Sinus-cavernosus-Thrombose
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei einer Sinus-cavernosus-Thrombose wird der Sinus cavernosus durch ein Blutgerinnsel oder durch einen Blutpfropf verschlossen. Es handelt sich dabei um eine lebensbedrohliche Krankheit.
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Was ist eine Sinus-cavernosus-Thrombose?
Unter dem Begriff der Sinus-cavernosus-Thrombose versteht man einen teilweisen oder vollständigen Verschluss des Sinus cavernosus.
Der Sinus cavernosus ist ein venöses Blutgefäß des Gehirns. Er gehört zu den Sinus durae matris und befindet sich beidseits des Türkensattels (Sella turcica). Er erhält das venöse Blut aus dem Sinus sphenoparietalis, der Vena ophtalmica superior und der Vena ophtalmica inferior. In der Wand des Sinus cavernosus verlaufen vier Hirnnerven und die Arteria carotis interna, eine Arterie, die das Gehirn versorgt. Die vier Hirnnerven sind:- Nervus oculomotorius
- Nervus ophtalmicus
- Nervus maxillaris
- Nervus trochlearis.
Ursachen
Weitere Ursachen sind eine Mastoiditis und eine Meningitis. Bei einer bakteriellen Ursache spricht man immer von einer septischen Sinusvenenthrombose. Eine Sinus-cavernosus-Thrombose kann aber auch durch Erkrankungen verursacht werden, die mit einer gesteigerten Blutgerinnung einhergehen. Dazu gehören zum Beispiel die Polyzythämie oder der Antithrombinmangel. Schwangere haben ein höheres Risiko eine Sinusvenenthrombose zu erleiden. Auch Medikamente wie hormonelle Verhütungsmittel oder Kortisonpräparate steigern das Risiko.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Eine Sinus-cavernosus-Thrombose entwickelt sich eher langsam. Frühzeichen sind ein Druckschmerz im Nasenaugenwinkel und Sehstörungen. Im Bereich der Augen kann es zu Stauungszeichen am Auge kommen. Dabei ist die Seite beeinträchtigt, auf der sich die Thrombose befindet. Das Auge ist gerötet oder geschwollen. Eventuell tritt es aus der Augenhöhle hervor (Exophthalmus).
Durch Lähmungen der Augenmuskeln können die Augen nur noch vermindert bewegt werden. Die Betroffenen sehen Doppelbilder. Begleitet werden die Symptome von unspezifischen Allgemeinsymptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Fieber und Schüttelfrost.
Später steigern sich die Kopfschmerzen. Auch Nackenschmerzen können auftreten. Die Schmerzen strahlen bis in die Arme aus oder strahlen von einer Schläfe über die gesamte Stirn bis hin zur anderen Schläfe. Es kommt zu Ödemen im Bereich der Lider und der Nasolabialfalte. Eventuell treten epileptische Anfälle auf. Auch psychotische Symptome oder Veränderungen des Wesens sind möglich.
Im Vollbild haben die Betroffenen sehr hohes Fieber. Man spricht hier auch von septischen Temperaturen. Die Augen treten deutlich hervor, durch die Störungen der Augenbeweglichkeit droht Sehverlust. Eventuell ist auch die Augenbindehaut geschwollen (Chemosis). Lähmungen können ebenso auftreten wie Gefühlsstörung und Bewusstseinseintrübungen.
In späten Stadien droht der Tod durch erhöhten Hirndruck. Leitsymptome für einen erhöhten Hirndruck sind stärkste Kopfschmerzen, Erbrechen und eine Stauungspapille. Wenn diese drei Symptome gemeinsam auftreten, spricht man auch von einer Hirndruck-Trias. Als Komplikation droht das Sinus-cavernosus-Syndrom. Dieses Krankheitsbild ist durch den kompletten Ausfall der Hirnnerven gekennzeichnet, die durch die Wand des Sinus cavernosus verlaufen.
Zudem kann eine Sinus-cavernosus-Fistel entstehen. Dabei entsteht eine Verbindung zwischen der Arteria carotis interna beziehungsweise der Arteria carotis externa und dem Sinus cavernosus. Daraus resultiert eine Strömungsumkehr mit venösen Abflussstörungen und einer mangelnden Versorgung der Gefäße des Gehirns mit sauerstoffreichem Blut.
Bei einer Sinus-cavernosus-Thrombose drohen zudem kleine Gehirnblutung, weil der Blutabfluss gestört ist und die dünnen Wände des Sinus durch das gestaute Blut stark belastet werden.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Die Diagnosestellung der Sinus-cavernosus-Thrombose gestaltet sich recht schwierig. Die Krankheitszeichen sind nicht eindeutig und können auch durch andere Erkrankungen wie beispielsweise durch einen Abszess oder eine Enzephalitis bedingt werden. Bei Verdacht auf eine Thrombose in diesem Bereich kann der D-Dimer-Spiegel im Blut bestimmt werden. Aber auch dieser kann den Verdacht lediglich erhärten, nicht jedoch bestätigen. Möglicherweise kann ein positives Griesinger-Zeichen beobachtet werden.
