MERS-CoV

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. Dezember 2022
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das MERS-Corona Virus (MERS-CoV ) zählt zu den Coronaviridae und wurde 2012 erstmals in Saudi-Arabien identifiziert. Das Virus kann an menschliche Lungenzellen andocken, ist aber von Mensch zu Mensch nur schwach ansteckend. Der Krankheitsverlauf nach der Infektion reicht von nahezu symptomlos über leichte Erkältungserscheinungen bis hin zu tödlichem Verlauf. Eine sichere antivirale Therapie existiert (noch) nicht. Das Virus wurde mittlerweile in viele weitere Länder verschleppt, ohne bisher eine Epidemie oder Pandemie ausgelöst zu haben.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine MERS-CoV Infektion?

Das Corona Virus MERS-CoV kann von Mensch zu Mensch auf dem klassischen Weg der Tröpfchen- und Schmierinfektion übertragen werden, gilt aber nur als schwach ansteckend bei Personen mit intaktem Immunsystem.
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Das MERS-CoV (Middle East respiratory syndrome coronavirus) ist ein RNA-Virus aus der Familie der Coronaviridae. Das Coronavirus verfügt über besondere Eiweißstrukturen an seiner Oberfläche, die an winzige Stacheln (spikes) erinnern. Mit den stacheligen Strukturen kann das MERS-CoV an menschliche Lungenzellen andocken. Eine Infektion ist gegeben, wenn das Virus es schafft, in die Lungenzelle einzudringen.

Über Abgleich des viralen Genoms mit den Nukleotid-Sequenzen bekannter Coronaviren stellte sich heraus, dass das MERS-CoV zur Gattung der Betacoronaviren gerechnet werden muss und dass ihr Genom bisher noch nicht bekannt und klassifiziert war. Das Virus ist erstmals 2012 in Saudi-Arabien identifiziert worden. Am 15. Mai 2013 wurde dem Virus durch die dafür zuständige internationale Kommission offiziell der Name MERS-CoV zugewiesen.

Coronaviridae verfügen mit teilweise über 30.000 Nukleotiden über die längsten Genome innerhalb der RNA-Viren, was auf eine hohe Stabilität des Genoms hindeutet und damit auf eine nur geringe Anfälligkeit für Mutationen. Das spielt eine große Rolle in der Abschätzung ob und wie schnell sich das MERS-CoV an den neuen Wirt Mensch durch Mutationen anpassen kann.

Ursachen

Das Corona Virus MERS-CoV kann von Mensch zu Mensch auf dem klassischen Weg der Tröpfchen- und Schmierinfektion übertragen werden, gilt aber nur als schwach ansteckend bei Personen mit intaktem Immunsystem. Nach der bisher vorherrschenden Theorie bilden Fledermäuse auf der arabischen Halbinsel das Ursprungsreservoir des MERS-CoV. Von den Fledermäusen sprang das Virus über auf Dromedare, die im Mittleren Osten als Nutztiere gehalten und gezüchtet werden.

Nach Untersuchungen von 2013 zeigte sich, dass bei einzelnen Herden auf der arabischen Halbinsel bis zu 74 Prozent der Tiere Antikörper gegen das Virus gebildet haben. Dromedare, die selbst nur milde Symptome nach einer Infektion mit MERS-CoV zeigen, bilden ein großes tierisches Reservoir. Der Sprung des Virus vom Dromedar zum Menschen kann bei Menschen, die sich in engem Kontakt mit den Tieren befinden, durch Tröpfchen- oder Schmierinfektion erfolgen. Ein weiterer Übertragungsweg könnte im Genuss der im arabischen Raum sehr beliebten Kamelmilch liegen, wenn sie unbehandelt, also nicht pasteurisiert ist.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Inkubationszeit nach einer Infektion beträgt meist weniger als eine Woche, kann aber auch bis zu zwölf Tage betragen. Die ersten Symptome ähneln denen einer viralen Erkältung mit Husten, Auswurf und Fieber. Bei Menschen mit geschwächtem oder unterdrücktem Immunsystem kann sich etwa in der zweiten Woche eine Lungenentzündung (Pneumonie) mit akuter Atemnot einstellen.

