Säuglingsphase
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Säuglingsphase ist die erste Lebensphase eines Kindes von der Geburt bis zum ersten Lebensjahr. Es durchläuft eine sehr ereignisreiche körperliche und geistige Entwicklung und wird in dieser Zeitspanne meist von der Mutter gesäugt.
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Was ist die Säuglingsphase?
Die Säuglingsphase hängt nicht etwa davon ab, ob und wie lange ein Baby gesäugt wird, sondern endet per Definition am ersten Geburtstag und geht nahtlos über in die Kleinkindphase.
Ein menschliches Baby kommt im Vergleich zu anderen Säugetieren recht unterentwickelt auf die Welt, umso mehr Entwicklungen passieren somit in der Säuglingsphase. Diese laufen nicht bei jedem Kind zur gleichen Zeit ab und können verzögert, vorzeitig oder auch sprunghaft und sehr schnell auf einmal vonstatten gehen.
Charakteristisch für die Säuglingsphase sind die frühkindlichen Reize, die mit jeder Phase der Entwicklung einhergehen. Diese Reflexe kann der Säugling nicht willkürlich beeinflussen, sie sind aber entscheidend für seine frühmotorische Entwicklung. Während der Säuglingsphase entwickeln sich Greiffähigkeit, Kopf und Rumpf können selbständig bewegt und kontrolliert werden und die ersten willkürlichen Bewegungen des Kindes setzen ein.
Zudem entwickelt das Kind während der Säuglingsphase seinen Gleichgewichtssinn und lernt, den Körper entsprechend seiner Lage zu halten. Psychische Entwicklungen geschehen zwar ebenfalls während der Säuglingsphase, sie werden meist jedoch getrennt von dieser betrachtet.
Funktion & Aufgabe
Zunächst setzen die Primitivreflexe als erste Phase der Säuglingsphase ein: bestimmte Bereiche des zentralen Nervensystems werden ausgebildet, als Folge davon entstehen Reflexe. Einer davon ist etwa der Greifreflex der Hände, der später willkürlich beeinflussbar wird und das Greifen erlaubt. Der Kopf des Säuglings stabilisiert sich, sobald der Moro-Reflex nachlässt. Der Schreitreflex, bei dem das Kind zu gehen scheint, wenn es am Brustkorb sicher gehalten wird, bereitet das spätere Gehen vor.
Auf diese sogenannten Primitivreflexe folgen die tonischen Reflexe der Säuglingsphase. Das Kind kann sich nun besser beugen und strecken, Arme und Beine können immer genauer bewegt werden.
Sinn der Säuglingsphase ist es, das zentrale Nervensystem (ZNS) so weit zu entwickeln, dass das Kind beginnen kann, sich willkürlich zu bewegen und Motorik zu erlernen. Während es unmittelbar nach der Geburt nur liegen und sich fast gar nicht selbständig bewegen kann, können manche Kinder am Ende der Säuglingsphase schon die ersten Schritte machen.
Durch die schnelle Reifung und Entwicklung, die das ZNS in der Säuglingsphase durchläuft, können sie auf jeden Fall aufrecht sitzen, den Kopf drehen und sich rollen. Säuglinge bewegen sich zudem nach der Geburt noch sehr grob, was sich im Laufe der Säuglingsphase ändert: sie erlernen feinere Bewegungen und können dadurch nicht zuletzt mit ihrer Umwelt anders in Kontakt treten. Spielen und erstes Sozialverhalten werden ihnen dadurch im Rahmen der geistigen Entwicklung möglich. Nicht zuletzt befähigen die Entwicklungen der Säuglingsphase das Kind auch zum Sprechen, was schon vor dem ersten Lebensjahr in Form ein- und zweisilbiger Wörter auftreten kann.
Krankheiten & Beschwerden
Obwohl die meisten Sorgen unbegründet sind, gibt es dennoch seltene Fälle, in denen frühkindliche Reflexe zu spät, gar nicht oder nicht gesund ausgeprägt auftreten. Das kann verschiedene Gründe haben und sollte in jedem Fall durch einen Kinderarzt untersucht werden. Komplikationen liegen in der Säuglingsphase meistens an einer Erkrankung des zentralen Nervensystems, sei es durch eine angeborene oder erworbene Entwicklungsstörung. Wirkte der Säugling bis jetzt gesund, können sich manche Erkrankungen des ZNS durch eine verspätete oder abweichend verlaufende Säuglingsphase erstmalig zeigen.
Weit häufiger als gefährliche Entwicklungsstörungen sind die kleinen Komplikationen während der Säuglingsphase. Manche frühkindlichen Reflexe können für den Säugling und damit für seine Eltern unangenehm bis belastend werden. So wurde bei manchen Säuglingen etwa beobachtet, dass der Moro-Reflex, das Hochreißen der Arme mit Anspannung des Körpers, kurz nach dem Einschlafen auftritt und dazu führt, dass sich das Baby immer wieder selbst weckt. Eine wirksame Behandlung dagegen gibt es nicht, doch da jeder Reflex meist nur kurze Zeit anhält, halten auch derartige Schwierigkeiten in der Säuglingsphase nicht lange an.
Falls ein Abschnitt der Säuglingsphase dennoch zu Schwierigkeiten im Alltag führt, kann der Kinderarzt auch deswegen konsultiert werden, da er sicher Lösungen für den Alltag kennt, die dem Säugling und seinen Eltern den Umgang mit der Säuglingsphase erleichtern können.
Quellen
- Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
- Eppinger, M., Müller, M., et al.: Pädiatrie. Für Studium und Praxis. 2013/14. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2013
- Schneider, H., Husslein, P., Schneider, K.T.M.: Die Geburtshilfe. Springer, Berlin Heidelberg 2011