Orbitaphlegmone

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Orbitaphlegmone handelt es sich um eine notfallmedizinisch zu behandelnde Augenerkrankung. Unbehandelt kann die Orbitaphlegmone einen tödlichen Verlauf nehmen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Orbitaphlegmone?

Die Orbitaphlegmone ist durch einen schweren Verlauf gekennzeichnet. Als charakteristische Symptome werden Schwellung der Bindehaut (Chemosis), Lidschwellungen, Rötung der Bindehaut durch Hyperämie, Hervortreten der Augäpfel und verminderte Beweglichkeit der betroffenen Augen beobachtet.
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Die Orbitaphlegmone ist eine entzündliche Erkrankung der Augenhöhle. Die Bezeichnung der Krankheit leitet sich unter anderem von der medizinischen Bezeichnung für Augenhöhle (Orbita) ab.

An der vergleichsweise seltenen, aber schweren Orbitaphlegmone erkranken vor allem Kinder. In vielen Fällen geht die Orbitaphlegmone mit einem stark ausgeprägten Krankheitsgefühl einher, das sich unter anderem durch Fieber ausdrückt. Zu den weiteren Symptomen einer Orbitaphlegmone zählen beispielsweise starke Schmerzen am betroffenen Auge und ausgeprägte Schwellungen der Bindehaut.

Aufgrund von Schmerzen und Bindehautschwellungen im Rahmen einer Orbitaphlegmone ist meist auch die Beweglichkeit des betroffenen Augapfels eingeschränkt. Bei verschiedenen Patienten bestehen weitere Symptome einer Orbitaphlegmone etwa in Sehstörungen; diese können sich beispielsweise durch verschwommenes Sehen oder den Eindruck von Doppelbildern äußern. In der Regel gilt eine Orbitaphlegmone als medizinischer Notfall.

Ursachen

Eine Orbitaphlegmone wird meist durch eine Infektion mit Bakterien (häufig Streptokokken) hervorgerufen.

Mögliche Faktoren, die eine Orbitaphlegmone verursachen bzw. begünstigen können, sind vielfältig und variieren in Abhängigkeit des jeweiligen Patienten. Zu den Auslösern der Orbitaphlegmone zählt häufig eine vorhergehende Entzündung der Nasennebenhöhlen (in der Medizin auch als Sinusitis bezeichnet).

Auch eine durch Bakterien hervorgerufene Sepsis (im Volksmund oft auch Blutvergiftung genannt) kann eine Orbitaphlegmone hervorrufen. Hierbei breiten sich die für die Sepsis verantwortlichen Bakterien über die Blutbahn aus und gelangen so in die Augenhöhle, wo sie dann entzündliche Prozesse hervorrufen, die für die Orbitaphlegmone charakteristisch sind.

Als weitere Ursachen einer Orbitaphlegmone kommen schließlich auch äußere Verletzungen des Auges infrage; entsprechende Verletzungen können beispielsweise durch das Eindringen von Fremdkörpern bedingt sein.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Orbitaphlegmone ist durch einen schweren Verlauf gekennzeichnet. Als charakteristische Symptome werden Schwellung der Bindehaut (Chemosis), Lidschwellungen, Rötung der Bindehaut durch Hyperämie, Hervortreten der Augäpfel und verminderte Beweglichkeit der betroffenen Augen beobachtet. Außerdem leidet der Patient an starken Augenschmerzen, Visusverlust und Fieber.

Ein weiteres Symptom stellt das Sehen von Doppelbildern dar. Der Visusverlust kann bis zur Erblindung führen. Ohne Behandlung drohen schwere Komplikationen, die teilweise sogar tödlich enden können. Die Infektion kann sich auf die benachbarten Bereiche der Augen oder gar über den gesamten Körper ausbreiten. So entwickeln sich unter Umständen Folgeerkrankungen wie Sinus-cavernosus-Thrombose, Hirnhautentzündung (Meningitis) oder Hirnabszess.

Die Sinus-cavernosus-Thrombose ist eine lebensbedrohliche Komplikation, die sich neben den Symptomen an den Augen durch Schüttelfrost, Fieber, Übelkeit und Erbrechen ankündigt. Zusätzlich kommt es zu starken Kopfschmerzen, abnormer Schläfrigkeit, Taubheitsgefühlen im Gesichtsbereich und Krampfanfällen.

