Hirnmetastasen
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Hirnmetastasen sind angesiedelte Krebszellen im Hirngewebe, welche von bösartigen Tumoren außerhalb des Gehirns stammen. Sie gelangen über Blut, Nervenwasser und Lymphe in den Kopf.
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Was sind Hirnmetastasen?
Hirnmetastasen gehören zu den Krebstumoren, welche sich im Gehirngewebe als Metastasen anderer Krebsarten entwickelt haben. Damit haben Hirnmetastasen ihren Ursprung in einem anderen Tumor, welcher sich nicht im Gehirn befindet.
Der ursprüngliche Tumor wird auch als Primärtumor bezeichnet. Dieser kann Krebszellen beispielsweise in die Blut- oder Lymphbahn abgeben und dadurch eine Streuung erzeugen. Bösartige Zellen können dadurch in das Hirn gelangen, sich dort ansiedeln und durch Vermehrung eine Hirnmetastase entstehen lassen.
Zudem können Tumorzellen über das Nervenwasser verbreitet werden und so zu den Hirnhäuten im Gehirn oder im Rückenmarkskanal gelangen. Im Allgemeinen wird die Diagnose von Hirnmetastasen als Symptom dafür angesehen, dass eine weitere Tumorerkrankung bereits das fortgeschrittene Stadium erreicht hat.
Ursachen
Die Ursache für Hirnmetastasen sind bösartige Tumore, welche Tochtergeschwulste im Hirn entstehen lassen. Grundsätzlich besitzt jeder Tumor die Fähigkeit zu streuen. Etwa ein Viertel dieser Erkrankungen begründet sich jedoch auf einem ursächlichen Bronchialkarzinom bzw. Lungenkrebs.
Ferner bilden Tumorarten wie Brustkrebs, schwarzer Hautkrebs und Nierenkrebs häufig Tochtergeschwulste im Gehirn, sodass Hirnmetastasen sich entwickeln. Hirnmetastasen sind damit deutlich von einem primären Hirntumor zu unterscheiden, welcher direkt aus dem Hirngewebe entstanden ist und nicht von einem anderen Tumor außerhalb des Gehirns ins Hirn gestreut worden ist.
Um die Ursache für die Hirnmetastasen besser zu erforschen, wird aus der Geschwulst eine Gewebeprobe entnommen. Diese wird von einem Pathologen analysiert. Sie gibt darüber Aufschluss, wo sich der ursächliche Tumor für die Hirnmetastasen befindet.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die durch Hirnmetastasen verursachten Symptome können sehr unterschiedlich sein. Dies erklärt sich dadurch, dass je nach konkreter Lokalisation der Hirnmetastasen unterschiedliche Bereiche des Gehirn betroffen sein können. Davon abhängig sind die Betroffenen auch in jeweils anderen Funktionen eingeschränkt. Ein generelles Anzeichen für mögliche Hirnmetastasen sollten immer unklare Kopfschmerzen sein.
Kopfschmerzen, die lange anhalten, immer wieder auftreten, gerade morgens nach dem Aufwachen oder generell im Liegen deutlich verspürt werden, können auch Veränderungen im Gehirn hindeuten. Charakteristisch für Schmerzen durch Hirnmetastasen ist auch, dass diese auf übliche Schmerzmittel oftmals gar nicht oder nur sehr schlecht ansprechen. Auch motorische Veränderungen wie plötzliche Ungeschicklichkeit, Probleme beim Gehen oder Ähnlichen sollten ärztlich abgeklärt werden.
Probleme mit der Sprache können unterschiedlicher Natur sein: Plötzliche Schwierigkeiten die richtigen Worte zu finden oder generell eine unklare Aussprache, die neu festgestellt worden ist, können einen ersten Hinweis auf Hirnmetastasen geben. Da Metastasen in der Regel an Größe zunehmen, sollten vor allem alle Symptome schnell untersucht werden, die in ihrem Ausmaß zunehmen. Dies kann ein Hinweis darauf sein, dass die Hirnmetastasen weiteren Raum im Gehirn fordern und die Symptome entsprechend zunehmen.
