Querlage
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei der Geburt des Kindes liegt dessen Kopf im Normalfall in Richtung des Geburtskanals. Diese Lage nimmt es zwischen der 34. und 36. Schwangerschaftswoche ein. Bei einer Querlage liegt das Kind mit dem Rücken in einem rechten Winkel zum Rücken der Mutter. Es zeigt also kein Körperteil zum Ausgang der Gebärmutter. In diesem Fall ist eine normale, vaginale Geburt nicht möglich, weshalb das Baby mithilfe eines Kaiserschnitts geholt werden muss.
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Was ist eine Querlage?
Die häufigste und gesündeste Lage des Kindes vor der Geburt ist die Schädellage. Dabei ist der Kopf auf den Geburtskanal ausgerichtet, sodass er während der Entbindung vorangeht. Es kann jedoch vorkommen, dass das ungeborene Kind die Drehung in die richtige Position, die normalerweise in der Mitte oder gegen Ende des neunten Monats erfolgt, nicht vollständig vollzogen hat.
Die Querlage beschreibt den rechten Winkel, in dem die Wirbelsäule des Kindes zu der der werdenden Mutter ausgerichtet ist. Anders als bei der Kopfgeburt, oder sogar der Steißgeburt, findet dadurch kein Körperteil den Weg in Richtung Geburtskanal. Daher kann das Kind weder durch Pressen noch durch Saugglocken oder Zangen nach draußen gelangen.
Nur bei etwa 0,5 bis 1 Prozent der Geburten tritt eine Querlage auf. Die Wahrscheinlichkeit erhöht sich bei Mehrlingsschwangerschaften, Frühgeburten oder Frauen, die schon mehr als vier Kinder geboren haben.
Ursachen
Dabei kann es sich zum Beispiel um ein Gebärmutterseptum, auch uterus septus genannt, handeln, wobei die Gebärmutter durch eine Art Trennwand in zwei separate Bereiche unterteilt wird. Desweiteren kann auch die Plazenta ein Hindernis sein, wenn sie sich wie bei der plazenta praevia vor dem Muttermund in einer Fehllage befindet. In manchen Fällen liegt der Querlage auch ein Tumor im kleinen Becken zugrunde.
Ist in der Gebärmutter zu viel Platz vorhanden, damit sich das Kind ausrichten kann, liegt dies oft an einer ausgedehnten Gebärmutter. Die übermäßige Dehnung entsteht als Folge von vielen Schwangerschaften, weshalb mehrfache Mütter ein erhöhtes Risiko tragen. Auch ein Polyhydramnion, also die vermehrte Fruchtwasserbildung, und Fehlbildungen des Fötus sind mögliche Ursachen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Lage des Babys, bei der sich Kopf und Po auf gleicher Höhe jeweils seitlich in der Gebärmutter befinden, macht eine natürliche Geburt unmöglich. Die Lage, in der die Körperhauptachse des Kindes einen rechten Winkel mit der Führungslinie des Geburtskanals bildet, ist von der Schräglage zu unterscheiden. Hierbei bilden die beiden Körperhauptachsen einen spitzen Winkel.
Schon die Form des Bauches deutet auf die falsche Position des Fötus hin und unterscheidet sich mitunter deutlich von der bei regulären Schwangerschaften. Die Querlage des Kindes verursacht bei der werdenden Mutter noch während der Schwangerschaft oft Schmerzen. Das ungeborene Kind hat zu diesem Zeitpunkt, und wenn weitere Komplikationen ausbleiben, unter keinen schmerzhaften Symptomen zu leiden.
Eine Querlage kann für Mutter und Kind jedoch lebensbedrohliche Folgen haben, vor allem, wenn die Geburt unerwartet einsetzt. Im Falle eines Blasensprung wird der Muttermund nicht ordentlich durch das Kind abgedichtet. Es besteht das Risiko eines Nabelschnurvorfalls, wodurch diese abgeschnürt wird und die Sauerstoffversorgung des Kindes nicht mehr gewährleisten kann.
Bei einer verschleppten Querlage kann ein Vorfall eines Arms des ungeborenen Kindes in den Geburtskanal stattfinden. Während der Wehen presst sich so die Schulter des Babys in das Becken der Mutter, wodurch im schlimmsten Fall die Gebärmutter zerreißen kann.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Die Querlage ist in vielen Fällen schon an der charakteristischen Form des Bauches zu erkennen. Die ausführliche Ertastung der Lage erfolgt in der Regel als Bestandteil der obligatorischen Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen von außen. Hierbei kommen die sogenannten Leopold-Handgriffe zum Einsatz.
