Nervus axillaris
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Nervus axillaris oder Achselnerv ist eine Signalbahn, die für die Steuerung bestimmter Schultermuskeln verantwortlich ist und sensible Informationen von der seitlichen Schulter zum Gehirn transportiert. Läsionen, die zu Funktionseinschränkungen des Nervs führen, können zum Beispiel beim Ausrenken des Schultergelenks oder einem Oberarmknochenbruch entstehen.
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Was ist der Nervus axillaris?
Beim Nervus axillaris handelt es sich um einen Nerv im Schulterbereich. Er gehört zum Armgeflecht (Plexus brachialis), einer Ansammlung von verschiedenen Nerven ober- und unterhalb des Schlüsselbeins. Das Nervengeflecht bildet keinen homogenen Strang, sondern ist durch eine Ansammlung ähnlich verlaufender Nerven gekennzeichnet.
Zusammengenommen innervieren die einzelnen Fasern des Plexus brachialis die Schulter sowie die oberen Extremitäten und verlaufen neben der Arteria circumflexa humeri posterior, die als Schlagader den Musculus deltoideus sowie das Schultergelenk mit Blut versorgt. Die Wurzeln des Achselnervs liegen zwischen den Halssegmenten C5 bis C6 des Rückenmarks, das gemeinsam mit dem Gehirn das zentrale Nervensystem bildet. Reflexe, die beispielsweise eine Reaktion auf Überdehnung der Muskeln und Sehnen oder Schmerz darstellen, sind oft bereits über das Rückenmark verschaltet. Im Vergleich zu beabsichtigen Bewegungen sind sie deshalb besonders schnell und unterliegen nicht der willkürlichen Kontrolle einer Person.
Anatomie & Aufbau
Diese stellt den Bereich an der Achsel dar, der auf der einen Seite vom Oberarmknochen (Humerus) abgeschlossen ist und auf der anderen Seite vom Kopf des Trizeps (Musculus triceps brachii). Bei diesem Kopf handelt es sich um das Caput longum, das auch den Ursprung des Muskels am Schulterblatt darstellt, während das Caput mediale mittig am Oberarmknochen beginnt und das Caput laterale seitlich am Oberamknochen seinen Ursprung hat. Am anderen Ende setzt der Trizeps an der Elle (Ulna) an.
Der Nervus axillaris ist Bestandteils des Plexus brachialis, wo er zu den infraclavicularen Ästen des Nervengeflechts gehört, da er unterhalb des Schlüsselbeins liegt. Innerhalb des Plexus brachialis gehört der Nervus axillaris außerdem zum Fasciculus posterior. Die sensiblen Fasern des Nervus axillaris bezeichnet die Physiologie auch als Nervus cutaneus brachii lateralis superior, da er bis ins Schulter-Unterhautgewebe des seitlichen Teils der Schulter reicht. Er zweigt von den übrigen Fasern noch vor der Achsellücke ab.
Funktion & Aufgaben
Der Nervus axillaris beteiligt sich an der Steuerung bestimmter Schultermuskeln. Er innerviert in der Regel den Deltamuskel (Musculus deltoideus), der am Oberarm ansetzt und seinen Ursprung am Schlüsselbein und Schulterblatt hat. Der Deltamuskel spielt beim Heben des Arms eine wichtige Rolle. Darüber hinaus versorgt der Nervus axillaris den kleinen Rundmuskel (Musculus teres minor) mit nervlichen Signalen, der sich am Rücken befindet und der Margo lateralis scapulae am Schulterblatt entspringt.
Der Ansatz des Musculus teres minor befindet sich am Oberarmknochen. Er beteiligt sich an verschiedenen Armbewegungen. Bei manchen Menschen führt ein Teil des Nervus axillaris als Varietät nicht nur zum Musculus deltoideus und zum Musculus teres minor, sondern auch zum großen Rundmuskel (Musculus teres major). Über seine Verbindung zu diesen Teilen der Schultermuskulatur trägt der Nervus axillaris ebenfalls zu Armbewegungen bei. Für diese Aufgabe sind die motorischen Fasern des Nervs zuständig. Die Steuerung von Reflexen geht zum Teil vom Rückenmark aus, wohingegen willkürliche Bewegungen im Gehirn geplant und veranlasst werden.
Neben den motorischen Fasern besitzt der Nervus axillaris sensible Anteile, die Reize wie Berührungen, Schmerz und Temperatur in den innervierten Körperbereichen aufnehmen. Ihre Aktionspotenziale verlaufen auf umgekehrtem Weg und wandern von der Peripherie zum zentralen Nervensystem, wo sie teilweise bewusste Empfindungen auslösen; ein Teil des Wahrnehmungsprozesses spielt sich jedoch unbewusst ab. Die sensiblen Fasern des Achselnervs übertragen Wahrnehmungen wie Berührungen, Temperatur und Schmerz. Alle Fasern des Nervus axillaris sind die verlängerten Enden von Nervenzellen und leiten elektrische Impulse weiter, die als Aktionspotenziale die Bewegungen der Muskulatur auslösen und Reize vermitteln.
Krankheiten
Darüber hinaus sind sensible Wahrnehmungsstörungen im seitlichen Bereich der Schulter und Schmerzen möglich. Zu den möglichen Ursachen für eine Achselnervläsion gehört die Schulterluxation, bei der sich Betroffene das Schultergelenk auskugeln bzw. ausrenken. Oft ist die Verletzung bereits von außen sichtbar, da die Luxation zur Verschiebung des Schultergelenks führt. Das Schlüsselbein weist auf der betroffenen Seite für gewöhnlich einen abweichenden Winkel auf. Ärzte können das ausgerenkte Gelenk nach einer Verletzung oft ohne nachhaltige Folgeschäden wieder einrenken.
Als Komplikation kann jedoch ein Schaden am Nervus axillaris oder in anderem umliegenden Gewebe entstehen, sodass Schmerzen, Sensibilitätsstörungen und eine eingeschränkte Beweglichkeit des Arms möglich sind. Arthritis-Patienten und andere haben ein erhöhtes Risiko für Schulterluxationen und andere Gelenkfehlstellungen. Funktionseinschränkungen des Nervus axillaris können jedoch auch auf Läsionen durch einen Oberarmknochenbruch beruhen.
Das Collum chirurgicum stellt in diesem Zusammenhang eine typische Schwachstelle des Knochens dar und bricht überdurchschnittlich häufig. Der Bruch kann direkt den Nervus axillaris schädigen, wenn ein Bruchstück den Nerv verletzt, oder indirekt im Rahmen des Heilungsprozesses: Um den Knochen zu reparieren, bildet der Knochen neues Gewebe und verdickt sich an der betroffenen Stelle.
Quellen
- Baenkler, H.-W., et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Thieme Verlag, Stuttgart 2010
- Frotscher, M., et al.: Taschenatlas Anatomie, Band 3: Nervensystem und Sinnesorgane. Thieme, Stuttgart 2018
- Mumenthaler, M., Mattle, H.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012