Anabolika

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 17. September 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Anabolika werden verschreibungspflichtige Medikamente genannt, die das Zellwachstum im menschlichen Körper stimulieren. Eigentlich zur Behandlungen von Krankheiten entwickelt, sind Anabolika vor allem durch den Missbrauch zum Muskelaufbau bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Anabolika?

Die dauerhafte Einnahme von Anabolika, bspw. zum extremen Aufbau von Körpermuskulatur, hat negative Auswirkungen auf die Gesundheit.

Anabolika, oder anabolische Steroide, sind verschreibungspflichtige Medikamente, die im menschlichen Körper ähnliche Effekte bewirken wie das Hormon Testosteron.

Das Mittel fördert die Proteinproduktion in den Zellen, insbesondere in den Muskelzellen. Anabolika haben ebenso androgene virilsierende Eigenschaften; inklusive der Verstärkung männlicher Körperattribute wie einer tieferen Stimme, dem Wuchs der Hoden oder des Haarwuchses. Anabolika werden seit den 1930ern produziert und medizinisch eingesetzt, um das Knochenwachstum zu stärken, den Appetit anzuregen und die männliche Pubertät einzuleiten.

Auch in der Behandlung von Krebs oder AIDS finden Anabolika Verwendung. Die dauerhafte Einnahme, bspw. zum extremen Aufbau von Körpermuskulatur, haben negative Auswirkungen auf die Gesundheit. Dazu zählen deutlicher Anstieg des Cholesterinspiegels, dadurch erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen, Akne, hohem Blutdruck, Leberschäden. Auch Gynäkomastie (Vergrößerung der Brustdrüsen) oder Hodenatrophie (Verkleinerung der Hoden) tritt vermehrt auf.

Geschichte & Entwicklung

Die Entdeckung und Entwicklung von Anabolika geht auf das frühe 20. Jahrhundert zurück. 1935 gelang es den Wissenschaftlern Adolf Butenandt und Leopold Ruzicka, Testosteron, das männliche Sexualhormon, erstmals zu synthetisieren. Diese Entdeckung legte den Grundstein für die Entwicklung anaboler Steroide, die das Wachstum von Muskelgewebe fördern.

In den 1940er Jahren wurde Testosteron in der Medizin zur Behandlung von Krankheiten wie Unterernährung und Muskelatrophie eingesetzt. Gleichzeitig begannen Sportler und Bodybuilder, das Potenzial von anabolen Steroiden zu erkennen. In den 1950er Jahren wurde berichtet, dass sowjetische Athleten bei den Olympischen Spielen synthetisches Testosteron einsetzten, um ihre Leistung zu steigern.

Um diese Vorteile zu nutzen, entwickelten Forscher in den folgenden Jahrzehnten synthetische Varianten von Testosteron, die weniger androgen, aber stärker anabol wirkten. Diese sogenannten anabolen Steroide wurden schnell im Leistungssport verbreitet, insbesondere im Bodybuilding, Gewichtheben und in der Leichtathletik.

In den 1970er und 1980er Jahren wurde der Missbrauch von Anabolika im Sport zunehmend öffentlich, was zu internationalen Bemühungen führte, deren Einsatz zu regulieren. 1976 nahm das Internationale Olympische Komitee Anabolika in die Liste verbotener Substanzen auf. Heute gelten Anabolika als leistungssteigernde Dopingmittel und sind in den meisten Sportarten verboten, während sie in der Medizin unter strengen Auflagen zur Behandlung bestimmter Erkrankungen eingesetzt werden.

Pharmakologische Wirkung

Anabolika haben zwei verschiedene Effekte auf den menschlichen Körper. Zum einen bewirken sie einen Zellwachstum, zum anderen fördern sie klassische männliche Attribute.

Das Stimulieren der Proteinsynthese kurbelt den Appetit an, fördert das Knochenwachstum und das Stimulieren des Knochenmarks fördert die Produktion von roten Blutzellen. Durch eine Reihe komplexer Mechanismen fördert Anabolika auch den Wachs an Muskelzellen, was zu mehr Muskelmasse und Körperstärke führt. Auch die androgenischen Effekte sind zahlreich und je nach Dauer der Anwendung irreversibel.

So hat es Auswirkungen auf das pubertäre Wachstum, die Produktion der Talgdrüsen in der Haut und die Sexualität. Es kann zum Wachstum der Klitoris bei Frauen kommen und zum Wachstum des Penis bei männlichen Kindern (bei Männern bewirkt es kein Wachstum). Auch eine Vergrößerung der Libido und eine tiefere Stimme sind typische Nebeneffekte. Die natürlichen Sexualhormone werden unterdrückt und das männliche Sperma wird beschädigt.

