Leistenzerrung
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Eine Leistenzerrung entsteht in den meisten Fällen durch plötzliche Überlastung beim Sport. Sie kann drei unterschiedliche Schweregrade haben und betrifft die Adduktoren. Vermeiden kann man eine Leistenzerrung durch intensives Aufwärmen und Dehnen der einzelnen Muskelgruppen und durch langsames Herunterkühlen nach dem Sport.
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Was ist eine Leistenzerrung?
Unter einer Leistenzerrung versteht man eine Überdehnung oder Verletzung der so genannten Adduktoren durch eine plötzliche Seitwärtsbewegung oder Grätsche. Adduktoren sind in diesem Fall Skelettmuskeln und Sehnen, die zum Heranziehen der Beine dienen. Ihre Gegenspieler heißen Abduktoren. Eine Leistenzerrung ist eine relativ oft vorkommende Sportverletzung.
Sie betrifft häufig Fußballer, Hürdenläufer, Schwimmer, Skifahrer oder Eishockeyspieler. Die genannten Sportarten sind durch intensive Beinarbeit gekennzeichnet, in deren Folge es zu einer Leistenzerrung kommen kann. Vor allem als Leistungssportler erleidet man häufiger eine Leistenzerrung.
Der Schweregrad der Leistenzerrung kann einen von drei Graden haben:
Die leichte Adduktorenzerrung bedeutet eine Überdehnung, bei der weniger als fünf Prozent der Adduktorenfasern beschädigt werden. Man kann bei dieser Leistenzerrung durchaus weiter trainieren, spürt aber Schmerzen. Der zweite Schweregrad einer Leistenzerrung bedeutet mehr als 5 Prozent Muskelfaserrisse, die man auch bei leichteren Belastungen oder Druck auf die Adduktoren spürt.
Ausgeprägte Muskelfaserrisse kennzeichnen den dritten Schweregrad der Leistenzerrung. Hier kann es zu Blutergüssen, Schwellungen und starken, stechenden Schmerzen kommen. Der Heilungsverlauf wird je nach Schweregrad der Leistenzerrung unterschiedlich lange dauern.
Ursachen
Oft genügt eine plötzliche Bewegung beim Sprung nach einem Ball oder über eine Hürde, um eine Leistenzerrung zu verursachen. Begünstigt wird die Leistenzerrung auch durch ungeeignetes Schuhwerk, eine falsche Sprung- oder Lauftechnik und eine plötzliche Seitwärtsbewegung.
Als weitere Ursache kann aber eine angeborene Fehlstellung der Hüften, ein Beckenschiefstand mit verschiedenen Beinlängen oder eine Fehlfunktion der Hüftgelenke ursächlich für eine Leistenzerrung sein.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Eine Leistenzerrung entsteht in der Regel durch eine ungewohnte oder zu hohe Belastung der Leistenregion. Dadurch kommt es zu einer Zerrung der Muskulatur, sodass die betroffene Person über stechende Schmerzen in der Leistengegend leidet. Häufig treten die Schmerzen unmittelbar nach dem Sport auf. In besonders schweren Fällen kommt es sogar zu sichtbaren Schwellungen und Hämatomen, die mehrere Tage andauern können.
Betroffene Personen im gesamten Alltag sehr stark eingeschränkt, sodass die Lebensqualität erheblich leidet. Wenn sich die betroffene Person für eine ärztliche Behandlung entscheidet, dann ist mit einer schnellen und reibungslosen Heilung zu rechnen. Leistenzerrungen machen sich zudem bei bestimmten Bewegungen bemerkbar, sodass es dadurch zu starken Verspannungen kommen kann. Die Muskulatur verkrampft sich, sodass es unter Umständen auch zu langanhaltenden Krämpfen in der Leistenregion kommen kann.
Leistenzerrungen machen sich in der Regel durch stechende Schmerzen bemerkbar und treten unmittelbar nach einer ungewohnten Aktivität auf. Auch starke Schwellungen in der betroffenen Region sind möglich, sodass eine ärztliche Behandlung unerlässlich wird. Ohne jegliche Behandlung sind Nervenentzündungen oder auch bleibende Schäden möglich, sodass der Besuch beim Arzt nicht auf die lange Bank geschoben werden darf.
Krankheitsverlauf
Der Verlauf einer Leistenzerrung kann je nach Schweregrad unterschiedlich sein. Beim ersten Grad einer Leistenzerrung bemerkt man den Schmerz oft erst nach dem Sport. Es kann sein, dass sich die Leistenzerrung durch Krämpfe ankündigt oder bei einer Drehbewegung der Beine Schmerzen auftreten.
