Gebrechlichkeit

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Gebrechlichkeit bzw. Altersschwäche ist die altersbedingte Erschöpfung und verringerte Leistungsfähigkeit, die als natürlich angesehen werden kann. Pathologisch ist die Gebrechlichkeit, wenn sie sich zum sogenannten Frailty-Syndrom steigert. Dieses ist geprägt durch eine im Vergleich zu Gleichaltrigen verstärkte Infektanfälligkeit, begleitende Krankheiten und stark zunehmende Schwäche. Das Frailty-Syndrom ist nicht heilbar, es kann jedoch in seinem Verlauf aufgehalten werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Gebrechlichkeit

Eine Gebrechlichkeit äußert sich meist durch eine Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit.
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Gebrechlichkeit ist keine eigenständige Krankheit, sie ist eine komplexe Alterserscheinung. Mit dem Alterungsprozess kommt es zu Gedächtnis-, Organ- und Funktionsstörungen, die medizinische und pflegerische Unterstützung nötig machen. Gebrechlichkeit gilt als normale, natürliche Alterserscheinung, bei der es zunächst keinen Therapiebedarf gibt.

Nur das sogenannte Frailty-Syndrom, das mit einer gegenüber der Altersklasse verstärkten körperlichen und geistigen Schwäche und Symptomen wie Erschöpfung, Gewichtsverlust und Gangunsicherheit einhergeht, ist behandlungsbedürftig. Die Folgen der Gebrechlichkeit sind Muskelabbau und Muskelschwäche, Osteoporose und ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche.

Ursachen

Als Ursache lässt sich primär das Alter der Betroffenen ausmachen. Ab einem bestimmten Lebensalter scheinen in der Regel Altersschwäche und Gebrechlichkeit unaufhaltbar und natürlich. Die medizinische Forschung beschäftigt sich aus diesem Grunde nur mit dem Frailty-Syndrom, da nur dieses als medizinisch relevant und behandlungsbedürfig gilt.

Verschiedene Risikofaktoren und Entwicklungsprozesse scheinen dem Frailty-Syndrom zu Grunde zu liegen, darunter Krankheiten wie Diabetes mellitus und Hypertonie, chronische Entzündungsprozsse im Körper und soziodemografische und psychologische Faktoren. Bei Betroffenen konnten eine Zunahme der Entzündungswahrscheinlichkeit im Körper, ein schwächeres Immunsystem als in der Altersgruppe üblich, Blutarmut und ein veränderter Hormonspiegel festgestellt werden.

Typisch für das Frailty-Syndrom scheint ein erhöhter CRP-Spiegel zu sein. Ein reduzierter Testosteronspiegel konnte ebenfalls festgestellt werden und führt, in Zusammenspiele mit einem zu niedrigen Vitamin-D-Spiegel zur Muskelschwäche.

Eine altersabhängige Prävalenz des Frailty-Syndroms konnte festgestellt werden, so steigt diese ab 65 Jahren bedeutend an.

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Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Gebrechlichkeit äußert sich meist durch eine Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit. Betroffene sind rasch erschöpft und in der Folge weniger aktiv. Die Bewegungen sind verlangsamt und die Reaktionsfähigkeit ist meist ebenfalls stark reduziert. Im Allgemeinen ist die körperliche Aktivität ebenfalls eingeschränkt, was zu einer Verstärkung der Symptome führt.

Durch die mangelnde Bewegung kommt es zu einem Abbau von Muskelmasse und dadurch zu Muskelschwäche. Der Gang ist meist verlangsamt und unsicher. Bei einigen Patienten kommt zu dem Muskelabbau ein Knochenabbau hinzu. Die Osteoporose macht sich durch Knochenschmerzen, häufige Frakturen und andere typische Symptome bemerkbar.

Ein weiteres Anzeichen von Gebrechlichkeit ist ein plötzlicher Gewichtsverlust, der von den Betroffenen nur schwer kontrolliert werden kann. Die körperliche Schwäche wirkt sich auch auf die seelische Verfassung aus und ruft oft eine emotionale Erschöpfung hervor. Die Gebrechlichkeit tritt meist in einem höheren Lebensalter auf.

