Scheidenkrebs (Vaginalkarzinom)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Scheidenkrebs oder Vaginalkarzinom wird ein bösartiger Tumor der weiblichen Vagina bezeichnet, der allerdings recht selten auftritt. Unterschieden werden mehrere Arten, wobei das sogenannte Plattenepithelkarzinom mit über 90 Prozent der Fälle der am häufigsten auftretende Tumor ist. In den restlichen zehn Prozent der Fälle sind entweder schwarzer Hautkrebs oder Adenokarzinome Auslöser für den Scheidenkrebs.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Scheidenkrebs?

In den ersten Stadien treten unspezifische Symptome wie ein vermehrter Scheidenausfluss, starke Zwischenblutungen oder ein ungewöhnliches Druckgefühl im Bereich der Scheide auf.
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Die Mediziner bezeichnen den Scheidenkrebs auch als Vaginalkarzinom - betroffen sind von dieser Erkrankung hauptsächlich Frauen im Alter zwischen 60 und 65 Jahren.

Unterschieden wird der primäre und der sekundäre Scheidenkrebs, wobei letztgenannter deutlich häufiger auftritt. In diesem Fall entwickeln sich die Tumore aus anderen benachbarten Organen - sehr häufig geht dem Scheidenkrebs ein Gebärmutterhalskrebs voraus.

Beim primären Scheidenkrebs wiederum entwickelt sich dieser direkt aus den Zellen der Scheide. Scheidenkrebs ist eine recht seltene Erkrankung - nur bei etwa ein bis zwei Prozent aller bösartigen Tumore der weiblichen Geschlechtsorgane handelt es sich um Scheidenkrebs.

Ursachen

Die Ursachen für die Erkrankung Scheidenkrebs sind vielfältig und teilweise auch noch unerforscht - eine der bekannten Hauptursachen aber ist eine Infektion mit den sogenannten humanen Papillom-Viren. Diese sind Auslöser für zahlreiche sexuell übertragbare Erkrankungen.

Als eine weitere Ursache für Scheidenkrebs wird das Diethylstilbestrol, kurz auch DES genannt, angesehen. Dieses wurde Frauen während der Schwangerschaft bis zu seinem Verbot im Jahr 1971 verabreicht, um eine Fehlgeburt zu vermeiden.

Frauen, welche dieses künstliche Östrogen eingenommen haben, erkranken deutlich häufiger am Scheidenkrebs, denn die Wirkung dieses Medikaments ist langwierig. Somit kann der Scheidenkrebs auch noch Jahre oder gar Jahrzehnte nach Einnahme des Hormons ausbrechen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Scheidenkrebs verläuft zu Beginn ohne eindeutige Krankheitszeichen. In den ersten Stadien treten unspezifische Symptome wie ein vermehrter Scheidenausfluss, starke Zwischenblutungen oder ein ungewöhnliches Druckgefühl im Bereich der Scheide auf. Diese Auffälligkeiten können auf ein Vaginalkarzinom hindeuten, oft haben sie jedoch harmlose Ursachen.

Eine fortgeschrittene Erkrankung ruft schließlich zunehmend starke Blutungen und Schmerzen hervor. Diese treten vor allem während des Geschlechtsverkehrs und beim Wasserlassen auf und klingen schnell wieder ab. Größere Karzinome erschweren das Wasserlassen und den Stuhlgang. Betroffene Frauen leiden zudem an starken Nervenschmerzen, die am Rücken oder an den Beinen lokalisiert sein können.

Parallel dazu treten oft auch Gefühlsstörungen oder Lähmungserscheinungen in den Gliedern auf. Eine unbehandelte Krebserkrankung schreitet weiter voran und breitet sich schließlich auf das benachbarte Gewebe und auf die umliegenden Organe aus. Betroffen sind vor allem Gebärmutterhals, Harnblase, äußere Scheide und Enddarm, aber auch Lymphknoten, Leber, Lunge und Knochen.

Sehr große Karzinome können Durchblutungsstörungen, Harnstau und weitere Komplikationen verursachen. Durch eine rechtzeitige Therapie können Folgebeschwerden dieser Art vermieden werden. Nach der Entfernung des Karzinoms klingen normalerweise auch die Beschwerden rasch wieder ab. Äußerlich ist Scheidenkrebs meist nicht zu erkennen.

Diagnose & Verlauf

Scheidenkrebs ist aufgrund einzelner Symptome meist nicht eindeutig erkennbar. Bei einigen Frauen kann der Scheidenkrebs Blutungen nach dem Geschlechtsverkehr oder auch einen Ausfluss auslösen, jedoch sind diese Symptome auch bei zahlreichen anderen Erkrankungen denkbar.

