Nervus cutaneus antebrachii medialis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Nervus cutaneus antebrachii medialis ist ein Nerv aus dem Armgeflecht (Plexus brachialis). Seine Aufgabe besteht darin, Empfindungen aus bestimmten Hautregionen des Arms an das Gehirn weiterzuleiten. Schäden am Nervus cutaneus antebrachii medialis können zum Beispiel bei der Blutabnahme entstehen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Nervus cutaneus antebrachii medialis?

In der Haut eines Menschen befinden sich zahlreiche Rezeptoren. Diese können nicht nur durch eine hohe Stückzahl glänzen, sondern auch ihre Funktionsweise ist sehr vielfältig.
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Beim Nervus cutaneus antebrachii medialis handelt es sich um einen Nerv, der ausschließlich aus sensiblen Fasern besteht. Er innerviert einige Bereiche der Haut am Unter- und Oberarm und führt die Empfindungen der weiteren Informationsverarbeitung im zentralen Nervensystem zu.

Im Gegensatz zu vielen anderen peripheren Nerven im menschlichen Körper bildet der Nervus cutaneus antebrachii medialis keinen Seitenast einer größeren Nervenbahn. Stattdessen hat er seinen Ursprung unmittelbar am Armgeflecht, welches die Medizin als Plexus brachialis bezeichnet. In diesem Nervengeflecht treffen die Bahnen aus den Spinalnerven einiger Halswirbel (C5 bis C8) sowie aus dem ersten Brustwirbel (Th1) aufeinander. Die Spinalnerven spalten sich zuvor in Stämme (Trunci), Bündel (Fasciculi) und Nerven auf. Aus einem der Stämme, dem Truncus inferior, geht das mittlere Bündel (Fasciculus medialis) hervor. Daraus geht der Nervus cutaneus antebrachii medialis hervor, der sich diesen Ursprung mit dem Nervus cutaneus brachii medialis teilt.

Anatomie & Aufbau

Der Nervus cutaneus antebrachii medialis innerviert Teile der Haut am Arm. Er besitzt zwei Enden, die jeweils einem Ast des Nervs angehören. Am Handgelenk endet der anteriore Ast (Ramus volaris), der im Subkutangewebe verläuft. Diese Hautschicht kennt viele Namen: Sie wird unter anderem als Hypodermis bezeichnet, da sie sich unter der Lederhaut (Dermis) befindet. Auf der Dermis liegt wiederum die Oberhaut (Epidermis) auf.

Der posteriore Ast (Ramus ulnaris) des Nervus cutaneus antebrachii medialis endet ebenfalls am Handgelenk, verläuft jedoch im Unterarm-Rücken. Hingegen wandern die Nervensignale aus dem anterioren Ast an der Innenseite des Unterarms entlang. Unterhalb der Faszie verlaufen sie weitestgehend getrennt: Die Gabelung des Nervus cutaneus antebrachii medialis liegt für gewöhnlich knapp unter dem Punkt, an dem der Nerv ins subkutane Gewebe eindringt.

Oberhalb des Ellbogens innerviert der Nervus cutaneus antebrachii medialis die Hautregion, die über dem Armbeuger (Musculus biceps brachii) liegt. Der Nerv leitet die sensiblen Informationen von dort aus weiter in Richtung Achsel, bis hin zum Plexus brachialis.

Funktion & Aufgaben

In der Haut eines Menschen befinden sich zahlreiche Rezeptoren. Diese können nicht nur durch eine hohe Stückzahl glänzen, sondern auch ihre Funktionsweise ist sehr vielfältig. Zu den sensiblen Zellen gehören zum Beispiel Rezeptoren, die nur auf Kältereize reagieren, spezielle Warmrezeptoren sowie Schmerzrezeptoren (Nozirezeptoren).