Hormonelle Störungen oder eine genetische Veranlagung können dazu führen, dass die Beschwerden bereits in jungen Jahren auftreten und im Lauf der Zeit an Intensität zunehmen. Charakteristisch für die Gebrechlichkeit ist, dass die Beschwerden mit dem Alter stärken werden und nicht dauerhaft gelindert werden können.

Diagnose & Verlauf

Leiden Menschen ab einem bestimmten Alter unter einer auffallend starken und gegenüber Vergleichspersonen verstärkten Altersschwäche, so sollte ein Arzt zu Rate gezogen werden.

Besteht auch für diesen ein Verdacht auf das Vorliegen des Frailty-Snydroms, so wird der Mediziner den Senioren genauer untersuchen. Etabliert ist hierfür die Einteilung nach Fried: Treten drei oder mehr der folgenden fünf Symptome auf, so gilt das Frailty-Syndrom als gesichert:

Ein starker, unkontrollierter Gewichtsverlust von mehr als 10% in zwölf Monaten, Eine objektiv feststellbare Muskelschwäche mit Kraftverlust (messbar ist dies mit Krafttests), subjektiv empfundene mentale, körperliche und/oder emotionale Erschöpfung, Gang- und Standunsicherheit mit erhöhter Sturzgefahr, Immobilität und körperlicher Instabilität, die oftmals einhergeht mit verlangsamten Reaktionen, sowie eine verringerte körperliche Leistungsfähigkeit und Aktivität.

Können nur ein oder zwei Symptome diagnostiziert werden, ist jedoch von einer altersbedingten Verschlechterung auszugehen, so wird das Prefrailty-Syndrom diagnostiziert.

Zu unterscheiden vom Frailty-Syndrom sind andere Alterskrankheiten wie Demenz oder Alzheimer. Diese können zwar zusätzlich auftreten, ihre Therapie unterscheidet sich jedoch deutlich von der der Gebrechlichkeit und des Frailty-Syndroms.

Über den Verlauf des Frailty-Syndroms gibt es bisher keine aussagekräftigen Studien. Wissenschaftler ziehen jedoch einen Vergleich zur altersbedingten Gebrechlichkeit und gehen von einer mit den Lebensjahren zunehmenden Krankheitsbelastung aus. Die altersbedingte Gebrechlichkeit und das Frailty-Syndrom sind nicht heilbar, mit adäquaten Behandlungsmethoden kann jedoch der Verlauf aufgehalten werden.

Komplikationen

Gebrechlichkeit im Alter oder nach einer Erkrankung geht in der Regel mit diversen Komplikationen einher. So steigt sich mit der Gebrechlichkeit, die vorwiegend im Alter auftritt, auch das Risiko für Unfälle. Betroffene sind weniger mobil als noch zuvor und leiden unter Gang- und Standunsicherheiten, die zu Stürzen und schweren Verletzungen führen können.

Eine typische Komplikation der Gebrechlichkeit sind vor allem Oberschenkelhals- und Leistenbrüche. Betroffen sind insbesondere ältere Menschen, die bereits unter einer Gelenk- oder Knochenerkrankung leiden. Gebrechlichkeit kann allerdings auch in Folge einer anderen Erkrankung auftreten und schwere Komplikationen hervorrufen. So kommt es im Zusammenhang mit Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck und Entzündungsprozessen häufig zu einem irreversiblen Verfall von Knochen, Muskeln oder Nervensträngen.

Dadurch entwickeln sich in der Folge weitere körperliche Beschwerden, welche die ursprüngliche Gebrechlichkeit noch verstärken können. Die eingeschränkte Leistungsfähigkeit kann auch mit seelischen Belastungen einhergehen. So entwickeln Betroffene mit zunehmender Gebrechlichkeit oftmals auch Depressionen und Ängste, die umgehend zu behandeln sind. Bleibt eine Gebrechlichkeit im Alter unbehandelt, kann es zu einem schweren Verlauf mit Stürzen und der Ausbildung weiterer körperlicher und seelischer Beschwerden kommen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Die Gebrechlichkeit gehört zum natürlichen Alterungsprozess des Menschen, es muss im Normalfall kein Arzt aufgesucht werden. Tritt sie im hohen Alter auf gilt sie als wenig besorgniserregend und bedarf eher einer Umstellung der Lebensart. Eine Anpassung der körperlichen Möglichkeiten an die Lebensführung kann eigenständig erfolgen.

