Kleinkindphase
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Mit der Kleinkindphase wird die Zeit zwischen dem 1. und 5. Lebensjahr bezeichnet. Diese Phase im Leben des Kindes ist stark prägend für das weitere Leben. Das Kleinkind macht sowohl im geistigen, als auch im seelischen und körperlichen Bereich eine enorme Entwicklung durch.
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Was ist die Kleinkindphase?
Im Verlauf des ersten Lebensjahres erlernt das Kind das Krabbeln und schließlich das Gehen. Aus dem Baby bzw. dem Säugling wird nun das Kleinkind. War der Säugling durch seine Bewegungseinschränkung noch völlig abhängig von seinen Bezugspersonen, ist das Kleinkind nun in der Lage aktiv seine Welt zu erkunden.
In den Jahren der Kleinkindphase erlernt und verbessert das Kind Fähigkeiten wie das Laufen, das Sprechen, die Sinneswahrnehmungen und die Interaktion mit sich selbst und seinem Umfeld. Es knüpft Kontakte und baut aktiv Beziehungen zu anderen Menschen auf. Das Kleinkind muss in dieser Zeit die Möglichkeit haben, seine Welt zu erkunden und sein enormes Potential zu entwickeln. Es sucht nach seinen Grenzen und nach denen der Anderen, und braucht feste Bezugspersonen, die ihm souverän helfen, diese Grenzen kennenzulernen.
Im Verlaufe dieser Phase lernt das Kleinkind auch, selbständig zu werden. Andere Kinder werden immer wichtiger. Die Kleinkindphase geht zu Ende wenn das Kind ins Vorschulalter kommt.
Funktion & Aufgabe
Darauf aufbauend entsteht und verfeinert sich das soziale Verhalten. Zu Beginn der Kleinkindphase steht die motorische Entwicklung. Der Schritt vom Krabbeln in den aufrechten Gang ist eine bedeutende Entwicklung im Leben des Kindes, auf deren Basis ein ganz neues Repertoire an Bewegungsmöglichkeiten und Bewegungsmustern aufgebaut wird.
Im Bereich der Grobmotorik entwickelt das Kind immer mehr Sicherheit und Geschwindigkeit im Laufen. Es lernt zu rennen, wobei es gleichzeitig seine Koordination schult. Springen, Rückwärtslaufen und hüpfen erweitern das Repertoire. Mit Hilfe dieser Fähigkeiten, die während der gesamten Kleinkindphase permanent geübt und verbessert werden, bewegt sich das Kind durch die Welt. Es erweitert so seinen Handlungsspielraum und die Möglichkeiten, in der Welt selbst aktiv zu werden.
Später tritt der Bereich der Feinmotorik in den Vordergrund. Zu Beginn der Kleinkindphase nutzen die Kinder zum Greifen den Pinzettengriff und allmählich ersetzen sie ihn durch den Griff mit den Fingerspitzen. Diese Fähigkeiten sind grundlegend für alle Kulturtechniken, denn sie ermöglichen das Halten eines Stiftes und das Benutzen von Werkzeugen oder Instrumenten.
Auch die Sprache macht während der Kleinkindphase enorme Fortschritte. Von den ersten Wörtern, die in der Regel gegen Ende des ersten Lebensjahres geäußert werden, schreitet die Entwicklung fort, hin zur Bildung von ersten Sätzen. Gegen Ende der Kleinkindphase steht im Normalfall eine verständliche Aussprache und ein umfangreicher Wortschatz, der seine Anwendung in der Bildung vollständiger Sätze findet.
Krankheiten & Beschwerden
Während der Entwicklungssprünge sind die Kinder häufig schnell müde, weinerlich, sehr anhänglich und überreizt. Sie brauchen dann ausreichend Ruhe, Zeit zur Verarbeitung und Sicherheit durch die Zuwendung einer vertrauten Bezugsperson. In der Zeit zwischen den Entwicklungssprüngen manifestieren sich die neu erlernten Fähigkeiten und es kehrt mehr Ruhe ein.
Das Kleinkind braucht zu seiner Entwicklung bestimmte Voraussetzungen. Dazu gehören unter anderem wenige, feste und vertraute Bezugspersonen. Vor allem in den ersten drei Jahren ist dies enorm wichtig. Kommt es in dieser Zeit zu wiederholten Beziehungsabbrüchen oder einem ständigen Wechsel von Bezugspersonen kann sich dies fatal auf die Bindungsfähigkeit des Kindes auswirken und hat Folgen für das ganze Leben. Dies ist auch der Fall wenn die Eltern oder andere wichtige Personen selbst nicht in der Lage sind, auf die emotionalen Bedürfnisse des Kindes einzugehen. Dann kann es im späteren Leben unter Umständen zu Bindungs- und Beziehungsproblemen kommen.
Sowohl für die geistige als auch die seelische und körperliche Entwicklung benötigt das Kind bestimmte Vitamine und Mineralstoffe. Eine gute Ernährung ist also eine der Hauptvoraussetzungen für die gesunde Entwicklung in der Kleinkindphase. Bei Mangelernährung kann es sonst unter Umständen zu Knochenschäden, Nervenproblemen und einer verzögerten Hirnentwicklung kommen. Die Hirnentwicklung geht häufig auch mit emotionalen Problemen einher.
Und umgekehrt kann auch wiederholter emotionaler Stress z.B. durch familiäre Probleme oder zu viel Medienkonsum die seelische und geistige Entwicklung des Kindes beeinflussen und im schlimmsten Falle beeinträchtigen. Um sich auf motorischer Ebene gut entwickeln zu können, muss das Kind die Möglichkeit haben, sich zu bewegen. Hier sind alle Bezugspersonen des Kindes gefragt, dem Kind regelmäßig möglichst vielfältige Bewegungserfahrungen anzubieten und zu ermöglichen.
Quellen
- Gortner, L., Meyer, S., Sitzmann, F.C.: Duale Reihe Pädiatrie. Thieme, Stuttgart 2012
- Koletzko, B.: Basiswissen Pädiatrie. Springer Medizin Verlag, Berlin 2009
- Speer, C.P., Gahr, M. (Hrsg.): Pädiatrie. Springer, Berlin 2013