Prostatavergrößerung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Prostata ist eine walnussgroße Drüse, die zu den männlichen Geschlechtsorganen gehört. Mit zunehmendem Alter setzt eine Prostatavergrößerung ein, die auf die Harnröhre drückt und verschiedene Beschwerden auslöst. Die Prostatavergrößerung, die nicht krankhaften Ursprungs ist, wird auch als benigne Prostatahyperplasie oder Prostataadenom bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Prostatavergrößerung?

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Eine Prostatavergrößerung ist eine gutartige Vergrößerung der Prostata infolge zunehmender Vermehrung von Zellmaterial. Hyperplasie ist von der Hypertrophie (Wachstum der Zellgröße) zu unterscheiden, auch wenn die Begriffe bei einer Prostatavergrößerung teilweise synchron verwendet werden.

Die Prostatavergrößerung betrifft einen Anstieg der Anzahl der stromalen und epithelialen Zellen, was zur Bildung von großen, relativ diskreten Knoten in dem die Harnröhre umgebenden Bereich der Prostata führt. Bei ausreichender Größe drücken die Knötchen auf die Harnröhre, was eine Behinderung des normalen Harnflusses verursacht.

Eine Prostatavergrößerung führt zu symptomatischem Harnverhalten wie häufigem Wasserlassen, Dysurie (Schmerzen beim Wasserlassen) und einem erhöhten Risiko für Infektionen der Harnwege. Trotz Beschwerden verursachender Symptome führt eine Prostatavergrößerung nicht zu Krebs bzw. einem erhöhten Risiko von Krebserkrankungen.

Ursachen

Das zunehmende Gewebewachstum der Prostata beginnt ab etwa einem Alter von 30 Jahren. Schätzungsweise 50% der Männer haben im Alter von 50 Jahren histologische Anzeichen einer Prostatavergrößerung. Im Alter von 80 Jahren weisen 40-50% aller Männer eine klinisch signifikante Prostatavergrößerung auf.

Die Ursache der Prostatavergrößerung ist bislang ungeklärt, daher können kaum Risikofaktoren benannt werden. Es wird jedoch angenommen, dass der zunehmend höhere Anteil von Östrogen einen Wachstumsreiz weiblicher Gewebeanteile in der hinteren Harnröhre befördert. Eine andere These geht davon aus, dass eine Prostatavergrößerung aus einer im Alter verminderten Produktion von Dihydrotestosteron (DHT) resultiert.

Andere Studien gehen davon aus, dass eine Prostatavergrößerung veranlagt sein könnte. Demnach werden bestimmte Zellen im späteren Lebensalter aktiviert, die anderen Zellen der Drüse signalisieren zu wachsen oder empfindlicher auf Hormone zu reagieren.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

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Eine Prostatavergrößerung hat vor allem Auswirkungen auf das Wasserlassen. Das häufigste Symptom ist der Drang zum häufigen nächtlichen Wasserlassen. Zudem kommt es bei einer vergrößerten Prostata häufig zu einem schlagartigen und starken Drang zu urinieren.

Gleichzeitig wird das Urinieren auch schwieriger: Es kommt zu einem schwächeren Harnstrahl und häufig kommt bei Betroffenen einer Prostatavergrößerung des Gefühl auf, die Blase sei nicht völlig entleert. Tatsächlich bleibt bei Männern mit Prostatavergrößerung sehr häufig Restharn in der Blase zurück, der das Aufkommen von Blasen- und Harnröhreninfektionen begünstigt. In ganz seltenen Fällen kommt es zu einem völligen Harnverhalt und damit zu einer Gefährdung der Nieren.

Das Wasserlassen selbst dauert bei den Betroffenen häufig länger als sonst. Gelegentlich haben die Betroffenen starke Schwierigkeiten, mit dem Urinieren überhaupt zu beginnen. Häufig tropft auch nach dem Urinieren noch Urin nach oder es kommt zu Inkontinenzerscheinungen. Manchmal kann es zu einer verringerten Ejakulationsmenge kommen oder auch zu vorübergehenden Erektionsproblemen.

Die Symptome, die im Rahmen einer gutartigen Prostatavergrößerung auftreten können, sind nicht zwingend abhängig von der Stärke der Vergrößerung. Bei einigen Männern kommt es trotz einer stark vergrößerten Prostata zu keinen oder sehr gering ausgeprägten Symptomen.

Diagnose & Verlauf

Im Reizstadium einer Prostatavergrößerung zeigen sich erste Symptome die Häufigkeit des Wasserlassens und die Blasenfunktion betreffend. Das zweite Stadium der Prostatavergrößerung ist gekennzeichnet durch unvollständige Harnverhaltung und beginnendem Organversagen.

