Milchschorf

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Milchschorf ist der Sammelbegriff für infantile seborrhoische Dermatitis, die auf der Kopfhaut von Säuglingen schuppige Flecken verursacht. Es kann zur Ausbildung dicker Krusten und Schuppen kommen, dennoch ist Milchschorf nicht als ernsthafte Erkrankung zu bezeichnen und verschwindet innerhalb weniger Monate.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Milchschorf?

Das Aussehen erinnert stark an angebrannte Milch und riecht auch ähnlich. Mittels dieser ersten Anzeichen lässt sich Milchschorf gut abgrenzen zu harmlosen Hautveränderungen bei Babys, etwa "Gneis".
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Milchschorf ist ein gelblich fettiger und schuppiger Hautausschlag, der sich innerhalb der ersten 3 Monate nach der Geburt auf der Kopfhaut zeigt.

Der entzündliche, nicht ansteckende Ausschlag juckt normalerweise und ist für ein Baby ungefährlich. In den häufigsten Fällen liegt der Milchschorf unmittelbar auf der Schädeldecke, zudem oft um das Ohr, die Augenbrauen oder auf den Augenlidern. Weltweit ist etwa die Hälfte aller Babys von Milchschorf betroffen, die meisten von ihnen leiden unter einer milde Variante der Erkrankung.

Milchschorf wird manchmal mit einer anderen Hauterkrankung, dem infantilen Ekzem, verwechselt. Der wesentliche Unterschied ist jedoch, dass ein Ekzem in der Regel erheblichen stärkeren Juckreiz verursacht. In der Regel wird sich Milchschorf im späteren Alter nicht mehr zeigen, wenngleich neuere Studien darauf hinweisen, dass etwa 15 Prozent der betroffenen Kinder noch 10 Jahre später zu Ekzemen neigen.

Ursachen

Die genaue Ursache von Milchschorf kann nicht eindeutig bezeichnet werden, keinesfalls sind mangelnde Hygiene oder Allergien ausschlaggebend.

Zum einen wird angenommen, dass von der Mutter vor der Geburt auf das Baby übertragene Hormone eine übermäßige Produktion von Talg erzeugen, der die Talgdrüsen und Haarfollikel verstopft. Eine mangelnde Aufnahme von Biotin scheint damit in engem Zusammenhang zu stehen.

Da Biotin Einfluss auf die Fettsäurebiosynthese hat, kann es bei überaktiver Talgdrüsenproduktion in der Haut von Neugeborenen zum vermehrten Ausstoß einer fettigen Substanz kommen, die alte Hautzellen auf der Kopfhaut bindet, anstatt sie abzustoßen.

Als weitere Ursache für Milchschorf wird ein Hefepilz (Malassezia) angesehen, der sich im Talg gemeinsam mit Bakterien vermehrt. Diese These wird durch die Tatsache gestützt, dass eine antimykotische Behandlung mit Ketoconazol oft wirksam ist.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Erstes Anzeichen für das Vorliegen von Milchschorf sind Veränderungen an der Haut, vornehmlich an behaarten Stellen am Kopf und im Gesicht. Das Aussehen erinnert stark an angebrannte Milch und riecht auch ähnlich. Mittels dieser ersten Anzeichen lässt sich Milchschorf gut abgrenzen zu harmlosen Hautveränderungen bei Babys, etwa "Gneis".

Die Symptome des Milchschorfs zeigen sich unmittelbar nach dessen Auftreten - die Haut juckt und zeigt schuppenartige Verkrustungen in den betroffenen Bereichen. Milchschorf tritt etwa ab dem 4. Lebensmonat auf - Babys in diesem Alter können nicht permanent am Kratzen an den betroffenen Hautstellen gehindert werden. Aufkratzen der einzelnen Stellen führt mitunter dazu, dass sich die Hautpartien entzünden und anfangen zu eitern.

Solche entzündeten Wunden sind unangenehm und schmerzhaft, betroffene Babys oft unleidlich und weinerlich. Einige Babys leiden an Schlafstörungen, der permanente Juckreiz - der abends meist stärker auftritt als morgens - lässt sie nicht zur Ruhe kommen. In den betroffenen Hautpartien fallen meist die Haare aus. Damit die Haare nach Abklingen des Milchschorf normal nachwachsen können, ist zu starke Narbenbildung durch Aufkratzen zu vermeiden. Milchschorf ist nicht selten ein Vorbote von Neurodermitis.

Diagnose & Verlauf

Milchschorf zeigt sich durch leichte weiße oder gelbliche Schuppung oder dicke fettige Krusten auf der Kopfhaut. Ähnliche Symptome können sich auch an den Ohren, Augenlidern, Nase und in den Hautfalten zeigen. Erst wenn sich der Milchschorf rötet, sich in Mund und Ohren ausbreitet oder eine Windeldermatitis ausbricht, wird medizinische Intervention empfohlen.

