Rippenschmerzen
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Symptome Rippenschmerzen
Die im Bereich des Brustkorbes auftretenden Rippenschmerzen können auf vielfältige Ursachen zurückzuführen sein. Zu unterscheiden ist zudem zwischen kurzzeitig auftretenden Schmerzen und länger anhaltenden, chronischen Rippenschmerzen.
Inhaltsverzeichnis |
Was sind Rippenschmerzen?
Chronisch werden die Rippenschmerzen dann genannt, wenn sie mehr als sechs Monate andauern oder wenn der Patient über regelmäßig wiederkehrende Schmerzen klagt. Etwa ein Drittel der Patienten mit Rippenschmerzen leidet unter einer chronischen Erkrankung. Im Gegensatz zu den akuten Rippenschmerzen haben die chronischen Beschwerden häufig keine besondere Warnfunktion im Hinblick auf eine andere Erkrankung, sondern stellen eine eigenständige Krankheit dar.
Nach der Quelle der Rippenschmerzen werden zwei Untergruppen unterschieden: Die unmittelbar aus dem Rippenbereich stammenden Schmerzen können zum Beispiel durch Prellungen oder Rippenbrüche ausgelöst werden. Von allen zwölf Rippenpaaren und Brustwirbeln können die Schmerzen ebenso wie vom Brustbein ausgehen. Die zweite Gruppe umfasst Rippenschmerzen, die auf Erkrankungen von in der Brust befindlichen Organen oder von Gewebe beruhen, das sich in der Nähe der Rippen befindet.
Ursachen
Rippenfrakturen oder Rippenprellungen werden zumeist durch heftige Stöße oder Stürze verursacht. Möglich ist aber auch eine entzündliche Veränderung.
Bei dem sog. Tietze-Syndrom sind die Rippen- oder Brustbeinknorpel erkennbar angeschwollen und lösen die Rippenschmerzen aus. Ferner besteht die Möglichkeit einer Verknöcherung der Rippengelenke, was nicht nur zu Rippenschmerzen, sondern auch zu Atemnot führen kann. Das eher seltene Thoretic-Outlet-Syndrom (TOS) beschreibt Rippenschmerzen, die häufig durch eine angeborene, ein- oder beidseitige Anomalie der Halsrippe bewirkt werden. Diese Anomalie kann z. B. bei Bewegungen der Arme Rippenschmerzen auslösen.
Die Rippenschmerzen können aber auch auf eine Arthrose (Gelenkverschleiß), auf eine rheumatischen Erkrankung (eine chronisch-entzündliche Erkrankung aufgrund einer Fehlfunktion des Immunsystems) oder auf eine Skoliose zurückzuführen sein. Eine Skoliose liegt vor, wenn die Wirbelsäule seitlich verbogen ist und Wirbel gleichzeitig verdreht sind.
Krankheiten mit diesem Symptom
Diagnose & Verlauf
Zu Beginn jeder Behandlung von Rippenschmerzen muss zunächst eine genaue Ursachenanalyse vorgenommen werden, die eine eingehende Untersuchung des Körpers und eine präzise Feststellung über die Zeitdauer und die Art der Schmerzen einschließt.
Die meisten akuten Rippenschmerzen vergehen ohne weiteres Zutun nach einigen Tagen von selbst. Bei länger als eine Woche anhaltenden Schmerzen wird der Arzt aber eine nähere Untersuchung durchführen. Durch einfache Tastuntersuchung lässt sich ein Rippenbruch häufig bereits diagnostizieren. In Betracht kommen ferner eine Röntgen- oder Ultraschalluntersuchung, eine Computer- oder Kernspintomographie sowie in Einzelfällen eine sogenannte Knochenszintigrafie, mit der der Stoffwechsel eines Knochens untersucht werden kann.
Der Verlauf der Rippenschmerzen hängt maßgeblich von der individuellen Erkrankung ab. Prellungen führen zum Beispiel zu sehr starken, aber nicht sehr lange andauernden Rippenschmerzen. Rippenbrüche können allerdings zu Folgeschmerzen führen, wenn durch eine Rippe innere Organe wie Milz oder Lunge verletzt werden.
Komplikationen
Das Körpergewebe, das aufgrund von Frakturen oder Prellungen anschwillt, kann zu dauerhaften und intensiven Schmerzen führen. Betroffene sehen sich stark in ihrer Leistungsfähigkeit sowie Mobilität einschränkt. Eine genaue Untersuchung muss bei anhaltendem Leiden rasch die exakte Ursache bestimmen. Nicht immer sind oberflächliche Verletzungen der Grund für intensive Beschwerden. Ein Durchbruch oder eine Verletzung der Organe selbst kann nachhaltige Komplikationen auslösen.
