Nierenquetschung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei einer Nierenquetschung handelt es sich um eine Verletzung der Niere aufgrund von stumpfer Gewalteinwirkung. Sie zählt zu den häufigsten Nierentraumata.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Nierenquetschung?

Die Symptome bei einer Nierenquetschung können unterschiedlich und zum Teil unspezifisch ausfallen. Nicht immer zeigen sich unmittelbar nach dem Unfall sofort Beschwerden, sondern treten erst etwas später auf.
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In der Medizin wird eine Nierenquetschung auch als Nierenprellung oder Nierenkontusion bezeichnet. Dabei können sowohl eine einzelne Niere als auch beide Organe durch stumpfe Einwirkung von Gewalt in Mitleidenschaft gezogen werden.

Die Nierenquetschung gilt nach Definition der AAST (American Association for the Surgery of Trauma) als leichteste Nierentraumaform. Mit einem Anteil von circa 70 Prozent stellt sie auch die häufigste renale Traumaart dar. Begleitet wird die Nierenquetschung von einem Bluterguss (Hämatom), einer Schwellung und Schmerzen in der Flankenregion.

Ursachen

Bei einer Quetschung der Niere besteht oftmals ein Zusammenhang mit einem Polytrauma. Zu den gefährdeten Personenkreisen zählen Menschen, die unter Nierenfehlbildungen leiden und Kinder. Männer sind bis zu vier Mal häufiger von einer Nierenkontusion betroffen als das weibliche Geschlecht.

In etwa 80 bis 90 Prozent aller Fälle werden Nierenquetschungen durch Verkehrsunfälle oder Sportverletzungen hervorgerufen. Manchmal kann aber auch eine Körperverletzung der Grund für die Kontusion sein. Von der Medizin wird die Nierenquetschung in mehrere unterschiedliche Schweregrade eingeteilt. Sie reichen von Grad I bis Grad V.

Rund zwei Drittel sämtlicher Nierenverletzungen entsprechen Grad I. Dabei liegt eine Quetschung der Niere mit einem Bluterguss im Inneren der Bindegewebskapsel vor, von der die menschliche Niere umgeben wird. Das Hämatom dehnt sich im weiteren Verlauf nicht aus. Zwar wird das funktionelle Gewebe der Niere verdrängt, Schaden trägt es jedoch nicht davon.

Bei Schweregrad II liegt ein Einriss des Nierenparenchyms von weniger als einem Zentimeter vor. Ebenso kann ein perirenales Hämatom bestehen. Von Grad III ist die Rede, wenn der Parenchymeinriss mehr als einen Zentimeter umfasst. Grad II und III lassen sich in der Regel noch konservativ behandeln.

Im Falle von Schweregrad IV und V bestehen schwere Nierenverletzungen sowie Schäden an den ableitenden Harnwegen. Dabei kann ein Teil des Nierenfunktionsgewebes zerstört worden sein. Sogar ein Abreißen der ableitenden Harnwege ist möglich. Zur Behandlung gilt daher eine Operation als erforderlich.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Symptome bei einer Nierenquetschung können unterschiedlich und zum Teil unspezifisch ausfallen. Nicht immer zeigen sich unmittelbar nach dem Unfall sofort Beschwerden, sondern treten erst etwas später auf. Die meisten Patienten leiden unter starken Schmerzen auf der betroffenen Flankenseite.

Dieser ist meist bohrend, dumpf oder stechend und zeigt sich auf der Hinterseite auf Bauchnabelhöhe. Mitunter strahlen die Schmerzen auch in Richtung Rücken oder Bauch aus. So leiden einige Patienten bei einer Nierenquetschung unter intensiven Rückenschmerzen und Verspannungen.

