Nervus ophthalmicus

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Nervus ophthalmicus ist der Augenast des Nervus trigeminus und als solcher an der trigeminalen Wahrnehmung beteiligt. Aufgrund seiner Lage im Kopf des Menschen nimmt er vor allem sensorische Reize aus der Augenregion auf. Funktionseinschränkungen können eine Folge verschiedener neurologischer und entzündlicher Erkrankungen darstellen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Nervus ophthalmicus?

Signale weiterzuleiten und zusammenzuführen ist die Aufgabe des Nervus ophthalmicus. Er verfügt über keine eigenen Sinneszellen und steht auch nicht in direktem Kontakt mit solchen, weshalb der Mensch seine Funktion in der Regel nicht bewusst wahrnimmt.
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Als Teil des größeren Nervus trigeminus ist der Nervus ophthalmicus einer von drei Ästen und verzweigt sich seinerseits weiter in kleinere Nerven. Alternativ kennt die Medizin ihn auch unter dem Trivialnamen Augenast: Der Nervus ophthalmicus sammelt mithilfe zahlreicher Verästelungen sensorische Signale aus der Augengegend und übermittelt sie an relevante Verarbeitungszentren, die im Gehirn und im Rückenmark liegen.

Während andere Hirnnerven jeweils nur Reize einer bestimmten Modalität weiterleiten (Sehen, Hören, Riechen etc.), gelten die Fasern des Nervus ophthalmicus als allgemein-somatosensibel; sie sind für allgemeine Körperwahrnehmungen zuständig, darunter Druck und Schmerz. Im menschlichen Nervensystem geht Schmerz zum Teil auf sehr starke Reizung oder nicht adäquate Reizung anderer Sinneszellen zurück. Darüber hinaus existieren spezifische Schmerzrezeptoren, welche die Medizin auch als Nozirezeptoren bezeichnet. Freie Nervenenden registrieren neben Druck und Temperatur auch chemische Stoffe, die potenziell schädlich sind.

Anatomie & Aufbau

Der Nervus ophthalmicus teilt sich in verschiedene Zweige und trägt auf diese Weise dazu bei ein größeres Feld abzudecken. Die insgesamt vier Äste des Nervus ophthalmicus verästeln sich ihrerseits ebenfalls in feinere Nerven. Der Ramus tentorius oder Ramus meningeus recurrens stellt eine Verbindung zur Dura mater in der Schädelhöhle her.

Den zweiten Ast des Nervus ophthalmicus stellt der Stirnnerv (Nervus frontalis) dar; er führt innen an den Augenmuskeln vorbei zur Augenhöhle. Der Aufbau des Stirnnervs ist zweigeteilt und besteht aus dem Nervus supraorbitalis („Nerv über der Augenhöhle“) und dem Nervus supratrochlearis („Nerv über dem Rollknorpel“). Neben den äußeren Augenmuskeln liegt der Tränennerv (Nervus lacrimalis). Den vierten und letzten Ast repräsentiert der Nasen-Lid-Nerv (Nervus nasociliaris) mit Verbindungen zur mittleren Augen-, Binde- und Hornhaut sowie zu Tränenwegen und Nasenhöhle. Auch der Nervus nasociliaris verläuft nicht in einem Strang, sondern trennt sich in Nervus ethmoidalis, Nervus infratrochlearis und Nervi ciliares longi.

Funktion & Aufgaben

Signale weiterzuleiten und zusammenzuführen ist die Aufgabe des Nervus ophthalmicus. Er verfügt über keine eigenen Sinneszellen und steht auch nicht in direktem Kontakt mit solchen, weshalb der Mensch seine Funktion in der Regel nicht bewusst wahrnimmt. Ausnahmen bilden unangenehme Temperatur-, Schmerz- und Druckreize, die über den Nervus ophthalmicus laufen können.

Die Signalübertragung innerhalb des Nervs erfolgt überwiegend mithilfe elektrischer Weiterleitung. Die Nervenzelle erzeugt dazu einen elektrischen Impuls, der als Aktionspotenzial über das fandenähnliche Ende des Neurons wandert. Die Nervenfasern bzw. Axone der Zellen im Nervus ophthalmicus sind länger als die der meisten Nervenzellen; der Nerv ist dadurch nur auf wenige Verschaltungen angewiesen.

