Paratyphus
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Was ist Paratyphus?
Der Paratyphus ist eine abgeschwächte Form der Infektionskrankheit Typhus. Erreger ist hier Salmonelle paratyphi.Die Erreger sind weltweit verbreitet, Infektionen finden sich aber eher in Ländern mit schlechten Hygienebedingungen. Die Krankheit äußert sich durch Symptome wie Kopfschmerzen, Hautausschlag, Durchfall, Verstopfung und Haarausfall.
Es kommt zu hohem Fieber. Einige Patienten werden nach einer Infektion mit Paratyphus zu Dauerausscheidern.
Ursachen
Die höchsten Erkrankungszahlen sind dabei in Afrika, Südamerika und im Süden Asiens zu verzeichnen. Im Jahr 2006 wurden dem Robert-Koch-Institut 75 Fälle von Paratyphus in Deutschland gemeldet. Rund 75 Prozent der Erkrankungen wurden aus Indien, der Türkei oder aus Serbien importiert. Erregerreservoir für die Salmonellen vom Typ Paratyphi ist ausschließlich der Mensch. Bei der Verbreitung spielen insbesondere Dauerausscheider und asymptomatisch Erkrankte eine wichtige Rolle.
Dauerausscheider sind Menschen, die den Erreger dauerhaft mit dem Stuhl ausscheiden. Um den Status Dauerausscheider zu erhalten, müssen noch zehn Wochen nach Beginn der Erkrankung Salmonellen im Stuhl nachweisbar sein. Die Infektion mit Salmonella paratyphi erfolgt überwiegend durch die Aufnahme von kontaminiertem Wasser oder kontaminierten Lebensmitteln. Auch eine direkte Übertragung von einer infizierten Person zu einer anderen Person ist denkbar. Da diese aber fäkal-oral erfolgen muss, ist dieser Übertragungsweg von untergeordneter Bedeutung. Die Inkubationszeit beträgt ein bis zehn Tage. Die Ansteckungsgefahr beginnt etwa sieben Tage nach Beginn der Erkrankung und kann mehrere Wochen über die Symptome hinaus bestehen. Zwei bis fünf Prozent aller Erkrankten bleiben ein Leben lang symptomlose Dauerausscheider.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Erkrankung beginnt mit allgemeinen Beschwerden, wie Gliederschmerzen, leichter Temperaturerhöhung oder Kopfschmerzen. Innerhalb von zwei bis drei Tagen steigt das Fieber auf bis zu 39 Grad Celsius. Die Betroffenen fühlen sich sehr krank. Es kommt zu Verstopfung, Durchfall, Erbrechen, Übelkeit und Bauchschmerzen. Typisch für Typhus und Paratyphus sind hellrote Hauterscheinungen am Bauch.
Diese bezeichnet man auch als Roseolen. Allerdings treten sie eher selten auf. In einigen Fällen kommt es auch zu einer relativen Bradykardie. Normalerweise steigt der Puls bei Fieber pro Grad Temperaturerhöhung um zehn Schläge pro Minute. Bei einer relativen Bradykardie bleibt diese Pulsanpassung auf. Die Temperatur ist erhöht, der Puls aber normal. Komplikationen wie Bauchfellentzündungen, Entzündungen der Gallengänge, Herzentzündungen oder Darmblutungen können auftreten.
Auch Darmperforationen oder Hirnhautentzündungen gehören zu den denkbaren Komplikationen. Bei einem unbehandelten Paratyphus ist die Rekonvaleszenzzeit sehr lang. Treten auch nach Abklingen der Symptome weiterhin subefebrile Temperaturen auf, kann dies ein Hinweis auf ein Rezidiv sein. Rezidive sind auch mehrfach möglich. In der Regel ist die Erkrankung aber nach vier bis zehn Tagen beendet. Eine überstandene Infektion hinterlässt eine ungefähr einjährige Immunität.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Paratyphus-Infektionen sollten vor allem nach Reisen oder Auslandsaufenthalten in die Differenzialdiagnose miteinbezogen werden. Im Labor liefern Linksverschiebungen im Blutbild und eine Leukopenie Hinweise auf eine Infektion mit Salmonella paratyphi.
Beweisend ist jedoch nur der Erregernachweis. Der Nachweis erfolgt durch die kulturelle Anzucht aus dem Blut. Mithilfe des Widal-Tests können aber auch Antikörper gegen den Erreger nachgewiesen werden. Dieses Verfahren ist zwar sehr einfach und schnell, aber nicht besonders spezifisch und sensibel. Deshalb wird es nur in Zusammenhang mit einer klinisch gesicherten Infektion eingesetzt.
Komplikationen
Weiterhin kommt es auch zu Fieber und zu sehr staken Schmerzen an den Extremitäten und im Kopf. Sollte die Krankheit nicht behandelt werden, kann es auch zu Entzündungen an den inneren Organen des Betroffenen kommen. Auch Blutungen im Darm sind dabei nicht selten. Weiterhin treten auch Entzündungen an der Hirnhaut auf, die ohne Behandlung im schlimmsten Fall zum Tode führen können.
