Nervus trigeminus

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Nervus trigeminus verdankt seinen Namen der dreigeteilten Struktur aus Augen-, Oberkiefer- und Unterkieferast. Seine Hauptaufgabe besteht in der trigeminalen Wahrnehmung sowie der Weiterleitung von neuronalen Signalen vom Gehirn zu bestimmten Muskeln in den drei Bereichen. Typische Erkrankungen, die den Nervus trigeminus betreffen, sind Läsionen, Trigeminusneuralgie und -neurinom sowie Hirnhautentzündung, erhöhter inkranieller Druck und Nasennebenhöhlenentzündung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Nervus trigeminus?

Auf funktioneller Ebene ist der Nervus trigeminus für die trigeminale Wahrnehmung verantwortlich, die nach ihm benannt ist. Bei dieser Art der Wahrnehmung handelt es sich um die Verarbeitung von Reizen, die nicht nur aus einer spezifischen Modalität stammen.
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Im Gegensatz zu anderen Hirnnerven leitet der Nervus trigeminus keine neuronalen Signale weiter, die von bestimmten Sinneszellen stammen. Stattdessen spielt er eine Rolle in der trigeminalen Wahrnehmung, die nach ihm benannt ist und auf chemischen Reizen beruht.

Diese Reize können aus unterschiedlichen Bereichen stammen, weisen jedoch eine Gemeinsamkeit auf: sie wirken irritierend und rufen bei starker Ausprägung in der Regel eine Abwehrreaktion hervor. Beispiele sind starke Gerüche wie Ammoniak oder die Reizung des Auges mit Zwiebeldünsten. Entsprechend seiner Funktion bildet der Nervus trigeminus keinen einzelnen Nervenstrang, sondern streckt seine Äste in drei Richtungen: die Augenregion, den Oberkiefer und den Unterkiefer. Alle drei Zweige befinden sich in der Nähe anderer Nerven, die modalitätsspezifische Reize verarbeiten.

Des Weiteren stellt der Nervus trigeminus den fünften von insgesamt zwölf Hirnnerven dar und zählt zu den Kiemenbogennerven. Diese Bezeichnung geht auf die Lage der Nerven während der embryonalen Entwicklung zurück: Sie entstehen aus dem ersten Kiemenbogen. Ein Teil des Nervus trigeminus, der Unterkieferast, entspricht im Wesentlichen dem Nerv des ersten Kiemenbogens beim erwachsenen Menschen.

Anatomie & Aufbau

Die Anatomie des Nervus trigeminus unterscheidet drei Äste des Hirnnervs, die jeweils unterschiedliche Felder im Kopf abdecken und von dort sowohl Signale aufnehmen als auch Befehle an Muskeln weiterleiten. Der Augenast (Nervus ophthalmicus) erstreckt sich bis in die Nähe der Sehzellen, während der Oberkieferast (Nervus maxillaris) eine sensible Verbindung zum Oberschädel herstellt.

Der dritte Ast des Nervus trigeminus ist der Unterkieferast (Nervus mandibularis); er bildet die Signalbrücke zum Unterkiefer mit Zunge, Gaumensegel, Kaumuskeln und Trommelfellspanner. Die einzelnen Äste des Nervus trigeminus zeichnen sich durch weitere Verästelungen aus, sodass sie jeweils ein größeres Feld abdecken können. Neben seinen drei Ästen besitzt der Nervus trigeminus auch vier Hirnnervkerne im Gehirn: Nucleus motorius nervi trigemini, Nucleus mesencephalicus nervi trigemini, Nucleus pontinus nervi trigemini und Nucleus spinalis nervi trigemini.

