Hidradenitis suppurativa

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Hidradenitis suppurativa (Acne inversa) ist entzündliche Hauterkrankung mit progredient-chronischem Verlauf, von welcher Frauen etwas häufiger betroffen sind als Männer. Der Altersgipfel liegt bei Hidradenitis suppurativa zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Hidradenitis suppurativa?

Eine Hidradenitis suppurativa äußert sich in erster Linie durch entzündete Talgdrüsen, die meist mit Eiter oder Wundflüssigkeit gefüllt sind.
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Als Hidradenitis suppurativa wird eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Talgdrüsen sowie der mit diesen verbundenen Terminalhaarfollikeln bezeichnet, die mit einer schmerzhaften Knoten- und Abszessbildung einhergeht.

Die Hautveränderungen entwickeln sich in aller Regel unterhalb der Achseln, der weiblichen Brust, in der Leistengegend sowie im Perianal- und Perigenitalbereich. Anfänglich manifestiert sich die Erkrankung anhand von Riesenkomedonen (große Mitesser) sowie solitären tastbaren Knoten, die im späteren Verlauf in größere Eiteransammlungen mit tiefer gehenden Fistelgängen und ausgeprägte, zu Strängen zusammenlaufende Knoten übergehen.

Die Erkrankung kann infolge ihrer Schmerzsymptomatik und des übelriechenden Sekretaustritts schwerwiegende somatische und psychische Störungen bedingen. Eine Hidradenitis suppurativa wird zudem mit einem erhöhten Risiko für Haut-, Mundschleimhaut- sowie Leberkarzinomen assoziiert.

Ursache

Die genaue Ätiologie der Hidradenitis suppurativa ist bisher nicht eindeutig geklärt. Bekannt ist, dass aufgrund einer Ichthyoseform (Verhornungsstörung) in den Talgdrüsen und Haarwurzeln zunehmend Hornmaterial angesammelt wird.

Zusätzlich kommt es in den betroffenen Bereichen zu einer bakteriellen Infektion (i.d.R. mit Staphylococcus aureus) und eitrigen Entzündung der Talgdrüse. Durch die Anreicherung mit Eiter rupturiert die Talgdrüsenzyste, so dass sich die Entzündung auf das angrenzende Gewebe ausbreiten und eine sekundäre Schweißdrüsenentzündung bedingt werden kann. Es entwickeln sich schmerzvolle Abszesse und im weiteren Verlauf Fisteln.

Eine bakterielle Besiedelung der in der Unterhaut befindlichen Blutgefäße kann zudem eine lebensbedrohliche Sepsis (Blutvergiftung) verursachen. Als auslösende bzw. begünstigende Faktoren werden Nikotinkonsum (etwa 80 Prozent der Betroffenen sind Raucher), Adipositas, ein geschwächtes Immunsystem durch Diabetes mellitus, erhöhte Talgproduktion durch männliche Sexualhormone sowie Stress betrachtet.

Aufgrund der familiären Häufung wird darüber hinaus eine genetische Prädisposition für Hidradenitis suppurativa diskutiert.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Hidradenitis suppurativa äußert sich in erster Linie durch entzündete Talgdrüsen, die meist mit Eiter oder Wundflüssigkeit gefüllt sind. Meist bilden sich in der betroffenen Region weitere Geschwüre, Abszesse oder Fisteln. Diese nehmen im Verlauf der Erkrankung an Größe zu und füllen sich oft ebenfalls mit Eiter.

Bei Berührung treten starke Schmerzen auf. Die Hautveränderungen schränken die Beweglichkeit der betroffenen Körperregion erheblich ein. Meist kommt es bereits bei leichter Reibung zu intensiven Schmerzen oder sogar zu einem Aufreißen der Abszesse. Die Schmerzen treten oft auch nachts und in Ruhe auf und führen beim Betroffenen zu Schlafbeschwerden. Weiterhin kommt es zu Wundheilungsstörungen.

Dadurch entstehen in den betroffenen Hautarealen weitere Infektionen und Entzündungen, und der Allgemeinzustand des Betroffenen verschlechtert sich zunehmend. Viele Patienten entwickeln infolge der Hautveränderungen seelische Beschwerden, wie zum Beispiel depressive Verstimmungen oder Minderwertigkeitskomplexe. Der Betroffene wirkt meist abgeschlagen und müde.