Zurückzuführen ist dies auf eine ausgeprägte Vernetzung der Nervengeflechte, die zu einer Verkrampfung der Rückenmuskeln führen. Als weiteres typisches Symptom der Nierenkontusion gilt die Bildung eines Blutergusses mit einer Schwellung. Von Bedeutung ist zudem die Hämaturie, bei der sich Blut im Urin zeigt. Mediziner unterscheiden zwischen einer Mikrohämaturie sowie eine Makrohämaturie.

Von einer Mikrohämaturie ist die Rede, wenn der Urin durch das Blut kaum verfärbt wird, während bei einer Makrohämaturie der Betroffene die rötliche Verfärbung schon mit dem Auge erkennen kann. Außerdem lassen sich im Urin komplette rote Blutkörperchen, die intakt geblieben sind, nachweisen. Doch selbst wenn der Urin eine normale Färbung aufweist, kann eine Nierenblutung nicht ausgeschlossen werden.

Allerdings gilt eine Hämaturie als Hinweis auf zahlreiche andere Erkrankungen wie Harnsteine oder Harnwegsinfekte, sodass sie nicht prinzipiell einer Nierenquetschung zuzuordnen ist. Einige Patienten leiden im Rahmen einer Nierenkontusion auch unter Übelkeit und Erbrechen. Bessern sich die Beschwerden nicht oder verschlimmern sich sogar, wird ein Besuch beim Arzt empfohlen.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Beim Arzt erfolgt zunächst die Erfassung der Krankengeschichte, um mögliche Unfälle als Auslöser zu ermitteln. Danach findet eine körperliche Untersuchung statt. Das Feststellen einer Nierenquetschung gilt nicht als schwierig. Wichtig ist jedoch der Ausschluss von schweren Nierenschädigungen, die eine Operation erforderlich machen könnten.

Der Arzt tastet die verletzte Stelle ab und achtet auf Schwellungen, Rötungen und Blutergüsse. Als typisches Anzeichen für eine Nierenquetschung oder Nierenprellung gelten Druckschmerzen. Des Weiteren entnimmt der Mediziner eine Urinprobe, die auf Blutungen überprüft wird.

Zum Nachweis einer Mikrohämaturie kommen spezielle Teststreifen zur Anwendung. Außerdem stehen bildgebende Untersuchungsmethoden zur Verfügung, um mögliche Unsicherheiten auszuschließen. Dazu gehören eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung), eine Computertomographie (CT) sowie eine Kernspintomographie (MRT), mit denen sich das genaue Ausmaß der Nierenverletzung ermitteln lässt.

Eine Nierenquetschung verläuft zwar sehr schmerzhaft, hat jedoch nur selten längere Schäden zur Folge. In der Regel ist die Kontusion nach einigen Tagen von selbst wieder verheilt, sodass eine positive Prognose gestellt werden kann.

Komplikationen

Aufgrund der Nierenquetschung leiden die Betroffenen in der Regel an starken Schmerzen im Bereich der Nieren und der Flanken. Nicht selten breiten sich diese Schmerzen dabei auch in andere Regionen des Körpers aus, etwa am Rücken oder an den Hüften. Im schlimmsten Falle verstirbt der Betroffene durch die Nierenquetschung, falls es zu einer Niereninsuffizienz kommt.

Die Patienten sind dann in der Regel auf eine Dialyse oder auf die Transplantation einer Niere angewiesen. Auch Schmerzen im Bauch können durch die Nierenquetschung auftreten und es kommt zu Verspannungen im Rücken. Der Urin kann möglicherweise durch eine Blutung rot gefärbt sein. Auch das Risiko von Harnsteinen oder Infekten der Harnwege kann durch die Nierenquetschung deutlich steigen. Die Betroffenen leiden in einigen Fällen auch an Erbrechen oder an einer Übelkeit.

