Musculus temporalis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Anatomie Musculus temporalis

Der Musculus temporalis ist eine Kaumuskel des Menschen. Der Skelettmuskel befindet sich in Höhe der Schläfe. Er hilft dabei, den Kiefer zu schließen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Musculus temporalis?

Wie alle anderen Muskeln des Kauapparates auch, hat der Musculus temporalis eine wichtige Aufgabe bei der Bewegung des unteren Kiefers. Seine Hauptfunktionen bestehen in der Schließung des Unterkiefers und der Möglichkeit, den Unterkiefer nach hinten bewegen zu können.
© OrlyDesign – stock.adobe.com

Der Musculus temporalis ist ein Skelettmuskel, der sich im Gesichtsbereich des Menschen befindet. Er wird als Schläfenmuskel bezeichnet, da er sich unterhalb der Schläfe zu beiden Seiten des Gesichts erstreckt. Gleichzeitig reicht er runter bis zum Unterkiefer.

Seine Aufgabe ist es, bei der Schließung des Unterkiefers behilflich zu sein. Zur Kaumuskulatur des menschlichen Kiefers werden insgesamt vier Muskeln gezählt. Sie alle haben verschiedene Funktionen bei der Regulierung des Kaufvorganges. Die vier Muskeln übernehmen alle anfallenden Funktionen wie das Öffnen oder kraftvolle Schließen des Unterkiefers. Die Beweglichkeit in alle Richtungen wird über sie gesteuert. Die vier Kaumuskeln sind der Musculus masseter, der Musculus temporalis, der Musculus pterygoideus medialis und der Musculus pterygoideus lateralis.

Während der Musculus masseter mit dem Musculus pterygoideus medialis sehr eng zusammenarbeitet, haben der Musculus pterygoideus lateralis und Musculus temporalis weitere Aufgaben. Der Musculus temporalis ist über die Kieferschließung hinaus dafür zuständig, dass ein Zurückziehen des Unterkiefers möglich wird. Von allen vier Kaumuskeln ist der Musculus temporalis der stärkste Muskel des Kauapparates.

Anatomie & Aufbau

Der V. Hirnnerv ist der Nervus trigeminus. Er versorgt mit seinen Nervenästen weite Teile des Gesichts. Darüber hinaus verantwortet er mit seinen Ästen die Motorik des Kauapparates. Speziell der Nervus mandibularis über nimmt diese Funktion.

Er geht als zweiter Ast vom Nervus trigeminus ab. In ihm befinden sich sensible Nervenfasern, die unter anderem die Gesichtshaus versorgen. Darüber hinaus beherbergt er motorische Anteile. Diese teilen sich weiter auf in mehrere Unteräste. Zu ihnen gehört der Nervus massetericus, der den Musculus masseter innerviert. Die Nervi temporales profundi versorgen den Musculus temporalis. Die Nervi pterygoidei sind für die Versorgung des Musculus pterygoideus lateralis sowie des Musculus pterygoideus medialis zuständig.

Der letzte Unterast ist der Nervus mylohyoideus, der die Versorgung der Bodenmuskulatur des Mundes wird vom Nervus mylohyoideus übernimmt. Der Musculus temporales beginnt mit seinem Verlauf an der Fossa temporalis. Dies ist eine Ausbuchtung am Schädel in der Nähe des Schläfe. Großflächig und fächerförmig breitet sich der Musculus temporalis in diesem Bereich aus. Er zieht bis zum Unterkiefer der Kauapparates.

Funktion & Aufgaben

Wie alle anderen Muskeln des Kauapparates auch, hat der Musculus temporalis eine wichtige Aufgabe bei der Bewegung des unteren Kiefers. Seine Hauptfunktionen bestehen in der Schließung des Unterkiefers und der Möglichkeit, den Unterkiefer nach hinten bewegen zu können. Der Musculus masseter bildet gemeinsam mit dem Musculus pterygoideus mediales eine Einheit. Sie legen sich wie eine Schlinge um den Unterkiefer und erhöhen damit ihre Kraft beim Schließvorgang. Dem gegenüber arbeitet der Musculus temporalis weitestgehend allein.