Erst im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung verursacht der Scheidenkrebs Bauschmerzen oder auch Störungen der Harnblase oder des Darms. Erkannt wird der Scheidenkrebs daher meist zufällig im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen beim Frauenarzt. Bei dieser entnimmt der Gynäkologe aus de Schleimhaut der weiblichen Scheide eine Gewebeprobe, den sogenannten Zellabstrich.

Dieser wird im Labor untersucht - bei dieser Untersuchung kann der Scheidenkrebs dann meist eindeutig diagnostiziert werden. Wurde Scheidenkrebs festgestellt, muss nun erkannt werden, wie weit sich dieser bereits ausgebreitet hat und ob er Metastasen in anderen Organen gebildet hat. Häufig sind Gebärmutterhals, Enddarm und Harnblase betroffen; eher seltener strahlen die Metastasen bis in Lunge, Leber oder Knochen.

Komplikationen

Im ungünstigsten Fall streut der Scheibenkrebs in andere Körperregionen. Dann können Tumore in die Nachbarorgane – also Gebärmutterhals, Vulva, Harnblase und Enddarm – einwachsen oder sich über die Lymphwege ausbreiten. Selten siedeln sich die Metastasen in Leber, Lunge und Knochen ab. Eine Ausdehnung auf das Becken kann dazu führen, dass andere Organe von der Blutversorgung abgeschnitten werden.

Sollte die Harnleiter befallen sein, kann der Urin schlecht oder gar nicht mehr abfließen. Urinstau und schwere Nierenschädigungen sind die Folge. Im Allgemeinen haben bösartige Tumoren auch einen körperlichen Abbau zur Folge, der die Lebensqualität reduziert und die psychische Verfassung beeinträchtigt. Bei der chirurgischen Entfernung der Tumoren können benachbarte Organe oder anatomische Strukturen verletzt werden. Dadurch können Blutungen und Nachblutungen auftreten.

Verletzungen der Nerven ziehen unter anderem Funktionseinbußen der Harnblase nach sich. Aufgrund der Keimbesiedlung der Scheide treten relativ häufig auch Entzündungen auf, aus denen sich wiederum entzündliche Verbindungskanäle (Fisteln) zwischen Harnröhre und Harnblase entwickeln können. Auch Funktionseinbußen und allergische Reaktionen sind nicht auszuschließen. Scheidenkrebs neigt zudem dazu, Monate oder Jahre nach Abschluss der Behandlung erneut aufzutreten.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein Vaginalkarzinom muss immer durch einen Arzt behandelt werden. Im schlimmsten Fall kann sich dabei der Krebs in andere Bereiche des Körpers ausbreiten und zu verschiedenen Beschwerden oder Komplikationen führen. Sollte das Vaginalkarzinom nicht behandelt werden, ist eventuell auch die Lebenserwartung des Betroffenen durch die Erkrankung eingeschränkt. Ein Arzt sollte immer dann aufgesucht werden, wenn der Betroffene an starken Zwischenblutungen leidet. Diese treten relativ häufig auf und sind meistens sehr stark.

In einigen Fällen kann es auch zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr kommen, wobei die Schmerzen auch beim Wasserlassen auftreten können. Das Vaginalkarzinom macht sich nicht selten auch durch Gefühlsstörungen bemerkbar, sodass ein Arzt aufzusuchen ist. Häufig treten auch Störungen der Durchblutung oder sogar ein Harnstau auf. Treten diese Beschwerden ein, muss ein Urologe oder ein Frauenarzt aufgesucht werden. Die weitere Behandlung erfolgt meist operativ in einem Krankenhaus. Eine frühe Diagnose wirkt sich positiv auf den weiteren Verlauf der Krankheit aus.

Behandlung & Therapie

Der Behandlungserfolg beim Scheidenkrebs ist in erster Linie davon abhängig, wann die Erkrankung erkannt und wann mit der Behandlung begonnen wird. Je eher die Behandlung beginnt, desto besser stehen natürlich die Chancen auf vollständige Heilung.

In der Regel wird man versuchen, den Tumor operativ zu entfernen. Befindet sich dieser noch im Anfangsstadium, ist dies auch meist ohne größere Probleme möglich und die Scheide kann erhalten werden. Manchmal ist jedoch auch eine vollständige Entfernung der Scheide oder anderer Organe wie Teilen der Blase oder des Darms nötig.

Möglich als Behandlungsmethode beim Scheidenkrebs ist aber auch eine Bestrahlung oder aber eine Kombination aus beiden Behandlungsmethoden. Bei der Bestrahlung unterscheiden die Ärzte zwei Behandlungsmethoden - die Bestrahlung von innen und die Bestrahlung von außen. Die Chemotherapie jedoch wird im Gegensatz zu anderen Krebsarten eher selten eingesetzt.