Verschiedene Zweige des Nervus ophthalmicus nehmen in diesem Zusammenhang unterschiedliche Aufgaben wahr. Der Ramus tentorius innerviert die Dura mater, eine der Hirnhäute; Reizungen rufen in erster Linie Schmerz hervor und warnen den Körper dadurch vor zu starkem Druck auf den Schädel, der das empfindliche Körperteil schädigt.

Der Nervus frontalis mit seinen beiden Abzweigungen Nervus supraorbitalis und Nervus supratrochlearis schließt das Augenlid und die Region zur Nase hin an das sensorische Nervensystem an. Der Nervus supraorbitalis verläuft am oberen Rand der Augenhöhle dicht unter der Haut und bildet dort den ersten Trigeminusdruckpunkt. Mit den insgesamt drei Trigeminusdruckpunkten auf jeder Gesichtshälfte können Ärzte bestimmen, ob und ggf. wo Läsionen oder funktionelle Einschränkungen des Nervus trigeminus vorliegen.

Der Nervus lacrimalis besitzt zwei wichtige Funktionen: Seine sympathischen und parasympathischen Nervenfasern geben der Tränendrüse das Signal, Flüssigkeit abzusondern. Dabei geht der Befehl vom Rückenmark aus. Darüber hinaus nimmt der Tränennerv sensorische Informationen auf und leitet sie ans Gehirn weiter. An den Nervus nasociliaris sind verschiedene Gewebe angeschlossen; er nimmt sensorische Reize von den Augenhäuten sowie Tränenwegen und Nasenhöhle auf.


Krankheiten

Zahlreiche Nervenerkrankungen können direkt oder indirekt den Nervus ophthalmicus befallen. Betroffene spüren die Folgen entweder als verringerte Sensorik in den betroffenen Regionen oder sie leiden unter (oft schmerzhaften) Wahrnehmungen, die im Nervensystem entstehen, obwohl kein auslösender Reiz vorliegt.

Periphere und zentrale Läsionen können die Funktionsweise des Nervus ophthalmicus einschränken oder ganz unterbinden. Eine periphere Läsion ist am Nerv selbst lokalisiert und kann beispielsweise infolge einer Verletzung auftreten. Symptomatisch äußert sich dieses Krankheitsbild durch fehlende Sensibilität im betroffenen Gesichtsbereich; im Fall des Nervus ophthalmicus nehmen Betroffene keine allgemein-sensorischen Reize aus der Augenregion mehr wahr. Wenn nur einzelne Zweige des Nervus ophthalmicus lädiert sind, beschränkt sich der Sensorikausfall entsprechend auf kleinere Gebiete. Hingegen wirken sich zentrale Läsionen auf größere Abschnitte aus, da in diesem Fall der Nervenkern im Hirnstamm geschädigt ist.

Tumore in den Myelinscheiden kommen ebenfalls als Ursache für Beschwerden in Betracht. Ärzte bezeichnen sie als Schwannome und entfernen und/oder bestrahlen sie, um sie zu behandeln. Druckschmerzen auf dem ersten Trigeminusdruckpunkt am oberen Rand der Augenhöhle deuten eventuell auf andere Ursachen hin; Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis), Hirnhautentzündung, erhöhter inkranieller Druck bzw. Hirndruck, Schwellungen und andere pathologische Auffälligkeiten können den Nervus ophthalmicus reizen und dadurch eine entsprechende sensorische Reaktion auslösen. Therapeutische Maßnahmen hängen in allen Fällen sowohl von der konkreten Ursache als auch von individuellen Faktoren ab.

Quellen

  • Baenkler, H.-W., et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Thieme Verlag, Stuttgart 2010
  • Frotscher, M., et al.: Taschenatlas Anatomie, Band 3: Nervensystem und Sinnesorgane. Thieme, Stuttgart 2018
  • Mumenthaler, M., Mattle, H.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012

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