Thyroxin

Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer. nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 25. März 2025Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Thyroxin ist ein körpereigenes Hormon, welches in der Schilddrüse gebildet wird. Es ist an vielen Prozessen im Körper beteiligt und spielt eine zentrale Rolle im menschlichen Stoffwechsel. Gemeinsam mit anderen Schilddrüsenhormonen reguliert es unter anderem den Energieverbrauch, die Körpertemperatur sowie das Wachstum und die Entwicklung des Organismus. Besonders im Kindesalter ist Thyroxin entscheidend für die körperliche und geistige Reifung. Auch im Erwachsenenalter beeinflusst es zahlreiche Funktionen wie Herzschlag, Verdauung, Muskelkraft und psychisches Wohlbefinden. Eine Über- oder Unterproduktion dieses Hormons kann weitreichende Auswirkungen auf die Gesundheit haben und verschiedene Beschwerden verursachen.
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Was ist Thyroxin?
Thyroxin wird durch das Hormon TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) stimuliert. TSH wird dabei nicht in der Schilddrüse gebildet, sondern in der Hirnanhangsdrüse. Thyroxin tritt in verschiedenen Formen im Körper auf, als T3 und T4. Diese unterschiedlichen Bezeichnungen ergeben sich anhand der Jodatome im Molekül- jeweils drei oder vier an der Zahl.
Allerdings wird nur T4 direkt in der Schilddrüse gebildet, die Umwandlung zu T3 findet hauptsächlich über Leber, Nieren und die Muskulatur statt. Thyroxin wird in das Blut abgegeben und ist an Kohlenhydrat- Fett und dem Proteinstoffwechsel beteiligt. Das Herz- und Kreislaufsystem wird ebenfalls durch Thyroxin gesteuert. Auch andere Hormone sind abhängig von Thyroxin.
Wofür braucht der Körper Thyroxin?
Thyroxin, auch als T4 bekannt, ist ein lebenswichtiges Hormon, das in der Schilddrüse produziert wird. Der Körper benötigt es für zahlreiche grundlegende Funktionen, insbesondere zur Steuerung des Stoffwechsels. Es beeinflusst, wie schnell oder langsam Zellen Energie produzieren und verwerten, also wie aktiv der gesamte Organismus arbeitet. Thyroxin reguliert die Wärmeproduktion, den Sauerstoffverbrauch und den Grundumsatz des Körpers. Auch die Herzfrequenz und die Durchblutung werden durch seine Wirkung gesteuert.
Darüber hinaus spielt Thyroxin eine entscheidende Rolle im Wachstum und in der Entwicklung – insbesondere in der Kindheit. Es unterstützt die Reifung des Nervensystems, die Knochenausbildung und die Gehirnentwicklung. Ein Mangel in der frühen Lebensphase kann zu schwerwiegenden Entwicklungsstörungen führen. Auch im Erwachsenenalter bleibt Thyroxin wichtig für das seelische Gleichgewicht, die Konzentrationsfähigkeit und die Leistungsbereitschaft. Es beeinflusst den Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel, die Funktion von Muskeln und Organen sowie den Menstruationszyklus bei Frauen.
Im Gewebe wird das inaktive Thyroxin bei Bedarf in die aktivere Form Triiodthyronin (T3) umgewandelt, das dann direkt an den Zielzellen wirkt. Die Hormonproduktion wird über einen sensiblen Regelkreis vom Gehirn gesteuert, insbesondere durch das Hormon TSH der Hypophyse.
Produktion, Bildung & Herstellung
Das TSH steuert die Bildung von Thyroxin. Sobald nicht mehr genug Schilddrüsenhormone im Körper vorhanden ist, schüttet die Hirnanhangsdrüse TSH aus und sendet damit das Signal an die Schilddrüse, dass Thyroxin gebraucht wird.
Die Schilddrüse beginnt daraufhin mit der Produktion beziehungsweise Ausschüttung von Thyroxin. Die Schilddrüse ist in der Lage das Thyroxin zu speichern und im Ernstfall den Körper etwa zehn Monate lang ohne neue Produktion zu versorgen. Es würde trotzdem nicht zu einem Mangel an Thyroxin kommen.
Sobald wieder ausreichend Schilddrüsenhormone im Blut sind, wird das TSH zurückgefahren und die Produktion reduziert. Es handelt sich dabei um einen empfindlichen Hormonkreislauf, der durch viele Faktoren gestört werden kann. Für die Produktion der Hormone benötigt die Schilddrüse Jod, welches aber üblicherweise heutzutage in ausreichender Form über eine vollwertige Ernährung zugeführt wird und aufgenommen werden kann.
