Hautmuskel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. Januar 2022
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Hautmuskeln sind quergestreifte Muskeln zwischen Faszie und Haut, die beim Menschen eher unterentwickelt sind. Die hauptsächliche Aufgabe der Muskelform ist die Hautbewegung, beim Menschen vor allem die Mimik. Wie alle anderen Muskeln des Körpers können Hautmuskeln von Lähmungen betroffen sein, so zum Beispiel bei der peripheren Fazialisparese.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Hautmuskel?

Hautmuskeln bewegen durch ihre Kontraktionen die Haut. Wie alle Muskeln sind die Hautmuskeln durch Nervenbahnen an das zentrale Nervensystem angebunden und erhalten von dieser Steuerzentrale permanent Informationen.
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Die quergestreifte Muskulatur hat ihren Namen ihrem typischen Muster zu verdanken. Zu dieser Art der Muskeln zählt neben der Skelettmuskulatur die Herzmuskulatur. Eine Form von Skelettmuskulatur ist der Hautmuskel. Hautmuskeln bewegen nicht das Skelett, sondern sind zwischen Haut und Faszie angesiedelt. Zum Skelett besitzen Hautmuskeln damit keinerlei Kontakt.

Das unterscheidet sie von den meisten anderen Skelettmuskeln, denen das Skelett als Ansatz dient. Die Bewegung der Haut zählt zu den Hauptaufgaben der Hautmuskeln. Beim Menschen ist die Hautmuskulatur wesentlich weniger entwickelt als bei den meisten Tieren. Als größter Hautmuskel ist das Platysma bekannt, das nahezu die gesamte Fläche des anterioren Halses umfasst. Die Hautmuskeln sind ein wesentlicher Bestandteil der mimischen Muskulatur. Anders als Tiere besitzen Menschen im Bereich des Rumpfes keinerlei Hautmuskeln.

Anatomie & Aufbau

Die geringe Entwicklung der menschlichen Hautmuskulatur hat ihre Ursache in der menschlichen Anatomie. Menschen müssen ihre Haut nicht gesondert bewegen können, um Kleinstlebewesen wie Insekten abzuwehren. Mit ihren bestens beweglichen Händen und Armen verjagen sie Insekten vom Körper. Da die meisten Tiere dazu nur eingeschränkt in der Lage sind, besitzen sie eine hoch entwickelte Hautmuskulatur.

Ihre Hautmuskeln verjagen Insekten durch Zuckungen vom Körper. Beim Menschen zählen das Platysma und Anteile der mimischen Muskulatur zu den nennenswertesten Hautmuskeln. Wie alle quergestreiften Muskeln bestehen Hautmuskeln aus homogenen Funktionseinheiten. Diese Sarkomere tragen mit einigen Überlappungen die Myofilamente Aktin und Myosin. Helle I-Banden bestehen im Wesentlichen aus Aktin. Dunklere A-Banden enthalten vor allem Myosinbündel.

Funktion & Aufgaben

Hautmuskeln bewegen durch ihre Kontraktionen die Haut. Wie alle Muskeln sind die Hautmuskeln durch Nervenbahnen an das zentrale Nervensystem angebunden und erhalten von dieser Steuerzentrale permanent Informationen. Hautmuskeln kontrahieren vorwiegend unwillkürlich. Das heißt, dass sie für die Reflexmotorik eine wesentliche Rolle spielen. Sinneszellen melden dem zentralen Nervensystem verschiedener Tiere zum Beispiel Berührungen von Insekten oder ähnlichen Organismen auf der Haut.

Diese Informationen erreichen das Zentralnervensystem in Form von bioelektrischer Erregung über afferente Nervenbahnen. Im Rückenmark wird die Erregung auf efferente Bahnen umgeschaltet und zum Hautmuskel der betroffenen Stelle transportiert. Über die motorische Endplatte des Muskels wird das Aktionspotenzial auf den jeweiligen Muskel übertragen und regt die Fasern zur Kontraktion an. Die Haut an der entsprechenden Körperstelle bewegt sich daraufhin. Falls der Reiz am Anfang des Reflexbogens von einem niedergelassenen Insekt verursacht worden ist, wird das Insekt durch die reflektorische Hautbewegung abgeschüttelt.