Der Tod kann in der Folge von Hirnblutung]en oder Streuung der Bakterien über die Blutbahn (Sepsis) eintreten. Auch die Hirnhautentzündung ist durch ähnliche Symptome gekennzeichnet. Ein Hirnabszess zeichnet sich wiederum durch starke Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Bewusstseinsstörungen und Hirndruckzeichen aus.

Schließlich können alle diese Erkrankungen zu einer Sepsis führen, die einen außerordentlich lebensbedrohlichen Zustand darstellt. Die Sepsis zeigt sich durch sehr hohes Fieber, Schüttelfrost, schnelle Atmung, Bewusstseinsstörungen und endet oft in einem tödlichen Kreislaufschock.

Diagnose & Verlauf

Da der Verdacht auf eine Orbitaphlegmone als medizinischer Notfall in den meisten Fällen eine sofortige Krankenhauseinlieferung erfordert, erfolgen diagnostische Untersuchungen oft im Rahmen der stationären Unterbringung.

Mithilfe von Blutuntersuchung können die sogenannten Entzündungsparameter (verschiedene Laborwerte, die auf eine Entzündung im Organismus hinweisen) eines Betroffenen bestimmt werden. Auch die Durchführung einer Computertomografie (CT) kann zur Bestätigung der Verdachtsdiagnose Orbitaphlegmone beitragen.

Symptome der Orbitaphlegmone treten meist plötzlich auf. Als medizinischer Notfall wird die Orbitaphlegmone unter anderem darum behandelt, weil die Erkrankung bei nicht angemessener Therapie im Schnitt bei über der Hälfte der Patienten innerhalb von einigen Wochen zum Tode führt. Bei einem Großteil der Betroffenen zieht eine unterlassene Therapie der Orbitaphlegmone eine Erblindung des von der Erkrankung betroffenen Auges nach sich. Unter frühzeitiger ärztlicher Betreuung zeigt die Orbitaphlegmone gute Heilungschancen.

Komplikationen

Im schlimmsten Falle kommt es bei der Orbitaphlegmone zum Tod des Betroffenen. Aus diesem Grund muss diese Krankheit notfallmedizinisch behandelt werden, um weitere Komplikationen direkt zu vermeiden. Die Betroffenen leiden dabei in erster Linie an starken Schwellungen direkt am Auge. Dabei schwellen die Augenlider und die Bindehaut des Patienten an, sodass es dadurch auch zu verschiedenen Sehbeschwerden kommt.

Die Betroffenen leiden auch an Doppelbildern oder an einem Schleiersehen und damit an erheblichen Einschränkungen im Alltag. Weiterhin treten auch Augenschmerzen auf und die Patienten leiden an einem hohen Fieber. Sollte die Krankheit nicht frühzeitig behandelt werden, kann es auch zu einer vollständigen Erblindung des Patienten kommen, die in der Regel irreversibel ist.

Weiterhin kommt es ohne Behandlung zu einer Entzündung der Hirnhaut, welche schließlich zum Tod führen kann, wenn sie nicht behandelt wird. Auch Entzündungen und Infekte an der Nase und im Mundraum können dabei auftreten. Bei der Behandlung selbst treten keine Komplikationen auf. Mit Hilfe von Antibiotika können die Beschwerden in der Regel gelindert und die Krankheit bekämpft werden. Ein positiver Krankheitsverlauf tritt in der Regel dann ein, wenn die Krankheit schon frühzeitig behandelt wird.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei Anzeichen einer Entzündung der Augenhöhle, die als Orbitaphlegmone bezeichnet wird, ist ein umgehender Arztbesuch unerlässlich. Ohne eine fachkundige medizinische Behandlung kann diese Augenerkrankung mit dem Tod enden. Da vor allem Kinder von der Augenhöhlenentzündung betroffen sind, ist umso mehr Umsicht bei allen die Augen betreffenden Erkrankungen geboten. Eine Orbitaphlegmone tritt allerdings relativ selten auf.

Da als Ursachen einer Orbitaphlegmone mehrere schwere Entzündungsauslöser infrage kommen, ist umgehendes Handeln notwendig. Als Auslöser für die Orbitaphlegmone kommen Streptokokken, verschleppte Sinusitis-Keime oder eine Blutvergiftung (Sepsis) infrage. Auch eingedrungene Fremdkörper können eine Orbitaphlegmone auslösen. Mit diesen Auslösern ist wegen der möglichen gesundheitlichen Konsequenzen nicht zu spaßen.