In schweren Verläufen kommt es zu Durchfall und es wurden auch Niereninsuffizienzen beobachtet. Gemäß Statistiken der saudischen Gesundheitsbehörde mit Stand 01. Juni 2015 wurden seit September 2012 insgesamt 1.150 labordiagnostisch bestätigte Infektionen gemeldet, von denen 427 einen tödlichen Verlauf hatten.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Ein erster Verdacht auf eine Infektion mit dem MERS-CoV stellt sich bei Personen ein, die nach einer Reise in Risikogebiete oder nach einem Kontakt mit infizierten Personen unter Symptomen wie Husten, Fieber und Atembeschwerden leiden. In obigen Fällen sollte diagnostisch abgeklärt werden ob eine MERS-CoV Infektion vorliegt.

Zum direkten Nachweis des MERS-Virus wird die sogenannte Polymerase-Kettenreaktion herangezogen, bei der die Erbsubstanz des Virus – wenn er in der Probe vorhanden ist – unter labormäßigen Bedingungen (in vitro) vervielfältigt wird und bestimmte Nukleotidsequenzen mit denen des MERS-Virus verglichen werden können. Als Ausgangsmaterial dienen Rachenabstriche oder Material aus einer Luftröhrenspülung (bronchoalveoläre Lavage). Verfahren zum Nachweis von Antikörpern, die spezifisch auf das MERS-Virus hindeuten, sind nur in eingeschränktem Maße verfügbar.

Komplikationen

In vielen Fällen kann das MERS-CoV erst spät diagnostiziert werden, da die Inkubationszeit dieser Erkrankung relativ hoch ist. Dabei leiden die Betroffenen in erster Linie an Fieber oder an einem starken Husten mit einem Auswurf. Da die Beschwerden in der Regel stark einer Grippe oder einer Erkältung ähneln, werden diese nicht selten ignoriert. Weiterhin führt die Erkrankung allerdings auch zu einer Atemnot, sodass es zu einer Müdigkeit des Patienten kommt.

Auch eine Lungenentzündung kann dabei auftreten und die Lebensqualität des Patienten deutlich verringern. Nicht selten kommt es ohne Behandlung auch zu einer Niereninsuffizienz, die unbehandelt schließlich auch zum Tode des Patienten führen kann. Die Betroffenen sind dann auf eine Dialyse oder auf die Transplantation einer Niere angewiesen.

Durch die Atembeschwerden kann es auch zu einem Bewusstseinsverlust kommen, bei welchem sich die Betroffenen durch einen Sturz möglicherweise verletzen können. Die Behandlung dieser Erkrankung erfolgt mit Hilfe von Antibiotika und führt in der Regel zu einem positiven Krankheitsverlauf. Besondere Komplikationen treten dabei auch nicht. Auch die Lebenserwartung wird nicht verringert, wenn die Behandlung frühzeitig beginnt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Leidet der Betroffene unter einem anhaltendem Husten, Auswurf oder einem Reizgefühl im Hals, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Kommt es zu Störungen der Atemtätigkeit, stellt sich Atemnot ein oder erwacht der Betroffene plötzlich während des Nachtschlafes aufgrund eines Sauerstoffmangels, benötigt er ärztliche Hilfe. Bei einem Angsterleben, Herzrasen oder einer Störung des Herzrhythmus ist ein Arzt zu konsultieren. Fieber, Schmerzen oder ein trockenes Gefühl im Rachen sind weitere Hinweise, denen nachgegangen werden sollte.