Diagnose & Verlauf
Bei Verdacht auf Hirnmetastasen werden zur Diagnose häufig bildgebende Verfahren eingesetzt. Die Computertomografie und Magnetresonanztomographie liefert aufschlussreiche Bilder von der betroffenen Region.
Der Verlauf der Hirnmetastasen ist meist unabhängig von der weiteren Entwicklung des Primärtumors. Durch die Entstehung von Hirnmetastasen erfolgt jedoch eine Verschlechterung der Prognose für die ursprüngliche Krebserkrankung. Wie lange die Überlebenszeit ist, steht in Abhängigkeit zu der Anzahl der Metastasen im Gehirn sowie von der Behandlung.
Im Allgemeinen ist die Prognose allerdings ungünstig. Ohne Therapie überlebt der Patient meist nur wenige Wochen. Durch eine Bestrahlung kann sich die Überlebenszeit auf mehrere Monate verlängern. Lediglich bei Hirnmetastasen, welche durch eine Streuung eines Tumors in den Hoden entstanden sind, verspricht eine kombinierte Therapie aus Bestrahlung und Chemotherapie einen zufriedenstellenden Verlauf.
Komplikationen
Diese Kopfschmerzen breiten sich dabei nicht selten auch in andere Regionen des Körpers aus und können dort ebenso zu Druckgefühlen oder zu Schmerzen führen. Der Patient leidet an starken Krämpfen und ebenso an Störungen des Bewusstseins. Eventuell sind gewisse Denkprozesse gestört und es tritt nicht selten eine Koordinationsstörung auf. Der Alltag und die Lebensqualität des Patienten werden durch die Hirnmetastasen erheblich eingeschränkt.
Die Behandlung der Hirnmetastasen erfolgt mit Hilfe einer Strahlentherapie oder durch operative Eingriffe. Dabei kommt es bei der Behandlung selbst zu keinen weiteren Komplikationen. Allerdings kann nicht allgemein vorausgesagt werden, ob der Betroffene nach der Behandlung vollständig gesund sein wird. Eventuell ist die Lebenserwartung durch die Hirnmetastasen verringert. Ohne Behandlung kommt es zum vorzeitigen Tode des Patienten.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Ein Arztbesuch ist notwendig, sobald der Betroffene Auffälligkeiten im Kopfinnern wahrnimmt. Kommt es zu Kopfschmerzen, einem ziehenden Gefühl im Kopf oder Druck unter der Schädeldecke, sollte ein Arzt konsultiert werden. Schmerzen die Haaransätze, stellen sich Hautveränderungen ein oder kommt es zu Aufmerksamkeitsproblemen, ist dies untersuchen zu lassen. Nehmen die Beschwerden an Umfang oder Intensität zu, wird ein Arzt benötigt. Bei Krämpfen, Störungen des Bewusstseins oder einem Ausfall des Bewusstseins, besteht dringender Handlungsbedarf.
Ein Arzt ist aufzusuchen, sobald es wiederholt zu einem Flimmern der Augen kommt oder Störungen der Sehfähigkeit einsetzen. Bei Einbußen der Hörkraft oder Irritationen des Gleichgewichts wird ebenfalls ein Arzt benötigt. Kommt es zu Sprachstörungen oder Problemen der Mobilität, besteht Anlass zur Besorgnis. Schlafstörungen, ein allgemeines Unwohlsein oder ein Krankheitsgefühl sollten untersucht und behandelt werden, sobald sie über mehrere Wochen anhalten.