Im direkten Vergleich mit den anderen Kaumuskeln ist der Musculus temporalis der stärkste Schließmuskel des Kauapparates. Er hebt den Unterkiefer an und ermöglicht damit die Schließung des Mundes. Die Kaumuskeln sind an der Zerkleinerung der Nahrung maßgeblich beteiligt. Durch die Bewegungen des Kiefers wird die aufgenommene Nahrung in kleine Teile zerlegt, so dass eine spätere Verdauung stattfinden kann. Dabei wird so lange gekaut, bis die einzelnen Elemente der Nahrung eine Größe haben, die den Schluckvorgang einleiten können. Zu große Elemente erschweren den Schluckvorgang oder lassen ihn unmöglich werden.

Das Schließen des Unterkiefers ermöglicht das Abbeißen bei der Nahrungsaufnahme. Nur durch das Schließen des Unterkiefers kann diese Möglichkeit der Nahrungsaufnahme überhaupt stattfinden. Darüber hinaus sind die Muskeln des Kauapparates wesentlich an der Sprachbildung beteiligt. Ohne sie wäre die Lautbildung, die beim Sprechen oder Singen benötigt wird, nicht in einem ausreichenden Maß möglich. Einige Laute bilden sich erst durch das Anheben und Senken des Unterkiefers. Die Vorarbeit der Lautbildung findet im Kehlkopf und der Stimmritze statt. Sie wird durch die Bewegung des Kiefers verfeinert und vervollständigt.


Krankheiten

Auftretende Schmerzen im Kauapparat werden von den Menschen als besonders schmerzhaft erlebt. Viele Patienten berichten von Schmerzattacken, die meist mit den Zähnen im Zusammenhang stehen. Beschwerden der Zähne haben eine direkte Auswirkung auf den gesamten Kauapparat.

Fehlstellungen, fehlerhafter Zahnersatz oder Entzündungen der Nerven im gesamten Mund- und Rachenbereich sorgen für Probleme beim Kauen. Die Kaumuskeln stehen in einer engen Verbindung mit den Kopf-, Nacken- sowie Rückenmuskeln. Sobald Beschwerden der Kaumuskulatur vorhanden sind, treten meist auch Schmerzen bei den anderen Muskeln auf. Kopfschmerzen oder Verspannungen zählen dabei zu den häufigsten Symptomen. Weitere sind nächtliches Zähneknirschen oder Kieferfehlhaltungen. Sobald der Musculus temporalis Läsionen erleidet, kann der Unterkiefer nicht mehr nach hinten verschoben werden. Dies hat direkte Auswirkungen auf das Zermahlen der Nahrung.

Des weiteren sind dann die Drehbewegungen des Unterkiefers nicht mehr möglich. Läsionen sind denkbar nach Unfällen, Brüchen des Kiefers oder während operativer Eingriffe im Rachen oder Mundbereich. Darüber hinaus kann es bei der Beeinträchtigung des Muskulus temporalis zu Veränderungen sowie Einschränkungen bei der Sprachbildung kommen. Die Laute können nicht mehr richtig ausgesprochen werden, wenn der Kiefer seine Bewegungen nicht im ausreichenden Maß vornehmen kann. Dies kann im Alltag zu Missverständnissen führen und ein professionelles Singen sogar unmöglich werden lassen.


Quellen

  • Classen, M., Diehl, V., Kochsiek, K. (Hrsg.): Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2009
  • Grillparzer, M.: Körperwissen. Gräfe und Unzer, München 2007
  • Valerius, K.-P. et al: Das Muskelbuch: Anatomie - Untersuchung – Bewegung. KVM – Medizinverlag, Berlin 2014

Das könnte Sie auch interessieren