Finasterid

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. Mai 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Wirkstoffe Finasterid

Finasterid gehört zu den synthetischen Steroiden und wird zur Behandlung von erblich bedingten Haarausfall bei Männern, sowie Prostatahyperplasie angewandt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Finasterid?

Finasterid gehört zu den synthetischen Steroiden und wird z.B. zur Behandlung von erblich bedingten Haarausfall bei Männern.

Finasterid ist ein Medikament, das ursprünglich zur Behandlung gutartiger Vergrößerung der Prostata entwickelt wurde, dessen stimulierende Wirkung auf den männlichen Haarwuchs jedoch ebenfalls festgestellt wurde und in Pillenform für diesen Zweck Verwendung findet.

Zur Behandlung der Prostatahyperplasie (Vergrößerung der Prostata) wird das Mittel in Dosierungen von 5 mg verwendet, bei der Behandlung von erblich bedingten Haarausfalls in Dosierungen von 1 mg. Die Symptome einer vergrößerten Prostata, bspw. der verringerte Urinfluss, können bei der Therapie nach ca. einem halben Jahr zurückgehen.

Die Folgen von erblich bedingten Haarausfall können, nach einigen Studien, bei zwei von drei Männern mit signifikanten neuem Haarwuchs entgegengewirkt werden. Die Nebenwirkungen von Finasterid können jedoch bis zu Prostatakrebs oder sexueller Dysfunktion führen.

Pharmakologische Wirkung

Finasterid zählt zu den synthetischen Steroiden und hemmt die Umwandlung des Sexualhormons Testosterons in die veränderte Form Dihydrotestosteron.

Forschungen haben gezeigt, dass einige Haarfollikel sensibel und mit einem Wachsstumsstop auf Dihydrotestosteron reagieren. Dieses Verhalten der Haarfollikel ist weit verbreitet und erblich. Als Folge der Behandlung mit Finasterid verlängert sich die Wachstumsphase der Haarfollikel. Wie wirksam diese Therapie ist, hängt von der noch vorhandenen Aktivität des Haarfollikels ab. Ist diese bereits deutlich zurückgegangen, wird sie vermutlich auch nicht mehr auf das Finasterid reagieren.

Wurde die Einnahme des Mittels begonnen und es zeigen sich Erfolge, muss Finasterid so lange weiter eingenommen werden, wie der Mann wünscht, seine Haare zu behalten. Die Glatzenbildung wird somit in einen späteren Lebensabschnitt verschoben und setzt spätestens dann erneut ein, wenn das Finasterid abgesetzt wird. Einige Studien belegen die enormen Erfolgschancen von Finasterid bei der Bekämpfung von erblich bedingten Haarausfalls.

So konnten bei über 80% der Probanden ein Stopp des Fortlaufenden Haarausfalls festgestellt werden und bei über 60% sogar eine erneute Rückbildung und Stärkung bereits deutlich unproduktiv gewordener Haarfollikel. Diese Wirkung zeigte sich auch Männern, die das 40. Lebensjahr bereits deutlich überschritten hatten.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Auch wenn Finasterid sich großer Beliebtheit bei der Behandlung von erblich bedingten Haarausfall bei Männern erfreut, wird es auch immer noch bei der Behandlung von Prostatahyperplasie angewendet und zeigt in der höheren Dosierung von 5 mg pro Tag gute Ergebnisse, die zu einem deutlichen Abbau der Beschwerden führen können.

Bei der Behandlung von Haarhausfall zeigt Finasterid, ähnlich wie das von außen aufgetragene Minoxidil, gute Erfolge an Haaransatz und auf der Schädelplatte, mit den größeren Erfolgen im hinteren Kopfbereich. In einer 10 Jahre andauernden Studie blieben lediglich 14% der Männer ohne Rückgang des Haarausfalls. Die Ergebnisse schwanken jedoch deutlich. So gibt es auch Männer, die im ersten Jahr der Behandlung keine Verbesserung feststellen können, anschließend jedoch einen Erfolg verzeichnen konnten.

Neben der Behandlung von Prostatahyperplasie und erblich bedingten Haarausfall existieren auch einige Bericht über den Einsatz zur hormonellen Steuerung bei Transsexuellen, die eine Umwandlung von Mann zur Frau vornehmen wollen. Diese Anwendung zeigte jedoch keine großen Erfolge und ist nicht zu empfehlen. Vor allem da Finasterid zu emotionalen Ungleichgewicht führen kann, zudem Transsexuelle, aufgrund ihrer komplizierten Situation, eh bereits zur Risikogruppe gehören.