Schwere Fälle von Milchschorf, insbesondere Risse oder Blutungen der Haut, können einen nahrhaften Platz für Bakterienansammlungen bieten. Gelegentlich kann Milchschorf auch mit Störungen des Immunsystems verbunden sein.

Bei Entwicklungsstörungen oder Durchfall sollte daher ein Arzt aufgesucht werden. Bei ärztlicher Konsultation sollten Eltern über die Dauer des Milchschorfs, verwendete Pflegeprodukte und begonnene Gegenmaßnahmen Auskunft erteilen, um eine Diagnose zu erleichtern.

Komplikationen

Durch den Milchschorf kommt es in erster Linie zu verschiedenen Beschwerden, die auf der Kopfhaut eintreten. Diese Beschwerden sind für die Betroffenen sehr unangenehm und können dabei auch zu einem Schamgefühl oder zu Minderwertigkeitskomplexen führen. Die Lebensqualität wird durch die Beschwerden deutlich verringert. An der Kopfhaut treten dabei Rötungen und Juckreize auf.

Weiterhin können sich auch Bläschen ausbilden, die allerdings auch das Gesicht betreffen können. Vor allem im Gesicht kommt es zu durch die Symptome zu einer verringerten Ästhetik des Patienten. Auch kleine Kinder können an dieser Krankheit leiden und müssen sich aufgrund des Juckreizes oft kratzen. Der Juckreiz selbst wird dadurch in der Regel nur noch weiter verstärkt und das ständige Kratzen kann weiterhin auch zu Blutungen auf der Haut führen.

Durch die Blutungen kommt es schließlich nicht selten zu Infekten oder zu Entzündungen. Weiterhin kann es auch zu Durchfall oder zu Störungen der Entwicklung kommen. Die Behandlung dieser Krankheit erfolgt meistens mit Hilfe von Shampoos oder durch andere Pflegemittel. Dabei treten keine besonderen Komplikationen ein und die Beschwerden können relativ schnell und einfach gelöst werden. Die Lebenserwartung des Kindes wird durch die Beschwerden nicht beeinflusst.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Der Milchschorf gehört zu den natürlichen Erscheinungen nach der Geburt eines Menschen. Im Normalfall finden unmittelbar nach der Niederkunft umfassende medizinische Untersuchungen des Neugeborenen statt. Auffälligkeiten und Störungen werden hierbei bemerkt und dokumentiert. In den ersten Wochen und Monaten kommt es zu weiteren routinierten Untersuchungen bei einem Kinderarzt. Bestehen Unregelmäßigkeiten oder entwickeln sich Besonderheiten, können diese bei den Erstuntersuchungen besprochen werden. Der Milchschorf ist eine Verkrustung der Haut. Entwickeln sich die Verkrustungen nicht innerhalb des ersten Lebenshalbjahres selbständig zurück, sollte ein Arztbesuch erfolgen. Zu den Begleitsymptomen des Milchschorfs gehört der unangenehme Juckreiz.

Gerade Säuglinge sind der Situation hilflos ausgesetzt. Ist dieser sehr stark oder löst er eine Zunahme der Beschwerden aus, sollte daher ein Arzt konsultiert werden. Kommt es zu offenen Wunden am Körper ist eine sterile Wundversorgung der betroffenen Stellen vonnöten. Können Eltern die Sterilität der Versorgung nicht ausreichend vornehmen, empfiehlt sich zur Vermeidung von Nebenwirkungen ein Arztbesuch. In schweren Fällen droht alternativ eine Sepsis. Die Blutvergiftung kann zu einem vorzeitigen Ableben führen und sollte daher schnellstmöglich medizinisch behandelt werden. Bilden sich Pusteln, Pappeln, Schwellungen oder kommt es zu Rötungen auf der Haut, wird ein Arzt benötigt.

Behandlung & Therapie

Milchschorf erfordert im Regelfall keine medizinische Behandlung und verschwindet innerhalb weniger Wochen bis Monate. Für viele leichte Fälle von Milchschorf hat sich die Verwendung von nativem Olivenöl bewährt.

Das Öl wird in die Kopfhaut gerieben und sollte 15-20 Minuten einwirken. Dann wird der Kopf mit einem milden Baby Shampoo gewaschen und die Schuppen mit einem sehr feinen Kamm ausgekämmt. Die Kopfhaut kann auch vorsichtig mit einem Waschlappen oder einer weichen Bürste massiert werden, um die Schuppen zu lösen.

Wenn häufige Haarwäsche keine Änderung bewirkt, kann die Verwendung eines stärkeren Shampoos mit Teerzusatz oder eine antimykotische Seife mit Ketoconazol (2%) angezeigt sein. Anti-Schuppen-Shampoos, die Salicylsäure enthalten, sind nicht für den Einsatz bei Babys empfohlen, da die toxischen Stoffe durch die Haut aufgenommen werden können.