Aufgrund der unklaren Symptome empfiehlt sich bei Verdacht auf eine Sinusvenenthrombose die frühzeitige Schnittbilddiagnostik. Bei einer Computertomographie oder bei einer Kernspintomographie können Infarkte oder Blutungen sichtbar gemacht werden. Mit Kontrastmittel lassen sich auch die Gerinnsel gut darstellen. In Ausnahmefällen werden zudem Angiographien durchgeführt.
Komplikationen
Eine Sinus-cavernosus-Thrombose kann schwere Komplikationen nach sich ziehen und bei mangelhafter oder fehlender Behandlung sogar tödlich verlaufen. Anfänglich ruft das Blutgerinnsel zunächst Sehstörungen und Lähmungen der Augenmuskeln hervor. Dadurch wird die Sehkraft stark beeinträchtigt und die Gefahr eines Unfalles steigt. Unter Umständen treten auch epileptische Anfälle auf, die ebenfalls mit einem erhöhten Verletzungsrisiko verbunden sind.
Außerdem können in manchen Fällen psychotische Symptome sowie Veränderungen im Wesen auftreten. Des Weiteren kann es zu hohem Fieber und in der Folge zu Kreislaufversagen kommen. Im weiteren Verlauf besteht aufgrund des erhöhten Hirndrucks akute Lebensgefahr. Eine typische Komplikationen ist das Sinus-cavernosus-Syndrom, bei dem die Hirnnerven und damit auch sämtliche neurologische und mentale Funktionen ausfallen.
Auch eine Sinus-cavernosus-Fistel kann entstehen. In späten Stadien ruft der gestörte Blutabfluss kleine Gehirnblutungen hervor, die mit schwerwiegenden Komplikationen einhergehen. Die medikamentöse Therapie einer Sinus-cavernosus-Thrombose birgt das Risiko von Neben- und Wechselwirkungen. Da meist sehr hohe Dosen verabreicht werden, besteht die Gefahr bleibender Nieren- und Leberschäden. Einige Patienten entwickeln zudem eine Sucht oder bilden eine Toleranz gegenüber dem jeweiligen Wirkstoff aus.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Die Sinus-cavernosus-Thrombose muss immer von einem Arzt behandelt werden. Im schlimmsten Fall kann es durch diese Krankheit zum Tod des Betroffenen kommen, sodass sich eine frühzeitige Diagnose mit einer frühzeitigen Behandlung positiv auf den weiteren Verlauf der Erkrankung auswirken kann. Eine selbstständige Heilung kann nicht eintreten. Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Betroffene durch die Sinus-cavernosus-Thrombose an plötzlichen Sehbeschwerden leidet.
In den meisten Fällen verschwinden diese Beschwerden nicht von alleine und treten ohne einen besonderen Grund auf. Dabei weisen auch geschwollen und stark gerötete Augen auf die Sinus-cavernosus-Thrombose hin und werden in der Regel von Schmerzen im Nacken oder im Kopf begleitet. Weiterhin kann es durch die Sinus-cavernosus-Thrombose auch zu epileptischen Anfällen kommen, die direkt durch einen Notarzt oder in einem Krankenhaus behandelt werden sollten. In einigen Fällen deuten auch Störungen der Sensibilität auf die Sinus-cavernosus-Thrombose hin und müssen ebenso untersucht werden.
Die Diagnose dieser Krankheit kann durch einen Kardiologen gestellt werden. Die weitere Behandlung richtet sich allerdings nach der genauen Ausprägung dieser Beschwerden. Eventuell ist die Lebenserwartung des Betroffenen durch die Sinus-cavernosus-Thrombose eingeschränkt.
Behandlung & Therapie
Wenn die Sinus-cavernosus-Thrombose durch eine bakterielle Entzündung verursacht wurde, erhalten die Patienten über eine Vene Breitspektrumantibiotika. Ist der Erreger bekannt oder konnte bestimmt werden, wird eine gezielte Antibiotikatherapie an die Breitbandtherapie angeschlossen. In vielen Fällen erfolgt auch eine medikamentöse Therapie mit Heparin. Dieses wird meist in sehr hohen Dosen verabreicht.
Auch andere Antikoagulantien wie Warfarin oder Phenprocoumon kommen zum Einsatz. Diese Therapie ist aber ebenso wie die Therapie mit Glukokortikoiden durchaus umstritten. Die komplette Auflösung des Gerinnsels oder die chirurgische Entfernung gelingt nur selten.
