Adenohypophyse
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Adenohypophyse ist als Teil der Hypophyse eine wichtige endokrine Drüse. Sie ist verantwortlich für die Produktion einer Reihe unterschiedlicher Hormone. Störungen in der Funktion der Adenohypophyse führen zu typischen Erkrankungen, die durch einen Mangel oder Überschuss bestimmter Hormone verursacht werden.
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Was ist die Adenohypophyse?
Die Adenohypophyse wird als Hypophysenvorderlappen bezeichnet und ist der größere Teil der Hypophyse. Im Gegensatz zur Neurohypophyse ist sie kein Bestandteil des Gehirns. Somit ist die Hypophyse, zusammengesetzt aus Adenohypophyse und Neurohypophyse, kein einheitliches Organ. Es ist nur eine Funktionseinheit zweier unterschiedlicher Anteile.
Die Adenohypophyse geht aus der Rathke-Tasche, einer Ausstülpung des Rachenraumes, hervor. Beim Wachstum des Fötus wird diese Ausstülpung vom Mund abgeschnürt und entwickelt sich zum Hypophysenvorderlappen. Der Hypophysenvorderlappen ist wie eine typische endokrine Drüse aufgebaut. Dabei bildet er eine Reihe von Hormonen, die entweder als Steuerhormone fungieren oder direkt am Erfolgsorgan wirken. Allerdings wird die Hormonproduktion der Adenohypophyse wiederum durch Releasing- oder Inhibiting-Hormone des Hypothalamus gesteuert.
Anatomie & Aufbau
So lassen sich die azidophilen Zellen durch einen sauren Farbstoff rot und die basophilen Zellen durch einen basischen Farbstoff blau oder violett färben, während die chromophoben Zellen nicht anfärbbar sind. Die azidophilen und basophilen Zellen sind anders als die chromophoben Zellen verantwortlich für die Produktion einer Reihe von Hormonen, die unterschiedliche Funktionen erfüllen.
Zu den chromophoben Zellen gehören sowohl Stammzellen als auch verbrauchte azidophile und basophile endokrine Zellen, die keine Hormone mehr produzieren. Der Zwischenlappen (Pars intermedia) ist zwischen dem Vorderlappen und der Neurohypophyse lokalisiert. Er ist verantwortlich für die Produktion des Melanozyten-stimulierenden Hormons (MSH). Über die Funktion des Trichterlappens, welcher den Hypophysenstiel umgreift, ist bisher nichts bekannt. Der Aufbau der Adenohypophyse macht sie zu einem wichtigen Schaltzentrum für die Steuerung hormoneller Prozesse im Organismus.
Funktion & Aufgaben
Die Adenohypophyse erzeugt sowohl glandotrope (auf Drüsen wirkende) als auch nichtglandotrope Hormone. Die glandotropen Hormone besitzen wichtige steuernde Funktionen. Sie regulieren die Hormonproduktion anderer Hormondrüsen. Als glandotrope Hormone werden in der Adenohypophyse TSH (Thyreoidea stimulierendes Hormon), ACTH (Adrenokorticotropes Hormon), FSH (Follikelstimulierendes Hormon) und LH (Luteinisierendes Hormon) gebildet. TSH stimuliert die Hormonbildung in der Schilddrüse und hat somit Einfluss auf den Energieverbrauch des Stoffwechsels.
ATCH regt die Nebenniere zur Bildung von Glukokortikoiden, Mineralkortikoiden und Sexualhormonen an. Das FSH wirkt auf die Gonaden und steuert bei der Frau das Eizellenwachstum und beim Mann die Spermienbildung. Schließlich wirkt auch das LH auf die Gonaden und ist zusammen mit dem FSH für die Reifung und Bildung der Geschlechtszellen verantwortlich. Zu den in der Adenohypophyse erzeugten nichtglandotropen Hormonen zählen das STH (Somatotropes Hormon oder Somatropin), das Prolaktin und das MSH (Melanozyten-stimulierendes Hormon oder Melanotropin).
Das STH steuert als sogenanntes Wachstumshormon das Wachstum des Organismus. Bei Somatropin-Mangel kommt es zum Kleinwuchs, während ein Überschuss an STH zu Riesenwuchs (Hypersomie) führt. Das Hormon Prolaktin wiederum steuert im Verlauf der Schwangerschaft und der Stillzeit das Brustwachstum und die Milchproduktion. Das nichtglandotrope Hormon MSH (Melatropin) ist verantwortlich für die Bildung der Pigment bildenden Melanozyten. Außerdem begrenzt es die Fieberreaktion und ist an der Steuerung des Hungergefühls und der sexuellen Erregbarkeit beteiligt. Die Wirkungsweise der Hormone sollte jedoch im Gesamtkontext betrachtet werden. So wird die Funktion der Adenohypophyse als Teil eines komplexen Hormonsystems wiederum durch die Releasing- und Inhibiting-Hormone des Hypothalamus gesteuert.
Krankheiten
Liegt ein Mangel an TSH vor, werden zu wenig Schilddrüsenhormone gebildet, was zu einer sekundären Schilddrüsenunterfunktion führen kann. Dabei verlangsamt sich der Stoffwechsel und die körperliche sowie geistige Leistungsfähigkeit lässt nach. Außerdem kommt es zu einer Gewichtszunahme. Wird zu viel TSH produziert, dann wird die Schilddrüse zur Produktion großer Mengen Schilddrüsenhormone angeregt. Es kommt zur Schilddrüsenüberfunktion mit ihren typischen Symptomen. Störungen in der TSH-Produktion können durch Adenome (gutartige Tumore) oder Autoimmunerkrankungen der Adenohypophyse ausgelöst werden.
Erhöhte ACTH-Werte führen zu einer erhöhten Produktion von Kortisol im Körper mit der Folge, dass sich ein Morbus Cushing mit Schwächung des Immunsystems und Ausbildung einer charakteristischen Stammfettsucht ausbildet. Zu niedrige ACTH-Werte sind oft die Ursache für das sogenannte Sheehan-Syndrom mit der Reduzierung vieler Körperfunktionen. Neben einer Fehlsteuerung durch den Hypothalamus kann die Ursache der Hormonstörung direkt durch eine Erkrankung der Adenohypophyse bedingt sein.
Das nichtglandotrope Hormon Somatropin wiederum führt bei einem Mangel zu Minderwuchs, erhöhter Körperfettmasse mit gleichzeitiger verminderter Muskelmasse und geringer Knochendichte. Die Lebenserwartung ist verringert. Bei einer Überproduktion von Somatropin kommt es zum Riesenwuchs. Störungen der Funktion der Adenohypophyse verursachen also endokrine Erkrankungen, die den Energie- und Mineralstoffwechsel, das Wachstum, die Milchproduktion, die Sexualfunktionen und die Fruchtbarkeit betreffen können.
Typische & häufige Erkrankungen
Quellen
- Lang, F., et al.: Basiswissen Physiologie. Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2007
- Lohr, M., Keppler, B. (Hrsg.): Innere Medizin – Kompendium für Studium und Klinik. Urban & Fischer, München 2005
- Schünke, M., et al.: PROMETHEUS Innere Organe. LernAtlas Anatomie. Thieme, Stuttgart 2018