Managerkrankheit

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Auffällig oft kommt es vor, dass Menschen in Führungspositionen im Alter zwischen 55 und 60 Jahren an einem Herz- oder Schlaganfall sterben. Dies ist häufig auf einen stressigen Lebensstil zurückzuführen und die daraus hervorgehenden psychischen und physischen Probleme. Weil die Arbeit in diesem Fall als Auslöser dessen gilt, wird diese Form der Erkrankung als Managerkrankheit bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Managerkrankheit?

Ausgelöst wird dieses Krankheitsbild durch die besonderen physischen und psychischen Belastungen, denen Manager ausgesetzt sind. Sie haben oder nehmen sich nicht die Zeit Konflikte durchzustehen, weil ihr berufliches Engagement extrem hoch und ihr Denken stets fortschrittlich oder unternehmerisch ist.
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Zur Managerkrankheit gehören Probleme des Herz-Kreislaufsystems. Der Begriff wurde in den 1950er Jahren geprägt, da aufgefallen war, dass ein sehr großer Anteil der Managergruppe unter Herzrhythmusstörungen, stechenden Schmerzen in der Brust und an Arteriosklerose in der Herzgegend litt. Letzteres kann zu einem Koronarverschluss führen, der als Folge von Stoffwechselstörungen durch Hormoneinflüsse oder durch geringe Sauerstoffversorgung der Gewebe auftreten kann.

Die Einnahme von Nikotin und Alkohol und mangelnde körperliche Bewegung sind weitere Komponenten, die Manager krank machen. Übergewicht und dadurch resultierende Blutdruckerkrankungen sind ebenfalls Ursachen für diese Krankheit. Das Herzstechen, auch Angina pectoris genannt, tritt auf, wenn die Herzgegend schlecht durchblutet wird, weil die Herzkranzgefäße durch Kalkablagerungen bereits verengt sind.

Es kann in unterschiedlicher Stärke und verschiedenen Körperregionen auftreten. Am häufigsten lokalisiert sich der Schmerz von der Brust bis zum Halsansatz. Auch der Unterkiefer kann betroffen sein. Es kommt vor, dass in den Armen, im Magenbereich und im oberen Rücken leichte Schmerzen auftauchen. Solche Anfälle können in ihrer Intensität sehr stark sein und den Tod durch Herzinfarkt herbeiführen.

Ursachen

Ausgelöst wird dieses Krankheitsbild durch die besonderen physischen und psychischen Belastungen, denen Manager ausgesetzt sind. Sie haben oder nehmen sich nicht die Zeit Konflikte durchzustehen, weil ihr berufliches Engagement extrem hoch und ihr Denken stets fortschrittlich oder unternehmerisch ist. Für Manager, die sich ihre Position durch eigene Kraft und mit Hilfe des Studiums erkämpft haben, ist die Situation schwieriger als für jene, die aus einer familiären Tradition heraus in eine solche Stellung hineingewachsen sind.

Schon während der Kindheit Vorbilder in Führungspositionen zu haben und sich mit den entsprechenden Werten auseinandersetzen zu können, verringert den Stressfaktor. Sie konnten sich vertraut machen mit den Verpflichtungen und der Verantwortung, die sie als Manager zu tragen haben. Die Führungskräfte ohne diesen Hintergrund befinden sich nicht selten in einem Konflikt, der die psychogene Managerkrankheit fördern kann. Sie sind einer inneren Unruhe ausgeliefert, da sie sich bewusst sein müssen, dass sie nicht aus traditionellen Gründen unersätzlich sind, sondern austauschbar. Deshalb arbeiten sie unentwegt.

Symptome, Anzeichen & Beschwerden

Doch für die Leistungsfähigkeit eines Menschen sind zwei Tatsachen wichtig: Der Mensch kann nicht selbst über seine volle Kraft verfügen, das heißt ein gewisser Prozentsatz seiner Energie wird als Reserve für Ausnahmesituationen angelegt. Auf die kann zurückgegriffen werden bei körperlicher oder geistiger Krankheit. Parallel dazu stellt sich die Leistungsbereitschaft mehrmals am Tag von äußerer zu innerer Arbeit um.

