Holunder

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 30. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Holunder oder Holler ist eine strauchartige Pflanze und gehört zur Familie der Moschuskrautgewächse. Weltweit sind 40 Arten bekannt, drei davon sind in Mitteleuropa zuhause.

Inhaltsverzeichnis

Vorkommen & Anbau von Holunder

Bei den Germanen wurde der Holunder in Sagen und Mythen mit der Unterweltgöttin Frau Holle in Verbindung gebracht.

Der Schwarze Holunder ist dabei der am weitesten verbreitete, er gehört zu den häufigsten Straucharten der europäischen Flora und wird bis zu 11 m hoch.

Holunder bildet im Frühling fädrige Blätter und von Mitte Mai bis Anfang Juli schirmförmige rispenartige Blüten, die weißlich bis zartgelb gefärbt sind und einen frischen fruchtigen und zart-süßen Honigduft verströmen. Die Früchte des Holunders sind beerenähnlich, gehören aber zu den Steinfrüchten. In der Reifezeit im Spätsommer färben sie sich schwarz, blau oder rot.

Volkstümliche Namen für den Holunder sind auch Hollerbusch oder Holderstrauch. Bei den Germanen wurde der Holunder in Sagen und Mythen mit der Unterweltgöttin Frau Holle in Verbindung gebracht. Vermutlich war der Strauch schon in der Steinzeit als nahrungsspendend bekannt.

Holunder in der Natur finden

Holunder zu finden und richtig zu identifizieren, ist eine lohnende Fähigkeit für Liebhaber von Wildpflanzen und Naturfreunde. Der Holunder (Sambucus nigra) ist in vielen Teilen Europas heimisch und wächst häufig an Waldrändern, Flussufern und in lichten Wäldern, sowie an Straßenrändern und auf Brachland. Er bevorzugt nährstoffreiche, feuchte Böden, aber einmal etabliert, kann er in einer Vielzahl von Bedingungen gedeihen.

Beim Suchen nach Holunder sind einige charakteristische Merkmale zu beachten, die helfen, diese Pflanze sicher zu identifizieren:

  • Wuchsform und Größe:' Holunder ist ein Strauch oder kleiner Baum, der bis zu 6 Meter hoch werden kann. Seine Zweige sind oft dicht verzweigt.
  • Blätter: Die Blätter sind gegenständig angeordnet, lang und schmal, mit gezähnten Rändern. Sie sind meist dunkelgrün und haben eine matte Oberfläche.
  • Blüten: Die Holunderblüten sind cremeweiß und erscheinen in großen, flachen Dolden von Mai bis Juli. Sie haben einen charakteristischen süßen Duft.
  • Früchte: Nach der Blüte entwickeln sich schwarze, glänzende Beeren, die ab August reif sind. Die Beeren hängen in Trauben und sind reich an Vitaminen.

Es ist wichtig, den Holunder nicht mit dem giftigen Zwergholunder (Sambucus ebulus) oder anderen giftigen Pflanzen zu verwechseln. Die sichere Identifikation anhand der Blüten und Früchte ist essentiell, besonders wenn man plant, die Pflanzenteile zu kulinarischen oder medizinischen Zwecken zu verwenden. Im Zweifelsfall sollte man auf das Sammeln verzichten oder einen Experten zurate ziehen.

Wirkung & Anwendung

Holunder enthält in der Rinde, in den unreifen Beeren und in den Samen der reifen Beeren den Wirkstoff Sambunigrin, der als Pflanzengift bekannt ist und der durch Erhitzen seine Giftigkeit verliert. Die Früchte sind reich an Vitamin B1 und C. Holunder enthält Fruchtsäuren und ätherische Öle, Anthocyan und Flavoide. Die im Anthocyan enthaltenen Antioxydantien sind schmerzlindern, daher helfen Wirkstoffe aus dem Holunder bei der Fiebersenkung und hemmen Entzündungen.

Auch der Alterungsprozess der Zellen, sowohl bei der Pflanze selbst, als auch im menschlichen Körper, soll durch das im Holunder enthaltene Anthocyan verlangsamt werden. Die Blüten werden getrocknet für Tees verwendet, in Drogerien und Apotheken kann diese Substanz aus Holunder als flores sambuci gekauft werden. Aus den Samen wird Holunderöl hergestellt, das als Grundstoff für Kosmetikartikel und Arzneidrogen Verwendung findet.

Der violette Farbstoff Sambocyanin kommt vorwiegend in den Beerenschalen beim Schwarzen Holunder vor und galt früher als wichtige Substanz zum Färben. Mit ihm wurden früher Haare behandelt, Leder bekam durch Holunder eine typischen Farbe, und Rotwein erhielt durch diesen Extrakt aus Holunder sein tiefes Rot. Als natürlichen Farbstoff findet man den Wirkstoff aus den Beeren des Holunders in verschiedenen Lebensmitteln. Süßigkeiten und Früchtejoghurt erhalten appetitliche Färbungen, selbst Textilien werden mittlerweile wieder mit dieser alten Pflanzenfarbe behandelt.

Limonade und Sekt aus Holunder sind sehr beliebt und sorgen für die typische fruchtige Süße, die der Holunder auch mit seinen Blüten verströmt. Gelee, Mus oder Saft aus den Beeren sollte allerdings immer lange genug gekocht werden, da sie in rohem Zustand schwach giftig sind.

