Gastrointestinaler Stromatumor

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Gastrointestinale Stromatumoren sind eine selten vorkommende Art von Tumorerkrankungen im Verdauungsapparat. Häufig sind Menschen fortgeschrittenen Alters betroffen. Im Durchschnitt wird im Alter von 60 Jahren die Diagnose GIST (gastrointestinale Stromatumoren) gestellt. Die Zahl der Neuerkrankungen dieser bösartigen Bindegewebstumoren liegt in Deutschland mit 800 bis 1200 Krankheitsfällen im Jahr vergleichsweise niedrig.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Gastrointestinaler Stromatumor?

Die Erkrankung an GIST äußert sich meist mit diffusen Anzeichen wie Bauchschmerzen und/oder Unterleibsschmerzen, Völlegefühl oder Verdauungsstörungen.
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Unter GIST (gastrointestinale Stromatumoren) versteht man eine Sammelbezeichnung für verschiedene Krebsformen, die sich durch Entstehung von Weichteil- beziehungsweise Weichgewebstumoren äußern. Im Unterschied zu anderen Karzinomen im Verdauungstrakt bilden sich hier Krebszellen im Binde- beziehungsweise Stützgewebe aus.

Bei Karzinomen ist das Deckgewebe, vorrangig die Schleimhäute, der entsprechenden Organe betroffen. Diese Differenzierung der Krebsform ist wichtig für den richtigen therapeuthischen Behandlungsansatz. Besonders häufig werden die Geschwülste im Magen, und Dünndarm, seltener in Speiseröhre, Dickdarm und Rektum lokalisiert.

In sehr seltenen Fällen können beschriebene Tumoren auch außerhalb des Bauchraums auftreten, es handelt sich um „extragastrointestinale Stromatumoren" (EGIST). Extrem wenige Patienten können auch von einer weiteren Sonderform, der „gastrointestinale autonomen Nerventumoren“ (GANT) betroffen sein.

Ursachen

Durch genetische Mutationen kommt es zu einer Veränderung des sogenannten „KIT-Rezeptors“. Die Rezeptor-Proteine funktionieren nicht mehr korrekt, sind entweder daueraktiv oder in zu großen Mengen vorhanden und geben falsche Signale ab. Dies führt wiederum zu einer viel zu erhöhten Zellbildung und unkontrolliertem Wachstum von Zellen, die gastrointestinalen Tumoren entstehen lassen.

GIST lassen sich durch den Nachweise der beschriebenen mutierten KIT-Rezeptoren von anderen Krebsformen abgrenzen. Jedoch gibt es auch eine andere Form der Mutation als Auslöser für GIST. Hier ist das Gen des „PDGF-Rezeptors“ betroffen. Ähnlich wie der KIT-Rezeptor finden hier die Prozesse des Zellwachstums und/oder der Zellteilung statt.

Durch die Veränderung dieses genetischen Bauplans kommt es auch hier zu unkontrolliertem Vermehren von Zellen, der Ursache für Krebskrankheiten. „Wildtyp-GIST“ ist eine weitere, seltene Erkrankungsform, bei der weder Mutationen am KIT- noch am PDGF-Rezeptor nachzuweisen sind.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Erkrankung an GIST äußert sich meist mit diffusen Anzeichen wie Bauchschmerzen und/oder Unterleibsschmerzen, Völlegefühl oder Verdauungsstörungen. Bei inneren Blutungen eines Tumors können auch Blutarmut und damit einhergehende Müdigkeit auftreten.

Je nach Lokalisation der bösartigen Geschwülste können auch Schluckbeschwerden (Speiseröhre), ein verfrühtes Sättigungsgefühl (Magen), schwarzer Stuhl durch Blut im Darmbereich oder Gewichtsverlust durch Entzug von Nährstoffen einen Hinweis auf GIST geben. Da es sich um eine selten vorkommende Krebserkrankung handelt, weisen die Symptome zunächst auf näherliegende Indikationen hin. Eine richtige Diagnose wird meist erst spät gestellt.

