Rebound-Effekt

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Rebound-Effekt ist speziell nach dem Absetzen einer längeren Medikation von Bedeutung. Ursprünglich für die Anpassung des Körpers gedachte Mechanismen können in der Medizin und in anderen Bereichen zu unerwünschten Nebenwirkungen führen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Rebound-Effekt?

Der Rebound-Effekt ist eine Folge des Aufgebens einer Gewohnheit. In der Medizin steht hierbei im Vordergrund, wenn eine Medikation länger andauert, denn dann gewöhnt sich der Körper daran und das Absetzen des Medikaments löst den Rebound aus.

Der Rebound-Effekt ist abstrakt betrachtet eine Folge des Aufgebens einer Gewohnheit. In der Medizin steht hierbei im Vordergrund, wenn eine Medikation länger andauert, denn dann gewöhnt sich der Körper daran und das Absetzen des Medikaments löst den Rebound aus: Die ursprünglich behandelten Symptome treten oftmals im höheren Grad als vor der Medikation auf. Daher wird auch synonym vom Absetzeffekt gesprochen.

Bei einer Sucht kann ein Rebound auftreten, wenn die Sucht weiter bedient wird, um Entzugserscheinungen zu vermeiden. Diese werden nach Absetzen des Suchtmittels umso größer (Rebound), sodass der Sucht weiterhin nachgegangen werden muss.

Auch bei hormonellen Behandlungen tritt der Absetzeffekt auf. Besonders anschaulich ist er in der Physiologie zu finden, indem ein Patient mit seinem Arm den Arm eines Arztes herunterdrückt. Wenn dieser zunächst dem Druck standhält, gewöhnt sich der Patient an diesen Zustand. Wird der Gegendruck plötzlich vermindert, kommt es zu einem schlagartigen Stopp der Kraftaufwendung auf beiden Seiten und der Arm des Patienten schießt leicht nach oben (Rebound).

Funktion & Aufgabe

Hier wird die abstrakte Grundstruktur des Absetzeffekts ersichtlich: Der Körper gewöhnt sich an eine Situation. Wenn diese geändert wird, kann er zunächst nicht richtig kompensieren. Verschiedene Mechanismen können dafür die Ursache sein: Bei einer Medikation können sich die Rezeptoren, die auf den Wirkstoff reagieren, in der Zahl vermindern. Der Körper stumpft auf das Medikament ab und braucht eventuell eine höhere Dosis. Beim Absetzen können die körpereigenen Wirkstoffe in der Folge an weniger Rezeptoren anbinden. Wo vorher ein Defizit war, das die Medikation erforderlich machte, ist der Mangel nachher noch größer.

Aber auch das Gegenteil kann eintreten: Es kann zu einer Upregulation kommen, zu einer Höherregulierung der Rezeptorenzahl. Der Körper lernt, auf den Wirkstoff zu reagieren, er wird empfindlicher auf ihn, gewöhnt sich aber auch an den höheren Umsatz. Beim Absetzen des Medikaments ist er deswegen unterversorgt, es kommt zum Rebound.

Die hohe Anpassungsfähigkeit des menschlichen Körpers ist eine lebenswichtige Eigenschaft. Auf diese Weise kann er eine Vielzahl von Umgebungsveränderungen kompensieren und sich auf mannigfaltige Umgebungsbedingungen einstellen. Bei abrupten Änderungen braucht er allerdings eine Zeit der Umstellung.

Der Absetzeffekt tritt deswegen nur dann auf, wenn ein Medikament zu schnell abgesetzt wird. Bei längerem Ausschleichen wird er vermieden. Der Rebound ist folglich eine Art Tribut an die Anpassungsfähigkeit, ohne die der Mensch ungemein sensibler und zerbrechlicher wäre.

Dieser Effekt ist nicht nur in der Medizin zu beobachten, sondern etwa auch in der Psychologie. Hat sich die Psyche an eine Umgebung gewöhnt, kann eine forsche Änderung im Leben den gewohnten Zustand erst recht vermissen lassen.

Ebenso ist es eine Art Rebound, wenn jemand aus einer sehr kalten in eine sehr warme Region zieht und später wieder zurück. Er wird nach seiner Heimkehr vermehrt frieren, denn er hat sich zwischenzeitlich an das heiße Klima angepasst.


Krankheiten & Beschwerden

Rebounds kommen bei einer Vielzahl von Medikamenten vor. Beim Absetzen von beruhigenden, Angst lösenden Benzodiazepinen kann der Patient ängstlicher sein als vor der Medikation. Nach Beendigung der Gabe von herzregulierenden Betablockern kann es zu Herzrasen kommen. Wer eine Magenschleimhautentzündung hat und Protonenpumpenhemmer einnimmt, die die Magensäure reduzieren, wird nach Absetzen möglicherweise eine erhöhte Magensäurebildung beobachten.

Nach Absetzen von schleimhautabschwellenden Nasensprays, die die Nasenschleimhaut austrocknen, kann diese in besonderem Maß anschwellen und die Nase ist wieder verstopft. Nach der Behandlung einer Struma mit Thyroxin wächst die Schilddrüse erneut an. All dies sind Beispiele, bei denen Patienten eine Art Abhängigkeit vom Medikament aufweisen, die den allmählichen Entzug, das Ausschleichen erfordern. Hier wird die Ähnlichkeit zu einer Sucht deutlich. Bei einer Sucht steht allerdings das gezielte Suchen einer Wirkung durch eine Substanz im Vordergrund, der Entzug ist als Folge sekundär. Beim Rebound von Medikamenten ist es umgekehrt, der Entzug ist vordergründig.

Auch im außermedizinischen Bereich finden sich Rebound-Effekte. Beim Alkoholentzug friert der Alkoholiker und ist nervös, da Alkohol wärmt und entspannt. Versucht ein Patient im psychologischen Bereich, nervöse Ticks eine Zeit lang zu unterdrücken, können diese Ticks danach umso stärker sein. Die Psyche ist die Ticks gewohnt, sie hat sie als Kompensation für ein Problem etabliert, etwa zum Abbau von psychischem Druck. Wird sie aus dieser gewohnten Haltung zu forsch herausgerissen, kann der Druck nicht kompensiert werden und der Betroffene reagiert entsprechend heftig, um in die gewohnte Angewohnheit zurückzufinden.

Als weiteres Beispiel ist die Trauer nach dem Verlust eines geliebten Menschen eine Art Rebound, das ein Vermissen der gewohnten Nähe dieses Menschen darstellt. Ohne die Beziehung zu diesem Menschen wäre kein Anlass zur Trauer entstanden, die Rebound-Symptome des Alleinseins sind in gewisser Weise stärker als vor der Beziehung.

Quellen

  • Classen, M., Diehl, V., Kochsiek, K. (Hrsg.): Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2009
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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