Diese drei verschiedenen Reizqualitäten gibt auch der Nervus cutaneus antebrachii medialis über seine sensiblen Nervenfasern weiter. Kalt- und Warmrezeptoren arbeiten dabei phasisch-tonisch: Wenn die Temperatur sich verändert, reagieren sie zunächst stark – doch wenn die Temperatur anschließend unverändert bleibt, nimmt die Antwortstärke der Rezeptorzellen in der Haut ab. Schmerzrezeptoren sind hingegen tonisch, d. h. sie bilden so lange Aktionspotenziale, wie der Schmerzreiz vorhanden ist.

Fasern aus dem anterioren Ast des Nervus cutaneus antebrachii medialis verbinden sich am Handgelenk mit Fasern aus dem Nervus ulnaris. Dieser Nerv, der auch als Ellennerv bekannt ist, steuert verschiedene Arm- und Fingerbewegungen. Am Handgelenk streckt der Nervus ulnaris einen Ast, den Ramus cutaneus palmaris, zum Nervus cutaneus antebrachii medialis.

Auch der posteriore Ast weist eine natürliche Verbindung zum Nervus ulnaris auf, jedoch nicht zum Ramus cutaneus palmaris, sondern zum Ramus dorsalis. Darüber hinaus tauscht er Informationen mit dem Nervus cutaneus brachii medialis aus, der wie der Nervus cutaneus antebrachii medialis dem Armgeflecht entspringt. Sein Umfang ist jedoch vergleichsweise geringer. Der Nervus cutaneus brachii medialis sorgt für Empfindungen aus der Haut des Ellbogens. Außerdem trägt er zur Sensibilität des Unterarms bei.

Schließlich verfügt der Nervus cutaneus antebrachii medialis noch über eine dritte Verbindung zu einem anderen Nerv, nämlich zum Nervus radialis. Die Kommunikation stellt der Ramus cutaneus antebrachii dorsalis her.


Krankheiten

Da der Nervus cutaneus antebrachii medialis sensible Wahrnehmungen aus dem Arm an das zentrale Nervensystem weiterleitet, können Schäden an diesem Nerv zu Sensibilitätsstörungen im innervierten Bereich führen.

Die Injektion von Wirkstoffen kann den Nervus cutaneus antebrachii medialis beeinträchtigen – vorausgesetzt, die Substanz hat eine toxische oder anderweitig schädigende Wirkung und erreicht den Nerv. Direkte Verletzungen am Nerv sind bei einer Blutentnahme möglich, wenn dazu die Vene in der Ellenbeuge angepeilt wird. In der Klinik ist der Nervus cutaneus antebrachii medialis darüber hinaus auch für Transplantationen interessant.

Eine solche Transplantation kommt in Frage, wenn beispielsweise eine Verletzung an der Hand vorliegt. In einem solchen Fall kann eine Nerventransplantation dazu beitragen, die Funktionalität der Hand – bis zu einem gewissen Grad – aufrecht zu erhalten bzw. wieder herzustellen. Allerdings sind die Erfolgschance sehr unterschiedlich und müssen im Einzelfall beurteilt werden.

Ein Ausfall des Nervus cutaneus antebrachii medialis geht jedoch nicht zwingend auf den Nerv selbst zurück. Auch in der übergeordneten Informationsverarbeitung kann die Ursache des Problems liegen. Zum Beispiel ist der Nervus cutaneus antebrachii medialis auch von Läsionen am Plexus brachialis potenziell betroffen. Unfälle und Gewalteinwirkung kommen dabei als Ursache ebenso in Betracht wie Tumore, Entzündungen, Infektionen und Schäden durch Bestrahlung (zum Beispiel infolge einer Krebsbehandlung).

Quellen

  • Baenkler, H.-W., et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Thieme Verlag, Stuttgart 2010
  • Frotscher, M., et al.: Taschenatlas Anatomie, Band 3: Nervensystem und Sinnesorgane. Thieme, Stuttgart 2018
  • Mumenthaler, M., Mattle, H.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012

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