Thyroxin wird für die Herz- und Kreislauffunktion benötigt. Es steuert die Kraft des Herzmuskels und infolge den Pulsschlag. Die Wärmeregulation ist abhängig von Thyroxin und wird im Winter stärker als im Sommer benötigt. Außerdem ist Thyroxin entscheidend am Zucker- und Fettstoffwechsel beteiligt. Es sorgt mit anderen Hormonen, wie dem Insulin, für den Abbau von Zucker und die Speicherung beziehungsweise die Umwandlung von Fett und Kohlenhydraten.
Dabei wird entscheidend beeinflusst, ob der Körper diese Stoffe einlagert oder wieder ausscheiden kann. Diese Prozesse finden vorwiegend in der Leber und teilweise noch im Darm statt. Ein konstantes, normales Körpergewicht ist damit sehr an die Schilddrüsenfunktion gekoppelt. In der Entwicklungsphase wird Thyroxin für die Entwicklung des Gehirns und der Nervenfunktionen benötigt.
Kommt es in der Schwangerschaft zu großen Mangelzuständen, kann das beim Ungeborenen sogar zu nicht reparablen Hirnschäden führen. Thyroxin kann in Tablettenform eingenommen werden, wenn der Bedarf dazu besteht. Das Arzneimittel sorgt für einen ausreichenden Spiegel des Hormons im Blut.
Wie hoch sind normale Referenzwerte
Die Referenzwerte für Thyroxin im Körper geben Auskunft darüber, ob die Schilddrüse normal arbeitet oder Anzeichen für eine Unter- oder Überfunktion vorliegen. Dabei wird zwischen Gesamt-Thyroxin (T4) und freiem Thyroxin (fT4) unterschieden. Gesamt-T4 umfasst das gesamte im Blut vorhandene Thyroxin, also sowohl das an Eiweiße gebundene als auch das freie, biologisch aktive Hormon. Da jedoch nur das freie T4 tatsächlich im Körper wirksam ist, wird fT4 in der Diagnostik bevorzugt gemessen.
Die Normalwerte für freies T4 (fT4) liegen bei Erwachsenen typischerweise zwischen 0,8 und 1,8 Nanogramm pro Deziliter (ng/dl) oder alternativ 10 bis 23 Picomol pro Liter (pmol/l) – je nach Labor und verwendeter Messeinheit. Für Gesamt-T4 gelten Referenzbereiche von etwa 5 bis 12 µg/dl.
Diese Werte können leicht variieren, abhängig von Alter, Geschlecht, Tageszeit, Schwangerschaft oder bestimmten Medikamenten. Bei Schwangeren, insbesondere im ersten Trimester, verändern sich die Werte physiologisch, weshalb spezielle Referenzbereiche herangezogen werden müssen. Auch bei Kindern gelten altersabhängige Normbereiche.
Um eine Schilddrüsenstörung zuverlässig zu erkennen, wird das fT4 meist gemeinsam mit dem TSH-Wert analysiert, da beide Parameter im Zusammenspiel eine genauere Beurteilung der Schilddrüsenfunktion ermöglichen.
Kann zu viel Thyroxin schaden?
Ein Zuviel an Thyroxin im Körper kann erhebliche gesundheitliche Auswirkungen haben und wird als Hyperthyreose oder Schilddrüsenüberfunktion bezeichnet. Dabei befindet sich zu viel freies T4 (fT4) im Blutkreislauf, was den Stoffwechsel beschleunigt und zahlreiche Organsysteme beeinflusst. Zu den typischen Symptomen gehören Nervosität, Zittern, Schlaflosigkeit, Schwitzen, Herzrasen, Gewichtsverlust trotz erhöhtem Appetit sowie eine gesteigerte Unruhe und Reizbarkeit. Auch Durchfall, Muskelschwäche und Haarausfall können auftreten.
Auf Dauer belastet ein Übermaß an Thyroxin besonders das Herz-Kreislauf-System. Es kann zu Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck oder im schlimmsten Fall zu Vorhofflimmern kommen – was das Risiko für Schlaganfälle erhöht. Auch der Knochenstoffwechsel leidet unter einer chronisch erhöhten Hormonmenge: Der Abbau von Knochen wird beschleunigt, was langfristig Osteoporose begünstigen kann.