Vorbeugung

Direkt vorbeugen kann man der Erkrankung Scheidenkrebs kaum. Wichtig ist es jedoch vor allem für Frauen ab dem 50. Lebensjahr, regelmäßig alle notwendigen Vorsorgeuntersuchungen beim Frauenarzt vorzunehmen. Ebenso wichtig wie die Vorsorge- sind aber auch die Nachsorgeuntersuchungen nach der überstandenen Krankheit. In der Anfangszeit werden diese noch alle drei Monate durchgeführt, später genügt dann ein halbjährlicher beziehungsweise jährlicher Rhythmus. Neben einem Zellabstrich wird bei dieser Nachkontrolle auch eine Ultraschalluntersuchung der Scheide durchgeführt.

Nachsorge

Nach der Operation oder Strahlenbehandlung sollte sich die Patientin in den ersten drei Jahren alle drei Monate vom Frauenarzt oder in der Klinik untersuchen lassen, um ein Wiederauftreten des Vaginalkarzinoms (Rezidiv) frühzeitig zu erkennen. In einem ausführlichen Gespräch verschafft sich der Arzt ein Bild über den Allgemeinzustand der Patientin und etwaige Beschwerden, bei der anschließenden gynäkologischen Untersuchung wird die Vaginalschleimhaut mit einem speziellen Mikroskop inspiziert und eine Probe (PAP-Abstrich) entnommen.

Dieser wird im Labor auf Zellveränderungen untersucht, die Hinweis auf ein Rezidiv geben können. Außerdem führt der Arzt einen Scheidenultraschall durch, mit dessen Hilfe er Scheide, Gebärmutter, Eierstöcke und Harnblase beurteilen kann. Stellt der Arzt Veränderungen fest, wird er zum Ausschluss von Metastasen eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) anordnen. Da Rezidive bei Scheidenkrebs relativ häufig vorkommen, ist das Einhalten der engmaschigen Nachsorge-Termine äußerst wichtig.

Auch zwischen den vereinbarten Untersuchungen sollte die Patientin umgehend einen Arzt aufsuchen, wenn sie Blutungen, Ausfluss oder sonstige Veränderungen im Vaginalbereich bemerkt. Zur Nachsorge gehört auch die psychische Unterstützung von Betroffenen nach der Krebsbehandlung. Krebsberatungsstellen, Selbsthilfegruppen und niedergelassene Therapeuten können der Patientin und ihren Angehörigen helfen, die Erkrankung zu verarbeiten und auftretende Probleme zu bewältigen. In manchen Fällen kann ein stationärer Kuraufenthalt sinnvoll sein.

Das können Sie selbst tun

Selbsthilfe, die eine Heilung der Krankheit ermöglicht, ist bei einem Vaginalkarzinom nicht möglich. Vielmehr muss es also darum gehen, zum einen mögliche Symptome von Scheibenkrebs zu kennen. Je früher erkannt wird, dass sich ein Karzinom gebildet hat, umso günstiger die Prognose. Eine regelmäßige Selbstuntersuchung im Alltag leistet deswegen einen aktiven Beitrag zur Prävention.

Auch nach einer erfolgten Behandlung sollten alle Termine der Nachsorge regelmäßig wahrgenommen werden. Nur so lässt sich sicher kontrollieren, dass keine Metastasen entstanden sind. Auch, wenn die Krankheit nicht primär durch Selbsthilfe geheilt werden kann, können betroffene Frauen ihre Lebensqualität durch eigenes Zutun steigern. Neben allgemeinen Maßnahmen wie Techniken zur Entspannung können auch Medikamente und Salben helfen, die körperlichen Schmerzen zu reduzieren.

Viele Frauen leiden nach der Entfernung eines Scheibenkarzinoms an einer trockenen Scheide, die im Alltag jucken und brennen kann. Hier können Feuchtigkeitssalben oft einen sehr großen Effekt erzielen, der die lästigen, aber mitunter sehr quälenden Begleiterscheinungen der Behandlung erträglich werden lässt. Feuchtigkeitscremes für die Scheide gibt es heute rezeptfrei in der Apotheke zu kaufen. Krebspatientinnen sollten aber grundsätzlich alle in der Scheide angewandten Salben und Medikamente mit dem behandelnden Arzt besprechen.

Quellen

  • Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
  • Goerke, K., Steller, J., Valet, A.: Klinikleitfaden Gynäkologie. Urban & Fischer, München 2003
  • Pfeifer, B., Preiß, J., Unger, C. (Hrsg.): Onkologie integrativ. Urban & Fischer, München 2006

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