Erfolgt die Untersuchung mittels Tastens über die Vagina ist zu spüren, dass das kleine Becken der Patientin leer ist. In jedem Fall kommt aber immer eine Ultraschalluntersuchung zum Einsatz, um den Befund zu sichern und genaue Aussagen über die Lage des Kindes treffen zu können. Wenn sich das ungeborene Kind zwischen der 34. und 36. Schwangerschaftswoche nicht in die Schädellage bewegt, ist davon auszugehen, dass eine reguläre vaginale Entbindung nicht stattfinden kann.
Komplikationen
Im Allgemeinen muss bei einer Quer- oder Schräglage fast immer ein Kaiserschnitt durchgeführt werden. Dabei handelt es sich zwar um einen Routine-Eingriff, dennoch bestehen Risiken: Infektionsgefahr, Gewebeverletzungen, Wundheilungsstörungen, Thromboserisiko und Komplikationen durch Narkosemittel. Zudem verspürt die Mutter oft noch Tage bis Wochen nach der Entbindung starke Schmerzen. Ein Kaiserschnitt erhöht außerdem das Risiko für Zwischenfälle bei einer weiteren Schwangerschaft.
Das Kind hat nach einer Schnittentbindung häufig Probleme mit der Atmung oder erleidet aufgrund der Operation kleine Schürf- oder Schnittwunden. Gelegentlich bleiben längerfristig Lungenprobleme bestehen. Zuletzt können auch die verabreichten Schmerz- und Beruhigungsmittel Komplikationen hervorrufen. Neben den typischen Neben- und Wechselwirkungen können sich beim Kind vorübergehend Schläfrigkeit und Atemprobleme einstellen. In seltenen Fällen treten schwere allergische Reaktionen auf.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei einer Querlage des Kindes sollte immer eine ärztliche Behandlung stattfinden. Dabei ist eine vaginale Geburt kaum möglich, sodass die Patientin auf einen Kaiserschnitt angewiesen ist. Nur dadurch kann das Kind überleben. In den meisten Fällen wird die Querlage schon bei den regelmäßigen Untersuchungen durch den Frauenarzt erkannt, sodass ein zusätzlicher Besuch beim Arzt zur Diagnose nicht mehr notwendig ist.
Aus diesem Grund sollten solche Untersuchungen während der Geburt immer durchgeführt werden, um die Querlage schon früh zu erkennen und bei der Geburt entsprechend einen Kaiserschnitt einzuleiten. Weitere Komplikationen treten dabei nicht mehr auf, wenn die Unregelmäßigkeit schon früh erkannt wird. Im schlimmsten Falle kann die Gebärmutter der Frau bei der Geburt aufgrund der Querlage vollständig zerreißen. In einigen Fällen leiden die betroffenen Frauen auch an Schmerzen, wobei diese allerdings nur selten vorkommen.
Durch eine entsprechende Behandlung im Krankenhaus während der Geburt werden Komplikationen vermieden, sodass auch die Lebenserwartung der Mutter und des Kindes nicht negativ beeinflusst wird.
Behandlung & Therapie
Eine frühzeitige Entbindung, also vor dem Einsetzen der Wehen, mittels Kaiserschnitt bietet einen sicheren Ausweg aus der lebensbedrohlichen Lage. Ist die Querlage auf zu viel Freiraum im Mutterleib zurückzuführen, kann der Eingriff noch verzögert werden, bis die Wehen einsetzen. In manchen Fällen richtet sich das Kind dabei doch noch in die Schädellage aus, weshalb eine reguläre Kopfgeburt möglich wird.
In jedem Fall sollte aber ein operativer Eingriff vorbereitet werden, um schnellstmöglich auf die Entwicklungen reagieren zu können. Sind eine erhöhte Fruchtwassermenge oder eine ausgedehnte Gebärmutter für die Querlage verantwortlich, kann ein erfahrener Geburtshelfer eine äußere Wende versuchen. Hierbei wird das Kind durch die Bauchdecke erfasst mit dem Ziel, es zu einer Rolle zu veranlassen.
Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die 37. Schwangerschaftswoche beendet wurde und sich das Kind in einem guten gesundheitlichen Zustand befindet. Zudem darf keine Fehllage des Mutterkuchens vorliegen und ein Kaiserschnitt muss weiterhin möglich sein. Bei Zwillingsgeburten kann versucht werden, den zweiten Zwilling direkt nach der Entbindung des ersten am Fuß zu erfassen und zu drehen, um eine vaginale Geburt doch noch möglich zu machen.