Verabreichung & Dosierung

Finasterid ist ein Medikament, das häufig zur Behandlung von männlichem Haarausfall und benigner Prostatahyperplasie (BPH) eingesetzt wird. Bei der Verabreichung und Dosierung von Finasterid ist Folgendes zu beachten:

Dosierung und Einnahme: Finasterid ist in unterschiedlichen Dosierungen erhältlich. Bei Haarausfall beträgt die empfohlene Dosis in der Regel 1 mg täglich, während für die Behandlung von BPH häufig eine Dosis von 5 mg pro Tag empfohlen wird. Es wird empfohlen, das Medikament zur gleichen Tageszeit, unabhängig von den Mahlzeiten, einzunehmen.

Geduld: Es kann mehrere Monate dauern, bis die volle Wirkung von Finasterid sichtbar wird. Bei BPH kann es einige Wochen dauern, bis eine Verbesserung der Symptome auftritt.

Nebenwirkungen: Einige Nebenwirkungen sind bei Finasterid möglich. Dazu gehören unter anderem verminderter Sexualtrieb, Erektionsstörungen und eine Verringerung des Ejakulationsvolumens. Diese Nebenwirkungen sind meist vorübergehend, können jedoch in seltenen Fällen auch anhalten.

Schwangere Frauen: Finasterid kann schwerwiegende Nebenwirkungen bei ungeborenen männlichen Föten verursachen. Daher sollten schwangere Frauen den Kontakt mit dem Medikament, einschließlich zerkleinerter oder zerbrochener Tabletten, unbedingt vermeiden.

Überwachung: Regelmäßige Kontrollen bei einem Arzt sind wichtig, um die Wirksamkeit des Medikaments zu bewerten und mögliche Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen.

Eine individuelle Beratung durch einen Arzt ist unerlässlich, um die richtige Dosierung und die potenziellen Risiken von Finasterid zu verstehen.

Risiken & Nebenwirkungen

Finasterid kann zu einer Vielzahl von unerwünschten Nebenwirkungen führen. Dazu zählen vor allem Impotenz, Gynäkomastie (Vergrößerung der Brustdrüse beim Mann), erektile Dysfunktion, Ejakulationsstörung, testikulärer Schmerzen und Depression.

Viele Betroffene berichten von bleibenden Nebenerscheinungen, auch nachdem sie Finasterid abgesetzt haben. Zwar wird Finasterid zur Behandlung von gutartiger Prostatavergrößerung angewendet, jedoch gibt es durch die Einnahme ein erhöhtes Risiko an Prostatakrebs zu erkranken.

Erektionsstörungen und vermindertes Sexualverlangen können nach dem Absetzen des Mittels wieder vergehen, jedoch wird in vielen Fällen von einer bleibenden Störung berichtet, auch nach dem Absetzen des Medikaments. Selbst bei einer milden Dosierung von 1 mg pro Tag zeigen sich bei über 70 % der Patienten leichte bis schwere Fälle von Depression.

Kontraindikationen

Finasterid, ein Medikament zur Behandlung von Haarausfall und benigner Prostatahyperplasie (BPH), hat einige wichtige Kontraindikationen, die bei der Verschreibung und Verwendung berücksichtigt werden sollten:

Schwangerschaft: Schwangere Frauen dürfen Finasterid nicht einnehmen oder damit in Kontakt kommen. Das Medikament kann Entwicklungsstörungen bei männlichen Föten verursachen. Selbst der Kontakt mit zerbrochenen oder zerkleinerten Tabletten sollte vermieden werden.

Leberfunktionsstörungen: Bei Patienten mit schweren Lebererkrankungen kann die Fähigkeit des Körpers, Finasterid zu verarbeiten und auszuscheiden, beeinträchtigt sein. Daher sollten Patienten mit bekannten Leberfunktionsstörungen vor der Einnahme des Medikaments sorgfältig abgewogen und überwacht werden.

Überempfindlichkeit: Patienten, die allergisch auf Finasterid oder einen seiner Bestandteile reagieren, sollten das Medikament nicht einnehmen. Allergische Reaktionen können Hautausschläge, Juckreiz, Schwellungen und Atembeschwerden umfassen.

