Jochbogen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Jochbogen ist Teil des Gesichtsschädels und erstreckt sich beidseitig unterhalb der Augenhöhle horizontal bis zum Ohr. Er ist von außen gut in seinem Verlauf zu ertasten. Gebildet wird der Jochbogen aus dem Oberkiefer sowie dem Joch- und dem Schläfenbein.

Der Jochbogen ist außerdem mit dem großen Kaumuskel (Musculus masseter) verbunden, der dort seinen Ursprung hat. Beim Menschen ist der Kaumuskel beispielsweise im Vergleich zum Affen wenig ausladend. Bei vielen Primaten sind die Kauwerkzeuge wesentlich stärker ausgebildet. Aus anatomischer Sicht befindet sich der Jochbogen des Menschen unmittelbar neben dem Jochbein. Dieses ist wiederum durch eine unbewegliche Knochennaht mit dem Schläfenbein verbunden. Dieser Knochenbereich zeichnet sich durch eine relativ große Festigkeit aus.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Jochbogen?

In schweren Fällen von Jochbein- beziehungsweise Jochbogenfrakturen müssen zerstörte Knochenteile durch passendes natürliches Material aus anderen Körperbereichen ersetzt werden.
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Die wesentliche Aufgabe des Jochbeins besteht darin, den Kaudruck der Backenzähne aufzunehmen und abzuleiten. Außerdem ist es an der Formgebung der Augen- und Nasenhöhle beteiligt. Im Jochbein nehmen mehrere Gesichtsmuskeln ihren Ausgang.

Der Jochbogen ist aus dem Schläfenbeinfortsatz des Jochbeins und dem Jochbeinfortsatz des Schläfenbeins zusammengesetzt. Sie bilden seinen vorderen und hinteren Teil. Oberhalb des Gehörgangs wird der Jochbogen in einer Leistenform auf der sogenannten Schläfenbeinschuppe fortgesetzt. Verletzungen des Jochbogens werden in den meisten Fällen durch Frakturen herbeigeführt, die jedoch sehr selten vorkommen. Häufiger bricht das Jochbein, da es bedeutend größer ist. Beide Brüche werden den seitlichen (lateralen) Mittelgesichtsfrakturen zugeordnet. Sie gehen mit erheblichen, andauernden Schmerzen einher.

Um das Jochbein und den Jochbogen zu brechen, ist beträchtliche äußere Gewalteinwirkung nötig. Die Erfahrungen zeigen, dass der Jochbogen in einem solchen Fall an zwei Stellen bricht. Die Fraktur ist mit starken Schwellungen im Bereich oberhalb des Jochbogens verbunden.

Anatomie & Aufbau

Da am Jochbogen der große Kaumuskel aufgehängt ist, kann dieser aufgrund der Gewaltanwendung ebenfalls beschädigt werden. Eine weitere mögliche Folge ist, dass sich der Kaumuskel in einer Bruchspalte einklemmt. Dieser Vorgang wird als Kieferklemme bezeichnet.

Der so Geschädigte kann nur unter Schwierigkeiten und starken Schmerzen seinen Mund öffnen und schließen. Wenn sich auf einem Röntgenbild oder beim CT herausstellt, dass der Jochbogenknochen verschoben ist, kommt der Arzt meist nicht um einen operativen Eingriff herum. Er wird dann die Verschiebung wieder ausgleichen und Knochenteile gegebenenfalls mit Titanschrauben und Metallplatten neu fixieren. Außerdem wird der Kaumuskel aus seiner Klemme befreit. Liegt keine Verschiebung des Jochbogens vor, kann der Bruch in der Regel von allein heilen, ohne dass ein chirurgischer Eingriff notwendig wäre. Brüche des Jochbeins und des Jochbogens kommen verhältnismäßig häufig vor, da harte Schläge oder Stürze in diesem Bereich leicht weitergegeben werden.