Für den menschlichen Organismus spielt diese Art der Hautbewegung lediglich eine minimale Rolle. Statt reflektorischen Bewegungen vollziehen menschliche Hautmuskeln eher Willkürbewegungen. Die Kontraktion des Platysmas zieht zum Beispiel den Unterkiefer, die Mundwinkel und die Unterlippe herab. Wird der Unterkiefer fixiert gehalten, so spannt und verkürzt die Kontraktion des Platysma die Halshaut.

Da die Hautmuskeln des Menschen wichtige Aufgaben innerhalb der Mimik erfüllen, kann ihnen teils eine Kommunikations- und Ausdrucksfunktion zugesprochen werden. Die Mimik ist die natürlichste Ausdrucksform des Menschen. Studien an Neugeborenen haben gezeigt, wie tief das Verständnis für mimische Kommunikation im menschlichen Organismus verankert ist.


Krankheiten

Die periphere Fazialisparese entspricht einer Lähmung im Versorgungsbereich des Nervus facialis. Dieser Nerv versorgt unter anderem das Platysma. Bei der Lähmung erschlafft der Hautmuskel dementsprechend. Der Unterkiefer, die Mundwinkel und die Unterlippe können vom Betroffenen nicht mehr herabgezogen werden.

Da der Nerv neben dem Platysma viele weitere Muskeln der mimischen Muskulatur versorgt, kann die Schädigung der Nervenstruktur auf der betroffenen Seite eine vollständige Lähmung der Mimik zur Folge haben. Neben einem unvollständigen Lidschluss im Sinne des Bell-Phänomens können herabhängende Mundwinkel und eine verstrichene Nasolabialfalte für eine fazialisbedingte Parese sprechen. Auch die Muskeln des Stirnbereichs sind von einer peripheren Fazialisparese betroffen. Damit wirkt die Stirn der Patienten oft glatt und unnatürlich faltenarm. In den meisten Fällen geht einer vollständigen Lähmung des Nervus facialis eine Durchtrennung in seinen Kerngebieten oder im peripheren Nervenverlauf voraus.

Eine unvollständige Fazialisparese kann außerdem durch bakterielle oder autoimmunologische Entzündungen im peripheren und zentralen Nervensystem hervorgerufen werden. Auch eine Nervenkompression durch Tumore oder Traumata kann den Nervus facialis insoweit schädigen, dass eine Fazialisparese entsteht. Ebenso denkbar sind schlaganfallbedingte Lähmungen der mimischen Muskulatur oder des Platysmas. Schwächen in der Hautmuskulatur müssen nicht zwingend auf eine tatsächliche Lähmung zurückgehen, sondern können auch durch degenerative Muskelerkrankungen wie die Myopathie hervorgerufen werden. Myopathien gibt es in unterschiedlichen Formen. Während die Alkoholmyopathie einer Vergiftung entspricht, gehen viele andere Formen der Erscheinung auf genetische Grundlagen wie Mutationen zurück.

Im Rahmen von Myopathien ist die mimische Muskulatur in der Regel nicht isoliert von Schwächeerscheinungen betroffen. Das Platysma kann auch abgesehen von Lähmungen und Myopathien an pathologischer Relevanz gewinnen. Wie jeder andere Muskel kann sich das Gewebe zum Beispiel entzünden. Ausstrahlende Schmerzen im entsprechenden Bereich sind die Folge. Derartige Entzündungen werden oft durch Überlastung oder Fehlbelastung hervorgerufen. Muskelfaserrisse am Platysma sind dagegen eine eher seltene Erscheinung.

Quellen

  • Fritsch, H., Kühnel, W.: Taschenatlas der Anatomie. Bd. 2: Innere Organe. Thieme, Stuttgart 2018
  • Kirsch, J. et al.: Taschenlehrbuch Anatomie. Thieme, Stuttgart 2017
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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