Welche Inhaltsstoffe kommen in der Holunder vor?

Holunderbeeren und -blüten sind reich an einer Vielzahl von Inhaltsstoffen, die ihnen ihre gesundheitsfördernden Eigenschaften verleihen. Die Beeren, bekannt für ihre tiefe purpur-schwarze Farbe, sind eine ausgezeichnete Quelle für Vitamine, insbesondere Vitamin C, sowie für Antioxidantien und Anthocyane, die ihnen ihre charakteristische Farbe geben. Diese Verbindungen spielen eine Rolle bei der Stärkung des Immunsystems und bieten potenziellen Schutz gegen verschiedene Krankheiten.

Die Holunderblüten enthalten Flavonoide, darunter Rutin und Quercetin, die entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften besitzen. Ebenso sind ätherische Öle in den Blüten vorhanden, die für den unverwechselbaren Duft verantwortlich sind und sich positiv auf Erkältungssymptome auswirken können. Zudem enthalten sie Phenolsäuren, die antioxidativ wirken und die Gesundheit fördern können.

Holunder enthält auch organische Säuren, wie Zitronen- und Apfelsäure, die ihm seinen leicht säuerlichen Geschmack verleihen. Ballaststoffe sind sowohl in den Beeren als auch in den Blüten zu finden und tragen zur Förderung einer gesunden Verdauung bei. Mineralstoffe, wie Kalium, sind ebenfalls in Holunderprodukten enthalten und unterstützen die Aufrechterhaltung eines gesunden Blutdrucks.

Trotz seiner vielen gesundheitlichen Vorteile ist es wichtig zu beachten, dass rohe Holunderbeeren, Blätter, Zweige und Samen bestimmte toxische Verbindungen enthalten können, die vor dem Verzehr durch Kochen oder andere Verarbeitungsmethoden neutralisiert werden müssen.

Bedeutung für die Gesundheit

Holunder gilt in der Hausmedizin als uralte Heilpflanze. Durch seinen hohen Vitamin-C-Gehalt wird er bei Erkältungskrankheiten empfohlen. Auch gegen Grippeviren soll er heilsam wirken, und die ätherischen Öle in den Wirkstoffen aus Holunder verursachen, dass sich der Schleim in den Atmungsorganen löst.

Seine schweißtreibende und entzündungshemmende Wirkung ist schon seit Jahrhunderten bekannt, und auch schmerzlindernde Eigenschaften werden dem Holunder zugeschrieben. Ein weiterer Effekt, der den Beeren und dem Tee aus den Blüten nachgesagt wird, ist die Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt. Tee aus den getrockneten Blüten soll bei Magenbeschwerden helfen, außerdem hat Holunder ind ieser Form auch eine leicht abführende Wirkung.

Auch Rheuma und Gicht sollen durch Holunder gelindert werden. Ein Tee kann auch helfen, Ischias und Neuralgien wirksam zu behandeln. Bei Hautkrankheiten wird die äußere Anwendung von einem Absud empfohlen. Selbst gegen Krebs soll er vorbeugend wirken, und auch als präventive Maßnahme gegen Herzinfarkt wird Holunder in der Volksmedizin empfohlen.


Nebenwirkungen und Wechselwirkungen

Obwohl Holunder viele gesundheitliche Vorteile bietet, ist es wichtig, sich auch der möglichen Nebenwirkungen und Wechselwirkungen bewusst zu sein, die bei seiner Verwendung auftreten können. Rohe oder unreife Holunderbeeren, Blätter, Stiele und Samen enthalten Cyanogene Glykoside, die bei Verzehr zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall führen können. Daher sollte man sicherstellen, dass Holunderprodukte richtig zubereitet werden, um diese toxischen Substanzen zu eliminieren.

Bei manchen Menschen können auch allergische Reaktionen auf Holunder auftreten, insbesondere bei jenen, die bereits empfindlich auf andere Pflanzen der Familie der Moschuskrautgewächse (Caprifoliaceae) reagieren. Symptome einer Allergie können Hautausschläge, Atembeschwerden oder andere allergische Reaktionen umfassen.

Zur Verwendung von Holunder in der Schwangerschaft und Stillzeit gibt es nur begrenzte Informationen. Aus Vorsichtsgründen wird empfohlen, dass schwangere und stillende Frauen vor der Verwendung von Holunderprodukten ärztlichen Rat einholen.

Hinsichtlich der Wechselwirkungen mit Medikamenten kann Holunder möglicherweise die Wirkung von Diuretika (wassertreibenden Mitteln) verstärken und könnte die Effektivität von Immunsuppressiva beeinträchtigen, indem es das Immunsystem stimuliert. Patienten, die Medikamente zur Behandlung von Diabetes nehmen, sollten Vorsicht walten lassen, da Holunder den Blutzuckerspiegel beeinflussen könnte.

Es ist ratsam, bei der Verwendung von Holunderprodukten zur Behandlung von gesundheitlichen Beschwerden einen Gesundheitsfachmann zu konsultieren, insbesondere wenn man bereits Medikamente einnimmt oder unter chronischen Gesundheitszuständen leidet.

Quellen

  • "Medicinal Plants of the World" von Ben-Erik van Wyk
  • "Encyclopedia of Herbal Medicine: 550 Herbs and Remedies for Common Ailments" von Andrew Chevallier
  • "Healing with the Herbs of Life" von Lesley Tierra

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