Die täglichen Aufgaben müssen langsamer erfüllt werden, da der Körper nicht mehr über die gewohnte Kraft und Leistungsfähigkeit verfügt. Daher besteht oftmals aus medizinischer Sicht kein weiterer Handlungsbedarf. Leiden junge Menschen oder Erwachsene im mittleren Lebensalter unter der Gebrechlichkeit, sollten sie einen Arzt aufsuchen.

Es liegen Erkrankungen vor, die untersucht und behandelt werden müssen, da es sich hier keinesfalls um eine natürliche Erscheinung handelt. Treten zusätzlich Schmerzen auf oder kommt es zu starken Beeinträchtigungen bei der Bewältigung des Alltags, ist ein Arztbesuch ratsam.

Sobald eine eigenständige Lebensführung nicht mehr gegeben ist, wird Hilfe benötigt. Bei der Gebrechlichkeit handelt es sich um einen schleichenden Prozess der sich über Jahre entwickelt. Ein Arzt wird benötigt, sobald der Betroffene unter dem Entwicklungszustand leidet oder die Beeinträchtigungen zu seelischen Problemen führen. Kommt es zu Erscheinungen wie Suizidgedanken, einer Unterversorgung des Organismus oder mangelnder hygienischer Maßnahmen, sollte ein Arzt konsultiert werden.

Behandlung & Therapie

Wichtig für die Behandlung von altersbedingter Gebrechlichkeit ist die ausgewogene Ernährung, insbesondere als Versorgung mit allen nötigen Nährstoffen und ausreichend Flüssigkeitszufuhr.

Sind die Betroffenen zu schwach oder vergesslich, um sich ausreichend zu ernähren, so sind Angehörige oder Pfleger gefragt. Im Extremfall ist die intravenöse Ernährung möglich.

Auch der Aufbau der Muskeln und damit der körperlichen Kraft ist anzuraten. Dies erfolgt entweder mit eigenständigem Fitnesstraining oder mit, gegebenenfalls auch betreutem, Seniorensport und Krankengymnastik.

Eine Kombination aus Krafttraining und Koordinationsaufgaben schult Muskeln und Gehirn und vermindert das Sturzrisiko.

Aussicht & Prognose

Zur Gebrechlichkeit selbst kann bezüglich der Prognose gesagt werden, dass diese mit steigendem Alter weiter zunehmen wird. Entsprechend verschlimmern sich die objektive und subjektive Schwäche des Betroffenen zusätzlich. Weitere Erkrankungen, Stürze und ähnliches beschleunigen dies.

Umgekehrt verschlechtert Gebrechlichkeit die Prognose für den Betroffenen in sehr vielen Situationen. So steigt das Komplikationsrisiko für Operationen und Krankenhausaufenthalte mit zunehmender Gebrechlichkeit. Genesungsprozesse werden zudem langsamer. Knochenbrüche werden infolge einer höheren Anfälligkeit für Gehfehler und Stürze wahrscheinlicher.

Bei gebrechlichen Menschen ist allgemein zu erwarten, dass Krankheiten einen schwereren Verlauf nehmen. Auch führen die Folgen von Krankheiten in Kombination mit dem Frailty-Syndrom häufiger zu Mobilitätseinschränkungen. Die Betroffenen sind im Alltag häufiger auf Unterstützung angewiesen und verlieren ihre Autonomie schneller.

Gebrechlichkeit kann auch die Prognose bezüglich der kognitiven Fähigkeiten verschlechtern. So sind Betroffene auch anfälliger für Verwirrtheitszustände. Emotionale Belastungen werden teils weniger gut ertragen und es kann somit verstärkt zu depressiven Verstimmungen oder Stressreaktionen kommen.

Insgesamt kann Gebrechlichkeit die Lebensqualität sowie die Lebenserwartung bei den Betroffen erheblich vermindern. Die Prognose bei Gebrechlichkeit kann verbessert werden, wenn Maßnahmen zum Erhalt der körperlichen Funktionen ergriffen werden. Wird der allgemeine Gesundheitszustand des Betroffenen verbessert, kann dieser seine Kräfte teilweise zurückerlangen.