Neben der natürlichen Überproduktion durch eine Schilddrüsenerkrankung kann eine Überdosierung von Schilddrüsenhormonen, beispielsweise bei der Therapie einer Unterfunktion, zu einem künstlich bedingten Überschuss führen. Daher ist eine regelmäßige Kontrolle der Hormonwerte unter medikamentöser Behandlung unerlässlich. Auch psychisch kann eine Überfunktion belastend wirken: innere Unruhe, Angstzustände und Konzentrationsprobleme sind keine Seltenheit. Ein dauerhaft erhöhter Thyroxinspiegel sollte daher immer ärztlich abgeklärt und gegebenenfalls behandelt werden.
Kann zu wenig Thyroxin schaden?
Ein Mangel an Thyroxin kann den Körper auf vielfältige Weise beeinträchtigen und wird als Hypothyreose oder Schilddrüsenunterfunktion bezeichnet. In diesem Zustand produziert die Schilddrüse nicht ausreichend Hormone, insbesondere das wichtige Thyroxin (T4), was zu einer Verlangsamung nahezu aller Stoffwechselprozesse führt. Die Symptome entwickeln sich oft schleichend und werden anfangs nicht immer erkannt. Zu den häufigsten Anzeichen gehören Müdigkeit, Antriebslosigkeit, depressive Verstimmungen, Konzentrationsschwäche und Kälteempfindlichkeit. Auch Gewichtszunahme trotz normaler Ernährung, trockene Haut, Verstopfung und brüchige Haare oder Nägel treten häufig auf.
Der Hormonmangel kann sich auch auf das Herz-Kreislauf-System auswirken, etwa durch einen verlangsamten Puls, erhöhten Blutdruck oder verminderte Belastbarkeit. Bei Frauen kann es zu Zyklusstörungen oder Unfruchtbarkeit kommen, bei Männern zu Libidoverlust. Zudem kann die geistige Leistungsfähigkeit nachlassen, was sich in Vergesslichkeit oder verlangsamtem Denken äußert.
Besonders kritisch ist eine unbehandelte Schilddrüsenunterfunktion in der Schwangerschaft, da Thyroxin für die Hirnentwicklung des Fötus essenziell ist. Auch bei Neugeborenen kann ein Mangel schwerwiegende Entwicklungsverzögerungen verursachen, wenn er nicht frühzeitig erkannt wird. Daher ist die rechtzeitige Diagnose und Behandlung einer Hypothyreose wichtig, um langfristige gesundheitliche Schäden zu vermeiden.
Krankheiten, Beschwerden & Störungen
Zu einem Mangel oder einer Überproduktion an Thyroxin kommt es, wenn die Schilddrüse erkrankt ist. In ganz seltenen Fällen kann auch eine Erkrankung der Hirnanhangsdrüse die Produktion des Hormons beeinflussen. Die Schilddrüse ist relativ häufig von Über- oder Unterfunktionen betroffen. Es kann zu Vergrößerungen, aber auch zu einem Verkümmern der Schilddrüse kommen.
Eine einfache Veränderung des Schilddrüsengewebes kann die Hormonproduktion nachhaltig beeinflussen (zum Beispiel so genannte kalte Knoten). Häufig stecken hinter einer Fehlproduktion aber auch autoimmune Erkrankungen, wie Hashimoto-Thyreoiditis, bei der verschiedene Eiweiße, die für die Produktion des Thyroxins verantwortlich sind angegriffen werden- es kommt zu einer Mangelproduktion von Thyroxin durch eine ausgelöste Unterfunktion der Schilddrüse.
Morbus Basedow zählt ebenfalls zu den autoimmunen Erkrankungen, hier kommt es allerdings zu einer Überfunktion der Schilddrüse- somit einem Überschuss an Thyroxin. Manchmal liegen der Über- oder Unterfunktionen auch bösartige Veränderungen zugrunde. Ein hormonelles Ungleichgewicht von Thyroxin kann grundsätzlich als erstes durch einen Anstieg oder eine Absenkung der Normwerte von TSH im Blut erkannt werden. Weitere Untersuchungen geben Aufschluss über die genaue Ursache.