Eine aktive Teilnahme am Leben findet nicht mehr statt. In den meisten Fällen führt die Erkrankung zu einem Rückzug aus dem sozialen Leben. Die Symptome bleiben für mehrere Tage bis Wochen bestehen und klingen bei entsprechender Behandlung rasch wieder ab.

Diagnose & Verlauf

Eine Hidradenitis suppurativa wird anhand der klinischen Symptome diagnostiziert. Abgesichert wird die Diagnose durch eine Biopsie mit anschließender histologischer Untersuchung, die auch der differentialdiagnostischen Abgrenzung von ähnlichen Krankheitsbildern wie Morbus Crohn mit Hautbeteiligung oder Tuberculosis cutis colliquativa dient.

Zudem sollten sonstige infektionsbedingte Erkrankungen mit analoger Klinik (u.a. Trichophytie, Sporotrichose, Lymphgranuloma inguinale) ausgeschlossen werden. Liegt eine ausgeprägte Fistelbildung vor, können diese durch eine Kontrastdarstellung bzw. durch Kontrastmittel im Röntgenbild (Fistulographie) sichtbar gemacht werden.

Untherapiert weist eine Hidradenitis suppurativa einen progredient-chronischen Verlauf auf, der zu einer vollständigen Zerstörung des betroffenen Haut- und Unterhautfettgewebes führt. Da die Erkrankung in nur seltenen Fällen spontane Remissionen aufzeigt, sollte eine Hidradenitis suppurativa in jedem Fall konsequent und adäquat therapiert werden, um Komplikationen und soziale Folgen der in aller Regel rezidivierenden Erkrankung zu vermeiden.

Komplikationen

Durch die Hidradenitis suppurativa kommt es zur Ausbildung von Geschwüren und Fisteln. Diese sind nicht selten mit Eiter gefüllt und können du starken Schmerzen führen. Diese Schmerzen führen weiterhin zu Bewegungseinschränkungen. Nicht selten leiden Patienten durch Bewegungseinschränkungen auch an Depressionen und anderen psychischen Verstimmungen.

Auch der gesamte Alltag des Patienten wird durch die Hidradenitis suppurativa stark eingeschränkt und die Lebensqualität wird verringert. Der Betroffene wirkt abgeschlagen und müde und nimmt dabei nicht mehr aktiv am Leben teil. In den meisten Fällen kommt es durch die Krankheit auch zu sozialen Beschwerden und nicht selten zu einer Ausgrenzung. Durch nächtliche Schmerzen kommt es zu Schlafbeschwerden und damit zu einer Gereiztheit des Patienten.

Weiterhin leidet der Patient an Wundheilungsstörungen, sodass sich einfacher und schneller Infektionen und Entzündungen ausbilden können. Auch das Immunsystem ist geschwächt. Bei der Behandlung werden vor allem Antibiotika und operative Eingriffe eingesetzt, wobei es in der Regel nicht zu besonderen Komplikationen kommt. Die Beschwerden können relativ gut eingeschränkt werden. Auch die Lebenserwartung ist durch die Krankheit für gewöhnlich nicht verringert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Menschen, die keine Grippe oder Erkältung haben, aber dennoch unter geschwollenen Lymphknoten leiden, sollten einen Arzt konsultieren. Die Schwellungen sind abklären sowie näher untersuchen zu lassen. Besonders besorgniserregend ist es, wenn die Lymphe über mehrere Wochen Veränderungen zeigt. Ein Arztbesuch ist nötig, sobald sich die Schwellungen ausbreiten oder die Knotenbildung an Umfang zunimmt. Entstehen am Körper weitere Geschwüre, Abszesse oder eine diffuse Beulenbildung, ist ein Arzt zu kontaktieren.

Anhaltende oder sich ausbreitende Hautauffälligkeiten und Verfärbungen sind ebenfalls medizinisch untersuchen zu lassen. Bei anhaltenden Kopfschmerzen, einer erhöhten Körpertemperatur oder einem ungewöhnlichen Wärmeempfinden im Körper, ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren. Treten psychische Auffälligkeiten auf, verändert sich das Verhalten des Betroffenen in einem erheblichen Maß oder setzen Stimmungsschwankungen ein, sollte ein Arzt um Rat und Unterstützung gebeten werden. Ein herabgesetztes Wohlbefinden, ein Verlust der Lebensqualität oder eine Abnahme des gewohnten Leistungsniveaus, sind mit einem Arzt zu besprechen.

