Radiologie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als eigenständige medizinische Disziplin unterstützt die Radiologie durch die bildhafte Darstellung von Körperstrukturen sowohl diagnostische als auch therapeutische Zwecke. Die Palette reicht dabei vom klassischen Röntgen über die Sonografie bis hin zu aufwendigen Schnittbildverfahren wie CT oder MRT. Mit ihren verschiedenen, teilweise auch kontrastmittelgestützten Untersuchungsmethoden bietet die Radiologie die Möglichkeit der aussagekräftigen Bildgebung aller körperlicher Strukturen.
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Was ist Radiologie?
Die Radiologie ist ein hoch spezialisiertes Teilgebiet der Medizin, das elektromagnetische Strahlen und mechanische Wellen dazu nutzt, Bilder von einzelnen Körperteilen oder inneren Organen anfertigen.
Hauptgebiete der Radiologie, die je nach Indikation auch fallweise Kontrastmittel zur deutlicheren Bildgebung einsetzt, sind die diagnostische Radiologie (inklusive ihrer Spezialisierungen wie beispielsweise die Kinder-, Neuro- oder Notfallradiologie) sowie die interventionelle Radiologie, bei der therapeutische Maßnahmen unter radiologischer Kontrolle durchgeführt werden.
Die Nuklearmedizin und die Strahlentherapie sind eng mit der Radiologie verwandt, gelten jedoch als selbstständige medizinische Teilgebiete.
Geschichte & Entwicklung
Die Geschichte der Radiologie begann 1895 mit der Entdeckung der Röntgenstrahlen durch den deutschen Physiker Wilhelm Conrad Röntgen. Bei Experimenten mit Kathodenstrahlröhren beobachtete Röntgen eine unbekannte Strahlung, die durch verschiedene Materialien dringen konnte. Diese Strahlen, die er „X-Strahlen“ nannte, ermöglichten ihm die erste Röntgenaufnahme der Hand seiner Frau, auf der Knochen und Ehering deutlich zu sehen waren. Seine Entdeckung löste weltweites Interesse aus und führte zur raschen Verbreitung der Röntgenstrahlentechnik in Medizin und Forschung. Röntgen erhielt 1901 den ersten Nobelpreis für Physik.
In den folgenden Jahrzehnten wurde die Technik weiterentwickelt und verfeinert. 1913 erfand William Coolidge die „heiße Kathode“-Röhre, die eine stabilere und leistungsfähigere Röntgenquelle ermöglichte und die Bildqualität stark verbesserte.
Mit der Entwicklung der Computertomographie (CT) in den 1970er-Jahren durch Allan Cormack und Godfrey Hounsfield wurde ein weiterer Meilenstein erreicht. Die CT ermöglichte Schichtaufnahmen des Körpers und revolutionierte die Diagnostik. Später folgten die Magnetresonanztomographie (MRT) und die Positronen-Emissions-Tomographie (PET), die ohne ionisierende Strahlen arbeiten und detaillierte Einblicke in die inneren Strukturen und Funktionen des Körpers bieten.
Die Radiologie hat sich von der einfachen Röntgenaufnahme zu einer komplexen Disziplin entwickelt, die heute eine zentrale Rolle in der medizinischen Diagnostik und Therapieplanung einnimmt.
Einsatz & Indikation
Eine radiologische Untersuchung oder Behandlung wird durchgeführt, wenn eine detaillierte Visualisierung der inneren Strukturen des Körpers erforderlich ist, um Erkrankungen zu diagnostizieren, den Verlauf einer Erkrankung zu beobachten oder den Erfolg einer Behandlung zu kontrollieren. Zu den gängigen radiologischen Verfahren zählen Röntgenaufnahmen, Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) und Ultraschall, die jeweils je nach medizinischer Fragestellung und betroffener Körperregion ausgewählt werden.
Radiologische Untersuchungen sind notwendig, wenn Ärzte Auffälligkeiten in Knochen, Organen, Blutgefäßen oder Weichteilen vermuten. Beispielsweise werden Röntgenbilder häufig bei Verdacht auf Knochenbrüche, degenerative Gelenkerkrankungen oder Lungenprobleme wie Pneumonien eingesetzt. Eine CT kann erforderlich sein, um komplexe Frakturen, Tumore oder Blutungen genauer darzustellen, insbesondere bei Notfällen oder unklaren Diagnosen.
