Pneumatosis coli

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 19. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Pneumatoris coli ist eine Sonderform der Pneumatosis intestinalis, die durch Gaseinlagerungen in der Wand des Colon gekennzeichnet ist. Das Phänomen geht häufig mit Zystenbildung einher. Die Behandlung richtet sich nach der primären Ursache und kann von Antibiotikagabe bis hin zur therapeutischen Endoskopie reichen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Pneumatoris coli?

Die Pneumatosis coli kann sich durch eine Reihe unterschiedlicher Symptome und Beschwerden äußern. Typischerweise ist die Erkrankung mit einer akuten und heftigen Diarrhö verbunden.
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Eine Pneumatosis intestinalis liegt bei einer intramuralen Gasansammlung im Verdauungstrakt vor. In der Medizin und der Radiologie handelt es sich bei diesem Phänomen um einen höchst seltenen Befund, der vorwiegend das Colon betrifft. Die Gasansammlung liegt dabei in der Wand des Dickdarms oder weiteren Verdauungstrakts und kann in unterschiedlichen Schichten der Organe vorkommen.

Die subseröse Form unterhalb der Serosa wird von einer submukösen Form unterhalb der Mukosa differenziert. Pneumatosis intestinalis lässt sich außerdem nach betroffenem Organ einordnen. Eine intramurale Gasansammlung im Colon wird in diesem Zusammenhang Pneumatosis coli genannt. Bei einer Pneumatosis cystoides coli liegen die Gase in der Dickdarmwand in Form von zystischen Einschlüssen vor.

Die erste Begriffsverwendung der Krankheitsgruppe Pneumatosis intestinalis stammt von Lerner und Gazin und ist auf das Jahr 1946 datiert. Die genaue Ursache der Erkrankung konnte noch nicht abschließend geklärt werden. Da es sich bei der Krankheit um eine extrem seltene Erkrankung handelt und somit nur wenige Fallberichte existieren, wird die Ursachenforschung vermutlich noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Ursachen

Eine Pneumatosis coli kann sowohl als primär idiopathischer, als auch sekundärer Fall vorliegen. Das sekundäre Auftreten im Rahmen einer anderen Allgemeinerkrankung entspricht der häufigeren Variante. Eine mögliche Ursache sind Infektionen. So kann es bei einer Infektion durch die angesiedelten Bakterien beispielsweise zur vermehrten Bildung von Gasen kommen.

Die Bildung von gashaltigen Zysten ist in diesem Zusammenhang denkbar. Ebenso denkbar sind mechanische Faktoren. In einigen sekundären Fällen ist die Pneumatosis coli außerdem mit obstruktiven Lungenerkrankungen in Zusammenhang gebracht worden, so zum Beispiel mit Asthma bronchiale oder dem chronisch-obstruktiven Lungenemphysem.

Darmnekrosen infolge von Ischämien, nekrotisierende Enterokolitis, eine Sepsis und intraluminal erhöhter Druck durch Magengeschwüre sind aktuell als Ursachen im Gespräch. Außerdem konnte ein Zusammenhang mit immunsupprimierten Patienten beobachtet werden. Die Immunsuppression geht Spekulationen zufolge mit einer herabgesetzten Darmwandintegrität einher, sodass es sekundär zum Gaseintritt kommen kann.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Pneumatosis coli kann sich durch eine Reihe unterschiedlicher Symptome und Beschwerden äußern. Typischerweise ist die Erkrankung mit einer akuten und heftigen Diarrhö verbunden. Der Durchfall tritt zu Beginn der Erkrankung auf und wird im Verlauf stärker. Begleitend dazu treten Magenschmerzen, Blähungen und gelegentlich auch blutige Ausscheidungen auf.

In Einzelfällen kann es infolge des hohen Flüssigkeitsverlusts zu Mangelerscheinungen kommen. Im Verlauf der Erkrankung kommen weitere Beschwerden hinzu, vor allem im Bereich des Magen-Darm-Traktes. Dadurch wird die Lebensqualität der Betroffenen erheblich reduziert. In der Folge entwickeln sich häufig auch psychische Beschwerden wie Depressionen oder [[Angst|Ängste].

Typisch sind auch Minderwertigkeitskomplexe sowie ein verringertes Selbstwertgefühl. Auf körperlicher Seite kann sich aus der Pneumatosis coli die Krankheit Morbus Chron entwickeln. Dann treten chronische Magen-Darm-Beschwerden auf, etwa Flatulenzen und ein aufgeblähter Bauch, die eine weitere gesundheitliche Belastung für den Betroffenen darstellen.

Wird die Erkrankung frühzeitig behandelt, kann ein solch schwerer Verlauf im Normalfall abgewendet werden. Die Symptome der Pneumatosis coli klingen nach wenigen Tagen wieder ab, insofern das Grundleiden sorgfältig auskuriert wird. Bei fehlender Behandlung entwickeln sich chronische Beschwerden, welche Lebensqualität und Lebenserwartung des Erkrankten stark einschränken.