Weil die Symptome der Orbitaphlegmone in der Regel schwer sind, sind sie oft auch gut erkennbar. Die Dramatik der Orbitaphlegmone kann von den Eltern des Kindes aufgrund der Symptome erahnt werden. Kleine Kinder können allerdings nicht immer äußern, wie stark die damit verbundenen Schmerzen sind.

Da die Orbitaphlegmone als medizinischer Notfall gilt, ist bei Anzeichen wie starker Bindehautschwellung, eingeschränkter Beweglichkeit des Augapfels oder Fieber umgehend ein Notarzt zu benachrichtigen. Gegebenenfalls sollten die Betroffenen mit ihrem Kind zur Notaufnahme einer Klinik oder in eine Augenklinik fahren. Bei Kindern gilt: lieber einmal zu oft zum Arzt als einmal zu wenig.

Behandlung & Therapie

Die fachgerechte Behandlung der Orbitaphlegmone erfolgt stationär. Vor allem bei Kindern, die von der Orbitaphlegmone betroffen sind, kann je nach Ausprägung der Symptomatik eine intensivmedizinische Überwachung notwendig sein. Ein frühzeitiger Therapiebeginn hat dabei entscheidenden Einfluss auf den Therapieerfolg.

Ein wichtiger Behandlungsbaustein in der Therapie der Orbitaphlegmone umfasst die schnelle Gabe von Antibiotika (Wirkstoffe zur Bekämpfung von Bakterien). Damit entsprechende Antibiotika die Augenhöhle über den Blutkreislauf rasch erreichen können, erfolgt die Medikamentengabe häufig intravenös (der Wirkstoff wird hierbei in eine Vene des Patienten injiziert).

In einigen Fällen kann eine chirurgische Behandlung der Orbitaphlegmone erforderlich werden. Entsprechende operative Eingriffe erfolgen vor allem bei Patienten mit ausgebildetem Abszess (eine abgekapselte Ansammlung von Eiter) am Auge. Findet hier keine Operation statt, so besteht die Gefahr, dass der Betroffene in der Folge beispielsweise eine Meningitis (Hirnhautentzündung) erleidet.

Liegt der Orbitaphlegmone im Einzelfall eine Nasennebenhöhlenentzündung zugrunde, so kann eine chirurgische Behandlung entsprechender Nebenhöhlen medizinisch notwendig sein.


Aussicht & Prognose

Die Orbitaphlegmone ist eine gefährliche infektiöse Erkrankung der Augenhöhle. Die Prognose fällt nur bei schnellem Einsetzen der Therapie positiv aus. Die akute Erkrankung ist optisch auffällig. Das befallene Auge schmerzt stark. Es ist auffallend gerötet. Daher ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Betroffenen zeitnah einen Augenarzt oder eine Klinikambulanz aufsuchen.

Manchmal sind beide Augen von einer Orbitaphlegmone befallen. Außerdem treten bei dieser Infektion oft starke Begleiterscheinungen auf. Die Betroffenen haben ein starkes Krankheitsgefühl. Sie haben Schüttelfrost oder starke Kopfschmerzen. Manchmal treten Fieber, Übelkeit und Erbrechen auf. In anderen Fällen kann es zu Krämpfen, Delirien oder einem Koma kommen. Das befallene Auge ist stark gerötet und zugeschwollen.

Es handelt sich bei der Orbitaphlegmone um einen medizinischen Notfall. Dieser wird durch eine schwere Infektion hinter dem Augapfel ausgelöst. Je länger es dauert, bis der Patient bei einer Notfall-Ambulanz vorstellig wird, desto schlechter ist die Prognose. Es besteht die Gefahr, dass sich eine fortgeleitete Thrombophlebitis einstellt. Daraus kann sich eine Sinus-cavernosus-Thrombose entwickeln.

Die frühzeitige Behandlung mit Antibiotika und die Sanierung der Nebenhöhlen sind wichtige Sofortmaßnahmen. Diese bedingen aber, dass die Diagnose sofort richtig gestellt wurde. Die Orbitaphlegmone tritt besonders häufig in tropischen Ländern auf. Leider ist eine schnelle medizinische Versorgung nicht überall gewährleistet.

