Nahrungsmittelunverträglichkeit

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Nahrungsmittelunverträglichkeit oder Lebensmittelunverträglichkeit wird von Betroffenen meist nicht unmittelbar als solche wahr genommen. Leidet man an Durchfall, Übelkeit, Kopfschmerzen oder anderen Symptomen, werden diese nicht einer Erkrankung, sondern Lebensgewohnheiten zugeteilt. Häufen sich die Beschwerden und treten in Zusammenhang mit der Nahrung auf, sollte man eine Nahrungsmittelunverträglichkeit als Ursache nicht ausschließen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Nahrungsmittelunverträglichkeit?

Die Symptome der unterschiedlichen Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind ähnlich, werden aber von den Betroffenen oft nicht auf eine Erkrankung zurückgeführt. Sie erscheinen eher alltäglich und die Betroffenen haben sich meist daran gewöhnt, mit ihnen zu leben.
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Bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit bzw. Lebensmittelunverträglichkeit handelt es sich um eine Unverträglichkeitsreaktion auf Lebensmittel. Der Verzehr von bestimmten Lebensmitteln, genauer deren Inhaltsstoffen, löst Beschwerden aus, welche sich in verschiedenen Reaktionen äußern.

Zu den Symptomen gehören unter anderem Reizungen der Haut, Magen-Darm-Beschwerden, Atembeschwerden oder Kopfschmerzen. Unterschieden werden hierbei allergische Reaktionen, welche durch das Immunsystem übermittelt werden, Nahrungsmittelallergien, und sogenannte Nahrungsmittelintoleranzen.

Die Nahrungsmittelallergie bezeichnet eine Überempfindlichkeit gegen bestimmte in der Nahrung enthaltene Stoffe. Intoleranzen als Nahrungsmittelunverträglichkeit werden hingegen in Enzymdefekte bzw. Enzymmängel, zum Beispiel Laktose- oder Fructoseintoleranz, oder pharmakologische Reaktionen, zum Beispiel Histaminintoleranz, aufgeteilt.

Ursachen

Eine Nahrungsmittelunverträglichkeit kann verschiedene Ursachen haben. Anders als weitgehend angenommen können diese im Laufe des Lebens entstehen und sind nicht angeboren.

Eine mögliche Ursache für eine Nahrungsmittelunverträglichkeit können Fertignahrungsmittel sein. Die Fertiggerichte enthalten häufig große Mengen an unnatürlichen Zutaten und Zusatzstoffen, welche vom Körper nicht oder nur schlecht verwertet werden können. Zudem werden Lebensmittel, wie Obst und Gemüse, durch eine chemische Behandlung haltbarer gemacht. Das Zusammenspiel der durch die Nahrung in hoher Anzahl aufgenommener Stoffe steigert das Risiko eine Nahrungsmittelunverträglichkeit zu entwickeln.

Doch nicht nur die Inhaltsstoffe von Nahrungsmittel sind mögliche Auslöser einer Nahrungsmittelunverträglichkeit. Steht der Körper über einen längeren Zeitraum unter Stress oder ist großer Anstrengung ausgesetzt, kämpft gegen Infektionen oder macht sich psychischer Stress breit, können ebenfalls Nahrungsmittelunverträglichkeiten entstehen.

Müssen über einen längeren Zeitraum starke Medikamente eingenommen werden reagiert der Körper nicht selten mit einer Abwehrreaktion, auch auf bestimmte Lebensmittel.

Die Ursache für die verschiedenen Symptome einer Nahrungsmittelunverträglichkeit sind bestimmte Inhaltsstoffe der Nahrung, welche Unverträglichkeitsreaktionen des Körpers auslösen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Symptome der unterschiedlichen Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind ähnlich, werden aber von den Betroffenen oft nicht auf eine Erkrankung zurückgeführt. Sie erscheinen eher alltäglich und die Betroffenen haben sich meist daran gewöhnt, mit ihnen zu leben. Die Erkrankung wirkt sich meistens auf die Verdauung aus. Dann treten Beschwerden wie Durchfall, Blähungen, Verstopfung, Übelkeit oder Magenschmerzen auf.

Des Weiteren äußert sie sich auch oft über die Haut, wodurch Ausschläge entstehen oder sich ein Ekzem und Neurodermitis bilden kann. Auch können Kopfschmerzen, Herzrasen und Heißhunger auf Süßes auftreten. Die Symptome einer Unverträglichkeit auf bestimmte Nahrungsmittel können entweder gleich nach dem Verzehr oder jedoch Stunden später auftreten.