Mit äußerer Arbeit sind alle Bewegungsvorgänge und Gehirntätigkeiten gemeint. Die innere Arbeit steht für Herstellung von biochemischen Energiestoffen und die Ausscheidung von giftigen Stoffwechselprodukten. Wenn der ehrgeizige Manager nun Kaffee oder Alkohol und Nikotin oder andere Stimulanzmittel zu sich nimmt, unterbricht er den natürlichen Wechsel von äußerer und innerer Arbeit.

Und wenn er seine Arbeitszeit des Weiteren stark ausdehnt, greift er in den Tag-Nacht-Rhythmus ein. Sitzt er dann in schwierigen Vorstandsvorsitzungen oder ähnlichen Verhandlungen, werden seine Energiereserven angezapft, da durch diesen Stress das Hormon Adrenalin in den Blutkreislauf ausgeschüttet wird. Und so bauen sich seine zusätzlichen Leistungsreserven rapide ab.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die Führungskräfte fühlen sich in diesem Stadium oft gehetzt und nicht mehr in der Lage mit den Alltagsbelastungen fertig zu werden. All ihre beruflichen Verpflichtungen und die Anforderungen, die ihnen im Rahmen ihrer Nebenämter anhängen und die aus repräsentativen Gründen wichtig sind, überfordern sie. Sie klagen darüber, sich getrieben zu fühlen und keine Freizeit mehr zu haben.

Sie klagen über Lustlosigkeit, sind matt und depressiv verstimmt. Sie geben an, dauern müde zu sein und dass dieser Zustand ihre Gedanken zähflüssig werden lässt. Dies bedeutet, dass sie sich nicht mehr kontenzieren können. Die originellen Ideen bleiben aus. Die geistige Schlagfertigkeit in den Gesprächen fehlt. Sie können nur noch mühsam Antworten finden. Ihre Sprache wird ausdruckslos, langsam und schleppend. Der Wortschatz scheint zu schrumpfen.

Komplikationen

Durch die Managerkrankheit kommt es in erster Linie zu verschiedenen Beschwerden am Herzen und am Kreislauf des Patienten. Die Erkrankung muss nicht in jedem Fall zu lebensgefährlichen Situationen oder zu Komplikationen führen. Auf Dauer kann die Managerkrankheit allerdings dem Körper schweren Schaden zufügen und damit die Lebenserwartung und die Lebensqualität deutlich verringern.

Weiterhin kann es auch zu einem Schlaganfall kommen, bei welchem der Betroffene im schlimmsten Falle versterben kann. Ebenso treten Schlafstörungen und eine allgemeine Gereiztheit des Patienten auf, sodass es zu erheblichen sozialen Schwierigkeiten und Einschränkungen kommt. Ebenso kommt es zu einer verringerten Belastbarkeit und zur Müdigkeit des Patienten. Die Betroffenen wirken oft lustlos und sind an Depressionen oder an anderen psychischen Beschwerden erkrankt.

Es kann zu Störungen der Persönlichkeit und zu starken Kopfschmerzen kommen. In der Regel ist keine direkte Behandlung der Managerkrankheit notwendig, da die Beschwerden durch Ruhe und Entspannung relativ gut behandelt werden können. Dabei kommt es auch nicht zu Komplikationen, wenn eine Behandlung eingeleitet wird. Durch die Beschwerden kann es zu Krämpfen und zur Unterversorgung verschiedener Organe kommen, die sich sehr negativ auf die Gesundheit auswirkt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Menschen, die im Erwachsenenalter zwischen Mitte 50 und 60 Jahren aufgrund ihrer privaten und beruflichen Verpflichtungen einen sehr stressigen Lebenswandel haben, sollten sich in regelmäßigen Abständen zu Kontrolluntersuchungen bei einem Arzt einfinden. Bei Störungen der Herztätigkeit, Auffälligkeiten des Blutdrucks, einem diffusen Angsterleben oder Schweißausbrüchen wird die Abklärung der Symptome durch einen Arzt benötigt.