Der Schmerz bei der leichten Adduktorenzerrung ist belastungsabhängig. Bei schweren Arten der Leistenzerrung können sichtbare Hämatome und Schwellungen auftreten. Drückt man die Beine seitlich gegen einen Widerstand, treten starke Schmerzen auf. Bei der schweren Leistenzerrung ist auch ein Abspreizen der Beine äußerst schmerzhaft.
Komplikationen
Weiterhin können Teile des Körpers auch von Schwellungen betroffen sein, wobei es nicht selten auch zu einem Bluterguss kommen. Auch die Beweglichkeit des Betroffenen ist eingeschränkt. Durch die Leistenzerrung können auch verschiedene Tätigkeiten im Alltag nicht mehr ohne Weiteres durchgeführt werden. Die Erkrankung führt mitunter zu Krämpfen und damit zu heftigen Schmerzen. Durch die dauerhaften Schmerzen kann es beim Patienten auch zur Ausbildung von Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen kommen.
Eine Leistenzerrung kann in den meisten Fällen gut behandelt werden. Besondere Komplikationen treten dabei nicht auf. Mit Hilfe verschiedener Therapie können die Beschwerden in der Regel eingeschränkt werden. Die Lebenserwartung wird durch eine Leistenzerrung nicht verringert. Nur in seltenen Fällen sind die Betroffenen dabei auf einen operativen Eingriff angewiesen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Wenn sich nach der körperlichen Betätigung stechende Schmerzen in der Leistengegend bemerkbar machen, liegt unter Umständen eine Leistenzerrung vor. Ein Arztbesuch ist angezeigt, wenn die Beschwerden zunehmen oder sich weitere Symptome, etwa Schwellungen und Hämatome, einstellen. Sollten Verspannungen oder Krämpfe hinzukommen, ist ebenfalls ärztlicher Rat gefragt. Eine Leistenzerrung heilt zwar in vielen Fällen von selbst aus, dennoch sollten die Beschwerden immer abgeklärt und gegebenenfalls behandelt werden.
Wenn sich Blutergüsse, chronische Schmerzen und andere Komplikationen einstellen, müssen Angehörige und Freunde den Betroffenen in ein Krankenhaus bringen. Bei starken Beschwerden ist auch ein Anruf beim Notarzt sinnvoll. Sportler und ältere Menschen sind besonders anfällig für eine Leistenzerrung und sollten bei ersten Anzeichen einen Arzt informieren. Selbiges gilt für Menschen mit chronischen Muskel- oder Knochenerkrankungen. Wer bereits seit längerer Zeit an starken Schmerzen im Bereich der Leiste leidet, konsultiert am besten einen Sportmediziner. Weitere Ansprechpartner sind der Orthopäde, ein Internist und der Physiotherapeut.
Behandlung & Therapie
Bei jeder vermuteten Leistenzerrung sollte man das Training abbrechen, auch beim leichten Verlauf. Es muss vermieden werden, dass sich die Leistenzerrung durch eine weitere Überdehnungsbelastung noch verschlimmert.
Jede weitere Bänderdehnung am Hüftgelenk intensiviert die Leistenzerrung. Man behandelt die Leistenzerrung zunächst mit Eiskompressen, um Schwellungen und Hämatombildungen zu verhindern. Mit Kompressionsverbänden kann die Leistenzerrung gelindert werden. Damit entlastet man die Adduktoren. Ein Hochlagern der Beine entlastet die strapazierte Oberschenkelmuskulatur. Die folgende Behandlung der Leistenzerrung kann mit Wärmebehandlungen, Lymphdrainagen, Kompressionsverbänden oder Krankengymnastik vorgenommen werden.
Magnesiumgaben können den Heilungsverlauf der Leistenzerrung unterstützen. Um die Leistenzerrung auszuheilen, sollte man jede sportliche Belastung meiden, bis der Heilungsverlauf einritt. Sonst riskiert man eine neue Leistenzerrung. Anschließend kann man mit moderatem Belastungstraining beginnen. Solange unter Belastung Schmerz auftritt, ist die Leistenzerrung noch nicht ausgeheilt.
Aussicht & Prognose
Grundsätzlich ist die Prognose bei einer Leistenzerrung günstig. Die Phase der Heilung ist dabei abhängig vom Schweregrad der Zerrung. Innerhalb von etwa zwei bis vier Wochen sind Patienten mit einer leichten Zerrung frei von jeglichen Beschwerden, wenn die Anweisungen des Arztes zu einer ausreichenden Schonung und einer Vermeidung von sportlichen Aktivitäten während der Behandlungsphase eingehalten werden. Ist die Leistenzerrung schwerer ausgeprägt, dann muss mit einer Heilungsphase von drei bis sechs Monaten gerechnet werden. Im Anschluss ist für eine gute Prognose ein regulierter Muskulatur-Aufbau notwendig, bei dem die Belastungen kontinuierlich gesteigert werden. Nur so können ein Rückfall sowie Folgeschäden vermieden werden.
