Osteonekrose
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Osteonekrose bezeichnet das Absterben (Nekrose) von Knochen oder Knochenabschnitten durch einen Infarkt des Knochens. Knochennekrosen können in jedem Lebensalter auftreten. Die Prognose einer Osteonekrose reicht je nach Lage der Störung von vollständiger Ausheilung bis zur völligen Zerstörung der jeweiligen Knochen.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist die Osteonekrose?
Eine Osteonekrose zeichnet sich durch starke Schmerzen an der betreffenden Stelle aus. Man unterscheidet drei Formen der Osteonekrose.
Darunter zählen die aseptischen, die septischen und die posttraumatischen Formen. Während die septische Osteonekrose durch einen Infekt ausgelöst wird, ist die aseptische Form ein Sammelbegriff für alle nicht durch eine Infektion bedingte Nekrose des Knochens.
Die posttraumatische Osteonekrose tritt nach einer Verletzung oder einem Bruch des Knochens auf und kann über eine Infektion oder andere Folgeprozesse des Traumas ausgelöst werden. Jede Form der Osteonekrose ist unmittelbar durch den Verschluss eines Blutgefäßes bedingt, welches den jeweiligen Knochen versorgt.
Ursachen
Die einzige unmittelbare Ursache dieser Unterversorgung ist in der Störung des Blutzuflusses des betreffenden Areals zu suchen. Wie jedoch der Verschluss des Blutgefäßes zustande kommt, muss im jeweiligen Einzelfall geklärt werden. Diesem Geschehen können sowohl infektiöse als auch nichtinfektiöse Prozesse vorausgehen. Weiterhin kann der auslösende Faktor eine Verletzung an der entsprechenden Stelle sein. Der Verschluss des Blutgefäßes kann jedoch auch als Folge von anderen Erkrankungen auftreten, wie z. B. durch Hämoglobinopathien (Blutkrankheiten).
Weiterhin sind Biophosphonate, die als Medikamente zur Behandlung der Osteoporose eingesetzt werden, ein Risikofaktor für Osteonekrosen im Bereich der Kiefernknochen. Sie hemmen unter anderem die Neubildung von Blutgefäßen im Knochengewebe, sodass die Kiefernknochen dann bei weiteren Beanspruchungen besonders anfällig für eine Osteonekrose werden.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Eine Osteonekrose äußert sich zunächst durch Schmerzen, die je nach Ausprägung und Lokalisation der Nekrose variieren können. So kann es zu Knochenschmerzen und Gelenkschmerzen, in der Folge aber auch zu Spannungsschmerzen und Nervenschmerzen kommen. Die Schmerzen treten vorerst nur bei körperlicher Anstrengung auf, bevor sie sich zu einer chronischen Komplikation entwickeln.
Bei einigen Patienten tritt als Folge der Nekrose ein Gelenkerguss auf. Dieser ist mit pulsierenden Schmerzen und einer Berührungsempfindlichkeit im betroffenen Bereich verbunden. Die Haut fühlt sich zunächst überwärmt an, bevor die Körpertemperatur infolge der abnehmenden Durchblutung sinkt. Dann zeigen sich die Nekrosen gelegentlich auch äußerlich, meist in Form von dunklen Schwellungen.
Kleine Defekte heilen oftmals von selbst aus. Großflächige Nekrosen befallen in der Regel weitere Körperregionen und zerstören im Zuge dessen Knochen und Gelenke. Die Erkrankung wird häufig von Schlafproblemen, Persönlichkeitsveränderungen und Depressionen begleitet. Meist kann sich der Patient außerdem nicht mehr so flüssig bewegen wie früher.
Die Knochennekrose nimmt einen progressiven Verlauf und steigert sich in ihrer Intensität. Wird sie frühzeitig behandelt, können Spätfolgen vermieden werden. Bei fehlender Behandlung kann die Erkrankung schwerwiegende körperliche und seelische Beschwerden zur Folge haben, etwa Lähmungen oder Depressionen.
Diagnose & Verlauf
Der Verlauf einer Osteonekrose hängt von der Größe und der Lage des betroffenen Bereiches ab. Es wurden Spontanheilungen in den Fällen beobachtet, in denen der Nekroseherd klein ist und weitab von den Gelenken liegt.
Befindet sich der zerstörerische Prozess nahe an einem Gelenk oder nimmt der Knochenabbau einen großen Bereich ein, ist eine spontane Heilung unwahrscheinlich. Um dann eine völlige Gelenkzerstörung zu verhindern, muss sofort gehandelt werden. Eine Osteonekrose zu diagnostizieren, kann sich unter Umständen schwierig gestalten, weil manchmal das Infarktereignis zunächst schmerzfrei beginnt, wobei sich die Schmerzen langsam über Wochen oder Monate entwickeln.
