Trizepssehnenreflex

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Trizepssehnenreflex gehört zu den Eigenreflexen. Beim Schlag auf die Sehne des Musculus triceps wird eine Kontraktion des Muskels ausgelöst. Ein abgeschwächter Reflex kann auf eine Störung in den Segmenten C6 und C7 oder auf eine Beeinträchtigung des Nervus radialis hinweisen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Trizepssehnenreflex?

Beim Schlag auf die Sehne des Musculus triceps (siehe Abbildung) wird eine Kontraktion des Muskels ausgelöst.

Der Trizepssehnenreflex wird auch als TSR oder Taschenmesserreflex bezeichnet. Er gehört ebenso wie der Bizepssehnenreflex oder der Patellarsehnenreflex zu den Eigenreflexen. Bei den Eigenreflexen liegen sowohl das empfangene Organ als auch das Erfolgsorgan im selben Muskel. Beim Trizepssehnenreflex ist dies der Musculus triceps.

Der Musculus triceps wird auch als dreiköpfiger Oberarmmuskel, Armstrecker oder Trizeps bezeichnet. Er gehört zur Gruppe der Oberarmmuskeln und hat seinen Ursprung am Oberarmknochen und am Schulterblatt. Gemeinsam mit dem Musculus anconeus ist der Trizeps für die Streckung des Unterarms im Ellenbogengelenk verantwortlich. Folglich wird beim Trizepssehnenreflex eine Streckung im Ellenbogengelenk ausgelöst.

Funktion & Aufgabe

Die Reflexprüfung und damit auch der Trizepssehnenreflex sind fester Bestandteil der klinischen Untersuchung und insbesondere der neurologischen Untersuchung. Die Prüfung des Trizepssehnenreflexes kann am sitzenden oder am liegenden Patienten erfolgen. Beim liegenden Patienten wird der Arm angewinkelt auf den Brustkorb gelegt. Sitzt der Patient, so muss der Untersuchende den Arm hochhalten, sodass er im Schultergelenk abgewinkelt und im Ellenbogengelenk angewinkelt ist.

Die Reflexauslösung erfolgt durch einen kurzen und nicht allzu kräftigen Schlag auf die Sehne des Musculus triceps brachii. Diese liegt kurz oberhalb des sogenannten Olekranons. Das Olekranon ist das zum Ellenbogen gelegene Ende der Elle. Für den Schlag eignet sich ein Reflexhammer. Die meisten Hämmer haben am Kopf zwei verschieden große Gummieinsätze. Beim Trizepssehnenreflex wird der dickere Gummipol genutzt.

Die Reflexuntersuchung erfolgt immer auf beiden Seiten, sodass anschließend die Reflexantwort verglichen werden kann. In der Regel erfolgt eine Einteilung der Reflexantwort in Kategorien.

So kann ein Reflex normal, abgeschwächt, vermindert, gesteigert oder fehlend sein. Für eine genauere Einordnung gibt es zwei klinische Skalensysteme: Die neunstufige MayoClinicScale (MCS) und die Skala des National Institute of Neurological Disorders and Stroke werden allerdings im Praxis- und Klinikalltag eher selten genutzt, da die Zuordnung zu den einzelnen Skalenwerten von Untersucher zu Untersucher variiert, sodass eine Vergleichbarkeit nicht gewährleistet ist.

Erscheint die Reflexantwort anfänglich sehr schwach, so kann eine Reflexbahnung durchgeführt werden. Dafür beißt der Patient die Zähne fest zusammen oder ballt die Hände zur Faust. Alternativ kann auch der Handgriff nach Jendrassik eingesetzt werden. Dafür winkelt der Patient die Arme vor dem Oberkörper an und verschränkt die Hände. Der Untersucher fordert den Patienten nun dazu auf, die Hände sehr kräftig auseinanderzuziehen. So entsteht eine Vorspannung, die die Muskelfasern der Muskelspindeln für Dehnungen sensibilisiert.