Zu letzteren gehören die oben beschriebenen Beschwerden. Direkt nach dem Genuss eines Lebensmittels kommt es bei einer Unverträglichkeit eher zu einem schalen Gefühl oder gar Brennen der Zunge. Auch eine Schwellung oder Rötung des Gesichts kann auftreten. Leidet ein Mensch unter einer anderen Erkrankung, so kann diese durch eine Nahrungsmittelunverträglichkeit noch verstärkt werden.

Die Erkrankung lässt sich relativ gut durch ein Ernährungstagebuchs feststellen, welches über mehrere Wochen geführt wird. Treten immer wieder die gleichen oder ähnliche Beschwerden nach dem Verzehr einer bestimmten Lebensmittelgruppe (zum Beispiel Milch- oder Getreideprodukte) auf, so liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Nahrungsmittelunverträglichkeit vor.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose einer Nahrungsmittelunverträglichkeit ist nicht einfach zu stellen. Nach Durchsicht der Krankengeschichte des Betroffenen werden andere Ursachen für die Beschwerden ausgeschlossen und so ermittelt ob andere Erkrankungen vorliegen.

Für die Diagnose kann es hilfreich sein, wenn der Patient einen genauen Verzehrplan aufstellt. Dieser enthält genau was gegessen bzw. getrunken wurde, sowie wann welche Beschwerden auftreten. So kann die Nahrungsmittelunverträglichkeit in kurzer Zeit einem Lebensmittel oder Inhaltsstoff zugeteilt werden. Für Nahrungsmittelintoleranzen wurden spezielle Tests entwickelt, um die Körperreaktion während der Aufnahme von zum Beispiel Laktose oder Fructose über einen Atemtest bestimmen zu können.

So wird festgestellt ob der Körper diese Stoffe normal verarbeiten kann. Um herauszufinden ob es sich bei der Nahrungsmittelunverträglichkeit um eine Nahrungsmittelallergie handelt werden Allergietests durchgeführt.

Die Symptome der Nahrungsmittelunverträglichkeit klingen ab, sobald das betreffende Nahrungsmittel nicht mehr verzehrt wird. Bei allergischen Reaktionen kann es jedoch unter Umständen zu schweren allergischen Schockzuständen kommen.

Komplikationen

In der Regel können die Komplikationen und Beschwerden einer Nahrungsmittelunverträglichkeit relativ gut vermieden werden, indem das jeweils verursachende Nahrungsmittel aus dem Alltag ausgeschlossen wird. In den meisten Fällen kann dieses Nahrungsmittel von einem anderen ersetzt werden, sodass es auch zu keinen besonderen Komplikationen im Alltag des Betroffenen kommt.

Die Nahrungsmittelunverträglichkeit führt in der Regel zu starken Schmerzen im Bauch und im Magen. Es kommt ebenso nicht selten zu Durchfall oder Erbrechen, sodass auch die Lebensqualität des Betroffenen durch die Nahrungsmittelunverträglichkeit deutlich verringert. Eine Nahrungsmittelunverträglichkeit kann allerdings auch zu einem Ausschlag auf der Haut führen, der mit einem Juckreiz verbunden ist.

Die Betroffenen fühlen sich aufgrund der Nahrungsmittelunverträglichkeit oftmals unwohl und leiden nicht selten auch an psychischen Verstimmungen oder an Depressionen. In den meisten Fällen wird eine Nahrungsmittelunverträglichkeit nicht direkt behandelt. Nur in wenigen Fällen können Medikamente eingenommen werden, die diese Unverträglichkeit bekämpfen.

Allerdings ist eine langfristige Heilung in der Regel nicht möglich. Der Verzicht auf die verursachenden Lebensmittel kann die Beschwerden der Nahrungsmittelunverträglichkeit allerdings gut eingeschränken. Die Lebenserwartung des Patienten wird dabei in der Regel ebenso nicht verringert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Stellt sich unmittelbar nach einer Nahrungszufuhr eine gesundheitliche Unregelmäßigkeit ein, sollte ein Arzt konsultiert werden. Kann der Betroffene ein allgemeines Unwohlsein nach der Aufnahme bestimmter Lebensmittel feststellen, ist die Beobachtung mit einem Arzt zu teilen. Bei Schweißausbrüchen, einer Enge im Rachen oder einer Schwellung im Mund weist dies auf eine Unregelmäßigkeit hin, die untersucht werden muss.