Allerdings gibt es auch Verläufe mit plötzlich einsetzenden Schmerzen. Bewegungseinschränkungen treten seltener auf und deuten auf eine umfassende Schädigung der Knochen oder Gelenke hin. In ganz seltenen Fällen kann es zum Gelenkerguss kommen. Bei Verdacht auf Osteonekrose wird zunächst eine Anamnese erhoben. Danach folgen Funktionsprüfungen an den entsprechenden Knochen und Gelenken.
Bildgebende Verfahren, wie Kernspintomografie, Ultraschall oder eine Röntgenuntersuchung erhärten die Diagnose einer Osteonekrose, wobei die MRT (Kernspintomografie) das sicherste Diagnoseverfahren ist.
Komplikationen
In besonders schweren Fällen kann es zur kompletten Zerstörung des entsprechenden Gelenks kommen. Gegebenenfalls tritt auch ein Gelenkerguss auf. Bei einem Gelenkerguss sammelt sich Flüssigkeit im Gelenk an. Die Flüssigkeit kann unter anderem blutig oder eitrig sein. Ein Gelenkerguss zeigt häufig einen degenerativen Prozess der Knochen an. Bei schweren Osteonekrosen ist eine chirurgische Behandlung meist unumgänglich. Wenn das Gelenk völlig zerstört ist, hilft oft nur noch der Einsatz eines künstlichen Gelenks.
Chronisch schmerzhafte Verläufe der Erkrankung mit schweren Bewegungseinschränkungen beeinträchtigen die Lebensqualität der Patienten sehr. In der Folge können psychische Erkrankungen bis hin zu Depressionen auftreten. Dauerhafte Schmerzen können auch zu chronischen Schlafstörungen führen, die häufig Ursache für Reizbarkeit und aggressives Verhalten sind. Die gleichen Symptome entwickeln sich oft auch aufgrund des künstlichen Gelenks, wenn der Patient Schwierigkeiten hat, seine dauerhafte Behinderung zu akzeptieren.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Wenn Knochenschmerzen oder Bewegungseinschränkungen bemerkt werden, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Die genannten Symptome deuten auf eine Osteonekrose hin, die unbehandelt zu chronischen Schmerzen und anderen Komplikationen führen kann. Betroffene sollten bei ungewöhnlichen Beschwerden einen Arzt aufsuchen, der die Knochennekrose anhand einer Ultraschalluntersuchung und weiterer Untersuchungsmethoden diagnostizieren kann. Personen, die bereits einmal an einer Osteomyelitis erkrankt sind, gehören zu den Risikogruppen für die Entstehung einer Osteonekrose.
Die Erkrankung kann je nach Art bei Männern im mittleren Alter, älteren Frauen und anderen Personengruppen auftreten. Aufgrund der großen Anzahl möglicher Osteonekrosen müssen die Symptome im Hinblick auf etwaige Risikofaktoren betrachtet werden. Stoffwechselstörungen, Gefäßverschlüsse und Traumata sind Faktoren, die abgeklärt werden müssen, wenn Anzeichen einer Osteonekrose auftreten.
Selbiges gilt für Alkoholismus und Cortisonmedikation sowie Angio- und Koagulopathien. Die Osteonekrose wird von einem Orthopäden behandelt. Weitere Anlaufstellen sind Physiotherapeuten und Sportmediziner. Tritt die Erkrankung im Rahmen eines Krebsleidens auf, sollte ein Psychoonkologe hinzugezogen werden.
Behandlung & Therapie
Die Therapie der Osteonekrose hängt von ihrer Schwere und Lage ab. In vielen leichteren Fällen genügt bereits die Schonung der betroffenen Körperteile. Diese sollten dann ruhiggestellt und nicht mit Gewichten belastet werden.
Nicht selten erfolgt bereits durch diese Ruhephase eine Spontanheilung. Bei schwereren Krankheitsverläufen ist oft eine Behandlung ohne operativen Eingriff nicht mehr möglich. So kann bei kleineren Nekrosen schon durch eine Anbohrung des Knochens (Pridie-Verfahren) eine Heilung erreicht werden. Ist der Krankheitsprozess aber bereits weit fortgeschritten, wird manchmal eine Knochentransplantation mit oder ohne Knorpel oder der Einsatz eines künstlichen Gelenkes notwendig.
In den letzten Jahren haben innovativere Verfahren die Therapiemöglichkeiten erweitert. So werden zusätzlich teilweise gefäßerweiternde Medikamente (Iloprost) oder elektrostimulierende Verfahren zum verstärkten Knochenwachstum eingesetzt. Welche Therapie letztlich zur Behandlung der Osteonekrose zum Einsatz kommen soll, muss der Arzt aufgrund der vielfältigen Krankheitsverläufe in jedem Einzelfall gesondert entscheiden.