Nach einer erfolgreichen Behandlung ist der Betroffene für eine bestimmte Zeit immun gegen die Krankheit. Die Behandlung erfolgt mit Hilfe von Antibiotika, wobei keine besonderen Komplikationen auftreten. Auch die Lebenserwartung des Patienten wird bei einer erfolgreichen Behandlung nicht beeinflusst. Möglicherweise müssen auch andere Entzündungen, die durch Paratyphus ausgelöst wurden, behandelt werden.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Wenn hohes Fieber, Magen-Darm-Beschwerden oder starkes Unwohlsein auftreten, empfiehlt sich ein Arztbesuch. Der Paratyphus äußert sich außerdem durch Kopf- und Gliederschmerzen sowie die charakteristischen rötlichen Flecken auf Brust, Bauch und Rücken. Weißlicher Belag auf der Zunge deutet eindeutig auf einen Paratyphus hin und muss sofort ärztlich abgeklärt werden, damit etwaige Komplikationen noch abgewendet werden können. Wer kürzlich Eier, Eis und andere Lebensmittel mit erhöhtem Salmonellen-Risiko verzehrt hat, sollte genannte Symptome umgehend ärztlich abklären lassen.
Auch der Kontakt mit Stuhl, Urin und anderen unter Umständen bereits kontaminierten Stoffen ist ein Risikofaktor, der auf eine Infektion mit dem Paratyphus oder einem anderen Erreger hindeutet und ärztlich abzuklären ist. Der Paratyphus wird von dem Hausarzt oder einem Facharzt für innere Erkrankungen behandelt. Kinder werden zunächst vom zuständigen Kinderarzt untersucht, der dann direkt Maßnahmen einleiten oder die Eltern an einen geeigneten Facharzt verweisen kann. Während der Behandlung sollte enge Rücksprache mit dem Mediziner gehalten werden.
Behandlung & Therapie
Die Therapie von Paratyphus erfolgt immer mit Antibiotika. Dabei kommen meist Breitspektrumantibiotika zum Einsatz. Aber auch der Gyrasehemmer Ciprofloxacin wird verwendet. Die Therapiedauer liegt bei etwa zwei Wochen. Unter Antibiotikatherapie liegt die Letalität unter einem Prozent. Auch Komplikationen treten bei dieser Therapieform nur selten auf.
Dauerausscheider werden ebenfalls mit Antibiotika behandelt. Hier wird eine Gabe über einen Zeitraum von mindestens einem Monat empfohlen. Leiden die Dauerausscheider zudem unter Gallensteinen, kann eine Entfernung der Gallenblase erforderlich sein.
Aussicht & Prognose
Der typhusähnlich wirkende Paratypus kann sowohl einen leichten, wie auch einen schweren Verlauf nehmen. Entsprechend unterschiedlich fällt die Prognose aus. Beim Vorliegen eines schweren klinischen Krankheitsbildes muss der Paratyphus-Patient mit Antibiotika behandelt werden. Das sollte in einer Klinik geschehen.
Nur bei leichten Verläufen kann der Betroffene ambulant behandelt werden. Das erfordert allerdings eine hygienisch einwandfreie Betreuung. Patienten mit Paratyphus müssen von anderen Menschen isoliert werden. Die Prognose verbessert sich mit der Sorgfalt, mit der die Pflegenden den Patienten behandeln. Problematisch sind jedoch die immer öfter auftretenden Antibiotika-Resistenzen. Diese erschweren die erfolgreiche Behandlung des Paratyphus. Die Risiken einer fehlschlagenden Behandlung sind höher als früher.
Es kann Tage dauern, bis die Behandlung anschlägt. Um die Heilungsaussichten von Paratyphus zu verbessern, sollte die Antibiotika-Therapie ausreichend lange dauern. Paratyphus-Rezidive müssen ausgeschlossen werden. Häufig kommt es zu Komplikationen wie Darmblutungen und Darmdurchbrüchen. Solche Erschwernisse treten bei Betroffenen auf, die nicht erfolgreich behandelt werden können, oder erst spät einer Antibiotika-Therapie zugeführt werden.
Bei Paratyphus-Komplikationen besteht eine hohe Sterblichkeit. Eine Notfall-Operation kann das Leben einiger Betroffener retten. Postoperative Komplikationen sind jedoch nicht selten. Am besten ist die Prognose, wenn der Paratyphus frühzeitig erkannt wird, und die Therapie frühzeitig einsetzt. Das reduziert die Sterblichkeitsrate bis auf ein Prozent.
Vorbeugung
Paratyphus wird meistens über Trinkwasser übertragen. In Gebieten, in denen die Erkrankung verbreitet ist, sollte deshalb Leitungswasser nicht getrunken werden. Auch auf Eiswürfel sollte in diesen Ländern verzichtet werden, da diese häufig aus Leitungswasser hergestellt werden. Rohe oder nur unzureichend erhitzte Speisen, wie beispielsweise Salate oder Obst können ebenfalls mit Paratyphus-Erregern kontaminiert sein. Dasselbe gilt für Meeresfrüchte.