Vorbeugung
Der Sinus-cavernosus-Thrombose lässt sich nur sehr schwer vorbeugen. Häufig wird die Thrombose durch eine Infektion im Bereich des Gesichts beziehungsweise des Schädels verursacht. Insbesondere Nasennebenhöhlenentzündungen sollten deshalb ernst genommen werden. Bei Verdacht auf eine Sinusitis ist ein Arzt aufzusuchen.
Dieser kann falls nötig eine frühzeitige Antibiotikatherapie einleiten. Da auch die „Pille“ ein Risikofaktor darstellt, sollten Frauen sich genau überlegen, ob dies die richtige Verhütungsmethode für sie ist. Insbesondere in Kombination mit Rauchen erhöht sich das Risiko eine Thrombose zu erleiden deutlich.
Nachsorge
Nach der erfolgreichen Behandlung einer Sinus-cavernosus-Thrombose ist es wichtig, bestimmte Nachsorgemaßnahmen zu treffen, um die erneute Entstehung einer Thrombose, sowie die Entstehung von Folgeerkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall) zu vermeiden. Am Wichtigsten ist der Verzicht auf das Rauchen, sowie Alkoholkonsum, da beides die Entstehung von Thrombosen jeder Art fördert. Daneben sollte ein bestehender Bluthochdruck medikamentös behandelt werden, da ein unbehandelter Bluthochdruck ebenfalls das Risiko für Gefäßerkrankungen erhöht.
Zudem sollten Patienten eine Ernährungsumstellung und einen grundsätzlich gesunden Lebenswandel anstreben, die sich positiv auf die Gefäße auswirkt. Dieser sollte aus regelmäßigem Sport, dem Verzicht auf Fertiglebensmittel, sowie bei übergewichtigen Patienten einer Gewichtsreduktion bestehen. Zusätzlich müssen zur Nachsorge einer Sinus-cavernosus-Thrombose regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Kardiologen und beim Neurologen stattfinden.
Neben der regelmäßigen Bildgebung von Herz und Gehirn sollten die Gefäße (insbesondere der Sinus-cavernosus) mittels Ultraschall auf ihre Durchlässigkeit hin untersucht werden. Ist das Blut zu dick, sollte außerdem eine Vitamin-K arme Diät zur Blutverdünnung angestrebt werden. Diese besteht aus dem Verzicht auf grünes Gemüse (Spinat, Grünkohl, grüner Spargel).
Daneben kann die lebenslange Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten (Macumar) nötig sein, um die Wahrscheinlichkeit für erneute Thrombosen verringern. In diesem Fall müssen die Gerinnungswerte im Blut täglich zu Hause, sowie regelmäßig beim Hausarzt kontrolliert werden, um zu vermeiden, dass das Blut zu dünn wird.
Das können Sie selbst tun
Da es sich bei der Sinus-cavernosus-Thrombose um eine lebensbedrohliche Situation handelt, sollte bei den ersten Anzeichen und gesundheitlichen Unregelmäßigkeiten die Zusammenarbeit mit einem Arzt gesucht werden. Eine intensivmedizinische Betreuung ist nötig.
Grundsätzlich leiden Menschen mit einer Neigung für eine Thromboseentwicklung an Durchblutungsstörungen. Im Rahmen der Selbsthilfe können daher verschiedene Maßnahmen genutzt werden, die zu einer Förderung des Blutflusses beitragen. Die Ernährung kann optimiert werden, sodass die Produktion des Blutes angeregt wird. Hilfreich ist dabei beispielsweise der Konsum von Hülsenfrüchten, Nüssen oder Granatäpfeln. Diese Lebensmittel enthalten wichtige Elemente, die der Organismus für die Optimierung des Blutkreislauf benötigt und die zu einer Erhöhung der Blutkörperchen beitragen.
Zusätzlich können sportliche Aktivitäten dabei helfen, die Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern. Tägliche Übungen oder das Ausüben einer Sportart regen das Blutsystem ebenfalls an. Körperhaltungen, in denen der Blutkreislauf an seiner Tätigkeit gehindert wird, sind zu vermeiden. Sobald es zu Sensibilitätsstörungen oder einem kribbelnden Gefühl auf der Haut kommt, sollten ausgleichende Bewegungen zur Anregung des Blutflusses durchgeführt werden.
Leidet der Betroffene unter epileptischen Anfällen, ist darauf zu achten, dass mögliche auslösende Reize vermieden werden. Darüber hinaus sollte sich der Betroffene nicht in Situationen begeben, in denen er keinerlei Hilfe von anderen bekommen kann.
Quellen
- Encke, A., Breddin, H. K.: Die venöse Thrombose. Prophylaxe und Therapie. Schattauer, Stuttgart 2000
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013