Rückfallfieber

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Rückfallfieber wird durch Läuse oder Zecken übertragen, die mit Borreliose-Bakterien infiziert sind. Die Krankheit kann meist gut mit Antibiotika behandelt werden, dennoch besteht bei Verdacht und Diagnose eine Meldepflicht an die zuständigen Behörden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Rückfallfieber?

Beim Läuse-Rückfallfieber treten üblicherweise vier Fieberanfälle mit abnehmender Intensität und Dauer auf.
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Das Rückfallfieber ist eine bakterielle Infektion, die durch Borrelien ausgelöst wird. Während die Krankheit Anfang des 19. Jahrhunderts noch weltweit verbreitet war, findet man sie heutzutage nur noch in Gebieten, in denen sehr schlechte Hygieneverhältnisse herrschen.

Es gibt zwei verschiedene Arten des Rückfallfiebers: das Zecken- und das Läuse-Rückfallfieber. Ersteres kommt in Mittel- und Südamerika, Asien und Afrika vor sowie in Spanien und Portugal. Letzteres tritt zumeist in Flüchtlingslagern oder in Gefängnissen in Asien, Südamerika und Afrika auf. Insgesamt ist die Krankheit in tropischen und subtropischen Gebieten zu finden.

Das Läuse-Rückfallfieber wird auch als epidemisches Rückfallfieber bezeichnet, das Zecken-Rückfallfieber als endemisches. Die Krankheit zählt zur Gruppe der Borreliosen. Sie wurde 1868 von dem deutschen Arzt Otto Obermeier entdeckt.

Ursachen

Das Läuse-Rückfallfieber wird durch die Bakterien Borrelia recurrentis ausgelöst. Sie werden über Läuse auf den Menschen übertragen. Über kleine Verletzungen der Haut, zum Beispiel feine Kratzer, können die Erreger in den Körper gelangen. Verletzungen, die so klein sind, dass der Mensch sie gar nicht bemerkt, reichen den Erregern dabei aus. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.

Durch Stiche von Lederzecken wird das Zecken-Rückfallfieber übertragen. Hierbei sind die Krankheitserreger andere Borrelien-Arten, beispielsweise die Borrelia hermii. Auch durch eine Laborinfektion oder infizierte Bluttransfusionen können die Erreger in den Körper gelangen, was aber nur sehr selten vorkommt.

Nach dem Eintritt der Erreger verteilen sich diese über die Blut- und Lymphbahnen im gesamten Körper. Sie können in verschiedene Organe eintreten, dort bleiben und sich weiter vermehren.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Nach einer Infektion mit Borreliose-Erregern treten zunächst die typischen Fiebersymptome auf: Eine erhöhte Körpertemperatur, Schüttelfrost, Glieder-, Muskel- und Kopfschmerzen sowie Abgeschlagenheit. Als Folge der Vergrößerung von Leber und Milz tritt eine Gelbsucht auf. Der Ikterus äußert sich durch Juckreiz, Hautveränderungen und ein zunehmendes Krankheitsgefühl.

Die typische Eigenschaft des Rückfallfiebers ist sein wiederholtes Auftreten. Nachdem in der ersten Krankheitsphase ein starkes Fieber mit gelegentlichen Fieberkrämpfen auftritt, kommt es in weiterer Folge zu schwächer werdenden Fieberschüben. Beim Läuse-Rückfallfieber treten üblicherweise vier Fieberanfälle mit abnehmender Intensität und Dauer auf.

Beim Zecken-Rückfallfieber sind bis zu elf Fieberattacken möglich. Unabhängig vom Auslöser stellen sich die ersten Krankheitszeichen drei bis vier Tage nach der Infektion ein. Nach spätestens 18 Tagen erreicht die Erkrankung ihren Höhepunkt. In Einzelfällen droht ein schwerer Krankheitsverlauf mit weiteren Komplikationen. Dann kommt es immer wieder zu Bewusstseinstrübungen und Entzündungen von Hirnhaut und Herzmuskel.

Bei körperlich geschwächten Menschen besteht das Risiko eines lebensbedrohlichen Organversagens. Äußerlich ist das Rückfallfieber nicht von einem normalen Fieber zu unterscheiden. Allerdings weist das Symptombild aus erhöhter Körpertemperatur, Gelbsucht und Bewusstseinsstörungen auf eine ernste Infektion hin, die dringend abgeklärt werden muss.

Diagnose & Verlauf

Einen ersten Hinweis auf das Rückfallfieber liefern wiederkehrende, drei bis sieben Tage andauernde Fieberschübe. Eine endgültige Diagnose wird durch eine Blutuntersuchung mit dem Mikroskop gestellt. Allerdings sind die Borrelien nur während der Fieberschübe im Blut zu sehen.

