Schrittfrequenz

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Schrittfrequenz ist ein wichtiger Parameter für optimales Laufen. Veränderungen können die Leistung und die Ökonomie beeinflussen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Schrittfrequenz?

Die Schrittfrequenz ist das Maß für die Anzahl der Schritte pro Zeiteinheit beim Gehen oder Laufen.

Die Schrittfrequenz ist das Maß für die Anzahl der Schritte pro Zeiteinheit beim Gehen oder Laufen. Üblicherweise wird sie in Minuten angezeigt. Sie ist von individuellen Voraussetzungen und Gewohnheiten abhängig, aber auch dem Lauf- oder Gehtempo. Zusammen mit der Schrittlänge bestimmt die Frequenz die Strecke, die in einer bestimmten Zeit zurückgelegt wird. Dementsprechend kann diese Größe entweder durch eine Variation eines oder beider Parameter verändert werden.

Größere Schritte bei gleicher Frequenz erhöhen die Distanz pro Zeit, kleinere verringern sie entsprechend. Eine höhere Schrittfrequenz bei gleicher Schrittlänge führt ebenfalls zu einer Verlängerung der Lauf- oder Gehstrecke, eine kleinere zu einer Reduzierung.

Die Weite eines Schrittes ist neben der Gehgewohnheit auch von der Beinlänge abhängig, weshalb sie bei größeren Menschen meist ausgedehnter ist. Leichte Varianten der Hebelverhältnisse, damit ist die Konstellation zwischen Oberkörper- und Beinlänge gemeint, können diese Aussage modifizieren. Menschen mit verhältnismäßig langen Beinen machen eher größere Schritte. Die Unterschiede sind allerdings gering.

Funktion & Aufgabe

Schrittfrequenz, Gehtempo und Gehstrecke sind Parameter, die in Assessmentverfahren zur Anwendung kommen, die das Ziel haben, die Mobilität von Menschen zu messen, die Beeinträchtigungen haben. Sie werden zum Beispiel zu Beginn einer Therapie eingesetzt, um einen Ausgangswert zu bekommen, den man mit Messungen vergleichen kann, die nach einer gewissen Behandlungsdauer erneut durchgeführt werden. Daraus können Erkenntnisse gewonnen werden, ob die Therapie erfolgreich ist oder nicht.

Auch die Entscheidung ob und wie sie fortgesetzt werden soll, kann von den Ergebnissen abhängen. Für das Messkriterium Schrittfrequenz würde zu diesem Zweck eine Strecke festgelegt werden, die der Proband mit seiner maximalen Gehfrequenz bewältigen soll. Im Retest wird dann geschaut, ob die gleiche Strecke mit einer höheren Frequenz möglich ist.

Die Schrittfrequenz ist ein wichtiges Kriterium, wenn es um optimiertes Laufen im Ausdauerbereich geht, in gewisser Weise gilt das auch für sportliches Nordic Walking. Viele Freizeitsportler haben falsche Vorstellungen davon, wie sie ihre Laufleistung optimal verbessern können. Sie vergrößern die Schrittlänge, da sie denken, dass sie bei gleichbleibender Frequenz dadurch die Laufstrecke pro Zeiteinheit vergrößern können. Dies ist jedoch ein Trugschluss, der 2 Hauptgründe hat. Größere Schritte erfordern mehr Kraft für den Abdruck und den Vorwärtstrieb, die gerade bei wenig trainierten Menschen zu Anfang noch nicht da ist. Dadurch wird der Körperschwerpunkt nicht richtig mit beschleunigt und bleibt weit hinten. Die Vorwärtsbewegung wird verlangsamt und erfordert mehr Kraftaufwand.

Dieser Umstand wird dadurch verstärkt, dass der Körperschwerpunkt weit hinter dem Aufsetzpunkt des Fußes zurückbleibt. Die Bewegung wird stark abgebremst und es ist mehr Kraft und Energie notwendig, um den Vorwärtstrieb zu gewährleisten.

