Oropharynxkarzinom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Oropharynxkarzinom wird eine Krebserkrankung in der Mundrachenregion bezeichnet. Der Oropharynx bildet den mittleren Abschnitt des Schlundes.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Oropharynxkarzinom?

Veränderungen im Bereich des Mundes oder des Rachens sind häufig Anzeichen einer Erkrankung. Kommt es zu Schwellungen, einem Engegefühl oder Schmerzen im Mund oder Rachenraum, wird ein Arzt benötigt.
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Das Oropharynxkarzinom trägt auch die Bezeichnung Mundrachenkrebs. Gemeint ist damit ein bösartiger Schleimhauttumor im Mundrachenbereich, bei dem es sich um den Oropharynx oder Mesopharynx handelt. Gemeinsam mit dem Nasopharynx- und dem Hypopharynxkarzinom zählt das Oropharynxkarzinom zu den Rachenkrebserkrankungen.

Vom Oropharynx wird der mittlere Abschnitt des Schlundes (Pharynx) gebildet. Er umfasst die Schlundhinterwand, den weichen Gaumen, die Rachenmandeln sowie den Zungengrund und reicht bis zum Kehlkopfübergang. Besonders häufig zeigt sich Mundrachenkrebs bei älteren Männern über 60 Jahren.

In Deutschland kommen auf 100.000 Einwohner pro Jahr etwa 0,5 bis 2 Neuerkrankungen. Aus histologischer Sicht handelt es sich bei einem Oropharynxkarzinom zumeist um ein Plattenepithelkarzinom, das von der Rachenschleimhaut ausgeht. Typischerweise kommt es zur Ausprägung von Tochtergeschwülsten (Metastasen) in den Halslymphknoten.

Ursachen

Wodurch Rachenkrebs oder ein Oropharynxkarzinom verursacht werden, ließ sich nicht genau klären. Verantwortlich gemacht werden Umwelteinflüsse, genetische Faktoren sowie Mangelerscheinungen bei der Ernährung. Bekannt sind jedoch bestimmte Risikofaktoren, die das Auftreten eines Oropharynxkarzinoms begünstigen.

Dazu gehören hoher Alkoholkonsum, Rauchen, Infektionen mit dem humanen Papillomvirus (HPV), eine vitaminarme Ernährung sowie der Einfluss von Schadstoffen wie nickel- und chromhaltigen Farben oder Asbest. Als größter Risikofaktor werden jedoch Zigaretten- und Alkoholkonsum eingestuft. Vor allem eine Kombination aus beidem erhöht das Rachenkrebsrisiko beträchtlich.

Bei Männern kommt es deswegen drei oder vier Mal häufiger zu Mundrachenkrebs als beim weiblichen Geschlecht. Nicht selten tritt ein Oropharynxkarzinom auch zusammen mit dem Epstein-Barr-Virus auf. Weitere Risikofaktoren sind eine Schwächung des Immunsystems sowie unzureichende Mundhygiene.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

In der Regel zeigen sich bei einem Oropharynxkarzinom zunächst keine typischen Beschwerden. Spürbare Symptome treten erst im Spätstadium der tückischen Erkrankung auf. Dabei entstehen zumeist Veränderungen an der Schleimhaut der Mundhöhle. Ebenso sind Veränderungen der Geschmacksempfindung und Blutungen im Bereich des Möglichen.

Nicht selten leidet der Patient auch unter Mundgeruch, obwohl sich seine Mundhygiene nicht verändert hat. Beim Sprechen und Kauen können zudem Schmerzen auftreten, die in Richtung Ohr ausstrahlen. Ferner hat die betroffene Person Probleme beim Schlucken.

In den meisten Fällen bildet sich das Oropharynxkarzinom in der Region der Tonsillen (Gaumenmandeln). Mitunter erfolgt die Ausbreitung des Tumors zu den Kaumuskeln. Dies führt zu einer schmerzhaften Kieferklemme. Die Patienten sind dann nicht mehr in der Lage, ihren Mund vollständig zu öffnen.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Besteht Verdacht auf ein Oropharynxkarzinom, führt der behandelnde Arzt eine Spiegeluntersuchung mit einem speziellen Laryngoskop durch. Dabei kann der Einsatz eines sehr flexiblen Endoskops erforderlich sein, um den Oropharynx genauer zu betrachten. Bei einer Kontrolle des kompletten Rachenraums erhält der Patient eine Intubationsnarkose.

