Schläfe

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Schläfen sind empfindliche anatomische Regionen am seitlichen Bereich des Kopfes. Hier verlaufen wichtige Nervenbahnen und Blutgefäße. Beschwerden und Missempfindungen, insbesondere im Zusammenhang mit Kopfschmerzen und Verspannungen der örtlichen Muskelpartien, treten in der Schläfenregion relativ häufig auf.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Schläfe?

Die „Schläfe“ ist lediglich eine definierte anatomische Region und dient als solche keiner spezifischen Aufgabe.
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Als „Schläfe“ (pl. Schläfen; lat. Tempus/ pl. Tempora) wird der Bereich des Kopfes bezeichnet, der sich leicht grubenförmig beidseitig, oberhalb der Wange, zwischen Auge und Ohr erstreckt. Gemeinhin wird der Ausdruck „Schläfe“ mit dem Umstand in Verbindung gebracht, dass der Kopf eines Schlafenden in Seitenlage auf dieser Körperpartie aufliegt.

Es existieren jedoch auch alternative etymologische Wortdeutungen, die den Ursprung der Bezeichnung „Schläfe“ in Begriffsähnlichkeiten zu früheren Worten slawischer und romanischer Sprachen für „dünn/ dünnhäutig/ dünne Stelle“ sehen. Diese Deutung verweist auf die dünne Schädelknochenschicht im Bereich der Schläfen.

Anatomie & Aufbau

Die Schläfen umfassen nach anatomischer Definition einen größeren Bereich als allgemein angenommen. Die umgangssprachlich oft als „Schläfen“ bezeichneten sichtbaren und fühlbaren Dellen seitlich der Augen machen nur einen Teil der Schläfenregion aus.

Die Schläfengrube wird im unteren Bereich durch das Jochbein (Wangenknochen, lat. Os zygomaticum) begrenzt, im oberen Bereich durch das Stirnbein (lat. Os frontale). Zum Hinterkopf hin erstreckt sich die Schläfenregion oberhalb der Ohren über dem darunter liegenden Keilbein (lat. Os sphenoidale) und dem Schläfenbein (Os temporale). Zwischen den äußerlich tastbaren Schädelknochen liegt die Schläfengrube.

Hier verlaufen Nervenbahnen und große Blutgefäße eingebettet in ein (Fett-) Gewebepolster relativ ungeschützt direkt unter der Haut. Diese Lage macht die Schläfen durch äußere Einwirkungen zu einer leicht und mitunter gefährlich verletzbaren Körperstelle. Auch das Zusammentreffen einiger zentraler Schädelknochenelemente trägt zur Störanfälligkeit der Schläfe bei.

Funktion & Aufgaben

Die „Schläfe“ ist lediglich eine definierte anatomische Region und dient als solche keiner spezifischen Aufgabe. In der Schläfenregion verlaufen jedoch wichtige Blutgefäße und Nerven, die u.a. an der Steuerung und Durchblutung von Augen und Ohrenpartien mitbeteiligt sind.

Bei den Nerven handelt es sich um Verästelungen und Abzweige zentraler Unter- und Oberkiefernerven. Der Ohr-Schläfen-Nerv (lat. Nervus auriculotemporalis) innerviert sowohl die Schläfenhaut, als auch Teile des Gehörtraktes, der Ohrmuschel und des Trommelfells. Der Jochbein-Nerv (lat. Nervus zygomaticus) innerviert ebenfalls Teile der Schläfenhaut, außerdem den Jochbogen und die Augenlider.

Durchblutet wird die Schläfenregion durch zwei wichtige Blutgefäße. Bei der Arterie, die die oberflächlichen Schläfengebiete und weitere Bereiche des oberen Kopfes mit Blut versorgt, handelt es sich um eine Abzweigung der Halsschlagader, die sog. oberflächliche Schläfenarterie (lat. Arteria temporalis superficialis).

Dieses Blutgefäß macht den Puls im Schläfenbereich fühlbar. Die tiefe Schläfenarterie (lat. Arteria temporalis profunda) durchblutet hingegen tieferliegende Strukturen der Schläfen. Hierzu zählt u.a. der „Schläfenmuskel“ (lat. Musculus temporalis), der als Bestandteil der oberen Kaumuskulatur einen wichtigen Beitrag zum Kauvorgang leistet.


Krankheiten & Beschwerden

Im sensiblen Bereich der Schläfen kommt es häufig zu Beschwerden und Missempfindungen. Naheliegende Ursachen sind zunächst äußere Einwirkungen wie Druck und Stöße auf die Schläfenregion, die leicht zu Prellungen und teils gefährlichen Verletzungen des ungeschützten Gewebes führen können. Gewebeschwellungen behindern den Blutfluss oder üben Druck auf die Schläfennerven aus, wodurch es zu Schmerzen kommen kann.

Oft sind auch Kopfschmerzen – insbesondere Migräne-, Cluster- und Spannungskopfschmerzen – in der Schläfenregion lokalisiert, bzw. können dorthin ausstrahlen. Ursachen und Auslöser (Trigger) dieser Kopfschmerz-Typen sind noch nicht genau geklärt und können individuell variieren. Die damit einhergehenden Schläfen-Schmerzen werden in Art und Intensität höchst unterschiedlich empfunden.

Die Beschwerden reichen von leichtem Druckschmerz bis hin zu aggressiven, starken Schmerzen (meist im Zusammenhang mit Clusterkopfschmerzen). Sie können einseitig oder beidseitig auftreten, als pulsierend, dumpf oder stechend wahrgenommen werden.

Häufig strahlen Schmerzen im Schläfenbereich in angrenzende Körperpartien (Augen, Ohren, Kiefer, Hinterkopf) aus, oder basieren ihrerseits auf ausstrahlenden Schmerzen aus diesen Bereichen. So können sich auch Schmerzen durch überanstrengte Augen- oder Kiefermuskulatur als Schläfenschmerzen äußern. Beim sog. „Costen-Syndrom“ liegt beispielsweise eine fehlerhafte Haltung des Kiefergelenkes vor. Diese resultiert wiederum häufig aus nicht oder schlecht korrigierten Bissanomalien, nächtlichem Zähneknirschen oder entzündlichen Gelenkerkrankungen.

Muskuläre Verspannungen durch Fehlhaltungen oder psychische Anspannungszustände können auch zu Knötchenbildung in Fasern des Schläfenmuskels führen, die als schmerzhafte Empfindungen auslösen können. Leichte, kreisende Druckmassagen und Akupunkturbehandlungen können bei diesen Beschwerden Abhilfe schaffen.

Insbesondere bei älteren Menschen können sich schließlich auch rheumatischen Entzündungen der Schläfenarterien hinter Beschwerden im Schläfenbereich verbergen. Diese gehen dann häufig mit weiteren Symptomen wie Sehstörungen und Taubheitsgefühl einher und bedürfen einer umgehenden operativen Behandlung, um nachhaltige Sehstörungen oder Schlaganfälle zu vermeiden.

Quellen

  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013
  • Tortora, G.J., Derrickson, B.H.: Anatomie und Physiologie. Wiley-Blackwell, Oxford 2006
  • Zilles, K. et al.: Anatomie. Springer Medizin Verlag Heidelberg 2010

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