Ein Abfall des gewohnten Leistungsniveaus, Schwankungen der Stimmung oder Änderungen der Persönlichkeit gelten als ungewöhnlich und sollten näher untersucht werden. Bei Verhaltensauffälligkeiten, Gedächtnisstörungen oder Orientierungsproblemen wird ein Arzt benötigt. Leidet der Betroffene unter einer starken Müdigkeit, Unregelmäßigkeiten der Emotionsregulation oder Koordinationsproblemen, weist dies auf Unstimmigkeiten hin, die untersucht werden sollten. Ein soziales Rückzugsverhalten, Schwindel oder Lähmungserscheinungen im Gesicht sind ärztlich abklären zu lassen.
Behandlung & Therapie
Sind Hirnmetastasen diagnostiziert worden, erfolgt in der Regel eine Zusammenarbeit von Ärzten unterschiedlicher Fachbereiche. Dazu gehören Neurologen, Neurochirurgen, Onkologen, Radiologen und Strahlentherapeuten. Sie entwickeln eine Behandlung für die Hirnmetastasen und den Ursprungstumor.
Der erste Behandlungsschritt besteht meist in der Verabreichung von stark wirksamen Kortikoiden, welche gegen die Symptome des Ödems wirken. Da die Wirkung jedoch nicht langfristig ist, werden weitere therapeutische Maßnahmen eingeleitet. So kann der Neurochirurg einzelne Hirnmetastasen mithilfe eines chirurgischen Eingriffes entfernen. Diese Behandlungsform bietet sich insbesondere an, wenn über längere Zeit kein Rückfall der Krebserkrankung zu verzeichnen gewesen ist.
Ferner kann eine Operation nur stattfinden, wenn der Patient dazu im hinreichenden körperlichen Zustand ist. Wurden sehr viele Hirnmetastasen entdeckt, so erfolgt eine Strahlentherapie des gesamten Kopfes. Dies dient zur Linderung der Beschwerden. Um die Grunderkrankung zu heilen, erfolgt eine Chemotherapie.
Manchmal ist auch die alleinige Durchführung einer Chemotherapie bei Hirnmetastasen möglich. Häufig wird diese jedoch in Kombination mit der Strahlentherapie angewendet. Bei der Chemotherapie ist zu berücksichtigen, welche Krebsart die Metastasen ins Gehirn gestreut hat. Nur so können die Zytostatika effektiv gegen die Hirnmetastasen angehen.
Aussicht & Prognose
Hirnmetastasen sind die Folge einer bestehenden Krebserkrankung. Deswegen ist die Prognose höchst unterschiedlich und von verschiedensten Faktoren abhängig. Diese sind unter anderem die Art der Krebserkrankung, die Dauer und der bisherige Verlauf, der allgemeine Zustand des Patienten, die bisherige Verträglichkeit der Krebstherapie und die Frage, ob es schon zu weiteren Metastasen außerhalb des Gehirns gekommen ist.
In der Regel bedeuten Metastasen jeder Art allerdings, dass sich die Prognose verschlechtert, da bereits ein hohes Stadium der Krebserkrankung erreicht ist. Insbesondere Hirnmetastasen sind kritisch, denn je nachdem, wo sie sitzen, können sie möglicherweise durch einen operativen Eingriff nicht mehr entfernt werden. Die Risiken einer Schädigung (lebens-)wichtiger Funktionen wäre zu groß. Bestenfalls ist die operative Entfernung möglich, sodass anschließend mit einer Chemotherapie oder Bestrahlung weiter behandelt werden kann. Häufig sind dies aber nur lebensverlängernde Maßnahmen, eine Aussicht auf vollständige Heilung ist gering.
Bei Hirnmetastasen besteht außerdem das Risiko schwerer Symptome. Je nach Sitz und Wachstum des Tumors kann er eine Reihe verschiedenster Symptome und Fehlfunktionen des Körpers nach sich ziehen, darunter Sprach- und Bewegungsstörungen, Ausfälle der Sinnesorgane oder schlimmstenfalls Beeinträchtigungen der Funktionen lebenswichtiger Organe. Diese können für Betroffene sehr belastend und schlimmstenfalls lebensbedrohlich werden, weshalb auch dieser Faktor die Prognose von Hirnmetastasen beeinflusst.