Die Schmerzen der Nierenquetschung können mit gewöhnlichen Schmerzmitteln behandelt werden. Dabei kommt es nicht zu besonderen Komplikationen. In schwerwiegenden Fällen sind allerdings operative Eingriffe notwendig, damit es nicht zum Tode des Betroffenen kommt. Möglicherweise wird die Lebenserwartung des Patienten aufgrund der Nierenquetschung eingeschränkt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine Nierenquetschung kann in unterschiedlichen Schweregraden vorliegen, sodass nicht immer zwingend eine ärztliche oder sogar stationäre Behandlung erfolgen muss. In den meisten Fällen entsteht eine solche Quetschung durch rohe Gewalteinwirkung, sodass betroffene Personen über starke Schmerzen auf der jeweiligen Seite klagen. Bei ersten Anzeichen von Nierenschmerzen sollte definitiv ein entsprechender Arzt aufgesucht werden, um schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden. In besonders schlimmen Fällen können sich die Schmerzen sogar auf dem Rücken ausbreiten. Wer frühzeitig einen Arzt aufsucht, der kann mit einer vollständigen und baldigen Genesung rechnen.

Wird auf einen Arztbesuch verzichtet, werden sich die Schmerzen voraussichtlich erheblich verstärken. Im schlimmsten Fall kann es sogar zu einem vollständigen Versagen der Niere kommen, sodass akute Lebensgefahr droht. Unter Umständen ist im Urin Blut zu erkennen, was ein Zeichen für eine Blutung in der Niere ist. Spätestens bei diesem Symptom sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Bei leichten Quetschungen der Niere kann auf einen Besuch beim Arzt verzichtet werden. Die Schmerzen klingen nach einigen Tagen von alleine ab, sodass keine ärztliche oder medikamentöse Behandlung notwendig ist.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung einer Nierenquetschung besteht aus mehrtägiger Bettruhe und leichter Kühlung der gequetschten Stelle. Dabei gilt die Anwendung der sogenannten PECH-Regel als empfehlenswert. Außerdem sollte der Patient viel Flüssigkeit erhalten. Auf diese Weise lässt sich der Heilungsprozess gut unterstützen.

Zur Behandlung der Schmerzen eignen sich Wirkstoffe wie Ibuprofen oder Diclofenac. Fast immer kann eine Nierenkontusion auf konservative Weise behandelt werden. Operationen finden nur bei hochgradigen Verletzungen der Nieren statt. Um schlimmere Beeinträchtigungen sicher auszuschließen, müssen Ultraschall-Kontrolluntersuchungen und eine Urinuntersuchung stattfinden.


Aussicht & Prognose

Die Prognose bei einer Quetschung der Niere richtet sich nach dem Ausmaß des erlittenen Traumas. Bei einer leichten Quetschung kann einer Beschwerdefreiheit bereits nach einigen Wochen dokumentiert werden. Es ergeben sich Schmerzen, Schwellungen sowie Blutergüsse. Ist jedoch keine Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit der Niere vorhanden, regeneriert sich der menschliche Organismus bei ausreichend Ruhe und Schonung häufig selbst. Je nach der allgemeinen gesundheitlichen Verfassung kommt es bereits nach einigen Tagen zu einer Verbesserung der Beschwerden. Bei einigen Betroffenen können die Auswirkungen über einige Monate den Alltag belasten.

Bei einer stärkeren Nierenquetschung ist mit weiteren Folgestörungen zu rechnen. Neben Verspannungen sowie inneren Blutungen können irreversible Organschäden eintreten. Zudem erhöht sich das Risiko für Folgeerkrankungen. Der Betroffene ist anfällig für Infektionen und kann daher an weiteren gesundheitlichen Störungen erkranken.

Wird eine schwere Nierenquetschung festgestellt, muss ein operativer Eingriff erfolgen. Mögliche innere Blutungen sind schnellstmöglich zu stoppen, damit eine Lebensgefährdung aufgrund einer Verblutung ausgeschlossen werden kann. Darüber hinaus ist zu überprüfen, wie stark die Verletzungen des Gewebes sind. Treten irreversible Schädigungen des Organs auf, muss eine Langzeittherapie erfolgen. Neben einer medikamentösen Behandlung kann es zu einer Dialyse kommen. Bei einem ungünstigen Krankheitsverlauf kann zur Sicherung des Überlebens die Notwendigkeit eines Spenderorgans relevant werden.