Die fieberfreien Phasen werden nach jedem Fieberanfall länger, die Fieberattacken werden kürzer und leichter. Beim Läuse-Rückfallfieber sind vier Fieberanfälle normal, beim Zecken-Rückfallfieber können bis zu elf Wiederholungen auftreten. Begleitbeschwerden sind Kopf- und Gliederschmerzen, ein stecknadelkopfgroßer Hautausschlag, Schüttelfrost und Gelbsucht. Oft vergrößern sich auch Milz und Leber. Die ersten Symptome treten etwa vier bis 18 Tage nach der Infektion auf.

Mögliche Komplikationen sind Bewusstseinstrübungen und schlimmstenfalls Entzündungen der Hirnhäute, des Gehirns oder des Herzens. Auch Leberversagen oder das Versagen mehrerer Organe können schwere Komplikationen sein.

Komplikationen

In der Regel kann das Rückfallfieber relativ gut behandelt werden, sodass die Komplikationen erst dann eintreten, wenn die Erkrankung nicht behandelt wird. Die Betroffenen leiden dabei an einem hohen Fieber und an den gewöhnlichen Beschwerden einer Grippe oder einer Erkältung. Es kommt dabei zu starken Schmerzen am Kopf und auch zu Gliederschmerzen.

Im weiteren Verlauf der Erkrankung kann es auch zu einer Gelbsucht kommen, die von Schüttelfrost begleitet wird. Ebenso leiden die Betroffenen krankheitsbedingt an einem Hautausschlag, der mit einem Juckreiz verbunden ist. Falls sich der Betroffene häufig kratzt, kann es dadurch zur Ausbildung von Narben kommen. Die Leber und die Milz werden beim Rückfallfieber ebenso vergrößert, sodass es in diesen Regionen eventuell zu Schmerzen kommen kann. Weiterhin kann die Erkrankung zu Entzündungen am Gehirn führen, die das Gehirn irreversibel schädigen können.

In der Regel kann das Rückfallfieber einfach und ohne Komplikationen behandelt werden. Der Betroffene sollte von anderen Mitmenschen allerdings isoliert werden. Bei einer erfolgreichen Behandlung kommt es nicht zu einer verringerten Lebenserwartung des Betroffenen. In schwerwiegenden Fällen kann das Rückfallfieber auch zu einem Kreislaufschock führen, sodass der Betroffene auf einen stationären Aufenthalt im Krankenhaus angewiesen ist.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Das Rückfallfieber sollte immer durch einen Arzt behandelt werden. Es kann bei dieser Erkrankung zu schwerwiegenden Komplikationen kommen, falls die Erkrankung nicht richtig behandelt wird. Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Betroffene an einem sehr hohen Fieber leidet. Dabei treten auch die gewöhnlichen Beschwerden und Symptome einer Grippe oder einer Erkältung auf, die sich sehr negativ auf die Qualität des Lebens des Betroffenen auswirken.

Ebenso kommt es dabei zu einem starken Juckreiz und in einigen Fällen auch zu einer Gelbsucht. Die Leber und die Milz können sich durch das Rückfallfieber auch vergrößern. Die Betroffenen können an Störungen des Bewusstseins oder sogar an Herzbeschwerden leiden.

Treten diese Beschwerden auf, so sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Das Rückfallfieber kann durch einen Allgemeinarzt oder in einem Krankenhaus diagnostiziert werden. Bei der weiteren Behandlung kommt es meist nicht zu Komplikationen.

Behandlung & Therapie

Beide Formen des Rückfallfiebers werden mit Antibiotika behandelt, bewährt haben sich dabei Tetracyclin und Doxycyclin. Die Medikamente werden etwa eine Woche lang eingenommen. Eventuell wird der Betroffene von Mitmenschen isoliert. Ohne entsprechende Behandlung kann das Rückfallfieber zum Tod führen.

Bei der Gabe der Antibiotika kann es zu einer sogenannten Jarisch-Herxheimer-Reaktion kommen. Nach der Beseitigung vieler Bakterien auf einmal setzt der Organismus körpereigene Substanzen frei, die Entzündungsreaktionen des Körpers einleiten. Zu diesen sogenannten "Entzündungsmediatoren" zählen beispielsweise Histamin und Serotonin. Symptome einer Jarisch-Herxheimer-Reaktion sind hohes Fieber, Übelkeit, Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen sowie Hautausschläge, also Beschwerden, die denen des Rückfallfiebers sehr ähnlich sind.