Zur Beurteilung des Tumorausmaßes sowie zur Planung der anschließenden Behandlung finden bildgebende Verfahren statt. Dabei handelt es sich um eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie), eine Computertomographie (CT) sowie eine Magnetresonanztomographie (MRT). Durch die Ultraschalluntersuchung kann der Arzt einen möglichen Befall der Lymphknoten feststellen.

CT und MRT dienen dazu, die Ausdehnung des Tumors zu bestimmen. Außerdem lässt sich mit ihrer Hilfe ein eventueller Befall der Halsgefäße ermitteln. Um abzuklären, ob das Oropharynxkarzinom Fernmetastasen hervorgerufen hat, werden CT- und Röntgenaufnahmen der Lunge angefertigt. Auch die Leber wird per Sonographie überprüft.

Zur Abklärung von Metastasen in den Knochen gilt eine Szintigraphie als sinnvoll. Der Verlauf eines Oropharynxkarzinoms hängt davon ab, zu welchem Zeitpunkt der Tumor entdeckt wird. So stellt die späte Diagnosestellung ein häufiges Problem dar. Im frühen Stadium fällt das Karzinom klein aus, hat noch keine Nachbarstrukturen angegriffen und keine Metastasen hervorgerufen, wodurch sich eine günstige Prognose stellen lässt. Schreitet das Wachstum des Tumors jedoch weiter voran, führt dies oft zu einem negativen Krankheitsverlauf.

Komplikationen

Aufgrund des Oropharynxkarzinoms leiden die Betroffenen an einem Tumor. Bei dieser Erkrankung kann sich der Tumor auch in andere Regionen des Körpers ausbreiten und möglicherweise dort zu einem weiteren Tumor führen. Aus diesem Grund ist die Lebenserwartung bei einem Oropharynxkarzinom deutlich verringert. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn der Tumor erst spät diagnostiziert und behandelt wird.

In den meisten Fällen tritt die Diagnose erst relativ spät ein, da der Tumor zunächst nicht zu Beschwerden führt. Allerdings leiden die Betroffenen an einem veränderten Geschmacksempfinden und weiterhin auch an Veränderungen an der Mundschleimhaut. Weiterhin kann es durch das Oropharynxkarzinom auch zu einem üblen Mundgeruch kommen, der nicht mit Hilfe von Pflegemitteln besiegt werden kann. Die Betroffenen leiden auch an Ohrenschmerzen.

Sollte sich die Behandlung verzögern, breitet sich der Tumor in der Regel auch zu den Kaumuskeln aus, sodass die Patienten ihren Mund nicht mehr wie gewohnt öffnen können. In der Regel muss der Tumor entfernt werden. Ob es dabei zu einem positiven Krankheitsverlauf kommt, kann aufgrund der individuellen Ausprägung nicht vorausgesagt werden. Möglicherweise verstirbt der Betroffene auch an den Folgen dieser Krebserkrankung.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Veränderungen im Bereich des Mundes oder des Rachens sind häufig Anzeichen einer Erkrankung. Kommt es zu Schwellungen, einem Engegefühl oder Schmerzen im Mund oder Rachenraum, wird ein Arzt benötigt. Unregelmäßigkeiten beim Kauvorgang oder der Lautgebung sind untersuchen und behandeln zu lassen. Treten Beschwerden mit vorhandenem Zahnersatz oder Zahnspangen auf, ist ein Arztbesuch vonnöten.

Breiten sich die Beschwerden aus oder nehmen sie an Intensität zu, ist eine Abklärung der Beeinträchtigungen anzuraten. Es muss eine Ursachenforschung eingeleitet werden, damit ein Behandlungsplan erstellt werden kann. Da das Oropharynxkarzinom ohne eine ärztliche Versorgung einen tödlichen Verlauf haben kann, sollte bereits bei den ersten Unstimmigkeiten ein Arzt aufgesucht werden.