Kommt es zu Unregelmäßigkeiten der Verdauung, einem verminderten Antrieb und einer anhaltenden Sorge, dass die erbrachte Leistung nicht ausreicht, ist ein Arztbesuch zu empfehlen. Konsumiert der Betroffene regelmäßig Alkohol und Nikotin, sollten die Blutwerte ärztlich überwacht werden. Bei einem hektischen Alltag, einer beruflichen Tätigkeit mit hohem Verantwortungspotential oder einer Neigung zu Grübeleien ist die Konsultation eines Arztes notwendig.

Ein inneres Stresserleben, Unruhe, Umtriebigkeit und Schlafstörungen sind weitere Hinweise, denen nachgegangen werden sollte. Stellen sich vorübergehende Unverträglichkeiten gegenüber Lebensmitteln ein, treten Stimmungsschwankungen oder eine Gereiztheit auf, benötigt der Betroffene Hilfe. In einer umfangreichen Check-up Untersuchung können Beschwerden des Alltags besprochen und mögliche Risikofaktoren minimiert werden. Findet nahezu täglich eine hohe Gedächtnisleistung statt, kommt es nur selten zu Ruhe- oder Erholungsphasen und wird eine verminderte Lebensfreude bemerkt, sollte der Betroffene Veränderungen vornehmen. Gemeinsam mit einem Arzt können mögliche Wege besprochen werden, damit eine Verbesserung des Wohlbefindens eintritt.

Behandlung & Therapie

Bei gesunden Menschen verengen sich die Blutgefäße bei Kälte und sie weiten sich bei Wärme. Bei einem Manager, der an den eben genannten Übermüdungserscheinungen leidet, reagieren die Blutgefäße jeweils verstärkt. Ist die Übermüdung schon stark fortgeschritten, kann jeder Kälte- oder Wärmereiz eine Verkrampfung auslösen. Diese kann sich lösen, sie kann jedoch auch zur Unterversorgung eines Organs führen. So kommt es zum Gehirnschlag oder Magengeschwür.


Aussicht & Prognose

Bei einer Beibehaltung der aktuellen Lebensführung ist die Prognose der Managerkrankheit ungünstig. Es kommt zu starken gesundheitlichen Komplikationen, die eine Lebensbedrohung darstellen. Dem Betroffenen drohen im weiteren Krankheitsverlauf ein Schlaganfall oder ein Herzinfarkt. Zur Verbesserung der Aussicht der weiteren Entwicklung sind daher Umstrukturierungen im Alltag notwendig. Die Erfüllung der täglichen Pflichten ist auf die Möglichkeiten des Organismus abzustimmen. Die Managerkrankheit stellt eine gesundheitliche Überforderung für den Betroffenen dar. Aufgrund des Lebenswandels kommt es zu verschiedenen gesundheitlichen Störungen, die beachtet werden müssen.

Zur Verbesserung der Entwicklung sind die Ernährung, die Bewegung sowie die Schlafhygiene zu optimieren. Darüber hinaus ist zu prüfen, welche körperliche wie emotionale Stressoren auf ein Mindestmaß reduziert werden können. Berufliche Verpflichtungen sollten verändert werden, damit eine langfristige Linderung der Beschwerden eintritt. In den meisten Fällen muss der Patient lernen, Verantwortung abzugeben. Darüber hinaus ist eine Veränderung der kognitiven Muster anzuraten. Sobald der Betroffene seinem Organismus mehr Ruhe und Ausgeglichenheit zukommen lässt, zeigen sich deutliche Linderungen.

Eine Beschwerdefreiheit wird erreicht, sobald eine work-life-balance hergestellt ist. Die Gestaltung der Freizeitaktivitäten ist daher ebenso wichtig wie die Erfüllung beruflicher Aufgaben. Nur ein Gleichgewicht zwischen Wohlbefinden, Lebensfreude und dem Streben nach Erfolg kann den lebensbedrohlichen Zustand abwenden.