MRT wird häufig genutzt, wenn besonders detaillierte Bilder von Weichteilen, wie Muskeln, Bändern, Gehirn oder Rückenmark, benötigt werden. Es kommt oft in der Neurologie und Orthopädie zum Einsatz. Der Ultraschall wiederum ist eine schonende Methode zur Untersuchung von Weichteilen und Organen, wie Leber, Niere oder Herz, sowie für die Schwangerschaftsüberwachung.
Radiologische Verfahren sind essenziell, um die Diagnose und Therapieplanung zu unterstützen und tragen entscheidend zur gezielten medizinischen Versorgung bei. Die Notwendigkeit richtet sich nach der Art der Beschwerden und den diagnostischen Anforderungen, die der behandelnde Arzt festlegt.
Vorteile & Nutzen
Eine radiologische Untersuchung bietet zahlreiche Vorteile gegenüber anderen diagnostischen Methoden, vor allem durch ihre Fähigkeit, detaillierte Einblicke in den Körper zu geben, ohne invasive Eingriffe vornehmen zu müssen. Radiologische Bildgebungstechniken wie Röntgen, CT und MRT ermöglichen eine präzise Darstellung von Knochen, Organen und Weichteilen. Dies ist besonders vorteilhaft, um komplexe Erkrankungen, wie Tumore, innere Blutungen oder Frakturen, schnell und genau zu diagnostizieren.
Ein weiterer Vorteil ist die Geschwindigkeit, mit der radiologische Bilder gewonnen und ausgewertet werden können. Dies ist vor allem in Notfallsituationen von entscheidender Bedeutung, wenn etwa bei Traumapatienten eine sofortige Bildgebung erforderlich ist, um lebensbedrohliche Verletzungen zu identifizieren. CT- und MRT-Untersuchungen bieten darüber hinaus die Möglichkeit, detaillierte Schnittbilder in verschiedenen Ebenen zu erzeugen, was eine präzisere Lokalisation und Beurteilung von Krankheitsherden ermöglicht.
Radiologische Untersuchungen sind zudem sehr vielseitig und können auf verschiedene Bedürfnisse angepasst werden. Der Ultraschall, beispielsweise, ist ein strahlungsfreies Verfahren und eignet sich gut für die Untersuchung von Weichteilen und zur Überwachung der Schwangerschaft. Auch die minimalen Nebenwirkungen und das geringe Risiko im Vergleich zu invasiven Verfahren machen die Radiologie zu einer bevorzugten Wahl. Insgesamt ermöglicht die Radiologie eine schnelle, nicht-invasive und zuverlässige Diagnosestellung, die für eine gezielte und effektive Therapieplanung entscheidend ist.
Behandlungen & Therapien
Aufgrund ihrer Methodenvielfalt und Spezialisierungen ist die Radiologie in der Lage, für jede körperliche Struktur eine entsprechende Bildgebung anzubieten. Einen großen Stellenwert kommt der Radiologie bei Beschwerden und Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates zu.
Strukturen wie Knochen, Bänder, Sehnen und Muskeln lassen sich zuverlässig abbilden, um anschließend eine optimale orthopädische, chirurgische oder physiotherapeutische Behandlung einzuleiten. Auch die inneren Organe wie beispielsweise der Gastrointestinaltrakt oder die Herzkranzgefäße sind mit den zur Verfügung stehenden radiologischen Untersuchungsmethoden zuverlässig darstellbar.
Über diagnostische und therapeutische Zwecken hinaus hat die Radiologie auch eine Reihe von Untersuchungen im Spektrum, die im Rahmen der Vor- oder Nachsorge eingesetzt werden können (beispielsweise das Mammografie-Screening zur frühzeitigen Entdeckung von Brustkrebs oder die MRT-gestützte Abklärung von Operationsergebnissen). Aufgrund rasanter Entwicklungen hat es die Neuroradiologie, die die Strukturen des Zentralnervensystems darstellt, zum eigenständigen Teilgebiet der Radiologie gebracht.
Ihr Nutzen liegt beispielsweise in der Notfallbehandlung von Schlaganfallpatienten, der Nachsorge nach Hirntumoroperationen oder der optimalen Planung von Bandscheibenoperationen.