Ein Appetitverlust, Empfindungsstörungen oder eine Abnahme des Körpergewichts sind weitere Anzeichen einer Erkrankung. Ohren- und Kopfschmerzen, eine Schiefhaltung des Kopfes oder Verspannungen geben Anlass zur Besorgnis. Es besteht Handlungsbedarf, sobald es zu Veränderungen des Hautbildes oder der Schleimhäute kommt.

Können die Kiefer nicht mehr wie gewohnt bewegt werden, stellt sich ein Verlust des Wohlbefindens ein oder sinkt die Teilnahme am gesellschaftlichen sowie sozialen Leben, sollten die Beobachtungen mit einem Arzt besprochen werden. Ein allgemeines Unwohlsein, Antriebslosigkeit oder Schlafstörungen sind Folgestörungen, die durch das Oropharynxkarzinom eintreten können. Ein Arztbesuch ist anzuraten, damit eine Diagnosestellung erfolgen kann.

Behandlung & Therapie

Findet die Entdeckung des Oropharynxkarzinoms bereits in einem frühen Stadium statt und ist der Tumor noch klein, kann die Krebserkrankung sogar geheilt werden. Karzinome an den Mandeln werden in der Regel herausoperiert. Liegt ein größerer Tumor vor, ist zusätzlich eine Strahlentherapie notwendig.

Besteht das Karzinom an der Zunge oder am Gaumen, wird zumeist eine hochdosierte Strahlentherapie vorgenommen. Hat das Karzinom auch Nachbarstrukturen wie Speiseröhre oder Schilddrüse befallen, werden die betroffenen Bereiche ebenfalls chirurgisch entfernt. Allerdings gilt eine vollständige Entfernung des Tumors in solchen Fällen als problematisch.

Bei den meisten Betroffenen findet zudem das komplette Entfernen der Halslymphknoten statt, was als Vorteil angesehen wird, weil sich Ansiedlungen des Tumors in den Halslymphknoten nicht immer sichtbar machen lassen. Befindet sich der Patient in einem fortgeschrittenen Stadium des Oropharynxkarzinoms, erfolgt eine Kombination aus Strahlentherapie und Chemotherapie.

Diese Mischung bezeichnen Mediziner als Radiochemotherapie. Die zusätzliche Chemotherapie sorgt für eine bessere Wirkung der Behandlung. Die Überlebensrate von Patienten, die älter als 70 Jahre sind, gilt als höher als die von jungen Patienten.


Aussicht & Prognose

Die Prognose bei einem Oropharynxkarzinom fällt recht unterschiedlich aus. Im Wesentlichen hängen die Aussichten im jeweiligen Fall vom Stadium, der Form und Ursache sowie dem Metastasierungsverhalten der Krebserkrankung ab.

Die günstigste Prognose haben Betroffene, deren Oropharynxkarzinom durch HP-Viren ausgelöst wurde. Bei ihnen haben sich sowohl Chemotherapie als auch Bestrahlung als überaus effektiv erwiesen. Oftmals ist in diesen Fällen keine Operation notwendig. Raucher haben hingegen deutlich schlechtere Aussichten. Bei frühzeitiger Behandlung liegt die Fünf-Jahres-Überlebensrate bei 90 Prozent. Im zweiten Stadium der Erkrankung liegt sie bei 75 Prozent.

Die besten Aussichten haben Betroffene, bei denen das Oropharynxkarzinom operativ entfernt wurde. Bei Patienten, bei denen sich bereits weitere Fernmetastasen gebildet haben, beträgt die Fünf-Jahres-Überlebensrate zwischen 35 und 75 Prozent.

Sehr schlechte Aussichten haben Betroffene, die erst sehr spät behandelt werden. In diesen Fällen erwiesen sich nur eine Kombination aus verschiedenen Therapieansätzen als erfolgreich. Ein entscheidender Faktor ist zudem das Alter des Patienten. Jüngere Betroffene haben deutlich höhere Überlebensraten als ältere. Insbesondere bei Erkrankten über 70 Jahren sind die Aussichten bei einem Oropharynxkarzinom sehr schlecht. Im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen ist die Prognose in den meisten Fällen dennoch relativ gut.