Für Typhus steht zudem ein Impfstoff zur Verfügung. Gegen Paratyphus gibt es hingegen keine Impfung. Um das Umfeld zu schützen, dürfen Personen, die an Paratyphus erkrankt sind, nicht in der Lebensmittelherstellung tätig sein. Das gilt auch für Dauerausscheider. Ihnen ist die Herstellung, die Behandlung und das Inverkehrbringen von bestimmten Lebensmitteln verboten.
Zu diesen Lebensmitteln gehören Sprossen, Fleisch, Fleischerzeugnisse, Milch, Milcherzeugnisse, Eiprodukte, Säuglingsnahrung, Speiseeis, Backwaren mit unzureichend erhitzter Füllung, Feinkostsalate, Rohkostsalate und Mayonnaisen. Ebenso dürfen erkrankte Personen sich nicht in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen oder Kindergärten aufhalten.
Nachsorge
Die Nachsorge bei Paratyphus beinhaltet zunächst die Stärkung des durch die Krankheit geschwächten Immunsystems. Die Patienten gewöhnen sich langsam wieder an die alltäglichen Belastungen, wobei intensiver Sport anfangs noch zu vermeiden ist. Der Arzt gibt vor, wann sich die Betroffenen wieder körperlich anstrengenden Tätigkeiten widmen dürfen. Eine gesunde Ernährung unterstützt die Regeneration des Körpers nach dem Paratyphus.
Eine besondere Bedeutung nimmt auch die Wiederherstellung der Darmflora ein. Durch den Paratyphus sind Magen und Darm mitunter stark beeinträchtigt und noch Wochen bis Monate nach der eigentlichen Erkrankung anfälliger für Verdauungsbeschwerden und Krankheitserreger. So kann beispielsweise die Einnahme von Milchsäurebakterien dabei helfen, die Darmflora wieder aufzubauen, wobei in jedem Fall Rücksprache mit den behandelnden Arzt zu halten ist.
Auch die Ernährungsweise spielt im Rahmen der Nachsorge eine bedeutende Rolle. Die Patienten achten nach dem Paratyphus einige Wochen lang besonders auf die Auswahl ihrer Lebensmittel und vermeiden reizende Speisen, etwa zu scharf gewürzte. Auch auf die Zubereitung von Nahrungsmitteln ist viel Wert zu legen, damit vorhandene Keime möglichst abgetötet werden.
Magenschonende Mahlzeiten beinhalten gut durchgegarte Lebensmittel, die die Verdauung erleichtern und die Regeneration von Magen und Darm unterstützen. Geeignete und individuell abgestimmte Rezepte sind auch beim behandelnden Arzt oder einem Ernährungsberater erhältlich.
Das können Sie selbst tun
Bei anhaltendem Durchfall sowie häufigem Erbrechen müssen Betroffene vor allem auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Ideal sind stille Wasser sowie zuckerfreie Tees. Bei Bedarf kann darüber hinaus auch auf eine spezielle Glukose-Elektrolyt-Mischung aus der Apotheke zurückgegriffen werden. Linderung schaffen zudem geriebene Äpfel, Bananen sowie die Einnahme von darmsanierenden Probiotika.
Zur Abschwächung von Übelkeit und Erbrechen empfiehlt sich eine besonders leichte Kost mit mehreren kleinen, über den Tag verteilten Portionen. Zusätzlich können Pfefferminz- und Ingwertee gegen Brechreiz und Appetitlosigkeit getrunken werden. Auf Alkohol und Nikotin sollte zunächst gänzlich verzichtet werden. Ferner ist für ausreichend Ruhe zu sorgen.
Bei leichten Kopfschmerzen helfen Kopfmassagen, auf die Schläfen aufgetragenes Pfefferminzöl sowie frische Luft. Bei stärkeren Schmerzen können nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt auch Schmerzmittel eingenommen werden. Sie führen dann gleichzeitig auch zu einer Senkung des zumeist ebenfalls auftretenden Fiebers. Dieses kann aber auch mit kalten Wadenwickeln, durch das Tragen leichter Kleidung sowie mit Holunder- oder Lindenblütentee gesenkt werden.
Der infektiöse Paratyphus bedarf darüber hinaus einer nachhaltigen Hygiene, um die Ansteckung Dritter zu vermeiden. Zu den wichtigsten Maßnahmen zählen hierbei das regelmäßige und gründliche Händewaschen, insbesondere nach dem Stuhlgang, das sorgfältige Säubern benutzter Sanitärgegenstände sowie das möglichst heiße Waschen von Kleidung, Handtücher und Bettwäsche.
Quellen
- Darai, G., Handermann, M., Sonntag, H.-G., Zöller, L. (Hrsg.): Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. Springer, Berlin 2012
- Suttorp, N., et al.: Infektionskrankheiten. Thieme, Stuttgart 2004
- Suttorp et al.: Infektionskrankheiten verstehen, erkennen, behandeln. Thieme, Stuttgart 2003