Kommt es zu Herzrasen, Atemknappheit, Übelkeit oder Erbrechen, liegt eine gesundheitliche Beeinträchtigung vor, die abgeklärt werden sollte. Bei Veränderungen des Hautbildes, tränenden Augen oder einer laufenden Nase liegt eine Störung des Organismus vor. Rötungen, Pusteln am Körper und Juckreiz sind Anzeichen einer Unverträglichkeit. Kommt es zu Störungen der Verdauung, Durchfall oder Brechdurchfall, wird ein Arzt benötigt.

Bei einer akuten Reaktion des Körpers nach der Nahrungsaufnahme muss ein Rettungsdienst alarmiert werden. Atemnot, ein Zusammenbruch des Kreislaufs oder ein Verlust des Bewusstsein müssen von einem Notarzt behandelt werden. Es besteht Lebensgefahr für den Betroffenen, die durch eine Erste-Hilfe-Maßnahme von anwesenden Personen abzuwenden ist. Kommt es zu einer Gereiztheit, inneren Unruhe oder Wahrnehmungsstörungen auf der Haut, sollte ein Arztbesuch erfolgen. Treten die Beschwerden wiederholt auf oder nehmen sie innerhalb weniger Minuten rasant an Intensität zu, muss unverzüglich ein Arzt konsultiert werden.

Behandlung & Therapie

Eine Nahrungsmittelunverträglichkeit lässt sich nicht durch Medikamente beseitigen. Kurzfristig können lediglich die Beschwerden durch Medikamente behandelt werden. Es besteht die Möglichkeit die Symptome der Nahrungsmittelunverträglichkeit durch Mittel gegen Übelkeit, Durchfall, Kopfschmerzen oder ähnliches zu behandeln. Ebenfalls kann die Ausprägung einer Intoleranz durch Medikamente verringert werden. Durch das Medikament erhält der Körper das fehlende Enzym, welches zum Beispiel für die Verarbeitung von Milchprodukten, Laktose benötigt wird.

Grundsätzlich besteht eine Therapie darin, diejenigen Nahrungsmittel und Inhaltsstoffe zu vermeiden, welche die Beschwerden auslösen. Hierfür erhält der Patient einen genauen Diätplan. Dieser sichert trotz dem Verzicht auf bestimmte Lebensmittel durch die Nahrungsmittelunverträglichkeit die Versorgung des Körpers mit ausreichend Vitaminen und Mineralstoffen.

Teilweise sind Nahrungsmittelunverträglichkeiten nicht dauerhaft. Die Beschwerden treten nur solange auf, wie die Ursache vorhanden ist. So kann eine durch Stress oder Medikamente ausgelöste Unverträglichkeit bei einem ausgeglichenen Tagesablauf oder Absetzen der Medikamente wieder abklingen.


Aussicht & Prognose

Die Prognose bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit richtet sich nach der genauen Art der Unverträglichkeit. So ist eine leichte Unverträglichkeit, bei welcher bestimmte Nahrungsbestandteile nicht gut oder gar nicht richtig verdaut werden können, nie wirklich gefährlich. Es kommt zwar zu Beschwerden, aber diese klingen spätestens nach ein paar Tagen ab und hinterlassen keine Schäden. Dies ist etwa bei einer Milchzuckerunverträglichkeit der Fall oder auch bei der Fructoseintoleranz.

Eine Nahrungsmittelunverträglichkeit in Form einer Allergie hat eine andere Prognose. Hier kann es im schlimmsten Falle zu einem anaphylaktischen Schock und damit zu Schäden an den inneren Organen bis hin zum Kreislaufzusammenbruch kommen. Eine schnelle Behandlung ist wichtig und lebensrettend. Allerdings verlaufen die meisten allergischen Reaktionen milder. Die Gefahr eines Schocks besteht bei jedem Kontakt mit dem Allergen.

Lebensmittelvergiftungen, die auch zu den Nahrungsmittelunverträglichkeiten gezählt werden, haben unterschiedliche Prognosen. Dies ist abhängig vom genauen Gift und der Dosis.