Im unbehandelten Endstadium versagt die Blasenfunktion vollständig, wodurch eine Urinvergiftung eintreten würde. Zusätzliche Komplikationen wie Harnwegsinfektionen bis hin zur Nierenschädigung sind möglich. Zur vollständigen Diagnose einer Prostatavergrößerung ist zunächst eine rektale urologische Untersuchung notwendig.

Um Krebs als Ursache der Prostatavergrößerung auszuschließen, kann ein proteinbasierter PSA-Bluttest oder ein rektaler Ultraschall durchgeführt werden. Im Verdachtsfall wird eine Biopsie verdächtigen Gewebes für eine mikroskopische Untersuchung entnommen. Bei der Zystoskopie führt der Arzt bei lokaler Betäubung einen kleinen Schlauch durch die Öffnung der Harnröhre in den Penis ein. So können das Innere der Harnröhre und der Blase untersucht werden, um den Umfang der Prostatavergrößerung zu bestimmen.

Komplikationen

Veränderungen der Prostata, die nicht zeitnah behandelt werden, können mit einer Reihe von Komplikationen einhergehen. Auch gutartige Vergrößerungen können den Urinfluss blockieren. Aufgrund der zunehmenden Ansammlung von Urin in der Harnblase steigt das Risiko für Blasensteine sowie für Harnwegsinfektionen und einer Reihe ernsthafterer Komplikationen beträchtlich an.

Aufgrund der permanent vermehrten Blasenfüllung und dem damit verbundenen erhöhten Druck beim Wasserlassen kommt es nach einiger Zeit zu einem reaktiven Wachstum der Blasenwandmuskulatur. Durch das übersteigerte Muskelwachstum kann die Blasenwand an Elastizität verlieren. Zudem steigt die Kollageneinlagerung im Gewebe, was die Bildung von Pseudodivertikeln, also kleinen Aussackungen in der Blasenwand, zur Folge haben kann.

Ein Harnrückstau kann dazu führen, dass Harn über die Harnleiter in das Nierenbecken gelangt. Ist dies über einen längeren Zeitraum der Fall, werden die Nieren geschädigt, in schweren Fällen kann es zu einem Nierenversagen kommen. Darüber hinaus besteht das Risiko einer Urämie.

Bestimmte Stoffwechselnebenprodukte wie Kreatinin, Harnsäure oder Harnstoff müssen über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden werden. Wenn dies nicht oder nicht einem hinreichendem Maß geschieht, weil die Nieren geschädigt sind, sammeln sich diese Stoffe im Körper an, was zu Vergiftungserscheinungen führt. Typische Symptome sind Übelkeit, Erbrechen und starker Juckreiz. Eine unbehandelte Urämie kann tödlich verlaufen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Da eine Prostatavergrößerung auf eine andere schwerwiegende Erkrankung hindeuten kann, sollte sie immer von einem Arzt untersucht werden. Nur durch eine frühe Diagnose und Behandlung können weitere Beschwerden und Komplikationen vermieden werden. Je früher die Erkrankung diagnostiziert und behandelt wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit eines positiven Krankheitsverlaufes.

Der Arzt ist bei der Prostatavergrößerung dann aufzusuchen, wenn der Betroffene in der Nacht sehr häufig die Toilette aufsuchen muss, ohne viel getrunken zu haben. Auch Erektionsbeschwerden können auf die Prostatavergrößerung hindeuten und sollten von einem Arzt untersucht werden, falls sie regelmäßig und ohne einen besonderen Grund auftreten. Die Patienten zeigen nicht selten auch Inkontinenz, wobei auch die Nieren beschädigt werden können. Die Symptome der Prostatavergrößerung können verschieden stark auftreten und das Leben des Betroffenen deutlich einschränken.

Die Diagnosestellung der Prostatavergrößerung kann durch einen Urologen erfolgen. Bei der weiteren Behandlung ist allerdings die Beteiligung weiterer Fachärzte notwendig. Ob es durch die Prostatavergrößerung zu einer verringerten Lebenserwartung des Betroffenen kommt, hängt stark von der genauen Ursache der Erkrankung ab, sodass hierbei keine allgemeine Voraussage möglich ist.

Behandlung & Therapie

Bereits bei ersten Beschwerden sollten behandelnde Maßnahmen ergriffen werden, um das Fortschreiten der Prostatavergrößerung einzudämpfen. Die meisten dieser minimal-invasiven Behandlungen führen dem betroffenen Gewebe, das auf die Blase drückt, Wärme zu.

Bei starken Symptomen und erfolglosen Wärmebehandlungen sollte eine Operation in Betracht gezogen werden. Neben naturheilkundlichen Heilpflanzentees aus Brennnessel, Weidenröschen oder Knospen der Zitterpappel kann eine Prostatavergrößerung auch medikamentös behandelt werden.