Verlauf

Das klinische Bild von Patienten mit Pneumatoris coli hängt vom Einzelfall ab und wird vor allem bei der sekundären Form von der Primärursache geprägt. So sind Schmerzen zum Beispiel ebenso denkbar wie eine gestörte Verdauung oder Darmbewegung. Allen Patienten gemein ist die Gasansammlung in der Darmwand. Bei den meisten Patienten liegt diese Ansammlung inform von Zysten vor und betrifft meist den Bereich des rechten Colons.

Seltener ist der linke oder transversale Colon betroffen. Im späteren Verlauf kann es im Darm zu mehr oder weniger schweren Komplikationen kommen. Obstruktionen des Colons stehen dabei im Vordergrund. Denkbar sind aber auch gastrointestinale Blutungen. In Extremfällen wurde eine Perforation des Darms beobachtet.

Als solche wird in der Medizin eine Durchstoßung oder Durchbohrung des Gewebes bezeichnet, das den Darm ummantelt. Außerdem sind immunologische Entzündungen des Colons im Rahmen von Komplikationen denkbar.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Das wichtigste Kriterium für eine Diagnose auf Pneumatoris coli sind die Gase in der Darmwand oder gegebenenfalls die gasgefüllten Zysten. Der Arzt weist die Gasansammlungen mittels abdominaler Röntgenuntersuchung nach. Differentialdiagnostisch sind im Fall von Zysten Pseudopolypen auszuschließen. Die Unterscheidung kann mittels einer Gasanalyse erbracht werden.

Meist enthalten die Zysten Gas in einer Zusammensetzung von fünf bis fünfzehn Prozent O2, bis zu neunzig Prozent N2 und zwischen 0,3 und fünf Prozent CO2. Fälschlich positive Befunde können sich durch Blähsucht ergeben. Zur sicheren Abgrenzung gilt die Computertomographie als Methode der Wahl, da mittels dieser Bildgebung zwischen intramuraler und extramuraler Gasansammlung unterschieden werden kann. Bis auf die weiter oben genannten Komplikationen gilt der Verlauf der Pneumatoris coli als benigne.

Komplikationen

Bei dieser Krankheit leiden die Betroffenen in erster Linie an verschiedenen Störungen der Verdauung. Diese wirken sich in der Regel sehr negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen aus und können diese deutlich verringern. Auch Deformationen am Darm können durch die Erkrankung auftreten und die Lebensqualität des Patienten deutlich verringern.

Es kommt dabei zu Entzündungen und damit zu verschiedenen Komplikationen. In der Darmwand können sich Gase ansammeln, sodass es zur Ausbildung von Zysten kommen kann. Sollte die Krankheit nicht behandelt werden, kann es zu einer deutlichen Verringerung der Lebenserwartung kommen. Auch Geschwüre im Magen können dabei auftreten und sich ebenso negativ auf die Verdauung auswirken. In vielen Fällen nehmen die Betroffenen dann absichtlich weniger Nahrung zu sich und leiden dabei an Untergewicht oder an verschiedenen Mangelerscheinungen.

Bei der Behandlung treten in den meisten Fällen keine Komplikationen auf. Mit Hilfe von operativen Eingriffen können die Zysten gut entfernt werden. Ebenso sind die Patienten auf die Einnahme von Antibiotika angewiesen, um Entzündungen zu vermeiden. Ob es aufgrund der Pneumatosis coli zu einer verringerten Lebenserwartung kommt, kann nicht universell vorhergesagt werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn Magen-Darm-Beschwerden und andere Anzeichen einer Pneumatosis intestinalis oder Pneumatosis coli auftreten, empfiehlt sich in jedem Fall ein Arztbesuch. Der Mediziner kann die seltene Darmerkrankung diagnostizieren und weitere Maßnahmen vorschlagen. Wer Anzeichen eines Darmverschlusses oder sogar eines Darmdurchbruchs bemerkt, muss den Notarzt rufen. Die Symptome müssen umgehend abgeklärt und gegebenenfalls intensivmedizinisch behandelt werden. Betroffene Personen können den Hausarzt oder den Gastroenterologen einschalten. Weitere Ansprechpartner sind der Internist oder ein Lungenfacharzt.

Sollte es infolge der Magen-Darm-Probleme zu psychischen Problemen gekommen sein, kann außerdem ein Therapeut hinzugezogen werden. Besonders gefährdet sind Menschen, die kürzlich eine Magen-Darm-Infektion erlitten haben oder an Darmzysten leiden. Auch obstruktive Lungenerkrankungen stehen mit der Pneumatosis coli in Verbindung. Wer zu den Risikopatienten zählt, sollte Rücksprache mit dem Arzt halten, wenn die genannten Symptome auftreten. Eine weitere ärztliche Abklärung ist nötig, wenn nach der Genesung plötzlich wieder Magen-Darm-Beschwerden oder andere Symptome auftreten, die darauf hindeuten, dass die Erkrankung zurückgekehrt ist oder nicht vollständig auskuriert wurde.