Aussicht & Prognose
Die Prognose der Osteonekrose hängt von Größe und Lokalisation des betroffenen Knochenbereichs ab. Positiv ist die Prognose, wenn das nekrotisierende Gebiet klein ausfällt und sich an einer gut erreichbaren Stelle befindet. Deutlich schlechter behandelbar sind Nekrosen im Bereich der Gelenke, vor allem wenn es sich um großflächige Nekrosen handelt. Allerdings ist bei allen Formen der Osteonekrose eine Spontanheilung möglich. Je nach Verlauf kann die Erkrankung folgenlos ausheilen oder zur vollständigen Zerstörung des Gelenks führen.
Entscheidend für die Prognose ist auch die ursächliche Erkrankung. Liegt der Osteonekrose ein Morbus Ahlbäck zugrunde, ist die Aussicht auf eine Genesung relativ gut. Handelt es sich um eine septische Knochennekrose, ist die Prognose deutlich schlechter, da die Nekrose mitunter von Entzündungen und einer Blutvergiftung begleitet wird. Die Erkrankung ist mit starken Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verbunden. Selten kann aus der Osteonekrose ein Gelenkerguss resultieren, welcher weitere Risiken mit sich bringt. Die Aussicht auf ein beschwerdefreies Leben ist erst nach der Genesung wieder gegeben. Die Prognose stellt der zuständige Facharzt. Meist ist dies ein Orthopäde oder Osteopath.
Vorbeugung
Eine allgemeine Empfehlung zur Vorbeugung einer Osteonekrose kann nicht gegeben werden. Die Erkrankung ist von vielen unbekannten Faktoren abhängig. Bestimmte Grundkrankheiten, die zur Osteonekrose führen können, müssen jedoch unter Umständen dauerhaft therapiert werden.
Nachsorge
Bei der Osteonekrose sind die Maßnahmen einer Nachsorge in den meisten Fällen relativ stark eingeschränkt, sodass Betroffene bei dieser Krankheit in aller erster Linie auf eine schnelle und vor allem auf eine frühzeitige Diagnose der Erkrankung angewiesen ist. Dabei wirkt sich eine frühe Diagnose der Erkrankung immer sehr positiv auf den weiteren Verlauf aus und kann das Auftreten von Komplikationen und anderen Beschwerden verhindern.
Die meisten Patienten sind auf einen operativen Eingriff angewiesen, welcher die Beschwerden lindern kann. Nach einem solchen Eingriff sollte sich der Betroffene auf jeden Fall ausruhen und schonen, wobei von Anstrengungen oder von stressigen und körperlichen Tätigkeiten abzusehen ist. Dabei ist in vielen Fällen auch die Hilfe und die Unterstützung der eigenen Familie sehr wichtig.
Auch eine psychologische Unterstützung ist in vielen Fällen notwendig und sinnvoll und kann die Entstehung von Depressionen und anderen psychischen Verstimmungen verhindern. Die Osteonekrose verringert in der Regel nicht die Lebenserwartung des Betroffenen, wobei eine allgemeine Voraussage über den weiteren Verlauf meist nicht getroffen werden kann.
Das können Sie selbst tun
Diese Erkrankung muss unbedingt ärztlich behandelt werden, da sie sich sonst verschlimmert. Wird mit der Behandlung jedoch frühzeitig begonnen, kann die Osteonekrose völlig ausheilen. Wichtig ist natürlich, die betroffenen Körperregionen zu schonen und ruhig zu halten.
Da die Osteonekrose mit sehr starken Schmerzen einhergeht, führt sie häufig zu verschiedenen Begleitsymptomen. Dazu gehören beispielsweise Schlafstörungen. Bevor die Patienten nun zu Schlafmitteln greifen, können hier auch einfache Mittel helfen. Naturheilkundler empfehlen zum Beispiel die Gabe von Zink, Magnesium und Vitamin B6 vor dem Schlafengehen. Diese Kombination soll das Einschlafen erleichtern. Einen ähnlichen Effekt hat auch Melatonin. Heilpraktiker und naturheilkundlich geschulte Ärzte beraten hier gerne.
Möglicherweise führen die Schmerzen der Osteonekrose auch zu einer depressiven Verstimmung oder sogar zu einer Veränderung der Persönlichkeit. Dann ist eine psychotherapeutische Begleitbehandlung unbedingt angeraten. Auch Entspannungstechniken können den Patienten helfen. Dazu gehören neben Reiki, Yoga und Meditationen auch die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Sie ist leicht zu erlernen und oft auch im Kursangebot von Volkshochschulen zu finden.
Um die Osteonekrose völlig zum Abheilen zu bringen, haben sich auch elektrische Muskelstimulationen (EMS) bewährt. Verschiedene Ärzte und Physiotherapeuten bieten diese sogenannten TENS/EMS-Therapien an. Es gibt aber auch EMS-Geräte für den Hausgebrauch, die dann mehrmals täglich angewendet werden können.
Quellen
- Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
- Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
- Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015