Vorbeugung
Es gibt keine spezifischen Maßnahmen zur Vorbeugung von Hirnmetastasen. Wie auch bei anderen Krebserkrankungen sollten jedoch eine unnötige Strahlung und der Kontakt mit krebserregenden Stoffen vermieden werden. Ferner kann das Krebsrisiko durch eine gesunde Lebensweise, eine fettarme Ernährung, regelmäßigen Sport sowie einem Verzicht auf Alkohol und Nikotin vermindert werden. Dies verringert auch das Risiko auf Hirnmetastasen.
Nachsorge
Dem Betroffenen stehen bei Hirnmetastasen in der Regel keine Möglichkeiten oder Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. In den meisten Fällen können die Hirnmetastasen auch nicht vollständig behandelt werden, sodass es durch diese Krankheit stets zu einer verringerten Lebenserwartung des Betroffenen kommt. Je früher dieser Tumor dabei erkannt wird, desto besser ist meist auch der weitere Verlauf der Erkrankung.
Daher sollte schon bei den ersten Symptomen oder Anzeichen ein Arzt aufgesucht werden. Die Behandlung der Hirnmetastasen kann dabei durch die Einnahme von verschiedenen Medikamenten erfolgen. Der Betroffene ist dabei auf eine richtige Dosierung und auch auf eine regelmäßige Einnahme angewiesen, um den Tumor richtig zu behandeln. Dabei sollte bei Fragen oder bei Unklarheiten immer zuerst ein Arzt kontaktiert werden.
Auch die Unterstützung und die liebevolle Pflege der eigenen Familie und der Freunde ist bei dieser Krankheit sehr wichtig, da dadurch psychische Verstimmungen oder sogar Depressionen verhindert werden können. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn eine Chemotherapie erfolgen muss. Sollte es zu einem operativen Eingriff kommen, sollte sich der Betroffene nach dem Eingriff auf jeden Fall ausruhen und seinen Körper schonen.
Das können Sie selbst tun
Hirnmetastasen können direkte Auswirkungen auf die Bewältigung des Alltags haben. So berichten viele Betroffene von Symptomen, die sie direkt wahrnehmen können, und die den Alltag zum Teil negativ beeinflussen. Leider gibt es keine Möglichkeit, sich selbst von Hirnmetastasen zu befreien, deshalb ist eine engmaschige Kontrolle und ärztlich verordnete Therpie, zum Beispiel Chemotherapie, notwendig. Es gibt jedoch viele Möglichkeiten, den Alltag mit Hirnmetastasen etwas einfacher und sicherer zu gestalten.
Da wie bei vielen Erkrankungen auch hier die Psyche und das psychische Wohlbefinden eine große Rolle spielt, ist es hilfreich, eine oder mehrere Vertrauenspersonen in der Nähe zu wissen, falls die Probleme nicht mehr bewältigbar sind. Manche Aufgaben, die noch vor kurzer Zeit spielend bewältigt werden konnten, stellen inzwischen unlösbare Probleme dar.
Körperliche Erleichterung können Maßnahmen bringen, die das oftmals durch die Chemotherapie stark belastete Immunsystem stärken, diese sollten jedoch ebenfalls in enger Abstimmung mit dem Arzt gewählt werden. Denkbar sind hier sowohl Nahrungsergänzungsmittel, als auch Kuren oder psychologische Unterstütung.
Treten Gleichgewichtsprobleme oder Schwindelattacken auf, so sollte der Betroffene das Haus möglichst nicht mehr alleine verlassen, sondern nur noch mit einer Begleitperson. Diese kann auch beim Heben und Tragen, zum Beispiel von Einkäufen, wichtige Hilfe leisten. Geeignete Gehhilfen sorgen für mehr Sicherheit.
Quellen
- Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Berlin 2007
- Diener, H.-C., et al.: Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012
- Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014