Zumeist dauern diese verstärkten Symptome nur wenige Stunden an, sie können aber auch mehrere Tage anhalten. In besonders schweren, seltenen Fällen kann es zu einem Kreislaufschock kommen. Um dieser Reaktion vorzubeugen oder sie zumindest abzuschwächen, werden vor Gabe des Antibiotikums Glukokortikoiden verabreicht, also bestimmte Hormone, die in ihrer natürlichen Aufgabe den Zuckerstoffwechsel beeinflussen.


Vorbeugung

Gegen das Rückfallfieber besteht derzeit kein Impfstoff. Als Vorsichtsmaßnahme sollten Gebiete mit niedrigen Hygienestandards gemieden werden, zum Beispiel unsaubere Hotels. Um sich gegen Zeckenbisse zu schützen, sollte man Kleidung mit langen Ärmeln und Beinen, Socken und feste Schuhe tragen. Auch Insektenschutzmittel, als Lotion oder Spray erhältlich, sind eine gute Vorbeugungsmaßnahme. In den Verbreitungsgebieten des Läuse-Rückfallfiebers werden die Läusearten, die die Erreger übertragen können, bekämpft.

Nachsorge

Eine derartige Infektion ist für den Körper des betroffenen Patienten sehr belastend, insbesondere, wenn nicht sofort eine antibiotische Therapie eingeleitet werden konnte. Daher befindet sich der Patient noch in der Rekonvaleszenz, auch wenn sich keine Symptome mehr wie Fieber oder Juckreiz zeigen. Das bedeutet für den Betroffenen, dass er sich in der Nachsorgezeit weiterhin schonen sollte.

Das körpereigene Immunsystem muss neu aufgebaut werden. Das geschieht am besten durch ausgedehnte Ruhezeiten und eine gesunde, frische Kost, die täglich zubereitet wird und viele Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe enthält. Weil achtzig Prozent aller Immunzellen im Darm sitzen, kann an die Gabe von Probiotika gedacht werden. Es gibt entsprechende Nahrungsergänzungsmittel rezeptfrei in Apotheken oder Drogeriemärkten.

Sie enthalten lebende Mikroorganismen (meist Milchsäure-Bakterienkulturen), die sich im Darm einnisten und vermehren und damit für ein gesundes Immunsystem sorgen sollen. Fast so wichtig wie die Darmpflege wirkt sich Sport beim Aufbau des Immunsystems aus. Viel Bewegung reguliert den Stoffwechsel und stimuliert Herz, Kreislauf sowie das Immunsystem.

Haben die Patienten bei einem Rückfallfieber auch unter ausgedehnten Hautausschlägen gelitten, empfiehlt sich an diesen Stellen eine intensive Hautpflege. Je nach Ausmaß der verbliebenen Beschwerden muss die Haut neu mit Fett und/oder Feuchtigkeit versorgt werden. In manchen Fällen empfiehlt sich auch eine Narbenbehandlung mit entsprechenden Ölen.

Das können Sie selbst tun

Zum Schutz vor Ansteckung sollte der Betroffene eine besondere Sorgfalt im Alltag aufbringen. Da die Krankheitserreger bereits bei kleineren Verletzungen von einem Menschen zum nächsten beginnen können, ist bei offenen Wunden ganz besonders darauf zu achten, dass keine Übertragung stattfinden kann. Es handelt sich um eine meldepflichtige Erkrankung, die höchst ansteckend ist.

Die Möglichkeiten der Selbsthilfe beschränken sich neben den vorbeugenden Maßnahmen auf eine Stärkung des körpereigenen Abwehrsystems. Damit der Organismus im Heilungsprozess bestmöglich unterstützt wird, ist auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu achten. Eine vitaminreiche Kost stärkt das Immunsystem und fördert die Genesung. Zu den Beschwerden des Rückfallfiebers gehört eine erhöhte Körpertemperatur. Mit kalten Umschlägen und einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr kann eine Linderung der Beschwerden erreicht werden. Der Erkrankte benötigt eine ausreichende Sauerstoffzufuhr. Daher sollten die Räumlichkeiten möglichst gut in regelmäßigen Abständen durchlüftet werden. Zudem ist die Schlafhygiene zu optimieren und sollte an die natürlichen Bedürfnisse angepasst werden.

Überanstrengungen, Stress oder zusätzliche Belastungen sind vom Patienten fernzuhalten. Körperliche Tätigkeiten sind auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Diese können andernfalls zu Komplikationen und einer weiteren Verschlechterung der Gesundheit führen. Bei einem vorhandenen Juckreiz ist ganz besonders auf die mögliche Ansteckungsgefahr zu achten. Nach Möglichkeit ist das Kratzen zu vermeiden.

Quellen

  • Darai, G., Handermann, M., Sonntag, H.-G., Zöller, L. (Hrsg.): Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. Springer, Berlin 2012
  • Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015

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