In schwerwiegenden Fällen kann Hydrocortison-Creme verschieben werden, um Rötungen und Entzündungen zu reduzieren. Als Hausmittel haben sich das Massieren der Kopfhaut mit kleinen Mengen von Borretschöl, Aloe -Gel und Teebaumöl zweimal am Tag bewährt.


Aussicht & Prognose

Milchschorf ist zumeist das Anzeichen eines chronischen atopischen Hautekzems und auch deshalb nicht ursächlich behandelbar. Wenngleich der Juckreiz und die Intensität des Leidens zwischenzeitlich nachlassen können, kann etwa bis zum Vollenden des zweiten Lebensjahrs des Kindes mit heftigeren Schüben gerechnet werden. Dabei kann Milchschorf in seltenen Fällen auch nach einigen Monaten einfach ausheilen. Kommt es nicht zu einem Übergang zu einem atopischen Ekzem, kann in Aussicht gestellt werden, dass die Krankheit nicht wieder aktiviert wird und es auch im Nachhinein zu keinen hiermit assoziierten Hautbeschwerden kommt.

Geht das Leiden in ein chronisches atopisches Ekzem über, ist die Prognose ungünstig: Diese Leiden sind lebenslang bestehend und über mögliche Therapien und Erfolge muss stets im Einzelfall geurteilt werden. Diese chronischen Hautleiden sind bezüglich ihrer genauen Ursache nicht bekannt und entsprecht schwierig kann der Umgang mit ihnen sein. Diverse Faktoren bestimmen über die weitere Prognose, darunter vor allem psychosomatische und die Fähigkeit des Betroffenen, mit der Krankheit und sich selbst richtig umzugehen.

In vielen Fällen lassen sich sehr gute Therapieerfolge erzielen und große Einschnitte in die Lebensqualität sind nicht zwingend zu erwarten.

Vorbeugung

Eine tägliche Haarwäsche scheint die einfachste und effektivste Möglichkeit zur Abwendung von Milchschorf zu sein. Gleichzeitig wird empfohlen, auf einen ausgewogenen Vitaminhaushalt und insbesondere eine ausreichende Zufuhr von Vitamin B bereits während der Schwangerschaft zu achten.

Nachsorge

Milchschorf führt zunächst zu Beschwerden der Kopfhaut. Das Kind verspürt einen ständigen Juckreiz und Rötungen, welche die Lebensqualität stark verringern können. Die Nachsorge befasst sich vornehmlich mit der Linderung der Beschwerden. Denn wird der Milchschorf wiederholt aufgekratzt, können Narben und Pigmentstörungen zurückbleiben.

Das Einreiben mit hautfreundlichem Öl kann helfen, die losen Schuppenschichten sanft abzurubbeln. Dies kann zudem Hautreizungen und allergischen Reaktionen abwenden. Wird der Milchschorf unsachgemäß entfernt, können Blutungen und Entzündungen auftreten. Da Milchschorf in der Regeln von allein verschwindet, beinhaltet die Nachsorge daher die permanente Beobachtung der Entwicklung, die mit Hilfe von Pflegeprodukten eingedämmt werden kann.

Das können Sie selbst tun

Wenn das Kind unter Milchschorf leidet, helfen verschiedene Selbsthilfemaßnahmen und einige Mittel aus Haushalt und Natur.

Bei milden Beschwerden helfen gegen Milchschorf pflanzliche Mittel und Präparate aus der Homöopathie. Wirksam sind zum Beispiel die Kräuter Braunwurz, Bärlapp und Kamille sowie Globuli mit den Wirkstoffen Calcium carbonicum, Graphites oder Viola tricolor. Bewährt hat sich auch Stiefmütterchentee, der auf die Schuppen aufgetragen wird und rasch gegen Juckreiz und Entzündungen hilft. Gegen nässende Stellen hilft eine Kochsalzlösung, die ganz einfach selbst hergestellt werden kann. Trockene Krusten lassen sich lösen, indem der Kopf abends vor dem Schlafengehen mit Öl eingerieben wird. Wirksam sind sowohl klassisches Olivenöl als auch Klettenwurzel- und Ringelblumenöl.

Eltern sollten darauf achten, dass das Kind die Schuppen nicht selbst abkratzt. Das kann die Haut reizen und im schlimmsten Fall zu Entzündungen führen. Besser ist sanftes Babyshampoo oder eine Anwendung aus Heilpflanzen. Sollten die Beschwerden trotz aller Maßnahmen nicht zurückgehen, wird am besten noch einmal mit dem Kinderarzt gesprochen. Bei Anzeichen einer Neurodermitis sind in Rücksprache mit dem Mediziner weitere Vorkehrungsmaßnahmen zu treffen.

Quellen

  • Cohen, B.A.: Pädiatrische Dermatologie – Lehrbuch und Atlas. Urban & Fischer, München 2007
  • Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Stiefel, A., Geist, C., Harder, U.: Hebammenkunde: Lehrbuch für Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Beruf. Hippokrates, Stuttgart 2012

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