Die natürlichen Hormone Finasterid und Dutasterid unterbinden die Prostatavergrößerung. Sogenannte Alpha-Blocker wie Terazosin, Doxazosin, Tamsulosin oder Alfuzosin können Symptome der Prostatavergrößerung behandeln.

Mit Nebenwirkungen wie Schwindel, Müdigkeit und Benommenheit ist jedoch zu rechnen. Die Beschwerden einer Prostatavergrößerung können mit Rotlicht und Sitzbädern oder feuchtwarmen Wickeln gelindert werden. Um dem Blutstau in der Prostata entgegenzuwirken ist zudem regelmäßiger Geschlechtsverkehr oder die Masturbation eine wirkungsvolle Therapie.

Siehe auch: Behandlung einer Prostatavergrößerung


Vorbeugung

Eine Prostatavergrößerung gehört bei Männern zum Alterungsprozess. Grundsätzlich empfiehlt sich zur Vorbeugung eine leichte, vitamin- und kohlenhydratreiche Kost, die wenig Eiweiß enthält. Fett, Fleisch und Bier sollte zugunsten von kohlensäurefreien Getränken und Obst entsagt werden. Eine wertvolle Alternative zu Chips sind die, das Wachstum wuchernden Prostatagewebes hemmenden, Kürbiskerne. Vermieden werden sollten auch zu langes Sitzen, Unterkühlung oder eine gewaltsame Unterdrückung des Harndranges.

Nachsorge

Bei Prostatavergrößerungen aufgrund der Bildung eines Karzinoms kommt es in der Regel zur operativen Behandlung und der damit verbundenen Entfernung des betroffenen Gewebes. Dies geschieht auch in einigen Fällen der gutartigen Prostatavergrößerung. Nach einer solchen Behandlung sind regelmäßige Untersuchungen des behandelnden Arztes von großer Bedeutung. Hierbei soll das mögliche Auftreten von weiteren Geschwülsten nach der Behandlung frühzeitig erkannt werden.

Bei einer vorangegangenen Operation muss zudem eine Nachsorge der Wunde erfolgen. Der behandelnde Arzt achtet hierbei darauf, dass es zu keiner Infektion der Wunde kommt und dass es zu einer geringen Narbenbildung kommt. Bei einer starken Narbenbildung kann eine zusätzliche Operation erfolgen. Die Erkrankung und Behandlung der Prostata kann zudem zu einer erschwerten sexuellen Funktion und zur Inkontinenz führen.

Dies kann bei den Patienten zu psychischen Problemen führen. Daher sind eine Therapie sowie eine Kur, welche oft durch die gesetzliche Krankenversicherung übernommen wird, ratsam, damit dem Patienten seine Situation erleichtert wird. Auch können Selbsthilfegruppen und sonstige Beratungsstellen an den Kliniken in Anspruch genommen werden. Eine möglicherweise auftretende Inkontinenz kann durch eine spezielle Beckenbodengymnastik verbessert werden.

Das können Sie selbst tun

Die Prostatavergrößerung ist ein meist gutartiges Erkrankungsbild, das nicht immer gleich operiert wird, sondern auch der Selbsthilfe des Patienten zugänglich ist. Einige Maßnahmen, mit denen sich der Patient im Alltag selbst helfen kann, sind im Folgenden hier zusammengestellt.

Zunächst geht es darum, den Harndrang, den die meisten Patienten als wiederkehrendes Symptom wahrnehmen, erträglicher zu machen. Dies gelingt häufig, indem Patienten zwar die empfohlene Trinkmenge zu sich nehmen, aber nicht vor bestimmten Anlässen, wie dem Schlafengehen oder einer sozialen Verpflichtung, um für diese Zeiten vom Harndrang bestmöglich befreit zu sein.

Eine weitere Möglichkeit der Selbsthilfe ist es, auf harntreibende Getränke zu verzichten. Auch entwässernde Getränke sind eher zu vermeiden. Insbesondere Kaffee, Tee und Alkohol sind auf der Liste der ungünstigen Getränke. Nach dem Wasserlassen empfiehlt es sich, nach einer kurzen Pause noch einmal zu versuchen, die Blase zu entleeren. Nachkommender Urin wird dann ebenfalls abgesetzt und die Pause zum nächsten Wasserlassen deutlich verlängert. Ein Blasentraining ist ebenfalls sehr sinnvoll.

Es wird beispielsweise auch bei der Reizblase eingesetzt, um die Blase insofern zu trainieren, dass sie größere Füllungsmengen toleriert. Auf diese Weise ist es ebenfalls möglich, Harndrang besser zu kontrollieren. Möglich machen dies auch Medikamente auf frei verkäuflicher Basis, wie zum Beispiel mit Kürbisextrakten.

Quellen

  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2011
  • Hautmann, R.: Urologie. Springer, Berlin Heidelberg 2014
  • Sökeland, J., Schulze, H., Rübben, H.: Urologie. Thieme, Stuttgart 2004

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