Thyroxin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Thyroxin ist körpereigenes Hormon, welches in der Schilddrüse gebildet wird. Es ist an vielen Prozessen im Körper beteiligt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Thyroxin?

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Thyroxin wird durch das Hormon TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) stimuliert. TSH wird dabei nicht in der Schilddrüse gebildet, sondern in der Hirnanhangsdrüse. Thyroxin tritt in verschiedenen Formen im Körper auf, als T3 und T4. Diese unterschiedlichen Bezeichnungen ergeben sich anhand der Jodatome im Molekül- jeweils drei oder vier an der Zahl.

Allerdings wird nur T4 direkt in der Schilddrüse gebildet, die Umwandlung zu T3 findet hauptsächlich über Leber, Nieren und die Muskulatur statt. Thyroxin wird in das Blut abgegeben und ist an Kohlenhydrat- Fett und dem Proteinstoffwechsel beteiligt. Das Herz- und Kreislaufsystem wird ebenfalls durch Thyroxin gesteuert. Auch andere Hormone sind abhängig von Thyroxin.

Produktion, Bildung & Herstellung

Das TSH steuert die Bildung von Thyroxin. Sobald nicht mehr genug Schilddrüsenhormone im Körper vorhanden ist, schüttet die Hirnanhangsdrüse TSH aus und sendet damit das Signal an die Schilddrüse, dass Thyroxin gebraucht wird.

Die Schilddrüse beginnt daraufhin mit der Produktion beziehungsweise Ausschüttung von Thyroxin. Die Schilddrüse ist in der Lage das Thyroxin zu speichern und im Ernstfall den Körper etwa zehn Monate lang ohne neue Produktion zu versorgen. Es würde trotzdem nicht zu einem Mangel an Thyroxin kommen.

Sobald wieder ausreichend Schilddrüsenhormone im Blut sind, wird das TSH zurückgefahren und die Produktion reduziert. Es handelt sich dabei um einen empfindlichen Hormonkreislauf, der durch viele Faktoren gestört werden kann. Für die Produktion der Hormone benötigt die Schilddrüse Jod, welches aber üblicherweise heutzutage in ausreichender Form über eine vollwertige Ernährung zugeführt wird und aufgenommen werden kann.

Thyroxin wird für die Herz- und Kreislauffunktion benötigt. Es steuert die Kraft des Herzmuskels und infolge den Pulsschlag. Die Wärmeregulation ist abhängig von Thyroxin und wird im Winter stärker als im Sommer benötigt. Außerdem ist Thyroxin entscheidend am Zucker- und Fettstoffwechsel beteiligt. Es sorgt mit anderen Hormonen, wie dem Insulin, für den Abbau von Zucker und die Speicherung beziehungsweise die Umwandlung von Fett und Kohlenhydraten.

Dabei wird entscheidend beeinflusst, ob der Körper diese Stoffe einlagert oder wieder ausscheiden kann. Diese Prozesse finden vorwiegend in der Leber und teilweise noch im Darm statt. Ein konstantes, normales Körpergewicht ist damit sehr an die Schilddrüsenfunktion gekoppelt. In der Entwicklungsphase wird Thyroxin für die Entwicklung des Gehirns und der Nervenfunktionen benötigt.

Kommt es in der Schwangerschaft zu großen Mangelzuständen, kann das beim Ungeborenen sogar zu nicht reparablen Hirnschäden führen. Thyroxin kann in Tablettenform eingenommen werden, wenn der Bedarf dazu besteht. Das Arzneimittel sorgt für einen ausreichenden Spiegel des Hormons im Blut.

Krankheiten, Beschwerden & Störungen

Infogramm zur Anatomie und Lage der Schilddrüse, sowie die Symptome bei Schilddrüsenüber- und Unterfunktion. Bild anklicken, um zu vergrößern.

Zu einem Mangel oder einer Überproduktion an Thyroxin kommt es, wenn die Schilddrüse erkrankt ist. In ganz seltenen Fällen kann auch eine Erkrankung der Hirnanhangsdrüse die Produktion des Hormons beeinflussen. Die Schilddrüse ist relativ häufig von Über- oder Unterfunktionen betroffen. Es kann zu Vergrößerungen, aber auch zu einem Verkümmern der Schilddrüse kommen.

Eine einfache Veränderung des Schilddrüsengewebes kann die Hormonproduktion nachhaltig beeinflussen (zum Beispiel so genannte kalte Knoten). Häufig stecken hinter einer Fehlproduktion aber auch autoimmune Erkrankungen, wie Hashimoto-Thyreoiditis, bei der verschiedene Eiweiße, die für die Produktion des Thyroxins verantwortlich sind angegriffen werden- es kommt zu einer Mangelproduktion von Thyroxin durch eine ausgelöste Unterfunktion der Schilddrüse.

Morbus Basedow zählt ebenfalls zu den autoimmunen Erkrankungen, hier kommt es allerdings zu einer Überfunktion der Schilddrüse- somit einem Überschuss an Thyroxin. Manchmal liegen der Über- oder Unterfunktionen auch bösartige Veränderungen zugrunde. Ein hormonelles Ungleichgewicht von Thyroxin kann grundsätzlich als erstes durch einen Anstieg oder eine Absenkung der Normwerte von TSH im Blut erkannt werden. Weitere Untersuchungen geben Aufschluss über die genaue Ursache.

Thyroxin wird bei einer Unterfunktion in Tablettenform verabreicht. Es gibt Dosisstärken von 25 bis 200 Mikrogramm, die Dosis muss in vielen Fällen angepasst werden. In Einzelfällen ist die Gabe von einfachem Jod denkbar. Dies kommt allerdings bei der autoimmunen Erkrankung nicht in Frage, da das Jod die Schilddrüse wieder anregt und der autoimmune Prozess erst angekurbelt wird, sodass die Aufnahme von normalem Jod reduziert werden soll und das bereits umgewandelte Thyroxin eingesetzt wird, das nicht mehr über die Schilddrüse verarbeitet werden muss und diese infolge entlastet.

Bei der Überfunktion wird ein hemmendes Medikament für die Schilddrüse eingesetzt, sodass sich die Thyroxinwerte im Blut normalisieren. Nach einer Operation oder Entfernung der Schilddrüse sowie bei Hashimoto- Thyreoiditis ist im Regelfall eine lebenslange medikamentöse Behandlung mit Thyroxin erforderlich.


Quellen

  • Bob, A., Bob, K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2009
  • Lothar, T.: Labor und Diagnose. TH-Books, Frankfurt 2005
  • Müller-Esterl, W.: Biochemie. Eine Einführung für Mediziner und Naturwissenschaftler. 2. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, München, 2011

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