Funktion & Aufgaben

Auf funktioneller Ebene ist der Nervus trigeminus für die trigeminale Wahrnehmung verantwortlich, die nach ihm benannt ist. Bei dieser Art der Wahrnehmung handelt es sich um die Verarbeitung von Reizen, die nicht nur aus einer spezifischen Modalität stammen. Ein trigeminaler Reiz löst im Körper in der Regel Irritation aus und leitet Schutz- und Abwehrmechanismen ein. Die Riechzellen in der Nase registrieren beispielsweise starken Ammoniakgeruch, der einen Indikator für schädliche Bedingungen in der unmittelbaren Umwelt darstellt oder ungenießbare Nahrung signalisiert.

Der olfaktorische Reiz löst in den Riechzellen elektrische Potenziale aus, die über den Nervus olfactorius zum Gehirn verlaufen. Starke Reize führen zur Entstehung vieler Aktionspotenziale hintereinander, was ein starkes Signal darstellt. Die fein verzweigten Nasenäste (Rami nasales) nehmen die Information auf leiten sie über andere Teile des Oberkieferasts bis zum zentralen Nervensystem (ZNS). In umgekehrter Richtung kann das ZNS nun verschiedenen Muskeln den Befehl geben, sich zusammenziehen – zum Beispiel um zurückzuschrecken, das Gesicht zu verziehen (was den Luftstrom in die Nase eindämmen soll) oder sogar mit Ekel und Übelkeit zu reagieren.

Der Nucleus motorius nervi trigemini ist ein motorischer Kern, der für die Bewegungssteuerung zuständig ist, und liegt im Rautenhirn, während die übrigen drei Kerne im Stammhirn sitzen und als sensorische Kerne den Empfang von Sinneswahrnehmungen verantworten. Die Aufgabe des Nucleus mesencephalicus nervi trigemini (wörtlich „Hirnstammkern des Nervus trigeminus“) besteht im wesentlichen in der unbewussten Tiefenwahrnehmung, der Nucleus pontinus nervi trigemini („Brückenkern des Nervus trigeminus“) übernimmt bewusste Tiefenwahrnehmung, Druck, Spannung, Positionswahrnehmung u. a. Und der Nucleus spinalis nervi trigemini („Spinalkern des Nervus trigeminus“) ist protopathisch sensibel, d. h. er nimmt Temperatur-, starke Druck- und Juckreize auf.


Krankheiten

Schäden am Nervus trigeminus führen in manchen Fällen zu peripherer oder zentraler Sensibilitätsstörung. Die periphere Läsion betrifft in der Regel nur einen der drei Äste und führt zur Wahrnehmungseinschränkung oder zum vollständigen Ausfall der trigeminalen Wahrnehmungsfähigkeit in diesem spezifischen Bereich. Im Gegensatz dazu ist bei der zentralen Läsion betreffen nicht die Äste des Nervus trigeminus, sondern die Kerne.

Ist der Nucleus spinalis nervi trigemini geschädigt, verspürt der Betroffene kreisförmige Ausfälle. Im Gegensatz dazu manifestiert sich die Trigeminusneuralgie in starken Schmerzen, die neben Cluster-Kopfschmerzen zu den intensivsten Schmerzarten gehören, in Form von Schmerzattacken auftreten und bis zu zwei Minuten anhalten. Ärzte setzen zur Behandlung der Trigeminusneuralgie Medikamente ein, können in hartnäckigen Fällen aber auch operative Eingriffe vornehmen. Eine andere Krankheit des Nervus trigeminus ist das Trigeminusneuriom, ein Tumor in der Nervenscheide.

Auch Hirnhautentzündung, erhöhter inkranieller Druck (Hirndruck) und Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) können auf den Nervus trigeminus einwirken und über ihn typischerweise Druckschmerzen auslösen. Ärzte überprüfen deshalb bei Verdacht auf eine entsprechende Erkrankung die Trigeminusdruckpunkte der beiden Gesichtshälften, um gezielt Veränderungen festzustellen. Die Therapie richtet sich in diesen Fällen nach der jeweiligen Ursache.

Quellen

  • Frotscher, M., et al.: Taschenatlas Anatomie, Band 3: Nervensystem und Sinnesorgane. Thieme, Stuttgart 2018
  • Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
  • Poeck, K., Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010

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