Halten die Unregelmäßigkeiten über mehrere Tage unvermindert an oder nehmen sie allmählich an Intensität zu, wird ein Arzt benötigt. Bei Beschwerden des Darmtraktes besteht ebenfalls Anlass zur Besorgnis. Ein Arztbesuch ist notwendig, sobald es zu Durchfall, Schmerzen im Unterleib oder ungewöhnlichen Darmaktivitäten kommt. Störungen beim Wasserlassen sind zusätzliche Anzeichen einer gesundheitlichen Beeinträchtigung, die beobachtet werden muss. Kommt es zu einer verminderten Urinmenge, Schmerzen in der Nierenregion oder Verfärbungen des Urins, muss ein Arztbesuch stattfinden.

Besonders gefährdet sind Menschen, die in arabischen Ländern leben oder von einem dortigen Aufenthalt zurückkehren. Da es sich bei dem MERS-CoV um eine Viruserkrankung handelt, können jedoch auch Menschen die beschriebenen Symptome zeigen, die in einem unmittelbaren körperlichen Kontakt zu Personen standen, die sich in der Region aufgehalten haben.

Behandlung & Therapie

Mit Stand Mitte 2015 existiert noch keine erprobte antivirale Therapie zur direkten Bekämpfung des MERS-CoV, so dass die Behandlungen auf Linderung der Symptome und auf Stärkung des körpereigenen Immunsystems abzielen. Wichtig ist dabei eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und die Vermeidung einer bakteriellen Sekundärinfektion, die durch Gabe bestimmter Antibiotika minimiert werden kann.

Es werden mehrere Therapiemöglichkeiten diskutiert, die evtl. auf eine verminderte Replikation des Virus Einfluss haben. Eine derartige Wirkung wird von einer Kombination aus Interferon-a2b und Ribavirin erhofft. Während das Interferon der Unterstützung der körpereigenen Interferonsynthese dient, handelt es sich bei dem Ribavirin um ein Virostatikum, das bei bestimmten Virusinfektionen eingesetzt wird. Ein interessanter theoretischer Ansatz, der bereits in Tierexperimenten erfolgreich war, besteht in der Gabe von Immunglobulinen, die aus dem Serum infizierter Dromedare gewonnen werden.


Aussicht & Prognose

Die Infektionserkrankung hat bei Menschen mit einem grundsätzlich stabilen Immunsystem und ohne weitere Vorerkrankungen eine gute Prognose. In einigen Fällen kann auch eine Heilung stattfinden, ohne dass eine ärztliche Versorgung eingeleitet wird. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass der Betroffene Maßnahmen der Selbsthilfe einleitet, ein gesundes körpereigenes Abwehrsystem hat sowie alternative Heilmethoden anwendet. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass der Heilungsweg bei der Wahl dieses Vorgehens meist verlängert ist. Ohne eine gleichzeitige ausreichende Ruhe und Schonung des Organismus, ist mit einer Zunahme der Beschwerden zu rechnen.

In einer medikamentösen Therapie wird das Immunsystem durch die Gabe bestimmter Wirkstoffe unterstützt. Der Krankheitserreger wird dadurch abgetötet und anschließend aus dem Organismus transportiert. Innerhalb weniger Tage ist bereits eine erhebliche Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustand zu dokumentieren. Eine Genesung erfolgt binnen weniger Wochen.

Die Prognose verschlechtert sich, wenn die Erkrankung in einem sehr späten Stadium diagnostiziert wird und weitere Vorerkrankungen vorliegen. Der Krankheitserreger hat sich bereits stark ausgebreitet und schwächt die allgemeine Gesundheit. Es kann zur Entwicklung einer Lungenentzündung kommen, die unbehandelt eine potentielle Lebensgefährdung für den Betroffenen birgt. Liegen Störungen der Atemwege vor, ist mit einer zusätzlichen Verschlechterung der Gesundheit zu rechnen. Treten Komplikationen auf, kann es auch zu einem vorzeitigen Ableben des Betroffenen kommen.

Vorbeugung

Vorbeugende Maßnahmen vor einer Infektion für Personen, die sich in Risikogebieten aufhalten, bestehen in erster Linie in der Beachtung besonderer Hygienevorschriften und in der Vermeidung bestimmter Lebensmittel wie rohe Kamelmilch. Das MERS-Virus kann bereits durch Händewaschen und Waschen der Kleidung unschädlich gemacht werden und ist von Mensch zu Mensch nicht besonders ansteckend.