Beide Knochen liegen relativ exponiert und sind beispielsweise bei Schlägen in das Gesicht direkt betroffen. Wird instinktiv der Kopf zur Seite gedreht, um einem Schlag auszuweichen, steigen die Verletzungsgefahren für den Jochbogen noch. Die Gewalt trifft dann das äußere Gesicht. Die Bruchstellen liegen in diesem Fall im seitlichen Bereich zwischen Auge und Ohr. Der betroffene Knochen sinkt dort ein. Ein isolierter Jochbeinbruch führt dagegen in der Gesichtsfront zu Veränderungen. Hier wird der Wangenknochen deutlich sichtbar geschädigt.

Funktion & Aufgaben

In schweren Fällen von Jochbein- beziehungsweise Jochbogenfrakturen müssen zerstörte Knochenteile durch passendes natürliches Material aus anderen Körperbereichen ersetzt werden. Hierzu kommen Knochen- und Knorpelteile aus dem Oberschenkel oder dem Armbereich in Frage. Bei einer Operation des Jochbogens werden mitunter spezielle Tamponaden oder Ballons eingesetzt, um die Gesichtsform des Betroffenen wiederherzustellen. Sie begleiten das Verheilen des Jochbogens und werden bei Bedarf unter der Haut gelassen.

Nach einer Operation des Jochbeins oder Jochbogens können sich Störungen des Nervensystems in diesen Bereichen bemerkbar machen. Eventuell stellen sich Taubheitsgefühle und Kribbeln ein. Zeitweise treten Sehstörungen auf, indem ein Betroffener zum Beispiel Doppelbilder sieht. Jedoch gehen solche Begleiterscheinungen meistens nach sechs Wochen wieder vorüber. Verzögert sich dieser Heilungsprozess, kann er durch den Einsatz eines elektrischen Nervenstimulationsgerätes begleitet werden.


Krankheiten

Nicht selten erleidet der Jochbogen eine Prellung, zum Beispiel durch einen Sturz. Kleinere Kinder können sich solche Verletzungen auch durch einen Stoß an die Tischkante oder Ecken von Möbelstücken zuziehen. Die Schmerzen durch diese kleinen Unfälle sind oft beträchtlich.

Ein schnelles Kühlen der Verletzung ist sehr wichtig, um Besserung zu erreichen. Solange die Haut über dem Jochbogen unversehrt ist, können jederzeit auch schmerzstillende Salben verwendet werden. Die Salbe sollte jedoch immer vorsichtig aufgetragen werden, um beispielsweise nicht das Auge in Mitleidenschaft zu ziehen. Schwillt das betroffene Auge nach einer Jochbeinverletzung zu, empfiehlt sich unbedingt die Konsultation eines Facharztes, denn in diesem Fall kann eine Fraktur des Knochens vorliegen. Mögliche Folgen wie eine eventuelle Gehirnerschütterung oder große Hauteinrisse müssen hier gründlich abgeklärt werden.

Jochbein beziehungsweise Jochbogen können auch anschwellen, wenn Nervenentzündungen vorliegen. Eine Trigeminusneuralgie kann zum Beispiel diese Folgen heraufbeschwören. Dann kommt es unter Umständen zu plötzlich auftretenden stechenden Schmerzen, denen keine äußere Verletzung zu Grunde liegt. Wird die betroffene Stelle berührt, verstärken sich die Beschwerden noch weiter. Auffällige Schwellungen im Bereich des Jochbeins und Jochbogens treten möglicherweise auch bei einer starken Grippe oder Entzündungen in den Nasennebenhöhlen zu Tage. Diese Erkrankungen führen auch schnell zu unangenehmen Kopfschmerzen und einem Druckgefühl im Gesicht.

Quellen

  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013
  • Tortora, G.J., Derrickson, B.H.: Anatomie und Physiologie. Wiley-Blackwell, Oxford 2006
  • Zilles, K. et al.: Anatomie. Springer Medizin Verlag Heidelberg 2010

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