Reflexhammer
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Reflexhammer ist ein Instrument, das bei der neurologischen Untersuchung verwendet wird. Der Hammer dient der Testung von Muskelreflexen, Sehnenreflexen und Hautreflexen.
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Was ist ein Reflexhammer?
Seinen Namen verdankt der Reflexhammer seiner typischen Form, die an einen Hammer erinnert. Diese charakteristische Form weisen allerdings nicht alle Exemplare auf. Es gibt viele unterschiedliche Modelle, die meist nach ihrem Erfinder benannt wurden.
Der Reflexhammer wird in der Regel zur Reflextestung verwendet. Er kann jedoch in der medizinischen Diagnostik auch zur Perkussion genutzt werden. Der Reflexhammer wird daher auch als Perkussionshammer bezeichnet.
Formen, Arten & Typen
Der klassische Reflexhammer besteht aus Edelstahl. Doch es gibt auch Reflexhämmer aus Kunststoff, Titan oder Kohlefaser. In der Kinderheilkunde kommen Reflexhämmer zum Einsatz, die Spielzeugen ähneln. So kann den Kindern die Angst vor der Untersuchung genommen werden.
Der Reflexhammer nach Buck ist mit einer Größe von 18 Zentimetern ein eher kleiner Reflexhammer. Er ist zudem relativ leicht. Am Hammerkopf verfügt er über zwei unterschiedlich große Gummieinsätze. Zudem sind meist Pinsel und Nadel enthalten.
Der Reflexhammer nach Martin ähnelt dem Reflexhammer nach Buck. Er verfügt jedoch über ein zusätzliches Gewicht oberhalb des Hammergriffes. Dadurch wird er kopflastiger.
Im Gegensatz zum Reflexhammer nach Buck ist der Reflexhammer nach Trömner eher schwer. Das liegt auch an der Größe von 24 Zentimetern. Auch der Reflexhammer nach Trömner hat am Kopfende zwei unterschiedlich große Gummieinsätze. Der Griff ist allerdings hohl. Dadurch ist dieser Reflexhammer sehr kopflastig.
Der Reflexhammer nach Berliner erinnert in seiner Form an einen Tomahawk. Der Gummieinsatz ist einseitig und sichelförmig. Der Reflexhammer nach Babinski hat einen tellerförmigen Metallkopf, welcher von einem Gummiring ummantelt ist. Der Griff ist eher elegant.
Ein einfaches Modell ist der Reflexhammer nach Dejerine. Er verfügt am Hammerkopf über zwei wuchtige, gleichgroße Gummieinsätze. Der Reflexhammer nach Taylor ist ein kleines und leichtes Modell. Er verfügt über einen Gummikeil als Hammerkopf. Dieser ist von einem Metallring eingefasst. Meistens wir er mit einem schlaufenförmigen Handgriff geliefert.
Aufbau & Funktionsweise
Die gängigsten Reflexhämmer verfügen an ihrem Kopf über zwei Gummieinsätze in unterschiedlichen Größen. Mit dem größeren Gummieinsatz werden die Reflexe der großen Sehnen der Streckmuskulatur getestet. Dazu gehören der Patellarsehnenreflex, der Trizepssehnenreflex und der Achillessehnenreflex. Es gibt zudem einige Sehnen, bei denen die Testung mit punktuellem Druck schmerzhaft wäre. Auch hier nutzt der Arzt den großflächigeren Gummieinsatz. Ein Beispiel für einen solchen Reflex wäre der Radiusperiostreflex. Der kleinere Gummikopf wird bei der Reflextestung an Sehnen der Beugemuskulatur genutzt. Ein Reflex der Beugemuskulatur ist der Bizepssehnenreflex.
In der Regel werden mit den Gummiköpfen Eigenreflexe getestet. Dafür erfolgt ein Schlag mit dem Hammerkopf auf die Sehne eines Muskels. Durch diesen Schlag werden die Muskelspindeln sehr plötzlich und schnell gedehnt. Daraufhin erfolgt eine unwillkürliche Reaktion. Über einen monosynaptisch spinalen Reflexbogen wird eine Muskelkontraktion ausgelöst. Beim Patellarsehnenreflex wird beispielsweise mit dem Hammerkopf ein Schlag auf die Patellarsehne am Knie ausgeübt. Infolge dieses Schlages kontrahiert die Streckmuskulatur des Oberschenkels (Musculus quadriceps femoris). Das Kniegelenk streckt sich daraufhin durch.
Die Reflexe werden immer seitenvergleichend durchgeführt. Nur im Seitenvergleich können die Reaktionen auf den Reflex hinreichend beurteilt werden. In der Regel werden die Reaktionen auf die Reflexe in die Kategorien fehlend, abgeschwächt, normal oder gesteigert eingeordnet. Es gibt auch klinische Skalensysteme für eine genauere Einordnung der Reflexantwort. Aufgrund mangelnder Vergleichbarkeit werden sie im klinischen Alltag allerdings eher selten genutzt.
Einige Reflexhämmer verfügen zusätzlich über Pinsel und Nadel. Mit diesen Zusatzinstrumenten können Hautreflexe ausgelöst und Sensibilitätsprüfungen durchgeführt werden. Hautreflexe sind polysynaptische Reflexe (Fremdreflexe). Ein Beispiel für einen Hautreflex ist der Bauchhautreflex. Dabei bestreicht der Untersuchende mit dem Pinsel oder der Nadel kurz die Bauchhaut. Dadurch wird eine Kontraktion der gleichseitigen Bauchmuskulatur ausgelöst. Ein Fehlen des Bauchhautreflexes kann auf eine Schädigung der Pyramidenbahn hinweisen.
Bei der Sensibilitätsprüfung werden mit dem Hammer die Berührungsempfindung und die Schmerzempfindung getestet. Dabei werden im Seitenwechsel Berührungen mit dem Pinsel gesetzt. Der Patient wird befragt, ob er diese Berührungen wahrnehmen kann oder nicht. Die Schmerzempfindung wird mit der Nadel geprüft. Dabei setzt der Untersuchende im Wechsel die stumpfe und die spitze Seite der Nadel auf. Der Patient soll nun unterscheiden, wann die stumpfe und wann die spitze Seite aufgesetzt wurde.
Medizinischer & gesundheitlicher Nutzen
Abgeschwächte Eigenreflexe oder fehlende Reflexe können beispielsweise durch Neuropathien oder Bandscheibenvorfälle hervorgerufen werden. Gesteigerte Reflexe können die Folge einer Läsion der Pyramidenbahn sein. Abgeschwächte oder fehlende Fremdreflexe liefern ebenfalls Hinweise auf eine Schädigung im Bereich des Rückenmarks.
Pathologische Reflexe werden auch als Pyramidenbahnzeichen beschrieben. Hier können mit dem Reflexhammer Reflexe ausgelöst werden, die eigentlich nur bei Kleinkindern vorkommen dürften. Wie der Name bereits verrät, treten Pyramidenbahnzeichen meist bei einer Pyramidenbahnschädigung auf.