Leber, Milz sowie Lunge und der obere Abschnitt des Magens sind in ihrer Funktion dann beeinträchtigt. Patienten entwickeln je nach Lokalisation Ängste vor gefährlichen, aber nicht vorhandenen Erkrankungen. Nicht zuletzt befeuern der erhöhte Herzschlag und eine flache Atmung zur Schmerzvermeidung die Furcht vor einem Herzinfarkt. Bei voranschreitenden Entzündungsherden sammeln sich Wassereinlagerungen im Gewebe zwischen der Lunge und dem Rippenfell ab.
Gleichzeitig übt das geschwollene Gewebe zusätzlichen Druck auf die umliegenden Organe aus und steigert nachhaltig den Leidensdruck. Gehen die Symptome nicht auf eine mechanische Einwirkung von außerhalb zurück, sind häufig Fieber, Appetitlosigkeit und Übelkeit als typische Begleiter festzustellen. Neben der Gefahr der Manifestation einer Neurose leidet mitunter langfristig die Schlafqualität des Patienten.
Bereits kleine Bewegungen im Bett lassen Schmerzen intensiv aufleben. Zur Schonung werden als Konsequenz unnatürliche Körperhaltungen eingenommen. Auf lange Sicht belasten diese die Rückengesundheit und führen zu weiteren Verzerrungen oder Blockaden des Bewegungsapparates. Bakterielle Infektionen können ohne fachgerechte Behandlung auf den gesamten Körper übergreifen und das Leben des Patienten bedrohen.
Behandlung & Therapie
Die aufgrund der bei Rippenschmerzen vorgenommene Diagnose bestimmt im weiteren Verlauf dann die Therapie. Besteht keine Möglichkeit, die Schmerzursache zu beseitigen, wird sich die Behandlung auf eine Schmerztherapie beschränken.
Dazu können schmerzlindernde Medikamente eingesetzt oder im Einzelfall auch eine lokale Anästhesie des schmerzenden Rippenbereichs vorgenommen werden, die als Nebeneffekt auch eine bessere Durchblutung und damit eine Entzündungshemmung bewirken kann.
Lediglich auf einer Prellung beruhende Rippenschmerzen werden zumeist nur mit Schmerzpräparaten behandelt. Abweichend von der Vorgehensweise bei anderen Knochenbrüchen ist bei einer Rippenfraktur eine Fixierung z. B. durch einen Gipsverband nicht erforderlich.
Alle anderen Ursachen von Rippenschmerzen werden durch Therapie der betreffenden Grundkrankheit bekämpft. Bei einigen Krankheiten (wie z. B. der Skoliose) kommt eine physiotherapeutische Behandlung in Betracht. Auch bei TOS wird in aller Regel zunächst konservativ mit gezielter Krankengymnastik behandelt. Nur bei nicht erfolgreichen physiotherapeutischen Bemühungen wird eventuell eine recht komplizierte Operation durchgeführt, bei der Bänder und/oder Halsrippen entfernt werden.
Das Tietze-Syndrom wird, sofern starke Rippenschmerzen vorliegen, mit schmerzstillenden Medikamenten behandelt. Bei Arthrose kommt neben der reinen Schmerztherapie und physiotherapeutischen Maßnahmen z. B. eine einfache Maßnahme wie die Kühlung des betroffenen Brustbereichs, unter Umständen aber auch die Verabreichung von Kortisonpräparaten gegen die Rippenschmerzen in Betracht.
Vorbeugung
Die Möglichkeit vorbeugender Maßnahmen gegen Rippenschmerzen hängt von der Art der zugrundeliegenden Krankheiten ab. Bei gefahrengeneigten Berufstätigkeiten oder Sportarten besteht z. B. die Möglichkeit, Schutzkleidung zu tragen, die Stoß- oder Sturzverletzungen vorbeugt. Beruhen Rippenschmerzen auf einer bestimmten Krankheit, kann zumindest einer Verschlimmerung der Schmerzen durch Behandlung dieser Krankheit entgegengewirkt werden. Eine frühzeitige Untersuchung länger andauernder Rippenschmerzen ermöglicht eine zeitnahe Diagnose, auf deren Grundlage sonst möglicherweise drohende Komplikationen vermieden werden können.
Video: Rippenschmerzen
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015