Behandlung & Therapie

Die Therapie einer Pneumatoris coli in sekundärer Form richtet sich vorwiegend nach der primären Erkrankung. Eine primäre Pneumatoris coli muss nicht zwingend therapiert, sondern kann unter Umständen auch weiterbeobachtet werden. Das gilt insbesondere für Fälle mit geringer Gasansammlung, die keine Symptome hervorrufen. Falls zystische Einschlüsse vorliegen, werden die Zysten idealerweise durch minimal-invasive Verfahren entfernt.

Als solches Verfahren steht zum Beispiel die therapeutische Endoskopie zur Verfügung, die zu Darm-Eingriffen wie der Entfernung von Polypen häufig angewandt wird. Die Körperhülle wird dabei geschont. Unter Umständen kann zusätzlich zur Entfernung der Zysten und bei zystenlosen Gaseinlagerungen eine Behandlung mit Antibiotika erforderlich werden. Diese Behandlung stützt sich vorzugsweise auf die Gabe von Metronidazol.

Nur in äußerst schwerwiegenden Fällen ist bei einer Pneumatoris coli die mehrtägige Gabe von Sauerstoff erforderlich. Falls Komplikationen auftreten, sollte der behandelnde Arzt möglichst schnell handeln, um eine Perforation des Darms zu verhindern. In diesem Zusammenhang kann eine chirurgische Intervention die Therapie der Wahl sein. Kleinere Blutungen erfordern dagegen nicht zwingend die chirurgische Intervention und müssen vom Arzt in Anbetracht von Nutzen und Risiken diskutiert werden.


Vorbeugung

Bislang sind bis auf die Zusammenhänge mit bestimmten Primärerkrankungen keine Ursachen für die Pneumatoris coli bekannt. Das schränkt die Vorbeugemaßnahmen auf die jeweils genannten Primärursachen ein. Zur ideopathischen Pneumatoris coli stehen bislang keine vorbeugenden Schritte zur Verfügung.

Nachsorge

Dem Betroffenen stehen bei Pneumatosis coli in den meisten Fällen nur sehr wenige oder auch nur sehr eingeschränkte Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. Da es sich dabei um eine sehr seltene Krankheit handelt, wird diese meistens nur zufällig erkannt. Daher steht im Vordergrund bei dieser Krankheit eine schnelle und vor allem eine frühzeitige Diagnose, damit es im weiteren Verlauf nicht zu Komplikationen oder zu anderen Beschwerden beim Betroffenen kommt.

Eine Selbstheilung kann sich bei Pneumatosis coli in der Regel nicht einstellen, sodass der Betroffene in der Regel immer auf eine medizinische Behandlung angewiesen ist. Die meisten Patienten benötigen einen operativen Eingriff, um die Beschwerden zu lindern. Nach einem solchen Eingriff sollte sich der Betroffene auf jeden Fall ausruhen und seinen Körper schonen.

Dabei ist von Anstrengungen oder von stressigen und körperlichen Tätigkeiten auf jeden Fall abzusehen. Ebenso sollte direkt nach dem Eingriff nur leichte Nahrung eingenommen werden. Es kann dabei nicht im Allgemeinen vorhergesagt werden, ob die Pneumatosis coli die Lebenserwartung des Betroffenen verringert.

Das können Sie selbst tun

Da es sich bei dieser sehr seltenen Erkrankung um eine Form der Pneumatosis intestinalis handelt, gelten hier die gleichen Empfehlungen zur Selbsthilfe im Alltag. Zunächst einmal gilt aber auch hier, dass es möglicherweise ein weitere Grunderkrankung gibt, die die Pneumatosis coli ausgelöst hat. Sie sollte gefunden und behandelt werden.

Weil die Krankheit oft mit Lungenerkrankungen assoziiert ist, sollten die Patienten unbedingt das Rauchen aufgeben. Bewegung und sportliches Training an der frischen Luft unterstützt die Lungenfunktion. Liegt bereits ein Bronchialasthma oder gar ein Lungenemphysem vor, müssen diese Erkrankungen leitliniengerecht behandelt werden.

Bei der Pneumatosis coli ist es wichtig, das körpereigene Immunsystem zu unterstützen, denn die Immunabwehr der betroffenen Patienten ist häufig geschwächt. Sind die Durchfälle heftig, kann es hilfreich sein, wenn der Betroffene eine entsprechende Diät halt. Der Flüssigkeitsverlust sollte zudem unbedingt ausgeglichen werden. Bis zu drei Liter Flüssigkeitsaufnahme am Tag sind dazu notwendig. Es empfehlen sich Getränke wie Wasser ohne Kohlensäure, milde Kräutertees oder Gemüsebrühen. Ein geregelter Schlaf-Wach-Rhythmus mit ausreichend Ruhestunden unterstützen ebenfalls das Immunsystem. Die Einnahme von lebenden Darmbakterien unterstützt die Darmflora.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Messmann, H.: Klinische Gastroenterologie. Thieme, Stuttgart 2012

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