Legionärskrankheit (Legionellose)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Legionellose, welche auch als Legionärskrankheit bekannt ist, ist eine schwere Variation der Lungenentzündung. Verursacht wird die Legionärserkrankung durch ein Bakterium, welches der Untergattung Legionella zuzuordnen ist.
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Was ist die Legionärskrankheit?
Bei der Legionärskrankheit handelt es sich um eine schwere Infektion in der Lunge, welche durch das Bakterium Legionella pneumophila verursacht wird.
Die Symptome ähneln der einer Lungenentzündung und sind durch hohes Fieber, Atembeschwerden sowie Husten charakterisiert. Eine Behandlung mit Antibiotika ist erforderlich. Sie tritt weltweit zur jeder Jahreszeit auf, kommt jedoch besonders häufig im Sommer und Herbst auf.
Meist wird sie erst in einem späten Stadium erkannt, da sie leicht mit einer klassischen Lungenentzündung verwechselt werden kann. In einigen Staaten der Welt ist die Krankheit meldepflichtig. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa sechs Prozent aller Lungenentzündungen durch das Bakterium Legionella pneumophila ausgelöst werden. Eine schwache Variante der Legionärskrankheit stellt das Pontiacfieber dar.
Ursachen
Für eine Infektion mit Legionella pneumophila muss der Keim eingeatmet werden und über Nase bzw. Mund in die Lunge gelangen. Somit sind mögliche Infektionsquellen die Dusche, Whirlpools, Klimaanlagen, Inhalatoren sowie Luftbefeuchter.
In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass sich das Bakterium Legionella pneumophila meist in den Wasserrohren ausbreiten kann, wenn die Leitungen kaum benutzt werden. Steht das warme Wasser lange Zeit in der Wasserleitung, bietet es ein ideales Medium zur Ausbreitung der Keime. So kann es selbst in deutschen Turnhallen zur Ausbreitung der Legionärskrankheit kommen, wenn die Duschen in den Sommerferien lange Zeit nicht benutzt wurden.
Eine unmittelbare Übertragung des Krankheitserregers von einem Infizierten zu einem gesunden Menschen ist unbekannt. In der Lunge angekommen, vermehren sich die Keime in den Monozyten, die eine besondere Form der weißen Blutkörperchen sind. Bis zum Ausbruch der Legionärskrankheit können bis zu zehn Tage vergehen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Legionärskrankheit kann sehr unterschiedliche Symptomatiken hervorrufen. Dies hängt von der Menge und Art der Legionellen sowie dem sonstigen Zustand des Betroffenen ab. Immungeschwächte Menschen, Kinder und ältere Personen sind grundsätzlich anfälliger für die Symptome einer Legionärskrankheit. Die Symptomatik ist in jedem Falle als bedrohlich, aber gut behandelbar, einzustufen.
Nach einer kurzen Inkubationszeit von circa zwei bis zehn Tagen kommt es dann zu einem plötzlich einsetzenden und heftigen Krankheitsverlauf. Die Symptome können stark variieren, erinnern aber meist an eine Grippe. Es kommt zu sehr hohem Fieber mit teils über 40 Grad, Schüttelfrost, Muskelschmerzen und allgemeinem Unwohlsein. Dazu kommt es zu Schmerzen oder einem unangenehmen Gefühl im Brustbereich. Anzeichen der auftretenden Lungeninfektion sind der trockene Husten] sowie die Schmerzen.
Im weiteren Verlauf kommt es zu Husten mit Auswurf, wobei hier auch Blut beigemengt sein kann. Entsprechend erweitert sich die Lungenentzündung und es kommt zu Atemnot, Kreislaufproblemen, Übelkeit und Erbrechen. Ferner kann es aufgrund der körperlichen Belastung zu neurologischen Ausfallerscheinungen (vorübergehendes Weggetretensein, Bewegungsprobleme etc.) kommen.
Desto älter und insgesamt schwächer der Betroffene ist, desto gravierender sind die Symptome. Wird keine Behandlung begonnen, ist die Legionellose zudem als lebensbedrohlich einzustufen.
Diagnose & Verlauf
Die Diagnose zur Legionärskrankheit erfolgt durch einen Nachweis des Krankheitserregers mittels Urinprobe. Der Urin wird auf gewisse Proteine analysiert, welche nur bei einer Legionelleninfektion vorliegen. Ferner kann eine Probe aus Lunge oder Rachen Aufschluss über eine Infektion geben.
Wird die Diagnose frühzeitig erstellt, nimmt die Krankheit einen unproblematischen Verlauf. Wird sie nicht erkannt und verbleibt unbehandelt, kann sie bei Menschen mit Immunschwäche sowie älteren Personen mit einer 20 % Wahrscheinlichkeit tödlich enden. Haben die Bakterien lediglich das Pontiacfieber ausgelöst, erholen sich die Betroffenen auch ohne ärztliche Betreuung innerhalb von fünf Tagen.
Ist die Legionärskrankheit überstanden, besteht keine Immunität gegen das Bakterium Legionella. Somit können diese Patienten erneut an der Legionärskrankheit erkranken.