Diagnose & Untersuchungsmethoden
Die moderne Radiologie nutzt eine Vielzahl von bildgebenden Verfahren, die je nicht nur im Hinblick auf die jeweilige medizinische Fragestellung, sondern auch in Abstimmung auf spezielle Patientenbedürfnisse (z. B. offenes MRT bei Angstpatienten oder native Untersuchungen bei Kontrastmittelunverträglichkeit) eingesetzt werden können:
Die Sonografie ist – nicht zuletzt wegen ihrer Komplikationsarmut und nahezu beliebigen Wiederholbarkeit – zu bewährten Standardverfahren der Radiologie. Die Ultraschalldiagnostik ist eine äußerst schonende und auch für Schwangere gut geeignete Möglichkeit, Organe (z. B. Oberbauch- oder Fortpflanzungsorgane) und deren Funktion zu beurteilen. Limitiert ist diese Methode bei adipösen Patienten und bei allen nicht oder nur unzureichend darstellbaren Organen.
Mit dem konventionellen Röntgen (Projektionsradiografie) kann die Radiologie Körperstrukturen (z. B. Knochen oder Thoraxorgane) mit Hilfe von Röntgenstrahlen abbilden, wobei zur besseren Beurteilbarkeit von Organen oft auch Kontrastmittel verwendet werden, Beispiele hierfür sind Gefäßdarstellungen wie Angiografie oder Phlebografie oder die Durchleuchtung der Magen-Darm-Passage nach oraler Kontrastmittelaufnahme. Eine häufige Röntgenuntersuchung auf dem Gebiet der Krebsvorsorge ist die Mammografie, die oft im Rahmen eines Screenings angeboten wird.
Die Computertomografie (CT) gehört wie Sonografie und MRT zu den Schnittbildverfahren in der Radiologie. Sie liefert bei kurzen Untersuchungszeiten detaillierte und überlagerungsfreie Darstellungen, beispielsweise von Herzkranzgefäßen oder den Bauchorganen und wird wie das MRT häufig auch in der Tumordiagnostik eingesetzt. Wegen der hohen Strahlenbelastung ist in jedem Fall eine sorgfältige Nutzenabwägung durch den Arzt erforderlich.
Die Magnetresonanztomografie oder Kernspintomografie (MRT) ist ein hochkomplexes Schnittbildverfahren der Radiologie, das mithilfe starker Magnetfelder und gegebenenfalls zusätzlicher Kontrastmittelgabe (vor allem Gadolinium oder Eisenoxidpartikel) vor allem bei der Darstellung des Zentralnervensystems oder des Herzens im Echtzeit-MRT ausgezeichnete Informationen liefert. Der Vorteil gegenüber dem CT liegt im Verzicht auf ionisierende Strahlen und jodhaltige Kontrastmittel sowie dem besseren Weichteilkontrast.
Als eigenständiges Teilgebiet der Radiologie ermöglicht die interventionelle Radiologie minimalinvasive Eingriffe unter ständige Bildkontrolle. Schwerpunkte sind hier beispielsweise die Aufdehnung verschlossener Gefäße, die Stillung von Blutungen im Magen-Darm-Trakt oder die Verödung bestimmter Tumore.
Durchführung & Ablauf
Der Ablauf einer radiologischen Untersuchung oder Behandlung variiert je nach Verfahren, doch einige grundlegende Schritte sind typisch. Zunächst erfolgt ein Gespräch mit dem Radiologen oder der medizinischen Fachkraft, bei dem die Untersuchung erklärt und mögliche Risiken sowie Kontraindikationen, etwa bei Schwangerschaft oder Allergien auf Kontrastmittel, besprochen werden. Der Patient muss in der Regel Schmuck oder metallische Gegenstände ablegen, da diese die Bildqualität beeinflussen könnten.
Bei einem Röntgen oder einer CT-Untersuchung wird der Patient auf eine spezielle Liege gelegt und positioniert, sodass die gewünschte Körperregion optimal erfasst wird. Für eine CT-Untersuchung oder MRT wird der Patient in eine große röhrenförmige Maschine geschoben, die Bildaufnahmen von Schnittbildern ermöglicht. Bei der MRT sollte der Patient möglichst still liegen, da Bewegungen die Bildqualität beeinträchtigen können. Falls Kontrastmittel verwendet wird, wird dieses über eine Vene injiziert, um Strukturen besser sichtbar zu machen.
Während der Untersuchung kann das medizinische Personal den Patienten über Lautsprecher anweisen oder beruhigen, insbesondere bei längeren Untersuchungen wie der MRT. Die Bilddaten werden in Echtzeit erfasst und später von einem Radiologen ausgewertet, der die Ergebnisse und mögliche Befunde an den behandelnden Arzt übermittelt. Dieser bespricht die Ergebnisse dann im Detail mit dem Patienten, um den nächsten Schritt der Behandlung festzulegen. Radiologische Behandlungen, wie gezielte Bestrahlungen, folgen ähnlichen Prinzipien und sind eng auf die individuelle Diagnose abgestimmt.