Vorbeugung

Vorbeugende Maßnahmen gegen eine Nierenquetschung sind nicht bekannt. Mitunter kann es sinnvoll sein, aggressive Kontaktsportarten zu vermeiden.

Nachsorge

Dem Betroffenen stehen bei einer Nierenquetschung in den meisten Fällen nur sehr wenige und auch nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten einer Nachsorge zur Verfügung. Aus diesem Grund sollte der Betroffene idealerweise bei den ersten Anzeichen und Symptomen der Krankheit einen Arzt aufsuchen, um das Auftreten von anderen Beschwerden und Komplikationen zu verhindern. Der weitere Verlauf der Nierenquetschung ist dabei sehr stark vom Zeitpunkt der Diagnose abhängig, sodass auch die Lebenserwartung dabei nicht vorhergesagt werden kann.

Der Betroffene sollte bei einer Nierenquetschung sehr viel Flüssigkeit trinken. Dabei kann sich im Allgemeinen auch eine gesunde Lebensweise mit einer gesunden Ernährung sehr positiv auf den weiteren Verlauf auswirken, wobei der Betroffene allerdings auf das Rauchen und auch auf Alkohol verzichten sollte.

Ebenso ist in vielen Fällen die Einnahme von verschiedenen Medikamenten notwendig, um die Beschwerden zu lindern und einzuschränken. Hierbei sollte der Patient immer auf eine regelmäßige Einnahme und auf die vorgegebene Dosierung der Arzneimittel achten. Bei Unklarheiten oder bei Fragen ist zuerst ein Arzt zu konsultieren. In der Regel sind auch regelmäßige Kontrollen durch einen Arzt bei der Nierenquetschung sehr wichtig.

Das können Sie selbst tun

Bei einer Nierenquetschung benötigt der Betroffene ausreichend Ruhe und Schonung. Körperliche Überanstrengungen oder sportliche Aktivitäten sind zu vermeiden. Die Bewegungen sollten langsam und gleichmäßig ausgeführt werden, damit der Organismus keinen weiteren Überlastungen ausgesetzt ist.

In der Regenerations- und Heilungsphase sind Situationen die mit Stress und Hektik verbunden sind, zu umgehen. Neben dem körperlichen Stress ist auch die emotionale Aufregung auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Der Organismus braucht täglich eine ausreichende Menge an Sauerstoff und eine gesunde sowie ausgewogene Ernährung. Der Konsum von Schadstoffen wie Nikotin oder Alkohol ist vollständig zu unterlassen. Da in der Heilungsphase ein Bewegungsmangel initiiert ist, sollte die Ernährung nicht zu fetthaltig sein. Die aufgenommene Kalorienzahl ist an die Bedürfnisse das Organismus anzupassen, damit sich kein Übergewicht entwickelt.

Der Betroffene nimmt häufig eine Schonhaltung aufgrund der Beschwerden ein. Um Muskelbeschwerden oder Fehlhaltungen vorzubeugen, sollte auf ausgleichende Bewegungen oder Liegepositionen geachtet werden. Der Körper kann mit einer ausreichenden Wärmezufuhr unterstützt werden, damit mögliche Verspannungen abgebaut oder vermieden werden. Da die Nierenquetschung mit starken Schmerzen verbunden ist, kann der Betroffene mit mentalen Techniken sein Wohlbefinden fördern. Autogenes Training oder meditative Zustände helfen bei dem Aufbau eines inneren Gleichgewichts und unterstützen die mentalen Kräfte.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Keller, C.K., Geberth, S.K.: Praxis der Nephrologie. Springer, Berlin 2010
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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