Eine Leistungszerrung heilt in aller Regel ohne Komplikationen und andere Störungen vollständig wieder aus. Die Prognose kann schlechter ausfallen, wenn die Zerrung in Kombination mit anderen Erkrankungen (z.B. nach einem Sturz oder Unfall) auftreten. Dabei kann sich die Heilungsphase verlängern, die Bewegung kann beeinträchtigt sein. Unter Umständen kann es in diesen Fällen auch zu lebenslangen Mobilitätseinschränkungen kommen. Auch die körperliche Belastbarkeit kann dadurch zurückgehen.
Leistenzerrungen, die im Leistungssport auftreten, sind oft mit einer mehrmonatigen Auszeit verbunden. In einigen Fällen können die Sportler ihren Sport gar nicht mehr ausüben, was zu psychischen und emotionalen Problemen führen kann. Dadurch kann sich die Gesamtprognose verschlechtern.
Vorbeugung
Wichtig ist, nach einer ausgestandenen Leistenzerrung die Bewegungsabläufe so einzustellen, dass nicht gleich die nächste Leistenzerrung anfällt. Schlimmer noch wäre eine chronische Leistenzerrung, die durch zu frühes und intensives Trainieren entstehen kann.
Als vorbeugende Maßnahme zur Vermeidung einer Leistenzerrung haben sich ausreichende Dehnübungen vor sportlichen Belastungen bewährt. Vor jeder sportlichen Belastung und insbesondere vor sportlichen Wettbewerben, wo man an seine Leistungsgrenzen geht, sind die Muskeln gründlich aufzuwärmen.
Anschließend müssen sie langsam abgekühlt (Cool-Down) und erneut gedehnt werden. Gutes Schuhwerk kann bei Fehlstellungen am Fuß helfen, eine neue Leistenzerrung zu vermeiden.
Nachsorge
Die Leistenzerrung stellt in der Praxis keine Erkrankung dar, die eine Nachsorge erfordert. Das liegt insbesondere daran, dass eine leichte und mittelschwere Leistenzerrung vollständig abheilt. Daraus resultiert Beschwerdefreiheit. Mögliche Symptome können nicht aus einer solchen Ersterkrankung entstehen. Auch sind lebensbedrohliche Folgen ausgeschlossen.
Die Nachsorge kann demnach keine möglichen Neubildungen diagnostizieren, wie sie etwa bei Tumorerkrankungen vorkommen. Anders verhält es sich bei einer schweren Verlaufsform. Hier bleiben manchmal Narben zurück, die eine erneute Leistenzerrung begünstigen. Grund für eine wiederholte Erkrankung sind allerdings Belastungen, die man aus dem Spitzensport kennt. Zur Vermeidung von Komplikationen sollten betroffene Patienten solche oder ähnliche Extremsituation meiden.
Die Nachsorge findet bei einer Leistenzerrung hauptsächlich über eine Wissensvermittlung statt. Das medizinische Fachpersonal unterrichtet die Patienten über Wege zur Vermeidung des Risikos bezüglich einer Neuerkrankung. Besonders Dehnübungen und gründliches Aufwärmen senken die Gefahr einer Leistenzerrung. Die konkrete Umsetzung fällt allerdings in den Verantwortungsbereich des Patienten.
In einem Wiederholungsfall versprechen die Krankengymnastik, eine Wärmebehandlung und Drainagen eine Linderung der Anzeichen. Der Arzt stellt eine Diagnose auf Grund der beschriebenen Bewegungseinschränkungen und des Schmerzbildes. Werden Nachuntersuchungen notwendig, eignen sich zwecks Dokumentation bildgebende Verfahren.
Das können Sie selbst tun
Eine ausgeprägte Leistenzerrung sollte auf jeden Fall von einem Orthopäden behandelt werden. Der Arzt wird in der Regel eine weiter Schonung und Kühlung der Leiste vorschlagen. Vor allem Sportarten, die die Adduktoren beanspruchen, sollten vermieden werden. Um die körperliche Fitness aufrecht zu erhalten, kann allerdings Krafttraining durchgeführt werden – selbstverständlich unter fachlicher Kontrolle. Auch Krankengymnastik und Yoga helfen dabei, einen Leistungsabfall ohne großes Verletzungsrisiko zu vermeiden. Ein Wechsel der Sportschuhe kann die Gefahr einer erneuten Zerrung zusätzlich verringern.
Nach der Genesung gilt: vor dem Sport gut aufwärmen und nach dem Sport eine langsame Abkühlphase einbauen, in der die Muskeln nach und nach entlastet werden. Bei besonders empfindlichen Bändern und Muskeln ist unter Umständen auch das Tragen einer Kompressions- oder Wärmehose sinnvoll.
Quellen
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013
- Rieger, H.: Sportverletzt – was jetzt? Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 2010