Musculus pterygoideus lateralis
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Musculus pterygoideus lateralis ist ein Kaumuskel des menschlichen Gebisses. Durch ihn wird die Öffnung des Kiefers gewährleistet. Darüber hinaus ermöglicht er es, den Kiefer nach vorn zu schieben.
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Was ist der Musculus pterygoideus lateralis?
Der Musculus pterygoideus lateralis ist ein Muskel des Kiefergelenks. Er befindet sich auf der Innenseite des Unterkiefers. Die Kaumuskulatur des Menschen wird von vier Kaumuskeln gesteuert. Zu ihnen gehören der Musculus masseter, der Musculus temporalis, der Musculus pterygoideus medialis und der Musculus pterygoideus lateralis.
Jeder von ihnen hat eine andere Aufgabe und Funktion im Kieferbereich. Zu ihnen gehören die Bewegung des Unterkiefers. Der Musculus pterygoideus lateralis wird als äußerer Flügelmuskel bezeichnet. Als einziger Muskel dient er der Öffnung des Kiefers. Darüber hinaus ermöglicht er die Verschiebung des Kiefers nach vorn oder seitwärts.
Er ermöglicht, dass mit dem Kiefer die sogenannte Mahlbewegung durchgeführt werden kann. Der Musculus pterygoideus lateralis hebt sich von der Funktionstätigkeit der anderen Muskeln ab. Er ist als einziger Muskel nicht für die Schließung des Kiefers zuständig. Statt dessen kann mit ihm der Kiefer geöffnet werden. Der Verlauf des Musculus pterygoideus lateralis ist nahezu horizontal. Versorgt wird er von Nervus pterygoideus lateralis.
Anatomie & Aufbau
Zu ihnen zählen der Nervus auriculotemporalis, der Nervus alveolaris inferior, der Nervus lingualis und der Nervus buccalis. Der motorische Anteil des Nervus mandibularis teilt sich ebenfalls in mehrere Äste. Diese ziehen dann zu den Kaumuskeln des Unterkiefers und des Mundbodens. Zu ihnen gehört der Nervus massetericus, die Nervi temporales profundi, die Nervi pterygoidei und der Nervus mylohyoideus. Nervus massetericus innerviert den Musculus masseter. Die Nervi temporales profundi innervieren den Musculus temporales. Die Nervi pterygoidei versorgen den Musculus pterygoideus lateralis und medialis.
Der Nervus mylohyoideus ist für die Versorgung der Mundbodenmuskulatur zuständig. Der Musculus ptergoideus lateralis hat zwei Muskelköpfe. Der eine befindet sich an der Fläche unterhalb des Keilbeins, dem Os sphenoidale. Dort gibt es zwei kräftige Knochenplatten, die als Ala major bezeichnet werden. Der Musculus pterygoideus lateralis zieht weiter über die Lamina lateralis zu dem Knochenfortsatz des Keilbeins. Dies ist der Processus pterygoideus. Dort befindet sich der zweite Muskelkopf des Musculus ptergoideus lateralis.
Funktion & Aufgaben
Jeder der vier Muskeln des Kauapparates hat verschiedene Aufgaben und Funktionen. Der Musculus masseter ist der Kaumuskel und für den Kieferschluss zuständig. Der Musculus temporalis wird als Schläfenmuskel bezeichnet und hilft bei der Schließung und dem Zurückziehen des Unterkiefers. Der Musculus pterygoideus medialis ist der innere Flügelmuskel. Auch er dient dem Kieferschluss.
Der Musculus pterygoideus lateralis wird als äußerer Flügelmuskel bezeichnet. Er dient der Bewegung des Kiefergelenkes. Mit ihm wird die Öffnung des Mundes eingeleitet. Darüber hinaus ermöglicht er das Vorschieben des Unterkiefers. Dieser Vorgang wird als Protrusion bezeichnet. Die Bewegungen werden zusätzlich verstärkt. Dies geschieht durch die Kaumuskelschlinge mit dem Masseter. Eine weitere Funktion des Musculus pterygoideus lateralis ist die Mahlgleitbewegung. Diese gehen von rechts nach links und umgekehrt. Dieser Vorgang wird als Laterotrusion bezeichnet.
Bei der Laterotrusion kommt es zu einer einseitigen Kontraktion des Musculus pterygoideus lateralis in die Gegenrichtung. Die Mundöffnung wird zusätzlich zur Tätigkeit des Musculus pterygoideus lateralis von der suprahyalen Muskulatur fortgesetzt. Dies sind vier Muskeln, die zur Zungenbeinmuskulatur zählen. Dies sind der Musculus digastricus, der Musculus mylohyoideus, der Musculus geniohyoideus und der Musculus stylohyoideus. Der obere Kopf des Musculus ptergoideus laterlis führt den Gelenkknorpel, den Discus articularis. Damit unterstützt er so die Bewegung des Kiefergelenkes.
Krankheiten
Die craniomandibuläre Dysfunktion ist eine Erkrankung, bei der es zu einer Fehlstellung des Unterkiefers zum Oberkiefers kommt. Sie gilt als ein Überbegriff für strukturelle oder funktionelle Fehlregulationen. Darüber hinaus werden biochemische und psychische Problematiken der Muskel- oder Gelenkfunktion darunter zusammengefasst. Die Erkrankungen bewirkt, dass beim Zubeißen die beiden Kiefer nicht optimal aufeinander treffen. Dies hat zur Folge, dass es eine starke Überbelastung oder Fehlbelastung der Kaumuskulatur gibt. Diese Belastungen führen zu Schmerzen, Reizungen und Schwellungen in beiden Kiefern.
Zu einer craniomandibuläre Dysfunktion kann es durch genetische Dispositionen, bei psychischem Stress oder Zahnfehlstellungen geben. Darüber hinaus können zu hohe Zahnfüllungen oder fehlerhafter Zahnersatz wie Kronen und Brücken die Erkrankung auslösen. Ebenfalls zählt der Verlust von Zahnsubstanz durch beispielsweise Karies zu den Ursachen einer craniomandibuläre Dysfunktion. Kopf-, Nacken- und Rückenschmerzen können durch eine Funktionsstörung des Kiefergelenks und dem dazu gehörigen Kauorgan ausgelöst werden. Die Kau- und Rückenmuskulatur sind eng miteinander verschaltet und beeinflussen sich gegenseitig.
Beschwerden wie Tinnitus oder andere Ohrgeräusche, Schwindel und Sehstörungen finden ihren Ursprung oft bei einem fehlerhaften Kauorgan. Schluckbeschwerden, ein nächtliches Pressen der Zähne, verstärkter Speichelfluss oder Zahnschmerzen, sowie Entzündungen der Nerven zählen ebenfalls zu den Beschwerden des Kauapparates. Infektionen oder Viruserkrankungen wie Herpes haben Einfluss auf die Mundregion. Es kommt zu Auswirkungen auf die Bewegungen des Kiefers und deren Belastung.
Quellen
- Classen, M., Diehl, V., Kochsiek, K. (Hrsg.): Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2009
- Grillparzer, M.: Körperwissen. Gräfe und Unzer, München 2007
- Valerius, K.-P. et al: Das Muskelbuch: Anatomie - Untersuchung – Bewegung. KVM – Medizinverlag, Berlin 2014