Ökonomischeres und schnelleres Laufen ist leichter und effektiver zu erreichen, durch eine angepasste Erhöhung der Schrittfrequenz. Verbunden mit der richtigen Kontaktart beim Aufsetzen und einer leichten Vorneigung des Oberkörpers, ergeben sich enorme Vorteile für die Ökonomie und die Beanspruchung der Strukturen des Bewegungsapparates. Die Bewegung ist insgesamt runder mit geringen vertikalen Bewegungsanteilen und die Kontaktzeit des Fußes ist kürzer. Dadurch werden geringere Stöße erzeugt und Bänder, Menisken, Knochen und Gelenke weniger belastet. Die Energiemenge, die für die Bewegung bereitgestellt werden muss, ist wesentlich kleiner.

Es gibt Frequenzwerte, die Sportler als Orientierung nutzen können. Für den Freizeitsport ist eine Schrittfrequenz von 160 – 170 Schritten pro Minute optimal, Spitzensportler laufen mit ungefähr 180.


Krankheiten & Beschwerden

Die Schrittfrequenz und die Schrittlänge sind gekoppelt an intakte funktionelle Fähigkeiten. Diese sind einerseits vom Trainingszustand abhängig, andererseits aber auch davon, ob es Beeinträchtigungen gibt, die die Ausführung be- oder verhindern. Im Alter lässt die Leistungsfähigkeit zunehmend nach, was sich auch auf die Schrittfrequenz, die Gehgeschwindigkeit und das Tempo auswirkt. Allerdings gibt es individuelle Unterschiede, die von den individuellen Fertigkeiten und vom Trainingszustand abhängen.

Eine allgemeine Schwäche der Muskulatur, wie sie bei oder nach schweren Erkrankungen mit Immobilitätsphasen auftritt, lässt nur langsame Schritte mit einer niedrigen Länge zu. Die Normalwerte müssen allmählich mit therapeutischer Unterstützung wieder erreicht werden.

Erkrankungen, die sich grundsätzlich auf die Fortbewegung auswirken, sind alle Verletzungen, die die beteiligten Muskeln, Sehnen, Bänder und Gelenke oder andere Strukturen des Bewegungssystems betreffen, insbesondere wenn sie mit Schmerzen einhergehen. Zerrungen, Muskelrisse, Meniskusverletzungen oder Arthrosen beeinträchtigen die Schrittlänge und die Schrittfrequenz gleichermaßen. Laufen ist unter solchen Voraussetzungen in der Regel nicht möglich.

Eine Folge von Erkrankungen oder vorübergehender Immobilität können Bewegungseinschränkungen der Hüft- oder Kniegelenke sein. Die reduzierte Bewegungsamplitude lässt die normale Schrittlänge dann nicht mehr zu. Eine Folge kann die Verkleinerung der Gehstrecke pro Zeiteinheit sein, wenn die Frequenz nicht erhöht werden kann.

Auch für Sportler, die eine optimale Laufleistung erreichen wollen, ist eine ausreichende Beweglichkeit die Grundvoraussetzung, um die physiologischen Potentiale komplett ausreizen zu können. Regelmäßige dynamische Dehnungen sollten deshalb Bestandteil des Trainingsplans sein.

Neurologische Erkrankungen können massive Beeinträchtigungen der Schrittfrequenz verursachen. Menschen, die unter Parkinson leiden sind häufig an ihrem kleinschrittigen Gang zu erkennen. Sie gehen also mit einer relativ hohen Frequenz, aber einer geringen Schrittlänge, so dass der Weggewinn sehr klein ist. Sie zeigen bisweilen auch Phasen, in denen der Bewegungsvorgang regelrecht einschläft. Die kurzen Schritte werden immer langsamer, bis das Gehen komplett eingestellt wird.

Alle Arten von Lähmungen der Beine wirken sich negativ auf die Schrittlänge und die Geschwindigkeit aus, mit der die Bewegungen erfolgen können. Häufig entstehen Gangbilder, die durch Unsicherheit und unkoordinierte Abläufe gekennzeichnet sind. Hohe Schrittfrequenzen sind nicht mehr möglich. Das Gehtempo und die Gehstrecke sind eingeschränkt.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Netter, F.H. et. al.: NETTERs Allgemeinmedizin. Thieme, Stuttgart 2006

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