Komplikationen
Des Weiteren kommen Pleuraergüsse vor, wobei die Flüssigkeitsmenge im Gleitspalt zwischen Lungen- und Rippenfell ansteigt und zur erschwerten Atmung führt. Bildet ein Erguss sich nicht vollständig zurück, kann es zu Verwachsungen kommen, die die Atemfunktion einschränken. In schwersten Fällen rufen die Bakterien der Legionellose eine respiratorischen Insuffizienz hervor.
Hierbei wird die äußere Atmung so schwach, dass die Lungenfunktion fast erliegt. Dies erfordert eine sofortige maschinelle Unterstützung der Atmung. Die Erreger setzten sich häufig, wenn das Herz während der Erkrankung zu stark gefordert wird, auf dem Herzmuskel (Myokard) oder dem Herzbeutel (Perikard) ab. Dies führt zu Entzündungen der jeweiligen Gewebe.
Eine weitere schwerwiegende Komplikation, die das Bakterium der Legionärskrankheit hervorrufen kann, ist das akute Nierenversagen. Hierbei wird die Funktion der Nieren plötzlich eingeschränkt und die Harnausscheidung vermindert sich bzw. erlöscht fast ganz. Bei Verdacht muss eine sofortige Krankenhauseinweisung erfolgen. Unbehandelt liegt die Sterberate der Legionellose bei fünf bis zehn Prozent.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Wenn hohes Fieber, trockener Husten und andere Anzeichen der Legionärskrankheit bemerkt werden, sollte ein Arzt konsultiert werden. Weitere Warnzeichen, die abgeklärt werden müssen, sind Schnupfen, Glieder- und Muskelschmerzen sowie Symptome einer Lungenfell- oder Kehlkopfentzündung. Charakteristisch für die Erkrankung sind auch Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Bei einigen Patienten entwickelt sich eine Gehirnentzündung, die sich unter anderem durch Mattigkeit und Verwirrtheit äußert. Falls diese Krankheitszeichen auftreten, muss ärztlicher Rat eingeholt werden bzw. muss der Betroffene bei einer Gehirnentzündung ins Krankenhaus gebracht werden.
Eine schwache Atmung oder Nierenversagen sind ernste Komplikationen, die ebenfalls sofort abgeklärt werden müssen. Sollte die Harnausscheidung gestört sein, wird am besten der Hausarzt hinzugezogen. Personen, die beruflich regelmäßig mit verschmutztem Wasser in Kontakt kommen, sind besonders anfällig für die Legionärskrankheit. Auch Kleinkinder und alte oder geschwächte Menschen gehören zu den Risikogruppen und sollten die beschriebenen Symptome umgehend abklären lassen. Neben dem Allgemeinmediziner kann der Internist, ein HNO-Arzt oder ein Lungenfacharzt hinzugezogen werden.
Behandlung & Therapie
Die Legionärskrankheit bzw. Legionellose sollte so früh wie möglich ärztlich behandelt werden. Im Idealfall beginnt die Therapie bereits bei Verdacht auf die Bakterieninfektion. Für einen Zeitraum von 14 Tagen wird ein Antibiotikum verschrieben. Dieses hemmt das Wachstum der Bakterien und tötet die Krankheitserreger ab.
Da das Bakterium Legionella sehr resistent ist, ist die richtige Auswahl des Antibiotikums entscheidend. Als besonders erfolgreich haben sich Medikamente mit dem Wirkstoff Erythromycin erwiesen. Des Weiteren kann es sinnvoll sein, weitere Medikamente zur Symptombehandlung einzunehmen. Personen, deren Abwehrkräfte besonders geschwächt sind, sollten die Medikamententherapie mindestens drei Wochen durchführen. Die Stärke des Antibiotikums bemisst sich nach der Ausprägung und dem Verlauf der Legionärskrankheit.
In besonders schwerwiegenden Krankheitsverläufen kann zudem eine Antibiotika-Kombination eingesetzt werden. Häufig wird diese in den ersten Behandlungstagen als Infusion gegeben. Liegt aufgrund einer Infektion mit dem Bakterium Legionella lediglich ein Pontiacfieber vor, ist eine Behandlung mit einem Antibiotikum nicht notwendig. Meist werden nur Medikamente zur Symptombekämpfung verschrieben. Im Vergleich zur gewöhnlichen Lungenentzündung hilft Penicillin nicht zur Abtötung des Bakteriums Legionella und wird somit zur Behandlung der Legionärskrankheit nicht eingesetzt.
Aussicht & Prognose
Eine Erkrankung ist weltweit möglich. Auch in den Industrieländern kommt die Legionärskrankheit vor. Meist trägt das Warmwasserversorgungssystem hierfür die Verantwortung. In diesem sammeln sich die gesundheitsgefährdenden Bakterien an. Die typischen Beschwerden werden oft nicht korrekt zugeordnet. Ärzte gehen daher von einer hohen Dunkelziffer aus.