Thyroxin wird bei einer Unterfunktion in Tablettenform verabreicht. Es gibt Dosisstärken von 25 bis 200 Mikrogramm, die Dosis muss in vielen Fällen angepasst werden. In Einzelfällen ist die Gabe von einfachem Jod denkbar. Dies kommt allerdings bei der autoimmunen Erkrankung nicht in Frage, da das Jod die Schilddrüse wieder anregt und der autoimmune Prozess erst angekurbelt wird, sodass die Aufnahme von normalem Jod reduziert werden soll und das bereits umgewandelte Thyroxin eingesetzt wird, das nicht mehr über die Schilddrüse verarbeitet werden muss und diese infolge entlastet.
Bei der Überfunktion wird ein hemmendes Medikament für die Schilddrüse eingesetzt, sodass sich die Thyroxinwerte im Blut normalisieren. Nach einer Operation oder Entfernung der Schilddrüse sowie bei Hashimoto- Thyreoiditis ist im Regelfall eine lebenslange medikamentöse Behandlung mit Thyroxin erforderlich.
Tipps für eine optimale Versorgung mit Thyroxin
Eine optimale Versorgung mit Thyroxin ist entscheidend für zahlreiche körperliche und geistige Funktionen. Ob bei bestehender Schilddrüsenerkrankung oder im Rahmen der allgemeinen Gesundheitsvorsorge – es gibt viele Möglichkeiten, die Schilddrüse gezielt zu unterstützen und die Wirkung von Thyroxin zu optimieren.
Ein zentraler Tipp ist die ausreichende Versorgung mit Jod, einem essentiellen Baustein für die Bildung von Schilddrüsenhormonen. Jodreiche Lebensmittel wie Meeresfisch, Algen oder jodiertes Speisesalz können helfen, einen Mangel zu vermeiden. Besonders Schwangere und Stillende sollten auf ihren Jodbedarf achten, da er in dieser Zeit erhöht ist.
Auch Selen spielt eine wichtige Rolle. Dieses Spurenelement ist notwendig für die Umwandlung von Thyroxin (T4) in die aktive Form Triiodthyronin (T3). Selenhaltige Lebensmittel wie Paranüsse, Fisch oder Eier können die Schilddrüsenfunktion positiv beeinflussen.
Ein stabiler Vitamin-D-Spiegel unterstützt ebenfalls die Hormonbalance, da Vitamin D die Funktion der Schilddrüsenzellen beeinflusst. Ausreichend Sonnenlicht, gegebenenfalls ergänzt durch Vitamin-D-Präparate, kann helfen, Mängel auszugleichen.
Wer L-Thyroxin als Medikament einnimmt, sollte es morgens auf nüchternen Magen einnehmen – idealerweise mindestens 30 Minuten vor dem Frühstück – damit es optimal aufgenommen wird. Milch, Kaffee oder eisen- und kalziumhaltige Lebensmittel sollten erst später konsumiert werden, da sie die Aufnahme hemmen können.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der regelmäßige Check der Blutwerte. Nur so kann die Dosierung angepasst und eine Über- oder Unterversorgung vermieden werden. Die Kontrolle von TSH, freiem T4 und gegebenenfalls freiem T3 sollte in Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt erfolgen.
Stressmanagement ist ebenfalls hilfreich, denn chronischer Stress kann die Schilddrüse negativ beeinflussen. Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen unterstützen die hormonelle Balance und fördern das allgemeine Wohlbefinden.
Eine ausgewogene Ernährung mit viel frischem Gemüse, hochwertigen Fetten, Eiweiß und komplexen Kohlenhydraten liefert die nötigen Nährstoffe für den Hormonstoffwechsel. Stark verarbeitete Lebensmittel, übermäßiger Zuckerkonsum und Alkohol können hingegen die Schilddrüsenfunktion belasten.
Auch regelmäßige Bewegung hilft, den Stoffwechsel zu aktivieren und das hormonelle Gleichgewicht zu unterstützen. Dabei muss es kein intensives Training sein – bereits tägliches Spazierengehen oder leichtes Ausdauertraining wirkt sich positiv aus.
Schließlich sollten Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel immer mit Bedacht eingesetzt werden, da einige Präparate die Schilddrüsenfunktion beeinflussen können. Eine gute Kommunikation mit dem behandelnden Arzt ist daher unerlässlich.
Quellen
- Bob, A., Bob, K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2009
- Lothar, T.: Labor und Diagnose. TH-Books, Frankfurt 2005
- Müller-Esterl, W.: Biochemie. Eine Einführung für Mediziner und Naturwissenschaftler. 2. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, München, 2011