht werden.
Behandlung & Therapie
Gallenblasenpolypen, die klein und symptomlos sind, können – eine regelmäßige sonografische Kontrolle vorausgesetzt – ohne weitere Therapie in der Gallenblase belassen werden.
Bei schnellem Wachstum und generell ab einer Ausdehnung von etwa zehn Millimetern sollte die Gallenblase komplett operativ entfernt werden (Cholezystektomie). In unkomplizierten Fällen geschieht dies meist sehr schonend im Rahmen einer Bauchspiegelung (Laparoskopie). Für den Patienten, der durch den Verlust der Gallenblase keine größeren Einschränkungen erleidet, ist in der Regel weder die Operation noch die Zeit nach dem Eingriff eine schwierige Belastung.
Bei Symptomen wie häufigen Verdauungsstörungen, chronischer Müdigkeit oder ungewolltem Gewichtsverlust muss trotz der relativ seltenen Auftrittshäufigkeit auch eine Entartung in eine Krebsvorstufe oder ein Karzinom in Betracht gezogen werden.
Besteht der Verdacht auf fortgeschrittene Erkrankung, kann auch mithilfe eines Bauchschnitts (Laparotomie) operiert werden, da dieser dem Arzt zusätzlich eine gute intraoperative Erkundung des Bauchraumes und damit des Ausmaßes der auf dem Boden eines Gallenblasenpolypen entstandenen Erkrankung verschafft.
Aussicht & Prognose
Die Prognose bei Gallenblasenpolypen hängt von dem Stadium der Erkrankung und der Größe der vorhandenen Polypen ab. Grundsätzlich ist ein Gallenblasenpolyp gutartig und erhält eine gute Prognose. Die Gewebeveränderungen können in einem routinierten Eingriff vollständig entfernt werden. Im Anschluss an die Wundheilung wird der Patient als beschwerdefrei aus der Behandlung entlassen.
Je größer die entstandenen Gallenblasenpolypen sind, desto wahrscheinlicher wird ein bösartiger Krankheitsverlauf. Damit verschlechtert sich die Prognose für den Patienten immens. Unbehandelt besteht das Risiko, dass es zu einer steten Zunahme der Beschwerden kommt und sich der allgemeine Gesundheitszustand kontinuierlich verschlechtert.
Zudem droht das vorzeitigen Ableben des Patienten. Krebszellen entwickeln sich und können sich im Organismus ausbreiten, um an anderen Stellen Metastasen auszubilden. Eine frühzeitige Diagnosestellung und Behandlung ist bei Gallenblasenpolypen daher entscheidend für den weiteren Verlauf.
Obgleich es im Normalfall bei einer Entfernung der Gewebeveränderungen zu einer schnellen Genesung kommt, kann sich der Patient jederzeit einer neuen Entstehung von Polypen ausgesetzt sehen. Im Verlauf des Lebens ist ein erneuter Krankheitsausbruch mit der gleichen Prognoseaussicht möglich. Befinden sich die Gallenblasenpolypen an schwer erreichbaren Stellen, ist die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen während des Eingriffs möglich. Es können Schäden am umliegenden Gewebe entstehen, sie zu einer Heilungsverzögerung oder Beeinträchtigungen führen.
Vorbeugung
Bei Gallenblasenpolypen ist keine spezielle Form der Prophylaxe bekannt. Da jedoch – wie auch bei den Gallensteinen – einige Polypen cholesterinhaltig sind, kann eine bewusste und gesunde Ernährung zumindest über die Reduzierung des Cholesteringehaltes in der Galle einen positiven Einfluss haben.
Eine wichtige Methode der Vorbeugung gibt es in Bezug auf die mögliche Entartung der Gallenblasenpolypen zu Karzinomen: Sind bereits kleine Polypen diagnostiziert, sind diese regelmäßig zu kontrollieren. Ab einer Größe von etwa zehn Millimetern sollten Gallenblasenpolypen inklusive der Galle prophylaktisch entfernt werden.
Das können Sie selbst tun
Im Alltag sollte der Patient durch seine Lebensmittelzufuhr darauf achten, seinen Cholesterinspiegel dauerhaft zu senken. Dafür ist eine Umstellung der Ernährung wichtig. Der Konsum von tierischen Fetten ist zu reduzieren oder zu vermeiden.
Hilfreich sind hingegen Lebensmittel wie Tomaten, Nüsse, Vollkornprodukte, Knoblauch, Zwiebeln oder Lauch. Diese sollten bei der Zubereitung der Mahlzeiten vermehrt Verwendung finden. Der Verzehr von Obst und Gemüse ist insgesamt zu steigern. Zusätzlich unterstützen sojahaltige Lebensmittel oder Tofu die Gesundheit des Betroffenen.
Bei der Flüssigkeitszufuhr ist auf einen übermäßigen Konsum von Kaffee zu verzichten. Mineralwasser oder grüner Tee helfen, um die Beschwerden zu lindern. Produkte wie Butter, Wurst, Sahne, Fleisch, Aal, fettiger Räucherfisch und Margarine können den Cholesterinspiegel erhöhen. Sie sind vom Ernährungsplan zu streichen oder stark zu reduzieren.
Neben der Nahrungsumstellung kann der Patient einige Maßnahmen zur Anregung des Stoffwechsels ergreifen. Ausreichende Bewegung, regelmäßige sportliche Aktivitäten und die Vermeidung von Nikotin oder Alkohol fördern die Gesundheit und unterstützen den Genesungsverlauf.
Treten Beschwerden wie Übelkeit oder Schwindel auf, sollte sich der Patient schonen und ausreichende Ruhephasen gönnen. Eine Überanstrengung ist zu unterlassen. Die Bedürfnisse und Möglichkeiten des Organismus sollten bei allen Aktivitäten berücksichtigt werden, damit es zu keiner Verschlechterung der Gesundheit kommt.
Quellen
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013