Vorbeugung
Schon bei gynäkologischen Untersuchungen im Vorfeld einer Schwangerschaft lässt sich feststellen, ob Fehlbildungen der Gebärmutter oder Plazenta vorliegen, die zu Risikofaktoren werden können. Auch die frühzeitige Entdeckung und Entfernung von Tumoren des kleinen Beckens mindert die Gefahr einer Querlage.
Hat eine Frau schon mehrere Kinder geboren, sollte das Risiko einer Ausdehnung der Gebärmutter ebenfalls bedacht werden. Aber auch Frauen, bei denen Komplikationen wahrscheinlich sind, müssen nicht zwangsläufig ihren Kinderwunsch aufgeben. Durch die professionelle Anwendung eines Kaiserschnitts besteht heute für Mutter und Kind keine akute Lebensgefahr mehr.
Nachsorge
Nach einer Querlage und der Geburt richtet sich die Notwendigkeit und der Umfang der Nachsorge nach der Entbindung selbst. Konnte die Lage korrigiert werden und wurde das Kind auf natürlichem Wege geboren, sind entsprechende Nachsorgetermine beim behandelnden Gynäkologen einzuhalten. War ein Kaiserschnitt erforderlich, da es nicht die Möglichkeit der Lagekorrektur gab, so ist die Operationsnarbe zu kontrollieren und die ordnungsgemäße Abheilung dieser sicherzustellen.
Dies erfolgt in Zusammenarbeit mit der häuslichen Hebamme und dem Gynäkologen. Besonderheiten wie Narbenschmerzen oder eine schlechte Heilung können so rechtzeitig erkannt und entsprechend behandelt werden. Welche Behandlung im individuellen Fall als notwendig erscheint, ist sehr unterschiedlich. Im Idealfall gestaltet sich die Nachsorge bei einer Querlage wie nach einer natürlichen oder einer Kaiserschnittgeburt und es sind keine besonderen Maßnahmen erforderlich.
Bei einem speziellen Kaiserschnitt ist unter Umständen eine längere Nachsorge- und Kontrollzeit vorgesehen. Außerdem kann es bei Folgegeburten notwendig sein, wieder einen Kaiserschnitt durchzuführen. Auch für das Kind sind bei einem normalen Geburtsverlauf und einer bekannten Querlage keine besonderen Nachsorgemaßnahmen erforderlich, außer der üblichen Vorsorgeuntersuchungen und eventuell die Betreuung durch eine Hebamme, die Wöchnerin und Baby nach der Geburt zuhause betreut.
Das können Sie selbst tun
Wenn bei Ultraschalluntersuchungen ab der 35. Schwangerschaftswoche eine Querlage des Kindes festgestellt wird, besteht immer noch die Möglichkeit, dass sich dessen Lage wieder von allein normalisiert. Ist dies nicht der Fall, kann mit der Unterstützung eines professionellen Teams, welches aus einem Arzt und Geburtshelfer besteht, eine äußere Wendung versucht werden. Das muss die werdende Mutter jedoch wollen, da ansonsten eine solche Wendung nicht gelingt.
Die Schwangere muss allerdings jederzeit auch auf eine Geburt mit Kaiserschnitt vorbereitet sein. Bei Erstgeburten ist es in Deutschland unter diesen Bedingungen Standard, einen Kaiserschnitt durchzuführen. Für die werdende Mutter gibt es jedoch vorher noch andere Möglichkeiten, das Baby eventuell zu einer Lageveränderung zu animieren.
Dazu wird die Tatsache ausgenutzt, dass das ungeborene Kind bereits auf äußere Reize reagiert und sich mit seinem Kopf in Richtung dieses Reizes bewegt. Deshalb ist eine bewusste Kontaktaufnahme mit dem Kind notwendig, indem unter anderem zum Baby hingeatmet und mit ihm kommuniziert wird. Des Weiteren können der Lichtstrahl einer Taschenlampe von den Rippen nach unten geführt und akustische Reize etwa durch Klangkugeln in den Hosentaschen erzeugt werden. Das ungeborene Kind wendet sich zum äußeren Reiz und wird möglicherweise zur Drehung animiert. Schwimmen kann auch helfen, weil dadurch die Spannung im Bauch abnimmt und sich das Baby besser bewegen kann.
Quellen
- Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
- Schneider, H., Husslein, P., Schneider, K.T.M.: Die Geburtshilfe. Springer, Berlin Heidelberg 2011
- Stiefel, A., Geist, C., Harder, U.: Hebammenkunde: Lehrbuch für Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Beruf. Hippokrates, Stuttgart 2012