Dauerhafter Gebrauch lässt Frauen männlicher werden. Ihr Brust geht zurück, die Stimme wird tiefer und Haarwachstum im Gesicht setzt ein. Männer entwickeln weibliche Züge. Die Ausbildung einer Brust, verkleinerte Hoden, zurückgehende Spermien.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Seit der Entwicklung von Anabolika wurde das Medikament zur Behandlung von vielen Erkrankungen verwendet, jedoch mit unterschiedlichen Graden an Erfolg.

Für Jahrzehnte wurde Anabolika vor allem bei der Stimulation des Knochenmarks eingesetzt, insbesondere zur Behandlung von hypolastischer Anämie (Blutarmut) bei Leukämie oder Nierenversagen. Heute werden Anabolika in diesem Feld durch Hormontherapien ersetzt. Auch bei der Behandlung von Wachstumsstörungen bei Kindern hatte Anabolika lange Zeit ein Einsatzgebiet; doch nach der Entwicklung synthetischer Wachstumshormone bleibt Anabolika in diesem Bereich eine sekundäre Behandlungsmethode.

Während einer Kachexie (starke Abmagerung) bei schwerer Erkrankung (Krebs, AIDS) wird Anabolika zur Appetitsteigerung eingesetzt und der Erhaltung von Muskelmasse. Bei Jungen mit verspätetem Einsetzen der Pubertät wird Anabolika teilweise eingesetzt, um diese einzuleiten; es wird Wachstum und Zunahme stimuliert. Es gibt Forschungsbemühungen, um Anabolika zur männlichen Verhütung anzuwenden.

Bei Männern mit geringen Testosteronwerten kann eine Anabolika-Therapie helfen, sowie bei der Steigerung der Libido von älteren Männern. Bei einer Geschlechtsidentitätsstörung können Anabolika Verwendung finden, um bei Frauen mit Veränderungswunsch männliche Attribute zu fördern (Haarwachstum, tiefere Stimme, Muskelwachstum).


Risiken & Nebenwirkungen

Der Gebrauch von Anabolika kann zahlreiche Nebenwirkungen haben und Risiken beinhalten. Abhängig davon wie lange das Mittel konsumiert wird, kann es das Immunsystem nachhaltig schädigen.

Die verbreitetsten Nebenerscheinungen sind Bluthochdruck und erhöhte Cholesterinwerte. Bei länger Benutzung steigt ebenso das Risiko an Herz-Kreislaufbeschwerden oder Koronarer Herzkrankheit zu erkranken. Eine weitere sehr verbreitete Nebenerscheinung bei Nutzern von Anabolika ist Akne und frühzeitige Glatzenbildung. Besonders oral eingenommene Anabolika können auf Dauer der Leber schaden.

Männer laufen Gefahr eine weibliche Brust zu entwickeln und zum Teil die Funktion der Hoden einzubüßen. Diese Nebenwirkungen normalisieren sich aber in der Regel nach dem Absetzen der Anabolika. Bei Frauen bilden sich verstärkt Behaarung und eine tiefere Stimmlage. Falls Anabolika während der Schwangerschaft eingenommen wird, besteht das Risiko, dass sich weibliche Attribute bei einem männlichen Kind und männliche Attribute bei einem weiblichen Kind entwickeln.

Anwendung & Sicherheit

Die Anwendung von Anabolika erfolgt hauptsächlich durch Injektionen oder in Form von Tabletten. In der Medizin werden sie unter strenger Aufsicht zur Behandlung von Erkrankungen wie schwerem Muskelschwund, Hormonmangel oder verzögerter Pubertät eingesetzt. Die Dosierung wird dabei sorgfältig überwacht, um mögliche Nebenwirkungen zu minimieren.

Im Sport und Bodybuilding werden Anabolika häufig missbraucht, um Muskelmasse und Leistung zu steigern. Anwender verwenden oft weit höhere Dosierungen als medizinisch empfohlen, was die Risiken erheblich erhöht. Viele kombinieren auch verschiedene Steroide in sogenannten „Stacks“ oder nehmen sie in Zyklen, um die negativen Auswirkungen zu minimieren und den Muskelaufbau zu maximieren. Diese Praxis ist jedoch gefährlich und medizinisch nicht empfohlen.

