Myeloblast

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Myeloblasten sind die unreifste Form von Granulozyten innerhalb der Granulopoese und gehen aus multipotenten Stammzellen des Knochenmarks hervor. Granulozyten sind in der Abwehr von Infekten beteiligt. Wenn ein Mangel an Granulozyten vorliegt, kann dieser Mangel auf einen vorausgegangenen Mangel an Myeloblasten zurückgehen und hat Immunschwäche im Sinne von Abwehrschwäche zur Folge.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Myeloblast?

Die Aufgabe der Myeloblasten liegt in der Differenzierung zu Granulozyten. Myeloblasten haben an sich also keine aktiven Aufgaben im menschlichen Immunsystem und sind noch nicht an der Erkennung und Abwehr von körperfremden Erregern beteiligt.
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Granulozyten gehören zu den Leukozyten. Bei ihnen handelt es sich um die Gruppe der weißen Blutkörperchen, die im Immunsystem wichtige Aufgaben erfüllen und damit wesentlich an der Abwehr von Infekten beteiligt sind. Leukozyten sind zum Beispiel an der Erkennung von körperfremden Antikörpern, an der Bildung von Antigenen und an der Phagozytose beteiligt.

Granulozyten greifen genauer gesagt Krankheitserreger an und machen sie für den Organismus unschädlich. Die Bildung der Zellen findet im Knochenmark statt und hat multipotente Vorläuferzellen zur Basis. Die Bildungsprozesse werden unter dem Begriff der Granulopoese zusammengefasst, die als Teil der Hämatopoese gilt. Aus multipotenten Stammzellen des Knochenmarks entwickeln sich die sogenannten Myeloblasten, die als kleinste Vorstufe der Granulozyten innerhalb der Granulopoese bekannt sind. Sie entstehen damit aus hämatopoetischen Stammzellen und stellen deren erste Differenzierung auf dem Weg zum Granulozyt dar. Demzufolge werden die Zellen auch als unreifste Form der Granulozyten bezeichnet.

Anatomie & Aufbau

Myeloblasten weisen als einzige Zellen der Granulopoese keine Granulation auf. Die Zellen sind mit einem runden oder ovalen Zellkern ausgestattet, der unscharf begrenzte Nukleolen aufweist. Das Zytoplasma von Myeloblasten wirkt wegen seiner Basophilie zart bläulich.

Alle Myeloblasten besitzen eine Größe zwischen zwölf und 20 Mikrometern. Die Chromatinstruktur von Myeloblasten gilt als retikulär. Um den Zellkern der Zellen herum liegt ein Golgi-Apparat, der als Aufhellungszone perinukleär in Erscheinung tritt. Anders als die sogenannten Proerythroblasten besitzen Myeloblasten keinerlei Plasmaausstülpungen. Die Myeloblasten zählen zur sogenannten "weißen Reihe". Sie bilden unter den kernhaltigen Zellen einen Anteil von weniger als fünf Prozent. Ihre Vorläuferzellen werden als Hämozytoblast bezeichnet.

Im Stadium nach dem Myeloblast werden die entstehenden Granulozytenvorläufer Promyelozyten genannt. Auf dem Weg des Myeloblasten zum vollwertigen Granulozyten liegen weitere Zellstadien. Auf den Metamyelozyten folgt der stabkerniger Granulozyt und schließlich der segmentkernige Granulozyt.

Funktion & Aufgaben

Die Aufgabe der Myeloblasten liegt in der Differenzierung zu Granulozyten. Myeloblasten haben an sich also keine aktiven Aufgaben im menschlichen Immunsystem und sind noch nicht an der Erkennung und Abwehr von körperfremden Erregern beteiligt. Sie bilden lediglich ein Entwicklungsstadium der Granulozyten, denen die Erkennung und Abwehr von Erregern obliegt. Mit ihrer Beteiligung an der Granulopoese sind sie im größeren Rahmen auch an der Hämatopoese beteiligt.