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Vorbeugung

Die wichtigste präventive Maßnahme ist die lebenslange Vermeidung von Risikofaktoren durch eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung. Auch der soziale Kontakt mit jungen Menschen hält Senioren geistig und körperlich fit.

Nachsorge

Gebrechlichkeit kann aufgrund verschiedener Faktoren entstehen. Was darunter verstanden wird, wird derzeit neu definiert. Muskuläre Schwäche, ein erhöhtes Sturzrisiko und die Unfähigkeit, alleine zurecht zu kommen, gehören dazu. Zu den häufigsten Gründen für zunehmende Gebrechlichkeit zählt ein hohes Alter.

Hier geht es nur dann um Nachsorge, wenn die Gebrechlichkeit zu einem Sturz oder zu einer schweren Erkrankung geführt hat. Vielmehr geht es um Fürsorge und Vorsorge, zum Beispiel um Sturzprophylaxe. Der altersgebrechliche Mensch sollte einen Gehstock oder Rollator benutzen, um sicherer zu gehen.

Zu Gebrechlichkeit kann es auch aufgrund schwerer Erkrankung oder infolge einer Chemotherapie kommen. Während die medizinische Behandlung meist das Erkrankungsbild im Fokus hat, kann die Nachsorge eine psychosoziale Betreuung, Physiotherapie oder eine Reha-Maßnahme umfassen. Nach einem schweren Schlaganfall ist meist ein höherer Grad an Pflegebedürftigkeit gegeben. Hier werden viele Nachsorgemaßnahmen notwendig - vom Anschaffen eines Pflegebettes bis hin zum Gehtraining.

Ziel aller Nachsorge-Maßnahmen ist es, die Gebrechlichkeit möglichst weitgehend wieder zurückzudrehen. Der Patient soll in die Lage versetzt werden, nach und nach zu regenerieren. Die Nachsorge bei der Glasknochenkrankheit kann noch komplexer sein. Der gebrechliche Patient wird meist auf den Rollstuhl angewiesen sein. Er benötigt möglicherweise eine hohe Pflegestufe. Viele gebrechliche Menschen sind auf die Hilfe ambulanter Pflegedienste angewiesen.

Das können Sie selbst tun

Eine Zunahme der Gebrechlichkeit im Alter ist völlig normal, Gegenmaßnahmen sind aber spätestens dann angezeigt, wenn die Störung pathologische Ausmaße annimmt oder gar das Stadium des sogenannten Frailty-Syndroms erreicht.

Eine der wichtigsten Selbsthilfemaßnahmen besteht in einer gesunden Lebensführung. Im Alter leiden Menschen häufig an Appetitlosigkeit, was sehr schnell zu einem beträchtlichen Gewichtsverlust in Verbindung mit einem akuten Nährstoffmangel führen kann. Senioren, die keine Freude mehr am Essen haben, sollten sich deshalb von einem Ernährungsberater einen Ernährungsplan zusammenstellen lassen, der aus überwiegend kleinen, aber gehaltvollen Mahlzeiten besteht.

Oft ist es für Senioren auch leichter Kalorien und Nährstoffe in flüssiger Form aufzunehmen. Wer noch im eigenen Haushalt lebt, sollte sich einen Mixer anschaffen und Obst oder Gemüse zu frischen Smoothies verarbeiten. Dies ist mit weit weniger Arbeit verbunden als kochen und kann auch von Personen geleistet werden, deren körperliche Leistungsfähigkeit bereits stark eingeschränkt ist.

Der schmackhafte und gesunde Gemüsebrei versorgt den Körper gleichzeitig mit Flüssigkeit, was wichtig ist, da Senioren oftmals zu wenig trinken. Gegen ein akutes Nährstoffdefizit kann darüber hinaus durch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln vorgegangen werden.

Des Weiterem ist es wichtig, den Kreislauf und die Muskulatur durch regelmäßige Bewegung zu stimulieren. Dazu kommt neben einer Physiotherapie auch Seniorengymnastik, Seniorenschwimmen oder regelmäßiges Spazierengehen in Frage. Außerdem sollte auch die geistige Stimulation nicht vernachlässigt werden. Wobei selbst simple Maßnahmen wie das regelmäßige Lesen der Tageszeitung und das Ausfüllen des Kreuzworträtsels bereits einen positiven Effekt haben.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015

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