Typhus
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Typhus ist bereits seit Mitte des 16. Jahrhunderts bekannt und wurde im Laufe der Jahrhunderte immer weiter erforscht. Es handelt sich um eine Krankheit, die bis heute weltweit verbreitet ist und hauptsächlich auf mangelhafte Hygienezustände zurückzuführen ist. Weltweit erkranken jährlich ca. 20 Millionen Menschen an Typhus, für ca. 200.000 nimmt die Krankheit ein tödliches Ende.
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Was ist Typhus?
Die Krankheit ist hauptsächlich in Entwicklungsländern verbreitet und spielt in Europa und Nordamerika eine untergeordnete Rolle. Es handelt sich um eine Infektionskrankheit, die sich als Fieber- und Durchfallerkrankung äußert.
Sie wird durch die „Salmonella Typhi“ Bakterien übertragen. Während der Inkubationszeit (in der Regel ca. 6-30 Tage) dringen die Erreger in die Darmwand ein. Im Anschluss gelangen sie über das lymphatische System in die Blutbahn und lösen die eigentliche Erkrankung aus. Der Name der Salmonellen leitet sich von dem altgriechischen Wort „typhos“ ab, dessen Bedeutung „Dunst“ oder „Nebel“ ist. Diese Bezeichnung wurde verwendet, da Patienten über einen „benebelten Geisteszustand“ klagten.
Der Name des Erregers wurde im Laufe der Zeit offiziell zu „Salmonella enterica ssp. enterica Serovar Typhi“ geändert, wobei nach wie vor beide Bezeichnungen Verwendung finden. Die Krankheit wird häufig auch als „Fleckfieber“ bezeichnet. Eine Unterscheidung wird zwischen dem eigentlichen „Typhus abdominalis“ (Bauchtyphus oder Unterleibstyphus) und einer schwächeren Form der Erkrankung, dem sogenannten „Paratyphus“ getroffen.
Ursachen
Wie bereits erwähnt, erfolgt die Infektion durch Bakterien. Nach größeren Typhus-Epidemien Anfang des 20. Jahrhunderts, wurde bei der Erforschung der Krankheit festgestellt, dass die Übertragung der Bakterien hauptsächlich „fäkal-oral“ erfolgt. Zu diesem Zeitpunkt war das Bewusstsein der Menschheit in Bezug auf Hygiene noch nicht sehr ausgeprägt.
Das Bakterium wurde häufig über Nahrungsmittel und das Trinkwasser verbreitet. Ein praktisches Beispiel hierfür ist die nicht oder nur schlecht vorhandene Trennung von Latrinen zu Kochbereichen, Trinkwasserversorgung oder Vorratsaufbewahrung. Ferner wurde dem Händewaschen erst wenig Bedeutung beigemessen. Die intensive Reinigung der Hände nach dem Toilettengang, vor Operationen oder in Bezug auf Küchenhygiene wurde erst nach dieser Erkenntnis obligatorisch.
Dies sind auch die Gründe dafür, dass Typhus heutzutage hauptsächlich in ärmeren sogenannten Dritte-Welt-Ländern, die über eine schlechtere Infrastruktur verfügen auftritt. Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch ist zwar möglich aber sehr unwahrscheinlich. Die größte Gefahr einer Infektion besteht durch Schmierinfektionen über Lebensmittel oder Wasser. Bei Kindern bis zum neunten Lebensjahr oder Personen mit geschwächtem Immunsystem besteht eine erhöhte Infektionsgefahr.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die häufigsten Symptome einer Typhuserkrankung sind Kopfschmerzen, Fieber, Mattigkeit und erhebliche Magen-Darm-Beschwerden. Der Krankheitsverlauf wird grundsätzlich in vier Stadien unterteilt, in denen die Symptome teils variieren.
Im anfänglichen Stadium beschränken sich die Symptome oft auf gewöhnliche Symptome einer Erkältung wie Kopf- und Gliederschmerzen und leicht erhöhte Temperatur. In den folgenden Stadien verstärkt und festigt sich das Fieber auf einem hohen Niveau. Hinzu kommt eine Verstärkung der Magen-Darm-Beschwerden in Form von Bauchschmerzen, Verstopfung oder Durchfall.