Frauen und Kinder: Finasterid wird normalerweise nicht bei Frauen und Kindern angewendet. Seine Wirksamkeit und Sicherheit bei diesen Patientengruppen sind nicht ausreichend untersucht, und potenzielle Nebenwirkungen sind nicht bekannt.

Prostatakrebs: Finasterid kann die Blutspiegel des prostataspezifischen Antigens (PSA) beeinflussen, was die Erkennung von Prostatakrebs erschweren könnte. Es ist wichtig, dass Patienten, die Finasterid einnehmen, regelmäßig ärztlich überwacht werden.

Patienten sollten vor Beginn einer Behandlung mit Finasterid eine sorgfältige medizinische Untersuchung und Beratung durch ihren Arzt durchführen lassen, um sicherzustellen, dass das Medikament für sie geeignet ist.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Während Finasterid generell als sicher gilt, sind potenzielle Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu beachten:

Hormontherapien: Da Finasterid die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT) beeinflusst, könnte es mit anderen hormonellen Therapien interagieren, die das Hormongleichgewicht beeinflussen. Beispielsweise könnte es die Wirkung von Testosteronpräparaten beeinträchtigen.

Blutdruckmedikamente: Obwohl direkte Wechselwirkungen mit Blutdruckmedikamenten selten sind, ist Vorsicht geboten, da einige Medikamente zur Behandlung von BPH, wie Alpha-Blocker, den Blutdruck senken können. Die gleichzeitige Einnahme von Finasterid und blutdrucksenkenden Medikamenten könnte den Blutdruck weiter senken.

Anticholinergika: Diese Medikamente, die oft zur Behandlung von Blasenerkrankungen eingesetzt werden, könnten in Kombination mit Finasterid die Symptome einer Harnverhaltung verschlimmern.

Lebermetabolisierte Medikamente: Da Finasterid in der Leber metabolisiert wird, besteht die Möglichkeit, dass Medikamente, die die Leberenzymaktivität beeinflussen, die Konzentration von Finasterid im Blut erhöhen oder senken könnten. Obwohl keine spezifischen Interaktionen dokumentiert sind, ist Vorsicht geboten.

Es ist immer ratsam, einen Arzt oder Apotheker zu konsultieren, bevor man Finasterid zusammen mit anderen Medikamenten einnimmt, um potenzielle Wechselwirkungen und deren Auswirkungen auf die Gesundheit zu besprechen.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Finasterid nicht vertragen wird oder ungeeignet ist, gibt es verschiedene alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe:

Minoxidil: Ein topisches Medikament, das in verschiedenen Konzentrationen erhältlich ist. Es wird direkt auf die Kopfhaut aufgetragen und kann das Haarwachstum stimulieren, indem es die Haarfollikel aktiviert. Es ist eine häufig verwendete Alternative bei Haarausfall.

Dutasterid: Ein ähnlicher Wirkstoff wie Finasterid, der ebenfalls die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT) hemmt, jedoch effektiver sein könnte. Es kann eine Alternative für diejenigen sein, die Finasterid nicht vertragen.

Ketoconazol: Ein antimykotisches Shampoo, das auch entzündungshemmende Eigenschaften hat und möglicherweise den DHT-Spiegel auf der Kopfhaut senkt. Es wird oft als Teil einer umfassenden Haarbehandlungsstrategie verwendet.

Plättchenreiches Plasma (PRP): Eine regenerative Behandlung, bei der konzentriertes Blutplasma in die Kopfhaut injiziert wird. PRP enthält Wachstumsfaktoren, die das Haarwachstum fördern sollen.

Lasertherapie: Niedrig dosierte Laser können die Haarfollikel stimulieren und das Haarwachstum verbessern. Diese Therapie wird oft in spezialisierten Kliniken oder durch tragbare Geräte zu Hause durchgeführt.

Transplantationen: Bei fortgeschrittenem Haarausfall können Haartransplantationen eine Option sein. Hierbei werden Haarfollikel aus dicht bewachsenen Bereichen des Kopfes entnommen und in kahle Stellen transplantiert.

Es ist wichtig, einen Facharzt zu konsultieren, um die beste individuelle Behandlungsstrategie zu finden.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

Das könnte Sie auch interessieren