Diagnose & Verlauf

Die unspezifischen Symptome dieser Tumorerkrankung erschweren eine sichere und schnelle Diagnosestellung. Die Krankheit wird oft zufällig im Rahmen anderer Routinentersuchungen wie einer Endoskopie oder anderen operativen Eingriffen entdeckt. Anhand der Stärke der Krankheitsanzeichen lässt sich die Schwere der Erkrankung deuten.

Größere Tumoren oder Bildung von Tochtergeschwülsten weisen auf einen heftigeren Verlauf hin, ebenso wie eine hohe Zellteilungsrate der Krebszellen. Erst hier treten meist deutliche Krankheitssymptome auf. Mit Größenzunahme der Geschwülste können abdominelle Blutungen durch eine Performation des Tumors oder auch gastrointestinale Obstruktionen (Verschlüsse von Organen) auftreten.

Diese lebensgefährliche Situation kann nur durch eine Notoperation behoben werden, welche dann zum letztendlichen Diagnostizieren der Krankheit führt. Bei Vorkommen von Metastasen ist eine vollständige Heilung oft kaum mehr möglich. Dennoch besteht die Option durch medikamentöse Behandlung in Kombination mit operativen Eingriffen die Krankheit soweit einzudämmen, dass ein Leben mit dieser Erkrankung weiterhin ermöglicht wird. Die vollständigen Genesungschancen sind bei früher Diagnosestellung jedoch als sehr positiv anzusehen.

Komplikationen

Da es sich bei dieser Krankheit um eine Tumorerkrankung handelt, ist diese auch mit den gewöhnlichen Beschwerden und Komplikationen eines Tumors behaftet. Ohne Behandlung breitet sich der Tumor in den meisten Fällen in andere Regionen des Körpers aus und kann gesundes Gewebe befallen. Unter Umständen kommt es dann zu einer verringerten Lebenserwartung des Patienten.

Die Betroffenen leiden dabei an starken Schmerzen im Bauch und im Unterleib und nicht selten an einem Völlegefühl. Dadurch wird eine geringe Menge an Nahrung aufgenommen und es kommt zu Untergewicht. Ebenso kommt es zu allgemeinen Verdauungsstörungen und zu einer starken Müdigkeit. Die Patienten wirken abgeschlagen und nehmen auch nicht mehr aktiv am Leben teil. Weiterhin können auch Schluckbeschwerden auftreten, die die Lebensqualität erheblich verringern.

Nicht selten bilden sich auch Depressionen oder andere psychische Verstimmungen aus. Auch der Alltag des Betroffenen ist erschwert. Je früher die Krankheit diagnostiziert wird, desto geringer sind die Risiken der Erkrankung. Dabei kann es durch einen operativen Eingriff zu einem positiven Krankheitsverlauf kommen. In der Regel kommt es bei der Behandlung selbst nicht zu weiteren Komplikationen. Ob die Lebenserwartung eingeschränkt wird, kann nicht universell vorausgesagt werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei Schmerzen im Magen, einem wiederholt auftretenden Völlegefühl oder einem Druckgefühl im Brustkorb, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Kommt es zu Veränderungen der Verdauung, Übelkeit oder Erbrechen, muss ein Arzt konsultiert werden. Bei Beschwerden im Unterleib, Durchfall oder Verstopfungen wird ein Arzt benötigt. Herzrasen, eine Steigerung des Blutdrucks, Schweißausbrüche oder eine innere Unruhe sind von einem Arzt abklären zu lassen. Wird die Nahrungsmittelzufuhr verringert, setzt eine stetige Gewichtsabnahme ein oder kommt es zu allgemeiner Schwäche, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Bei Müdigkeit, Appetitlosigkeit, einer herabgesetzten Leistungsfähigkeit oder Schluckbeschwerden, ist ein Arztbesuch notwendig. Wird eine Zunahme der Beschwerden bemerkt oder breiten sich die vorhandenen Schmerzen weiter aus, ist schnellstmöglich ein Arzt zu konsultieren. Leidet der Betroffene unter einem diffusen Krankheitsgefühl, unerklärlichen Ängsten oder einer Durchblutungsstörung, sollte er einen Arzt aufsuchen. Ab dem mittleren Erwachsenenalter ist die regelmäßige Teilnahme an Krebsvorsorgeuntersuchungen grundsätzlich zu empfehlen.