Für Menschen, die sich in Kontakt mit infizierten Personen befinden, empfehlen sich zusätzlich wirksame Atemschutzmasken der Klasse FFP 2 oder FFP 3, um Infektionen durch eingeatmete Aerosole zu vermeiden. Hilfreich ist es, wenn auch die infizierte Person eine Atemschutzmaske tragen kann. An der Entwicklung eines Impfstoffs zur Immunisierung arbeiten international mehrere Institute. Mit Stand Mitte 2015 existiert noch kein wirksamer Impfstoff.

Nachsorge

Bei einer Coronavirus-Infektion durch den MERS-Virus stehen dem Betroffenen meist keine Möglichkeiten einer Nachsorge zur Verfügung. Der Patient ist dabei in erster Linie auf eine frühzeitige Diagnose angewiesen, damit weitere Komplikationen verhindert werden können. Je früher die Coronavirus-Infektion erkannt wird, desto besser ist in der Regel auch der weitere Verlauf der Behandlung.

Unbehandelt können sich schwerwiegende Komplikationen einstellen. Strikte Bettruhe und die Vermeidung von übermäßigen Anstrengungen oder von körperlichen Aktivitäten ist angeraten, um den Körper nicht unnötig zu belasten. In einigen Fällen ist auch die Hilfe oder die Unterstützung der eigenen Familie und der Freunde sehr hilfreich, um den Betroffenen zu entlasten.

Der Kontakt zu anderen Menschen sollte während der akuten Nachsorgephase jedoch gering gehalten werden, damit es nicht zu einer Ansteckung kommt. Sollte es durch die Einnahme der Medikamente nicht zu einer Besserung kommen, ist es ratsam, umgehend einen Arzt aufzusuchen, da die Coronavirus-Infektion im schlimmsten Fall auch tödlich verlaufen kann. In der Regel ist der Verlauf jedoch harmlos. Betroffene müssen keine Verringerung der Lebenserwartung befürchten.

Das können Sie selbst tun

Bei MERS-CoV stehen dem Betroffenen einige Möglichkeiten der Selbsthilfe zur Verfügung. Auf die Einnahme von Antibiotika sollte dennoch geachtet werden, um weitere Infekte und eine Übertragung auf andere Menschen zu vermeiden. Bei der Einnahme von Antibiotika sollten mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten in Betracht gezogen werden, daher ist die regelmäßige Konsultation eines Arztes anzuraten. Auf den Genuss von Alkohol ist dabei strikt zu verzichten.

Weiterhin sollte der Betroffene bei MERS-CoV keine anstrengenden Tätigkeiten ausüben und den Körper im Allgemeinen nicht unnötig belasten. Bettruhe wirkt sich dabei sehr positiv auf den Krankheitsverlauf aus und kann die Beschwerden lindern.

Da die Erkrankung allerdings auch einen tödlichen Verlauf nehmen kann, sollte sie immer von einem Arzt behandelt werden, wobei auch ein stationärer Aufenthalt notwendig sein kann.

Die erkältungsähnlichen Symptome können dabei mit den gewöhnlichen Hausmitteln gelindert werden. Gegen Husten und Halsschmerzen helfen Halstabletten und Tees. Der Patient sollte auf die Einnahme von genügend Flüssigkeit achten, vor allem wenn MERS-CoV zu Durchfall führen sollte. Im Falle einer Niereninsuffizienz ist allerdings eine Dialyse notwendig. Sollte MERS-CoV zu psychischen Beschwerden führen, so helfen dabei Gespräche mit den engsten Freunden oder mit den Angehörigen.

Siehe auch: COVID-19

Quellen

  • Bungeroth, U.: BASICS Pneumologie. Urban & Fischer, München 2010
  • Darai, G., Handermann, M., Sonntag, H.-G., Zöller, L. (Hrsg.): Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. Springer, Berlin 2012
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016

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