Häufig leiden Patienten unter Appetitlosigkeit und Teilnahmslosigkeit oder in seltenen Fällen sogar unter Bewusstseinsstörungen. Ein charakteristisches Symptom während dieses Zeitraumes ist eine gräulich belegte Zunge, welche „Typhuszunge“ genannt wird. Im finalen, kompliziertesten Stadium kommt es meist zu einer Verschlimmerung der Darmbeschwerden und zu einer Verschlechterung des Allgemeinzustandes aufgrund von Flüssigkeitsverlust und Gewichtsreduktion.
In diesem Stadium tritt eine typische Form des Durchfalls auf, der sogenannte „erbsbreiartige“ Durchfall. Mit diesem scheidet der Patient die Erreger nach und nach aus. Zu dieser Zeit besteht daher eine hohe Ansteckungsgefahr. Ein eher seltenes aber äußerst charakteristisches Symptom sind „Roseolen“. Hierbei handelt es sich um einen rötlichen Hautausschlag in Form von Flecken an Bauch und Oberkörper. In seltenen Fällen tritt eine Milzschwellung auf.
Komplikationen
Komplikationen während des unbehandelten Krankheitsverlaufs sind vor allem in den letzten beiden Stadien nicht ausgeschlossen. Insbesondere der Darmtrakt ist eine große Gefahrenquelle. Durch die starke Beanspruchung dieses Bereiches (Geschwächt durch Einnisten des Erregers, Durchfall oder Verstopfung) besteht die erhöhte Gefahr von Darmblutungen oder einer Darmperforation (Darmdurchbruch).
Letzteres birgt ein hohes Risiko eines letalen Ausgangs. Weitere unter Umständen auftretende Komplikationen sind die Bildung von Blutgerinnseln bzw. Thrombose, Entzündungen des Knochenmarks oder Herzmuskels und Meningitis (Gehirnhautentzündung). Ein allgemeiner Schaden des Muskel- oder Knochensytems aufgrund Erschöpfung sind ebenfalls nicht ausgeschlossen. Bei Kindern unter einem Jahr handelt es sich um eine besondere Risikogruppe. Bei Infizierten dieser Altersgruppe treten trotz Behandlung häufig Komplikationen auf.
Eine besondere Gefahr stellen die „Dauerausscheider“ dar. Für gewöhnlich scheidet ein Patient nach Überwinden der Krankheit (unabhängig ob mit oder ohne Behandlung) noch bis zu 6 Monaten Typhuserreger aus. Bei „Dauerausscheidern“ handelt es sich um Personen, die meist bis an ihr Lebensende Erreger ausscheiden, ohne selbst weiterhin an der Krankheit zu leiden. Dies birgt eine ständige Infektionsgefahr von sich selbst und anderen.
Vereinzelt kommt es vor, dass Infizierte zu „Dauerausscheidern“ werden, ohne je selbst Symptome der Krankheit zu entwickeln. Laut Studien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind circa drei bis fünf Prozent der Infizierten „Dauerausscheider“.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei Verdacht einer Typhus-Infektion ist es von größter Wichtigkeit umgehend einen Arzt zu konsultieren. Dabei ist es unerheblich ob sich der Verdacht auf Symptomen oder der möglichen Ansteckung während einer Reise in ein besonders gefährdetes Land begründet.
Eine möglichst frühzeitige Behandlung ist von enormer Bedeutung für den Verlauf der Krankheit. In diesem Zusammenhang ist auch die Verantwortung, gegenüber Mitmenschen zu beachten, da es sich um eine ansteckende Krankheit handelt. Im Normalfall genügt es, bei einem Hausarzt vorstellig zu werden. Sollte im Verlauf der Krankheit das Hinzuziehen eines Spezialisten erforderlich werden, kann eine Überweisung erfolgen.
Dies kann im Falle der zuvor genannten Komplikationen unter Umständen notwendig werden. Wie bereits erwähnt stellen Kinder unter einem Jahr eine besondere Risikogruppe dar. In einem solchen Fall ist das anfängliche Hinzuziehen eines Spezialisten für diese Erkrankung bei Kindern empfehlenswert.