Vorbeugung

Um dem vorzubeugen ist es notwendig, ein paar gesunde Aspekte in den Alltag einzubauen. Tägliche Bewegung ist einer der wichtigsten Punkte dabei. Leichter Sport, Fahrrad fahren oder joggen, reicht schon aus, um dem Risiko des Herzinfarkts aus dem Weg zu gehen. Gleichzeitig ist es ratsam, den Verzehr von Genussmitteln einzustellen oder wenigstens auf ein Minimum zu reduzieren und sich gesund zu ernähren. Das hilft nicht nur dem Körper, sondern auch dem Geist.

Nachsorge

Die Managerkrankheit ruft bei Erkrankten Beschweren am Kreislauf und am Herzen hervor. Betroffene leiden nicht in jedem Fall unter Komplikationen oder lebensgefährlichen Situationen, daher ist auch keine Nachsorge im eigentlichen Sinne notwendig. Eine gesunde Lebensweise mit ausreichend Schlaf und Bewegung, die Stress vermeidet, kann weiteren Symptomen und Beschwerden vorbeugen und das allgemeine Wohlbefinden steigern.

Betroffenen sollten versuchen, sich trotz der Widrigkeiten auf einen positiven Heilungsprozess zu konzentrieren. Um die entsprechende Haltung aufzubauen, können Entspannungsübungen und Meditation helfen, den Geist zu beruhigen und zu fokussieren. Da sie aufgrund der Krankheit dauerhaft gereizt sind und unter Schlafstörungen leiden, kann es sein, dass die Erkrankten unter Müdigkeit leiden. Es können dadurch psychische Erkrankungen sowie schwere Depressionen und Lustlosigkeit auftreten. Sofern diese im außergewöhnlichen Maße auftreten, sollte ein Psychologe zu Rate gezogen werden, der abklärt, inwieweit eine Therapie sinnvoll ist.

Das können Sie selbst tun

Die Managerkrankheit gehört zu den Störungen, zu deren Heilung der Betroffene meist mehr beitragen kann, als der Arzt. Die körperlichen Symptome sind ganz überwiegend psychogener Natur. Den typischen Begleiterscheinungen Bluthochdruck, Magenkoliken und Angina pectoris, die nicht selten in einem Herzinfarkt mündet, kann am besten durch gezieltes Stressmanagement vorgebeugt werden. Ein Top-Manager hat keinen Acht-Stunden-Tag und muss auch am Wochenende regelmäßig arbeiten. Aber gerade deshalb ist es unbedingt erforderlich, diesen Stress regelmäßig abzubauen und sich auch immer wieder Auszeiten zu gönnen. Führungskräfte, die damit Probleme haben, suchen sich am besten zeitnah professionelle Hilfe, die ein Mentor oder entsprechend spezialisierter Psychologe leisten kann.

Wichtig ist vor allem eine vernünftige Lebensführung zu der insbesondere eine gesunde, vitaminreiche Ernährung auf vorwiegend pflanzlicher Basis sowie regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf gehört. Eine gesunde Ernährung in Kombination mit Bewegung verhindert ernsthaftes Übergewicht, was die sonstigen Symptome der Managerkrankheit, insbesondere den Bluthochdruck und die Herzbeschwerden, sonst noch intensiviert. Ausreichend Schlaf ist für die seelische Gesundheit unumgänglich und wichtige Voraussetzung für den Abbau von Stress, der keinesfalls mit Alkohol, Nikotin oder anderen Drogen kompensiert werden sollte.

Um akute Stresssituationen besser bewältigen zu können, sollten die Betroffenen stattdessen Entspannungstechniken wie Yoga oder autogenes Training erlernen.

Quellen

  • Arolt, V., Reimer, C., Dilling, H.: Basiswissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Heidelberg 2007
  • Lieb, K., Frauenknecht, S., Brunnhuber, S.: Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie. Urban & Fischer, München 2015
  • Möller, H.-J., Laux, G., Deister, A.: Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2015

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