Vorbeugung

Folgeschäden aufgrund der Orbitaphlegmone ist vor allem durch eine frühzeitige Therapie vorzubeugen. Verletzungen am Auge, die zu einer Orbitaphlegmone führen können, ist nur eingeschränkt vorzubeugen; für Personen mit erhöhtem Verletzungsrisiko in Beruf oder Freizeit kann allerdings eine entsprechende Schutzausrüstung wichtig sein. Schließlich empfehlen Mediziner frühzeitige Arztbesuche bei vorliegender Nasennebenhöhlenentzündung oder möglicher Blutvergiftung, um die Gefahr einer folgenden Orbitaphlegmone einzuschränken.

Nachsorge

Nach der Diagnose und Behandlung einer Orbitaphlegmone müssen Betroffene ihre Augenhöhlen besonders vor Einflüssen wie Bakterien und Wind schützen. Der Betroffene sollte Sport meiden, um zu verhindern, dass die Orbitaphlegmone sich auf andere Regionen des Körpers ausbreiten. Besonders anfällig für Zweitinfektionen sind Menschen, die unter schwerwiegenden Erkrankungen oder einer Immunschwäche leiden. Hier gilt besondere Vorsicht.

Auch das Tragen einer Augenklappe kann vor einer Zweitinfektion schützen. Außerdem kann die Augenklappe die Betroffenen vor dem Ausbreiten der Erkrankung und somit infizieren anderer Körperregionen schützen. Es kann so das Auftreten weiterer Beschwerden verhindert werden. Betroffene sollten die genaue Ursache für die Erkrankung finden.

Beispielsweise sollten Menschen, die häufig durch ihren Beruf an Gerstenkörnern leiden und dadurch an Orbitaphlegmone erkrankt sind in Erwägung ziehen, den Beruf zu wechseln. Sollte die Erkrankung bei Betroffenen so weit fortgeschritten sein, dass eine Erblindung beider Augen eintritt, sollte zwingend ein Psychologe aufgesucht werden.

Dieser kann Erkrankten dabei helfen, mit dem Verlust des Sehvermögens umzugehen und ihn angemessen zu verarbeiten. Bei erkrankten Kindern sollten Eltern möglichst darauf achten, dass das Kind sich nicht mit den Händen an die Augen geht. Vor allem gilt eine strikte Körperpflege und das Vermeiden von besonders süßen, sauren und scharfen Getränken und Speisen.

Das können Sie selbst tun

Wenn der Verdacht auf eine Orbitaphlegmone besteht, muss der Arzt konsultiert werden. Nach der Diagnose gilt es, die Augenhöhle vor äußeren Einflüssen wie Wind und Bakterien zu schützen. Die Behandlung mittels Antibiotika kann durch Schonung unterstützt werden. Der Patient sollte in den ersten Tagen keinen Sport machen und sicherstellen, dass die Orbitaphlegmone sich nicht auf weitere Körperregionen ausbreitet.

Gefährdet sind vor allem Menschen mit einer bestehenden Immunschwäche oder anderen schwerwiegenden Erkrankungen, die Zweitinfektionen begünstigen. Gegebenenfalls kann auch das Tragen einer Augenklappe sinnvoll sein. Dadurch wird vermieden, dass die infizierte Region sich weiter entzündet und dadurch weitere Beschwerden hervorruft. Zuletzt gilt es, die Ursache für das Leiden zu ermitteln. Personen, die nach dem beruflichen Kontakt mit Gerstenkörnern wiederholt an Orbitaphlegmonen leiden, müssen einen Berufswechsel in Betracht ziehen.

Bei einem schweren Verlauf mit einer Erblindung auf einem oder beiden Augen ist auch eine psychologische Beratung sinnvoll. Der Patient kann sich zudem mit anderen Betroffenen austauschen, um den Verlust der Sehkraft zu verarbeiten. Eltern von betroffenen Kindern sollten darauf achten, dass das Kind sich nicht an das entzündete Auge fasst. Es gilt eine strikte Körperhygiene und gegebenenfalls auch eine Umstellung der Ernährung. Besonders scharfe, saure oder süße Speisen und Getränke sollten vermieden werden..

Quellen

  • Augustin, A.J.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2007
  • Burk, A. et al.: Checkliste Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014

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