Der Reflex resultiert dann aus einer unwillkürlichen Reaktion auf die plötzliche Dehnung der Muskelspindeln durch den Schlag mit dem Reflexhammer. Über einen monosynaptischen Reflexbogen wird dann eine Kontraktion des Muskels ausgelöst. Der Trizepssehnenreflex wird über die Motoneuronen aus den Segmenten C6 und C7 und über den Radialisnerv vermittelt.


Krankheiten & Beschwerden

Dementsprechend liegt bei einem abgeschwächten oder aufgehobenen Trizepssehnenreflex der Verdacht auf eine Störung im Bereich der Segmente C6 und C7 oder auf eine Läsion des Nervus radialis nahe.

Häufigste Ursache für eine Schädigung der Nervenwurzeln in diesem Bereich ist ein Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule (HWS). Bei einem Bandscheibenvorfall tritt der gallertartige Kern der Bandscheibe hervor und drückt auf die vom Rückenmark abgehenden Nerven. Diese werden auch Spinalnerven genannt. Die Nerven können auch durch eine Bandscheibenvorwölbung beeinträchtigt werden. Die Bandscheibenvorwölbung (Protrusio) ist die Vorstufe des eigentlichen Bandscheibenvorfalls (Prolaps). Ein Bandscheibenvorfall äußert sich in erster Linie durch akut auftretende Schmerzen. Die Schmerzen haben einen stechenden Charakter und können ausstrahlen. Bei einem Bandscheibenvorfall im Bereich C6 und C7 strahlen die Schmerzen typischerweise in den Arm aus. Oft kommt es zusätzlich zu Empfindungsstörungen wie Taubheit oder Kribbeln. Auch eine Muskelschwächung ist möglich. Die Symptome werden durch Husten und Niesen verstärkt.

Auch eine Läsion des Nervus radialis hat Auswirkungen auf den Trizepssehnenreflex. Der Speichennerv gehört zu den Nerven des Armnervengeflechts. Er innerviert unter anderem den Musculus triceps brachii. Zu einem abgeschwächten oder aufgehobenen Trizepssehnenreflex kommt es vor allem bei einer oberen Radialislähmung. Darunter versteht man eine Schädigung des Nervus radialis im Bereich der Achsel. Häufig wird diese durch Unterarmgehstützen hervorgerufen. Man spricht deshalb auch von einer Krückenlähmung. Jedoch kann auch ein Gipsverband oder ein Trauma, wie zum Beispiel eine Fraktur des Oberarmkopfes, eine obere Radialislähmung hervorrufen.

Durch die Lähmung des Trizepsmuskels kann der Unterarm nicht mehr gestreckt werden. Der Trizepssehnenreflex bleibt somit aus oder ist abgeschwächt. Auch eine Fallhand und Fallfinger sind zu sehen. Das bedeutet, dass Fingergelenke und Handgelenke ebenfalls nicht mehr gestreckt werden können.

Mithilfe des Trizepssehnenreflexes kann die Krückenlähmung von der Parkbanklähmung unterschieden werden. Bei der sogenannten Parkbanklähmung liegt eine mittlere Radialislähmung vor. Diese entsteht durch eine länger anhaltende Druckeinwirkung. So kann der Nervus radialis geschädigt werden, wenn der Arm für eine längere Zeit auf einem harten Untergrund aufliegt oder wenn ein Gipsverband nicht richtig sitzt. Auch nach Brüchen des Oberarmknochens kann es zu Schädigungen kommen. Im Gegensatz zur Krückenlähmung ist bei der Parkbanklähmung der Trizepssehnenreflex nicht beeinträchtigt, da die Nervenfasern für den Trizepsmuskel oberhalb der Läsionsstelle abgehen.

Quellen

  • Benninghoff/Drenckhahn: Anatomie. Urban & Fischer, München 2008
  • Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010
  • Poeck, K., Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010

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