Vorbeugung

Es sind durchaus Möglichkeiten vorhanden, einem Oropharynxkarzinom vorzubeugen. So ist es ratsam, den übermäßigen Genuss von Zigaretten und Alkohol zu vermeiden. Sogar nach langjährigem Konsum lässt sich das Krebsrisiko noch verringern. Ein vollständiger Verzicht auf Nikotin und Alkohol ist noch besser. Eine wichtige Rolle spielen zudem eine konsequente Mundhygiene sowie eine gesunde Ernährungsweise. Eine spezielle Impfung gegen Viren, die ein Oropharynxkarzinom fördern, gibt es allerdings nicht.

Nachsorge

Da das Oropharynxkarzinom in vielen Fällen erst relativ spät erkannt wird, stehen dem Betroffenen bei dieser Krankheit nur wenige und in der Regel auch nur eingeschränkte Maßnahmen und Möglichkeiten einer Nachsorge zur Verfügung. Aus diesem Grund sollte der Betroffene bei dieser Krankheit idealerweise schon sehr früh einen Arzt aufsuchen, damit es nicht zu anderen Komplikationen oder Beschwerden kommt.

Die Behandlung selbst erfolgt dabei meist durch einen operativen Eingriff, bei welchem der Tumor entfernt wird. Dabei sind auch nach einem solchen Eingriff regelmäßige Kontrollen und Untersuchungen durch einen Arzt sehr wichtig, um weitere Tumore schon früh zu erkennen und auch zu entfernen. Aufgrund der langwierigen Behandlung sind die Betroffenen mitunter auf eine psychologische Unterstützung angewiesen, wodurch vor allem Depressionen gelindert und verhindert werden können.

Im Allgemeinen sollte ein gesunder Lebensstil angestrebt werden, wobei auch auf eine ausgewogene Ernährung zu achten ist. Dabei sollte der Betroffene auf Alkohol und auf Zigaretten verzichten. Eventuell verringert das Oropharynxkarzinom die Lebenserwartung des Patienten, wobei der weitere Verlauf sehr stark vom Zeitpunkt der Diagnose abhängig ist.

Das können Sie selbst tun

Zur Stärkung des Organismus ist auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu achten. Schadstoffe wie Alkohol, Nikotin oder der Konsum von Drogen ist zu unterlassen. Insbesondere ein Verzicht auf Alkohol sollte von dem Betroffenen eingehalten werden.

Da die Erkrankung in schweren Fällen einen tödlichen Krankheitsverlauf zeigt, ist eine frühzeitige ärztliche Konsultation bereits bei den ersten Unregelmäßigkeiten notwendig. Während des Behandlungsprozesses ist den Hinweisen und Vorgaben des behandelnden Arztes Folge zu leisten, damit Komplikationen vermieden werden. Für die Bewältigung der Gesamtsituation ist eine mentale Stärke wichtig. Die Psyche sollte durch Entspannungs- und Mentaltechniken unterstützt werden. Hilfreich sind Yoga, Meditation oder autogenes Training. Zusätzlich kann eine psychotherapeutische Behandlung in Anspruch genommen werden.

Damit das Immunsystem gekräftigt wird, sind neben einer optimierten Nahrungsmittelzufuhr die Schlafhygiene sowie eine ausreichende Sauerstoffzufuhr wichtig. Der Körper muss sich gut regenerieren können, um die Folgen des Oropharynxkarzinoms auffangen zu können. Spaziergänge und Bewegung im Rahmen der körperlichen Möglichkeiten sind zu empfehlen. Als hilfreich wird von vielen Patienten ein Austausch mit Gleichgesinnten empfunden. In Selbsthilfegruppen oder Internetforen können Kontakte zu anderen Betroffenen aufgebaut und gepflegt werden. Tipps für den Umgang der Widrigkeiten im Alltag oder eine gegenseitige Motivation finden über diese Kanäle statt.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Pfeifer, B., Preiß, J., Unger, C. (Hrsg.): Onkologie integrativ. Urban & Fischer, München 2006
  • Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014

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