Diagnose
Im Anfangsstadium der Infektion zeigt sich die Diagnose zunächst schwierig. Die Symptome ähneln zunächst harmloseren Erkrankungen wie Erkältung, gewöhnlichem Fieber oder Magen-Darm-Infekten. Bei Erscheinen der ersten Symptome ist es daher äußerst wichtig, den behandelnden Arzt über eine eventuell zurückliegende Reise in eines der zuvor genannten Länder zu unterrichten.
Mit dieser Information, und dem somit vorhandenen Verdacht auf eine Typhuserkrankung, können frühzeitig Therapiemaßnahmen ergriffen werden. Andernfalls ist eine anfängliche Fehldiagnose nicht ausgeschlossen. Die Typhus-Diagnose erfolgt hauptsächlich durch den Nachweis des Erregers im Blut.
Dies ist jedoch erst nach der Inkubationszeit und dem Eindringen des Erregers in die Blutbahn möglich. Im späteren Verlauf der Krankheit, bei einsetzendem Ausscheiden der Bakterien im Stuhlgang, lassen sich diese auch bei der Untersuchung des Stuhls feststellen. Am Anfang der Inkubationszeit kann eine verminderte Anzahl an Leukozyten (weißen Blutkörperchen) auftreten und Hinweis auf eine Infektion sein.
Behandlung & Therapie
Grundsätzlich erfolgt die Behandlung von Typhus durch ein Antibiotikum. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich allerdings eine teils sehr starke Resistenz bei dem Erreger auf bestimmte Medikamente gebildet. Daher werden heutzutage ständig neue Wirkstoffe entwickelt und verwendet.
Abseits der Medikation wird Patienten zu einer ausreichenden Flüssigkeitsaufnahme geraten, um das Ausscheiden des Erregers zu beschleunigen. Von einer Einnahme durchfallhemmender Medikamente ist abzusehen, da hierdurch ein Ausscheiden der Bakterien erheblich erschwert wird.
Eine Besonderheit bei der Behandlung bilden die „Dauerausscheider“. Häufig setzen sich die Erreger bei diesen Personen in der Gallenblase fest. Verhelfen in einem solchen Fall Antibiotika nicht zu einer Besserung, muss eine operative Entfernung der Gallenblase in Betracht gezogen werden.
Aussicht & Prognose
In Europa, Nordamerika und weiteren Ländern mit guter medizinischer Versorgung ist die Prognose für eine Typhus-Erkrankung sehr gut. Bei frühzeitiger und richtiger medikamentöser Behandlung liegt die Sterberate bei unter einem Prozent. In diesem Falle verläuft die Krankheit mit keinen oder geringen Komplikationen.
Folge- oder Langzeitschäden treten nur in den seltensten Fällen ein. Ohne entsprechende Behandlung fällt die Prognose wesentlich schlechter aus. Es besteht die Gefahr des Eintretens der zuvor genannten Komplikationen und deren Folgen. Ferner ist zu beachten, dass „Dauerausscheider“ ohne Behandlung eine langfristige Infektionsgefahr für Mitmenschen darstellen. Die Sterberate erhöht sich in diesen Fällen erheblich auf bis zu zwanzig Prozent.
Vorbeugung
Eine Typhus-Infektion kann prinzipiell überall erfolgen, daher ist jede Person einem gewissen Risiko ausgesetzt. Vorbeugend besteht die Möglichkeit einer Impfung. Diese kann entweder oral als Schluck-Impfung oder in Spritzenform erfolgen. Bei der Schluck-Impfung handelt es sich um eine Lebendimpfung.
Hierbei werden abgeschwächte Formen der Bakterien eingebracht, die im Falle einer Infizierung dem eigentlichen Erreger entgegenwirken. Die zweite Variante beinhaltet einen Totimpfstoff, der hauptsächlich aus abgestorbenen Zellteilen der Bakterien besteht, die der Bekämpfung einer Infektion dienen. Beide Varianten bieten keinen garantierten Schutz.