Können die gewohnten alltäglichen Pflichten nicht mehr erfüllt werden, ist ein Arztbesuch anzuraten. Leidet der Betroffene unter Schlafstörungen, einer verminderten Konzentration oder Aufmerksamkeit, benötigt er Abhilfe. Bei einem Krankheitsempfinden, fortdauerndem Unwohlsein oder einer allgemeinen Schwäche, ist ein Arzt aufzusuchen, um die Ursache der Auffälligkeiten zu finden.

Behandlung & Therapie

Eine Hidradenitis suppurativa wird standardmäßig konservativ und/oder chirurgisch therapiert. Im Rahmen einer konservativen Therapie können beispielsweise hormonelle Ungleichgewichte medikamentös durch Antiandrogene (Frauen) oder 5-alpha Reduktase-Hemmern (Männer) kompensiert werden.

Durch Antibiotika können die aus einer bakteriellen Entzündung resultierenden Symptome stabilisiert und reduziert werden. Darüber hinaus wird der Einsatz von TNF-alpha-Antagonisten, die sich bei Morbus Crohn bewährt haben und den an Entzündungsprozessen im Organismus beteiligten Tumornekrosefaktor (TNF) hemmen, im Rahmen klinischer Studien für die Behandlung von Hidradenitis suppurativa getestet. Die ersten Ergebnisse sind diesbezüglich vielversprechend.

Da sich allerdings die konservativen Therapiemaßnahmen bislang als nicht ausreichend effektiv erwiesen haben, ist langfristig aufgrund des hohen Risikos für eine Ausbreitung der Entzündungsreaktionen sowie eine ausgedehnte Fistelbildung ein operativer Eingriff angezeigt. Im Rahmen eines chirurgischen Eingriffs werden sämtliche betroffenen Hautareale komplett exzidiert.

Hier stehen in Abhängigkeit vom Ausmaß des Defekts und der individuellen Einflussfaktoren (u.a. eventuell vorliegende Wundheilungsstörungen) unterschiedliche Operationsverfahren zur Verfügung. Während bei einer Nahlappenplastik nach der Exzision ein Wundverschluss durch Verschieben von Hautgewebe aus angrenzenden Strukturen erreicht und bei der Spalthauttranslantation die Wunde durch Eigenhauttransplantate (z.B. aus Oberschenkel oder Hinterkopf) verschlossen wird, wird bei einer Sekundärheilung eine offene Wundheilung angestrebt.

Darüber hinaus wird von einer Hidradenitis suppurativa Betroffenen eine Diät analog zu der bei Multiple Sklerose und rheumatischen Erkrankungen sowie ein Vermeiden von enger Kleidung und Adipositas empfohlen.


Aussicht & Prognose

Die Hidradenitis suppurativa stellt eine sehr langwierige Erkrankung dar, welche die Lebensqualität der betroffenen Patienten stark beeinträchtigt. Bis heute gibt es noch keine überzeugenden Konzepte für eine Therapie mit vollständiger Heilung.

Ohne Behandlung ist die Prognose nicht gut. Auf der Grundlage der bestehenden Entzündungen können sich in diesen Fällen größere Abszesse ausbilden. Weitergehend kommt es schließlich auch zu Phlegmonen am Subkutangewebe. Die ausgedehnten Abszesse führen häufig zu einer intensiven Bildung von Fisteln. Aus den Phlegmonen im Unterhautgewebe entwickelt sich nicht selten eine potenziell tödliche Sepsis.

Die Erkrankung ist selbst bei einer Behandlung meist lang andauernd und wiederkehrend. Das ruft wiederum schwere psychische Belastungen für die Betroffenen hervor. Neben den chronischen und quälenden Schmerzen werden die entzündlichen Hautveränderungen als stark stigmatisierend wahrgenommen. Die betroffenen Patienten müssen während der sehr langwierigen Therapie oft lange krankgeschrieben werden, was wiederum zum Verlust des Arbeitsplatzes und zur sozialen Ausgrenzung führen kann. Deshalb ist diese Erkrankung in Deutschland sozialrechtlich auch als Behinderung anerkannt worden. Neben den chronischen Schmerzen leiden die Patienten aufgrund der sozialen Ausgrenzung häufig auch an psychischen Erkrankungen.

