Hämatologie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Hämatologie ist die Lehre vom Blut und seinen Funktionen. Das Teilgebiet der Medizin bezieht sich dabei auf Physiologie und Pathologie des Blutes. Die Hämatologie hat in der Routinediagnostik, in der Verlaufskontrolle unterschiedlichster Erkrankungen aber auch in der Grundlagenforschung eine große Bedeutung. Mehr als 90 Prozent aller medizinischen Diagnosen beruhen auf hämatologischen Befunden.
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Was ist die Hämatologie?
Hämatologie ist ein kombiniertes Wort griechischen Ursprungs aus den beiden Silben Haima, das Blut, und Logos, die Lehre. Folglich bedeutet Hämatologie wörtlich übersetzt die Lehre vom Blut. In der klinischen Anwendung steht dabei besonders die Pathologie des Blutes im Vordergrund. Die Blutzusammensetzung ist bei den unterschiedlichsten Erkrankungen in charakteristischer Weise verändert, sodass hämatologische Werte einen direkten Rückschluss auf fehlerhafte Körperfunktionen zulassen.
Grundsätzlich besteht die Wissenschaft der Hämatologie aus der sogenannten numerischen Hämatologie und der Zellhämatologie. Die numerische Hämatologie befasst sich vor allem mit den Normwerten und den von diesen Normwerten abweichenden zirkulierenden Blutzellen.
Die Zellhämatologie als Teilgebiet umfasst die Analyse von Zellstrukturen von Blutzellen oder Zellen des Knochenmarks. Die wichtigste zellhämatologische Methode ist das sogenannte Differentialblutbild der weißen Blutzellen, Leukozyten. Ein weiteres Teilgebiet der Hämatologie ist die Hämatoonkologie, die sich speziell mit bösartigen Neubildungen des Blutes oder des Knochenmarks befasst.
Die bekannteste hämatologische, bösartige Erkrankung ist die Leukämie, etwa 500 verschiedene Leukämieformen sind bislang bekannt. Während einige davon eine überaus gute Prognose und Heilungschance für den Patienten aufweisen, führen anderen Formen, beispielsweise die akute lymphatische Leukämie, innerhalb meist weniger Wochen nach der Diagnosestellung zum Tod.
Behandlungen & Therapien
Die wichtigsten hämatologischen Normalwerte sind Leukozyten 4000-9000, Erythrozyten 4,5-5,5 Millionen, Thrombozyten 180.000-300.000, Hämatokrit 38-41 % und Hämoglobin 12-17g. Alle Angaben beziehen sich auf 1 Kubikmillimeter Vollblut. Hämoglobin ist der in den roten Blutkörperchen, Erythrozyten, enthaltene Blutfarbstoff. Hämoglobin hat die Fähigkeit während des Gasaustausches in der Lunge, den Sauerstoff an sich zu binden und somit durch den Blutkreislauf alle Körperzellen mit dem lebenswichtigen Sauerstoff zu versorgen. Besteht aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls ein Mangel an Hämoglobin, so kann der Hämoglobinwert durch die Gabe von Blutkonserven, sogenannten Erythrozytenkonzentraten, wieder angehoben werden.
Dies bleibt jedoch meist erfolglos, wenn die Ursache des Hämoglobinabfalls eine innere Blutung, beispielsweise im Gastrointestinaltrakt, ist. Der Hämatokritwert gibt den Volumenanteil aller zellulären Bestandteile am Gesamtblut wider. Mit Ausnahme des Differentialblutbildes werden heute sämtliche numerisch-hämatologischen Parameter mit Vollautomaten in medizinischen Laboratorien bestimmt. Beim Differentialblutbild ist jedoch eine manuelle, mikroskopische Untersuchung des gefärbten Blutausstriches erforderlich.
Dabei geht es vor allem um die Aufspaltung der weißen Blutkörperchen in die einzelnen Leukozytenfraktionen. Wichtige Leukozytenfraktionen sind neutrophile Granulozyten, basophile Granulozyten, eosinophile Granulozyten sowie kleine und große Lymphozyten. Sie alle kommen im strömenden Blut physiologischer Weise vor. Knochenmarkzellen, wie beispielsweise Plasmazellen, Myelozyten, Metamyelozyten oder Promyelozyten, kommen im Blut normalerweise nicht vor. Sind diese im Differentialblutbild zu sehen, so spricht man auch von einer Linksverschiebung, die immer als pathologisch anzusehen ist.
Häufigste Ursache einer Linksverschiebung sind entzündliche Veränderungen und Infektionen. Diese Art der Linksverschiebung ist reaktiv, also reversibel und verschwindet durch ein Therapie. Bei einer Leukämie ist die Linksverschiebung dagegen irreversibel, die pathologischen Knochenmarkzellen tauchen also dauerhaft im Blutstrom auf.
Diagnose & Untersuchungsmethoden
Für die Zellhämatologie werden spezielle Halb- oder Vollautomaten genutzt, die innerhalb kürzester Zeit eine Vielzahl von Blutproben unter Aufsicht des Laborpersonals hämatologisch analysieren können. Die hämatologische Diagnose erscheint zunächst einfach, ist aber dann doch recht komplex, wenn es um die Zuordnung krankhafter Befunde zu den Beschwerden eines Patienten geht. Bei einer Vielzahl von hämatologischen Erkrankungen ist daher eine interdisziplinäre Zusammenarbeit aus Laboratoriumsmedizin, Pathologie, Zytologie und auch Radiologie gefragt.
Bei der Therapie hämatoonkologischer Erkrankungen dienen die Werte der Hämatologie vor allem der Verlaufskontrolle, denn die Parameter lassen wesentliche Rückschlüsse auf den Verlauf und die Prognose hämatologischer Erkrankungen zu. Hämatologische Krankheiten sind sehr vielschichtig und komplex. Zu den wichtigsten hämatologischen Krankheitsbildern gehören die Leukämien, die Lymphome, die verschiedenen Arten der Anämien, Hämoglobinbildungsstörungen und die sogenannten Speicherkrankheiten wie beispielsweise Hämochromatose.
Die Prognose hämatologischer Krankheiten ist insbesondere auch von genetischen Faktoren abhängig. Im Einzelnen können diese Genfaktoren bis heute nicht beeinflusst werden. Die Hämatologie konnte gerade in den letzten Jahre erhebliche Fortschritte verzeichnen, das Forschungsspektrum gilt aber noch längst nicht als ausgeschöpft. Die Veränderungen in diesem Teilgebiet der Laboratoriumsmedizin haben deshalb durch die Grundlagenforschung auch in Zukunft das Potential, Medizin am Patienten grundlegend zu verändern.
Quellen
- Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Schänzler, N., Bieger, W.P.: Laborwerte. Gräfe und Unzer, München 2009