Etwa bei sechzig Prozent der geimpften Personen besteht nachweislich ein Schutz. Dieser hält im Regelfall für den Zeitraum eines Jahres. Eine Impfung ist insbesondere bei Reisen in Regionen mit schlechtem Hygienezustand sinnvoll. Hierzu zählen unter anderem Asien, Indien, Teile Südamerikas und Nordafrika. Während einer solchen Reise kann eine erhöhte Umsicht bezüglich der Hygiene vorbeugend wirken.
Hierzu zählen Maßnahmen wie regelmäßiges, gründliches Händewaschen, Abkochen des Trinkwassers und Verzicht auf den Verzehr von rohen Speisen. Durch Beachtung dieser Verhaltensweisen kann das Risiko einer Infektion jedoch nicht ausgeschlossen, sondern lediglich verringert werden.
Nachsorge
Die Nachsorge bei Typhus umfasst eine körperliche Untersuchung und ein Gespräch mit dem Arzt. Im Rahmen der Nachsorge werden die Beschwerden noch einmal untersucht. Vor allem das Fieber und die typische Benommenheit müssen abgeklärt werden. Der Patient kann bei Bedarf ein Medikament verordnen oder den Patienten an einen Facharzt weiterleiten.
Bei einem positiven Verlauf sollte die Erkrankung nach einigen Wochen abgeklungen sein. Nach der Nachsorge kann der Patient entlassen werden. Nach einer Typhus-Erkrankung ist der Patient für etwa ein Jahr immun. Nachdem dieses Jahr vorüber ist, sollte noch einmal eine ärztliche Kontrolluntersuchung in Anspruch genommen werden. Selbiges gilt, wenn der Patient einer hohen Dosis des Erregers ausgesetzt war.
Eine Blutuntersuchung gibt Aufschluss darüber, ob sich noch Erreger im Blut befinden. Bei chronischen Erkrankungen kann eine Stuhl- oder Urinprobe als Nachweis genügen. Besteht der Verdacht auf eine chronische Erkrankung, kann zudem eine Untersuchung des Knochenmarks erfolgen, da die Erreger von Typhus und Paratyphus im Knochenmark noch Wochen oder Monate nach der Genesung zu finden sind. Die Nachsorge bei Typhus übernimmt der Hausarzt oder ein Internist. Bei anhaltenden Beschwerden ist ein Krankenhausaufenthalt angezeigt.
Das können Sie selbst tun
Typhus und Paratyphus sind schwerwiegende Erkrankungen, die ärztlich behandelt werden müssen. Sollten die typischen Typhus-Beschwerden im Urlaub oder während einer Auslandsreise auftreten, empfiehlt sich ein Reiseabbruch. Die Erkrankung sollte in Deutschland von einem Internisten oder Allgemeinmediziner behandelt werden.
Die Krankheitserreger werden mit Antibiotika behandelt. Bei der Einnahme der Medikamente müssen die vorgeschriebenen Zeitabstände genau eingehalten werden. Die Einnahme der Arzneimittel ist auch bei einer frühzeitigen Genesung bis zum Ende fortzusetzen. Um Wechselwirkungen zu vermeiden, muss der Arzt über etwaige Erkrankungen und die Einnahme weiterer Medikamente informiert werden. Begleitend dazu gelten allgemeine Maßnahmen wie Ruhe und Schonung. Weil sich die Erreger in der Gallenblase ansiedeln können, muss zudem auf auffällige Symptome geachtet werden, die auch über die eigentliche Erkrankung hinaus bestehen können.
Die Ernährung sollte umgestellt werden. Typhus- und Paratyphus-Patienten verzichten am besten auf rohe und nicht durchgebratene oder ausreichend erhitzte Speisen. Patienten mit Typhus sollten außerdem viel trinken. Der Elektrolythaushalt wird mittels isotonischer Getränke und einer vitamin- und mineralstoffreichen Ernährung ausgeglichen. Um eine Übertragung der Erreger an Kontaktpersonen zu vermeiden, ist außerdem eine gute Körperhygiene wichtig. Der zuständige Arzt kann weitere Tipps und Hinweise zur Typhus-Selbsthilfe geben.
Quellen
- Darai, G., Handermann, M., Sonntag, H.-G., Zöller, L. (Hrsg.): Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. Springer, Berlin 2012
- Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
- Suttorp, N., et al.: Infektionskrankheiten. Thieme, Stuttgart 2004