Als solche wird die Blutbildung im Knochenmark bezeichnet. Ohne die Entstehung von Granulozyten aus Myeloblasten ist die Infektabwehr der Patienten gestört. Wenn sich zum Beispiel zu wenig Myeloblasten finden, aus denen sich Granulozyten bilden, stehen im Blut des Patienten zu wenig Abwehrzellen des Immunsystems zur Verfügung. Damit ist der Patient immunschwach und anfälliger für Infektionen aller Art. Die übersteigerte Entwicklung von Granulozyten aus Myeloblasten ist ein Indiz für ein überschießend starkes Immunsystem und kann ein Krankheitsanzeichen sein.

Mit dem Begriff der Neutropenie wird an Mangel an Granulozyten bezeichnet. Bei einer Granulozytose liegt eine gesteigerte Granulozytenzahl vor. Die Myeloblasten sind als Vorläuferstadium der Granulozyten sowohl an dem einen, als auch dem anderen beteiligt. Obwohl die Myeloblasten an sich also keine aktiv immunologische Funktion besitzen, wirken sie trotzdem wesentlich auf die Funktionsfähigkeit des Immunsystems.


Krankheiten

Bei einer sogenannten neutrophilen Granulozytose überschreiten neutrophile Granulozyten den Grenzwert 6,3 G/l. Diese Form der überschießenden Bildung von Granulozyten aus Myeloblasten kann auf Leukämien oder andere maligne Tumorerkrankungen verweisen, aber auch Infektionserkrankungen, Entzündungen oder Stress begleiten.

Von einer eosinophilen Granulozytose ist bei einer krankhaften Vermehrung eosinophiler Granulozyten im peripheren Blut die Rede. In den meisten Fällen liegt der abnormen Granulopoese eine allergische Reaktion zugrunde. In einigen Fällen wird das Phänomen darüber hinaus bei einem Befall mit Parasiten beobachtet. Bei der basophilen Granulozytose vermehren sich die basophilen Granulozyten über den Grenzwert. Meist tritt diese Form der Granulozytose zusammen mit eosinophiler Granulozytose ein und wird durch Allergien oder Hypersensitivitätsreaktionen begünstigt. Auch Parasitosen und Hyperlipidämie sind denkbare Ursachen.

Bei einer pathologische Verminderung der neutrophilen Granulozyten fehlen neutrophile und andere Granulozyten anteilig innerhalb des Blutes. Diese Neutropenie ist die häufigste Leukopenie. Für den Patienten ist das Phänomen kritisch, da seine Fähigkeit zur Abwehr von Infekten durch die Verminderung der Granulozyten deutlich reduziert ist. Vor allem für bakterielle Infektionen sind die Betroffenen deutlich anfälliger. Neutropenie kann sich einstellen, wenn zu wenige Granulozyten aus Myeloblasten gebildet werden. Das ist im Rahmen einer inadäquaten Knochenmarksproliferation der Fall.

Bei diesem Phänomen wird aufgrund einem Mangel an bestimmten Stoffen eine verminderte Differenzierung von Granulozyten aus Myeloblasten ausgelöst, so zum Beispiel durch einen Mangel an Folsäure. Außerdem kann eine Verdrängung der Hämatopoese zu einer verminderten Granulozytenbildung aus Myeloblasten führen. Eine solche Verdrängung stellt sich beispielsweise bei Neoplasien ein, kann aber auch eine Nebenwirkung von zytotoxischen Medikamenten sein, die die Hämatopoese stören. Theoretisch können die Prozesse und Zellstadien der Granulopoese auch auf genetischer Basis beeinträchtigt sein, so zum Beispiel im Rahmen bestimmter Mutationen.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Drenckhahn, D.: Anatomie. Band 1: Makroskopische Anatomie, Histologie, Embryologie, Zellbiologie. Urban & Fischer, München 2008
  • Silbernagl, S. et al.: Taschenatlas Physiologie. Thieme, Stuttgart 2007

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