Da in diesen Check-ups eine Früherkennung des Gastrointestinaler Stromatumors stattfinden kann, sollte jährlich eine Kontrolluntersuchung stattfinden. Leidet der Betroffene unter Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit oder einer Apathie, ist ebenfalls ein Arztbesuch ratsam. Sinkt die Teilnahme am sozialen Leben, werden berufliche oder sportliche Tätigkeiten nicht mehr wie gewohnt ausgeführt oder kommt es zu Abgeschlagenheit ist die Konsultation eines Arztes empfehlenswert.

Behandlung & Therapie

Je früher die Diagnose GIST gestellt wird, desto besser sind die Heilungschancen für die Betroffenen. Durch einen operativen Eingriff können die entstandenen Primärtumoren oft vollständig entfernt werden. Sind noch keine Metastasen aufgetreten, bestehen demnach sehr gute Heilungschancen.

Bei Auftreten von Primärtumoren in Kombination weiterer gewucherter Tochtergeschwülste wird die Behandlung dementsprechend schwieriger, zudem zusätzlich mit einer erhöhten Rückfallquote gerechnet werden muss. Hier stehen Größe des Tumors und seine Lokalisation sowie die Krebszellen-Teilungsrate als auslösende Faktoren für einen Rückfall oder Metastasenbildung im Verdacht.

Auch bei erfolgreichem Entfernen eines Primärtumors kann eine Rückkehr der Krebserkrankung auftreten. Der Wirkstoff Imatinib kann unter bestimmten genetischen Voraussetzungen der betroffenen Patienten zu einer Wachstumsverzögerung oder sogar einem Wachstumsstopp der Geschwülste führen.

Medikamente mit diesem Wirkstoff verändern zwar nicht die ursächliche Mutation, können aber regulierend eingreifen, so dass das unkontrollierte Zellenwachstum gestoppt oder gemindert werden kann. Ob und zu welchem Zeitpunkt das Medikament angewendet werden kann, wird erst durch eine individuelle Beratung eines auf GIST spezialisierten Arztes entschieden werden können.

Aussicht & Prognose

Die Aussicht auf eine Linderung oder Heilung ist beim gastrointestinalen Stromatumor gebunden an den Zeitpunkt des Entdeckens und der Behandelbarkeit des Tumors. Ohne eine medizinische Versorgung kommt es zu einer Verkürzung der durchschnittlichen Lebenserwartung. Die Krebszellen breiten sich im Organismus aus und führen zum vorzeitigen Ableben des Betroffenen.

Die Prognose bei Inanspruchnahme einer Behandlung ist gebunden an das Stadium der Erkrankung. Bei einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium haben sich an verschiedenen Orten im Organismus häufig bereits weitere Metastasen gebildet. Der Krebs hat sich ausgebreitet und kann nicht mehr ausreichend behandelt werden.

In diesen Fällen wird die medizinische Versorgung auf die Linderung der vorhandenen Beschwerden sowie die Reduzierung von Schmerzen ausgerichtet. Eine besonders gute Prognose erhalten Patienten, bei denen der Tumor im Anfangsstadium entdeckt wurde. In einem operativen Eingriff sowie einer anschließenden Krebstherapie kann bei ihnen häufig das erkrankte Gewebe vollständig entfernt werden. Damit steigen die Aussichten auf eine spätere Heilung an.

Die Schwierigkeit bei der Erkrankung liegt in dem Zeitpunkt der Diagnosestellung. Im Anfangsstadium handelt es sich meist um einen Zufallsbefund. Treten Beschwerden ein, ist der Tumor meist bereits in einem mittleren oder fortgeschrittenen Krankheitsstadium. Zudem kann sich trotz einer Heilung im weiteren Verlauf des Lebens erneut ein Tumor ausbilden.