Nebenwirkungen & Risiken
Radiologische Untersuchungen und Behandlungen sind im Allgemeinen sicher, bergen jedoch je nach Verfahren gewisse Risiken und Nebenwirkungen. Bei Röntgen- und CT-Untersuchungen wird ionisierende Strahlung eingesetzt, die bei häufiger oder intensiver Anwendung das Risiko minimaler Strahlenschäden birgt. Besonders empfindlich sind dabei Kinder und schwangere Frauen, weshalb für diese Patientengruppen strenge Schutzmaßnahmen gelten oder alternative Verfahren wie Ultraschall und MRT bevorzugt werden.
MRT-Untersuchungen sind strahlungsfrei, können jedoch aufgrund des starken Magnetfeldes problematisch sein, wenn der Patient metallische Implantate wie Herzschrittmacher oder Prothesen hat. In diesen Fällen ist eine MRT meist kontraindiziert. Manche Patienten empfinden zudem das enge MRT-Gerät als unangenehm, was zu Angst oder Platzangst führen kann.
Ein weiteres Risiko besteht bei der Verwendung von Kontrastmitteln, die häufig bei CT und MRT zur besseren Darstellung bestimmter Gewebe eingesetzt werden. Manche Patienten reagieren allergisch auf Kontrastmittel, was in seltenen Fällen zu schwerwiegenden allergischen Reaktionen führen kann. Vor der Untersuchung wird daher eine Anamnese zur Allergiegeschichte des Patienten durchgeführt, und bei Bedarf können antiallergische Medikamente gegeben werden.
Letztlich können radiologische Behandlungen wie Strahlentherapie Nebenwirkungen wie Hautirritationen, Müdigkeit und, je nach Bestrahlungsregion, zusätzliche spezifische Symptome verursachen. Insgesamt werden jedoch durch hohe Sicherheitsstandards und technologische Fortschritte die Risiken und Nebenwirkungen so gering wie möglich gehalten.
Alternativen
Falls eine Untersuchung in der Radiologie nicht möglich ist oder alternative Verfahren bevorzugt werden, stehen verschiedene diagnostische und therapeutische Optionen zur Verfügung. Eine häufig genutzte Alternative ist der Ultraschall (Sonografie). Diese Methode arbeitet mit Schallwellen statt ionisierender Strahlung und eignet sich gut zur Untersuchung von Weichteilen, Blutgefäßen, Herz sowie zur Überwachung in der Schwangerschaft. Ultraschall ist besonders sicher, auch für empfindliche Patientengruppen, und kann direkt am Krankenbett durchgeführt werden.
Eine weitere Möglichkeit ist die Endoskopie, die eine direkte Betrachtung von Körperhöhlen wie dem Magen-Darm-Trakt oder den Atemwegen ermöglicht. Mithilfe einer Kamera am Ende eines dünnen Schlauchs können Ärzte das Gewebe visuell beurteilen und Gewebeproben entnehmen. Die Endoskopie eignet sich besonders, wenn ein genauer Einblick in Hohlorgane nötig ist und eine MRT oder CT nicht ausreichend wäre.
Für Herz- und Kreislaufuntersuchungen kann die Echokardiografie, eine spezielle Ultraschalluntersuchung des Herzens, als Alternative zu radiologischen Verfahren dienen. Diese Technik wird genutzt, um Herzklappen, -wände und den Blutfluss zu untersuchen.
In der Diagnostik von Knochen und Gelenken kommt zudem die Szintigrafie zum Einsatz, bei der eine geringe Menge radioaktiver Substanz injiziert wird. Sie liefert Informationen zur Aktivität des Gewebes, was für die Diagnose von Entzündungen und Tumoren hilfreich sein kann.
Je nach Art der medizinischen Fragestellung und individueller Patientensituation bieten diese Methoden wertvolle Alternativen zur radiologischen Bildgebung, ohne die Risiken von Strahlung oder Kontrastmitteln.
Quellen
- Bücheler, E., et al.: Einführung in die Radiologie: Diagnostik und Interventionen. Thieme, Stuttgart 2006
- Wetzke, M. et. al.: Bildgebende Verfahren. Urban & Fischer, München 2012
- Zink, C.: Schering Lexikon Radiologie. AWB Wissenschaftsverlag, Berlin 2005