Bisher liegen kaum Erfahrungen über Behandlungserfolge vor, da noch kein einheitliches Therapiekonzept vorliegt. Aus einigen kleineren Kliniken werden jedoch bereits Erfolge bei der Anwendung von verschiedenen Lasermethoden gemeldet.

Vorbeugung

Da die Ätiologie bislang nicht abschließend geklärt ist, kann einer Hidradenitis suppurativa nicht vorgebeugt werden. Eine Vermeidung von möglichen auslösenden Faktoren wie Nikotinkonsum oder Übergewicht können bei Vorliegen einer familiären Prävalenz (Häufung) zumindest den Verlauf einer Hidradenitis suppurativa begünstigen.

Nachsorge

Bei der Krankheit Hidradenitis suppurativa stehen dem Patienten in den meisten Fällen nur sehr wenige oder gar keine Möglichkeiten oder direkte Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. Dabei ist der Patient in erster Linie auf eine schnelle und frühzeitige Erkennung der Krankheit angewiesen, damit es zu keinen weiteren Komplikationen oder Beschwerden kommt. Je früher die Hidradenitis suppurativa erkannt und behandelt wird, desto besser ist in der Regel auch der weitere Verlauf dieser Erkrankung.

Schon bei den ersten Anzeichen oder Symptomen der Krankheit sollte daher ein Arzt aufgesucht werden. In den meisten Fällen wird die Krankheit dabei durch die Einnahme von Medikamenten behandelt, wobei vor allem Antibiotika eingesetzt werden. Der Betroffene sollte dabei auf eine regelmäßige Einnahme mit einer richtigen Dosierung achten. Bei Unklarheiten oder bei Fragen ist dabei immer zuerst ein Arzt zu konsultieren.

Auch bei Wechselwirkungen oder bei Nebenwirkungen sollten Betroffene einen Arzt aufsuchen. Da es durch die Hidradenitis suppurativa auch zu Störungen der Wundheilung kommen kann, sind Verletzungen im Allgemeinen zu vermeiden. Wunden müssen dabei besonders gepflegt werden, damit es nicht zu Infektionen oder Entzündungen kommt. Meistens wird die Lebenserwartung durch die Krankheit nicht verringert.

Das können Sie selbst tun

Patienten mit einer Hidradenitis suppurativa sind durch die unangenehmen Beschwerden spürbar in ihrem Alltag eingeschränkt. Die entzündeten Eiterherde und Fisteln verursachen Schmerzen sowohl in ruhender Position als auch bei Bewegungen. Daher leiden die Betroffenen an einer herabgesetzten Mobilität und infolgedessen an Gereiztheit. Zur Linderung der Schmerzen ist darauf zu achten, dass die Kleidung nicht auf die Entzündungen drückt oder daran reibt, insbesondere auch bei Bewegungen. Die Patienten wählen Kosmetika gemeinsam mit einem Apotheker oder dem behandelnden Arzt aus, um die entzündeten Bereiche nicht zusätzlichen Reizungen auszusetzen.

Bedeutsam ist zudem eine sensible Hygiene der erkrankten Hautbereiche. Die Entzündungen sind sauber und frei von Verschmutzungen zu halten, jedoch sind die Fisteln während der Reinigung vor weiteren Irritation zu schützen. Die Patienten sind teilweise nicht mehr in der Lage, bestimmte Sportarten ohne Schwierigkeiten auszuführen und suchen sich daher Möglichkeiten zur physischen Betätigung, die mit der Erkrankung vereinbar sind.

Um den Behandlungserfolg zu fördern, arbeiten die Patienten zudem an der Verringerung bekannter Risikofaktoren für die Krankheit. So hören die Betroffenen zum Beispiel mit dem Rauchen auf und reduzieren Übergewicht. Außerdem meiden sie zusätzliche psychische Belastungen und Stress.

Quellen

  • Dirschka, T., Hartwig, R.: Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2011
  • Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Sterry, W., Paus, R.: Checkliste Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010

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