Vorbeugung

Bislang sind keine ausgewiesenen Faktoren für die Entstehung von GIST bekannt. Lediglich durch die oft im höheren Alter vorkommende Diagnosestellung lassen sich Rückschlüsse auf eine Disposition für ältere Menschen ziehen. Zudem weisen Männer häufiger eine Erkrankung auf als Frauen.

Natürlich ist eine gesunde Lebensweise immer vorbeugend anzuraten, dennoch lassen sich hier die vagen Faktoren „Alter“ und „Geschlecht“ nicht beeinflussen. Wirkliche Risikofaktoren sind also nicht bekannt.

Nachsorge

Dem Betroffenen stehen bei diesem Tumor in der Regel nur sehr wenige oder gar keine Maßnahmen und Möglichkeiten einer Nachsorge zur Verfügung. Dabei muss in erster Linie eine frühzeitige Erkennung und Diagnose stattfinden, damit es nicht zu weiteren Kompilationen und anderen Beschwerden kommt. Je früher der Tumor erkannt wird, desto besser ist meistens auch der weitere Verlauf.

Eine Selbstheilung kann bei dieser Krankheit nicht eintreten, sodass der Betroffene dabei in jedem Fall auf eine Behandlung angewiesen ist. Auch nach der erfolgreichen Entfernung des Tumors ist der Betroffene auf regelmäßige Untersuchungen durch einen Arzt angewiesen. Dadurch können weitere Tumore oder Rezidive schon früh erkannt und dann ebenfalls behandelt werden. In den meisten Fällen wird der Tumor selbst dabei durch einen operativen Eingriff entfernt.

Der Betroffene sollte sich nach einem solchen Eingriff auf jeden Fall ausruhen und seinen Körper weiterhin schonen. Hierbei ist von Anstrengungen oder von anderen stressigen oder körperlichen Betätigungen abzusehen. Auch die Hilfe und die Pflege durch die eigene Familie ist dabei häufig notwendig. In vielen Fällen wirkt sich dieser Tumor negativ auf die Lebenserwartung des Betroffenen aus.

Das können Sie selbst tun

Der Gastrointestinale Stromatumor ist eine bösartige Krebserkrankung, die der Erkrankte nicht selbst therapieren kann. Eine engmaschige Therapie und regelmäßige Kontrolluntersuchungen unter fachärztlicher Aufsicht sind zwingend notwendig, damit die Erkrankung nicht zum Tod des Patienten führt.

Betroffene können den positiven Therapieverlauf jedoch durch eigenes Verhalten unterstützen. Grundvoraussetzung sind eine positive Lebenseinstellung und der Wille, die Krankheit zu besiegen. Hinzu kommt ein vertrauensvolles und offenes Verhältnis zu den behandelnden Ärzten und eine Bereitschaft, die in der Therapie geforderten Maßnahmen konsequent anzuwenden und zu befolgen.

Außerhalb der rein medizinischen Therapie hat der Patient die Möglichkeit, den Allgemeinzustand seines Körpers gut zu erhalten oder zu verbessern. Grundlage dieser Verbesserungen ist es, auf sämtliche Gewohnheiten zu verzichten, die den Körper zusätzlich schwächen, oder ihm Energie entziehen. In erster Linie geht es dabei um den Verzicht auf Suchtmittel wie Alkohol und Nikotin, aber auch Koffein und ungesunde Speisen im größeren Maße. Wird der Körper durch diese Dinge nicht mehr belastet, so bleibt mehr Energie für den Heilungsprozess.

Die Stärkung des Herz-Kreislaufsystems und der allgemeinen Kondition ist ebenfalls ein wichtiger Punkt. Betroffene sollten ein leichtes, aber regelmäßiges Sport- oder Bewegungsprogramm in ihren Alltag einbauen, am besten in Absprache mit dem Arzt oder einem Physiotherapeuten. Ein gesunder Lebensstil ist förderlich für die Heilung.

Quellen

  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Messmann, H.: Klinische Gastroenterologie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014

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