Die Legionärskrankheit nimmt bei vorher gesunden Menschen meist einen guten Verlauf. Nach wissenschaftlichen Erhebungen stirbt nur ein Bruchteil der Erkrankten. Viele von ihnen nehmen sogar keine Beschwerden wahr. Anders verhält sich die Prognose bei älteren Personen ab dem 50. Lebensjahr und solchen mit schwachem Immunsystem. Experten gehen davon aus, dass für sie das Risiko erheblich höher ausfällt. Mehr als zwei Drittel mit Vorerkrankungen an Herz oder Lunge sterben bei einer Ansteckung.
Als therapeutisches Mittel steht Antibiotika zur Verfügung. Dieses wirkt gut, was eine günstige Prognose bei rechtzeitiger Behandlungsaufnahme bedingt. Eine Erkrankung dauert nur wenige Tage. Es bleiben keine Beschwerden zurück. Im Blut lassen sich entsprechende Antikörper nachweisen. Diese verschwinden allerdings nach kurzer Zeit wieder. Eine erneute Ansteckung wird dadurch möglich. Eine Immunität baut sich nicht auf.
Vorbeugung
Die vorbeugenden Maßnahmen gegen eine Legionärskrankheit bzw. Legionellose konzentrieren sich darauf, die möglichen Infektionswege zu meiden. So empfiehlt sich bei Hotelaufenthalten ein Ablaufen des Warmwassers für einige Minuten. In dieser Zeit sollte das Bad verlassen werden, um nicht den ersten Wasserdampf einzuatmen. In ihm verstecken sich die meisten Bakterien.
Öffentliche Whirlpools sollten gemieden werden. In den eigenen vier Wänden sollten Warmwassersysteme und Klimaanlage professionell installiert sein und stetig gewartet werden. Inhalatoren und Luftbefeuchter müssen stetig desinfiziert und gereinigt werden, um einer Legionärskrankheit vorzubeugen.
Nachsorge
Die Art der Nachsorge ergibt sich aus dem Verlauf der Legionärskrankheit. Meist heilt die Erkrankung vollständig ab. Dann bleiben keine Beschwerden zurück. Planmäßige Untersuchungen kommen nicht in Betracht, weil aus der Ursprungserkrankung keine weiteren Folgen zu erwarten sind. Zur Nachsorge sind allerdings Vorbeugemaßnahmen geeignet.
Der Arzt vermittelt etwaige Informationen im Rahmen der Therapie. Patienten sollten einen möglichen Befall in den Warmwassersystemen beachten und geeignete Schutzvorkehrungen treffen. Die Verantwortung für die Umsetzung der ärztlichen Hinweise fällt in den Verantwortungsbereich der Erkrankten. Eine Legionärskrankheit kann auch einen schweren oder sogar tödlichen Verlauf nehmen.
Überlebt der Patient eine solche Erkrankung, bleiben mitunter Folgeschäden wie eine eingeschränkte Lungenfunktion zurück. Die Nachsorge hält dann Mittel und Wege bereit, einen beschwerdefreien Alltag zu verbringen. Je nach Ausmaß der Anzeichen sind Therapien und Arztvorstellungen notwendig. Ein Rhythmus wird zwischen Arzt und Patient vereinbart. Eine medikamentöse Behandlung ist nicht unüblich.
Grundsätzlich sind immungeschwächte Personen deutlich anfälliger für eine Erkrankung. Bei ihnen ist das Risiko für langwierige Beschwerden zudem deutlich erhöht. Die Nachsorge fällt bei ihnen auf Grund der bestehenden Vorerkrankungen vergleichsweise intensiv aus. Komplikationen können bei ihnen tödlich enden.
Das können Sie selbst tun
Lösen die Legionellen jedoch eine Lungenentzündung bei einem Patienten aus, muss schnellstmöglich mit einer Therapie begonnen werden, da die Infektion für chronisch Kranke und ältere Menschen lebensbedrohlich sein kann. Eine Konsultation eines Arztes ist in diesem Fall unerlässlich. Es sollte so schnell wie möglich mit einer Antibiotika-Therapie begonnen werden, da hier eine Selbsthilfe nicht mehr möglich ist. In schweren Krankheitsfällen werden die Medikamente zu Beginn als Infusion verabreicht. Während der Zeit der Antibiotika-Einnahme ist wichtig, die Medikamente genau nach Anweisung des Arztes einzunehmen. Man sollte in dieser Zeit auf die Signale seines Körpers achten, sich selbst schonen und Bettruhe einhalten.
Nach Abschluss der Antibiotika-Einnahme kann es sinnvoll sein, Medikamente zur Sanierung des Darmes einzunehmen, da die Darmflora durch die Therapie angegriffen sein könnte. Um eine erneute Ansteckung zu vermeiden, sollte die Quelle der Infektion mit Legionellen beseitigt werden.
Quellen
- Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen. Thieme Verlag, Stuttgart 2008
- Netter, F.H. et. al.: NETTERs Allgemeinmedizin. Thieme, Stuttgart 2006
- Schaberg, T. et al.: Pneumonien. Thieme, Stuttgart 2001