Die Sicherheit bei der Anwendung von Anabolika ist problematisch. Selbst bei therapeutischen Dosen können Nebenwirkungen wie Leberschäden, Herz-Kreislauf-Probleme, Hormonungleichgewichte und psychische Veränderungen auftreten. Beim Missbrauch sind diese Risiken deutlich höher, und es kann zu schwerwiegenden, teilweise irreversiblen Schäden kommen, wie Herzinfarkten, Schlaganfällen oder Organschäden.

Die Qualitätskontrolle bei der Herstellung von legalen, verschreibungspflichtigen Anabolika unterliegt strengen pharmazeutischen Standards, die durch Behörden wie die FDA oder EMA überwacht werden. Allerdings sind auf dem Schwarzmarkt oft gefälschte oder unsauber hergestellte Anabolika im Umlauf, die zusätzliche Gesundheitsrisiken bergen, da sie nicht den üblichen Sicherheits- und Reinheitsanforderungen entsprechen.

Alternativen

Zu Anabolika gibt es verschiedene alternative Medikamente und Therapieformen, die in der Medizin oder im Sport verwendet werden, um Muskelaufbau oder hormonelle Ungleichgewichte zu behandeln, jedoch mit weniger Risiken verbunden sind. Ein häufig verwendetes Medikament ist Hormontherapie mit Testosteron, insbesondere in Fällen von Testosteronmangel. Diese Therapieform ist sicherer als der Einsatz anaboler Steroide, da sie unter ärztlicher Aufsicht erfolgt und die Dosierung genau abgestimmt wird, um Nebenwirkungen zu minimieren.

Ein weiteres Alternativmedikament sind Selektive Androgenrezeptor-Modulatoren (SARMs). Diese Stoffe wirken ähnlich wie Anabolika, indem sie den Muskelaufbau fördern, allerdings haben sie eine geringere Wirkung auf andere Organe, wie die Prostata oder die Leber. SARMs gelten als vielversprechende Therapieoption, die weniger Nebenwirkungen als klassische Anabolika verursachen könnte, sind jedoch noch nicht vollständig erforscht und in vielen Ländern nicht zugelassen.

Zur Stärkung der Muskelmasse und Förderung der Regeneration werden auch Wachstumshormontherapien (HGH) eingesetzt, insbesondere bei Menschen mit Wachstumshormonmangel. Allerdings kann der Missbrauch von HGH ebenfalls zu Nebenwirkungen wie Gelenkschmerzen oder einem erhöhten Risiko für Diabetes führen.

Im Gegensatz dazu sind Proteinpräparate, Kreatin und Aminosäuren gängige und sichere Alternativen, um die Muskelmasse bei sportlicher Betätigung zu unterstützen. Diese Nahrungsergänzungsmittel wirken nicht hormonell, sondern liefern Bausteine, die den Muskelaufbau und die Regeneration auf natürliche Weise fördern, ohne die gravierenden Risiken anaboler Steroide.

Forschung & Zukunft

Aktuelle Trends in der Forschung zu Anabolika konzentrieren sich darauf, sichere und gezieltere Alternativen zu entwickeln, die die muskelaufbauenden Vorteile ohne die gravierenden Nebenwirkungen bieten. Ein bedeutender Forschungsbereich sind Selektive Androgenrezeptor-Modulatoren (SARMs), die gezielt auf Muskel- und Knochenzellen wirken, ohne andere Gewebe wie die Prostata oder Leber zu beeinflussen. SARMs werden als vielversprechende Alternative zu herkömmlichen Anabolika angesehen, da sie das Risiko von Nebenwirkungen wie Leberschäden oder hormonellen Ungleichgewichten verringern könnten.

Ein weiterer Trend ist die Entwicklung von Myostatin-Hemmern, die das Protein Myostatin blockieren, welches das Muskelwachstum hemmt. Durch die Hemmung von Myostatin könnte das Muskelwachstum verstärkt werden, ohne auf traditionelle Steroide zurückzugreifen. Diese Therapieansätze werden insbesondere für die Behandlung von Muskelschwund bei älteren Menschen oder Patienten mit chronischen Erkrankungen untersucht.

Auch Gen- und Zelltherapien rücken in den Fokus der Forschung, um Muskeldegenerationen durch genetische Modifikationen zu behandeln. Diese Ansätze könnten zukünftig Menschen mit schweren Muskelkrankheiten helfen, indem sie gezielt Gene verändern, die für den Muskelaufbau verantwortlich sind.

Darüber hinaus wird verstärkt an biologischen Markern geforscht, um den Missbrauch von Anabolika im Sport schneller und zuverlässiger nachzuweisen. Neue Tests und Technologien sollen dazu beitragen, den Missbrauch frühzeitig zu erkennen und somit fairen Wettbewerb sicherzustellen.

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Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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