Insgesamt sind die meisten Reaktionen infolge einer Nahrungsmittelunverträglichkeit als insgesamt harmlos und vergehend zu bezeichnen. In einem kleinen Anteil aller Fälle kommt es zu heftigeren Reaktionen, wie etwa zu Kreislaufproblemen oder starken Ausschlägen. In den meisten Fällen genügen ein Abwarten und ein Meiden des verantwortlichen Nahrungsbestandteils bereits, um Besserung zu erzeugen.

Vorbeugung

Dem Entstehen einer Nahrungsmittelunverträglichkeit kann nicht zu 100 Prozent vorgebeugt werden, da jeder Körper anders auf Lebenssituationen, Medikamente oder Zusatzstoffen in Lebensmitteln reagiert. Als vorbeugende Maßnahme sollte man dem Körper nicht zu viele chemische Zusatzstoffe zuführen, welche nicht verwertet werden können oder dem Körper schaden. Es empfiehlt sich der Nahrungsmittelunverträglichkeit mit natürlich gehaltenen Lebensmitteln vorzubeugen.

Nachsorge

Die Nachsorge besteht aus einer Dauerbehandlung und Alltagsbegleitung. Die typischen Beschwerden sollen gering gehalten werden. Anders als sonst üblich finden Nachsorgeuntersuchungen bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit nicht regelmäßig statt. Der Arzt informiert seinen Patienten im Rahmen der Diagnose über die auslösenden Stoffe.

Der Betroffene erhält zudem Verhaltenshinweise für den Alltag. Wichtig ist es, über eine Diät bestimmte Lebensmittel zu meiden. Auf Fertigprodukte und Zusatzstoffe sollte in Mahlzeiten generell verzichtet werden. Dadurch tritt die allergische Reaktion erst gar nicht auf. Die Verantwortung für eine konsequente Umsetzung liegt beim Patienten selbst.

Manchmal werden ergänzend Medikamente verschrieben, die eine Reaktion abmildern. Nur bei akuten Problemen und Komplikationen ist eine Vorstellung bei einem Arzt notwendig. Ein wiederholter Test auf eine Nahrungsunverträglichkeit dürfte nur bei neuen Symptomen angezeigt sein. Patienten mit einer Fruktose- oder Laktoseintoleranz müssen in der Regel nur zeitlich begrenzt eine Diät halten.

Das können Sie selbst tun

Bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit ist die Umstellung der Ernährung notwendig. Diese sollte sofort und sehr diszipliniert erfolgen. Hilfreich ist dabei die Inanspruchnahme einer Ernährungsberatung, um sich umfassend und intensiv über alternative Essgewohnheiten zu informieren. Darüber hinaus benötigt der Betroffene Wissen über Kreuzverbindungen. In vielen Fällen führt die Unverträglichkeit eines Produktes auch gleichzeitig zu einer Überempfindlichkeit des Organismus eines anderen Lebensmittels. Um keine unnötigen Beschwerden auszulösen, ist dies rechtzeitig zu berücksichtigen.

Menschen, die an einer Nahrungsmittelunverträglichkeit leiden, sind gut beraten, wenn sie bei der Zufuhr von Lebensmitteln genau auf die körperlichen Befindlichkeiten achten. Kleinste Veränderungen und Auffälligkeiten des Organismus sind bei der Auswahl der Ernährungszubereitung zu beachten, damit sich der gesundheitliche Zustand nicht insgesamt verschlechtert. Nach Möglichkeit sollte auf die Verwendung und Zubereitung von Fertigprodukten oder Fertigmahlzeiten verzichtet werden. Obgleich die Inhaltsstoffe den gesetzlichen Richtlinien entsprechend auf den Verpackungen gut sichtbar aufgeführt werden müssen, entsprechen sie meist Mindestmengen oder anderen Anforderungen. Daher werden nicht immer alle verwendeten Zutaten der käuflichen Produkten ausreichend gelabelt.

Bei Besuchen in Restaurants wird eine gute Rücksprache mit dem Koch empfohlen. Dieser sollte detailliert aufführen können, welche Zutaten er bei der Zubereitung seiner Menüs verwendet. Sollte dies nicht möglich sein, ist dem Betroffenen anzuraten, auf die Nahrungsaufnahme zu verzichten.

Quellen

  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015
  • Schütt, C., Bröker, B.: Grundwissen Immunologie. Spektrum, Heidelberg 2011
  • Störiko, A.: Allergien. Falken, Niedernhausen 2001

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